Irgendwann die letzten Tage
Also, man kann dem Spiel vorwerfen, dass das Batmobil auf eine Art die Immersion killt. Man kann das auf einer erzählerischen Ebene begründen. Man kann dem Spiel dafür 67 % Protestwertung verpassen.
Nur ignoriert man damit, dass das Ding plain f***ing fun ist.
Und so verhält sich das auch mit so ziemlich allen anderen Aspekten des Spiels. Wo Arkham City am ehesten die Versoftung eines Tim-Burton-Films ist, haben wir hier einen waschechten Christopher-Nolan, ganz im Stil von The Dark Knight Rises.
Neuer Anzug, neuer Gegenspieler und ein Sportpanzer, der nicht nur so viel Laune macht, dass ich dafür meine LIeblingsbeschäftigung in den beiden Vorgängern - durch die Gegend fliegen - gern mal hinten angestellt hab. Nein, der Panzer ist auch wirklich gut ins Spiel integriert.
Die Kämpfe sind variantenreicher, denn mittlerweile kann man sich nicht mehr mit Schlag, Konter und Umhangbetäubung durchs Spiel cheesen, sondern wird durch kluge Designanpassungen zum Einsatz der Ausrüstung gezwungen, zumal jetzt auch das Schnell-Explosivgel nützlich ist.
Das Sammeln der Riddler-Trophäen ist nun tatsächlich motivierend, denn
1. ist die Menge mit rund 250 grad mal halb so hoch wie in Arkham City, wo es - seien wir ehrlich - einfach zu viele waren.
2. werden die Trophäen sukzessiv im Spiel freigeschaltet, so dass man sie in mehreren kleinen Aktionen sammeln kann, ohne, dass es in Arbeit ausartet. Denn in AC war es ja so, dass man entweder nach Erhalt neuer Gadgets alle grünen Fragezeichen auf der Karte abgeklappert hat, oder - wahrscheinlicher - am Spielende vor der Aufgabe stand, 400 von den Dingern auf einmal zu sammeln. Außerdem tauchen neue Rätsel analog mit dem Ausrüstungsfortschritt auf, was zu Punkt 3 führt.
3. Der Metroidvania-Lite-Teil des Gameplays so gut wie komplett verschwunden, Freeze-Schuss und Stromladung sind von Anfang an erhältlich, wenn man weiß wo, Unterbrecher und Hackingtool kriegt man relativ schnell.
Und wie erwähnt: Der Bat-Panzer ist astrein ins Gameplay integriert. Man kann fließend vom Fahrzeug in den Flugmodus und zurück wechseln, er bietet Unterstützung bei Kämpfen, ist mit dem Remote-Zugriff Teil von (Riddler-)Rätseln und hat einen sehr unterhaltsamen Teil des Spiels bekommen, nämlich die taktisch angehauchten Gefechte und "Stealth"-Sequenzen gegen Panzerdrohnen.
Hinzu kommen kleine, aber clevere Ergänzungen und Streichungen im Gameplay, wie das Herabstürzen an Kanten, die Visualisierung der Schleichwege in den Jäger-Sequenzen (welche nun auch fließend ins Gameplay integriert sind) und der schnelle Seilwerfer.
Erzählerisch hat man ebenfalls Fortschritte gemacht, denn hier wird eine richtig gute und, gemessen an den Möglichkeiten und Beschränkungen des Mediums, gut geschriebene Geschichte gespielt. Es gibt Tränen, Tode, Wiederauferstehungen, mindestens einen coolen Twist, und natürlich jede Menge Finsternis. Nein, Herr Schmädig, Batmans innerer Kampf mit seiner schwarzen Seite und/bzw. dem Joker ist nicht ausgetreten, sondern substantieller Bestandteil des Trilogie-Plots, wird mit tollen visuellen und erzählerischen Mitteln dargestellt und zu einem echt guten Abschluss gebracht.
Zugegeben, nach dem finalen Kampf gegen den Arkham Knight geht dem Plot deutlich die Puste aus, bevor es zum Showdown kommt. Aber man ziehe den chronologischen Vorgänger zum Vergleich heran. Clayface? Wer zum Geier ist Clayface?
Kurzum: Arkham Knight ist für mich das mit Abstand beste Rocksteady-Spiel. Wenn man Haupt- und Nebenmissionen wie vom Spiel vorgesehen angeht, entsteht ein sehr angenehmener Spielfluss, der mich über sicherlich 40+ Stunden sehr selten gelangweilt oder in den Standbymodus schalten lassen hat.
Und die 20 % Prozent, die das Spiel am verdienten Gold-Award vorbeigewertet wurde, kann man sicherlich abziehen. Aber auch wenn man davon absieht, dass das Batmobil halt einfach Spaß macht, gehört der 4p-Test nicht zu den Sternstunden des Magazins.