Los geht es mal wieder in einem Hub-Raum, von dem aus man die jeweiligen Level frei nach Wunsch betreten kann. Ähnlich wie bei
Liquidator 2 also. Wird es im Level eng, kann man sich hierher zurück teleportieren. Und danach weiter machen - denn die KI wird beim neu betreten des Levels wieder auf freundlich gesinnt zurück gesetzt. Fancy und nochmal eine Runde unsäglicher als bei
Prey.
Darf ich vorstellen: Daisy. Der virtuelle blonde Besenstiel ist unsere komplett nutzlose "Beraterin" und einer der dutzenden einzigartigen Charaktere.
Haben wir uns für eine der "Welten" von Utopia entschieden, geht es durch den Teleporter flugs dorthin. Hier sehen wir die Eingangslobby des "Casinos". Die grüne Diskette oben rechts zeigt an, dass bisher alles friedlich ist. Erst wenn wir vor Zeugen zu ballern beginnen, färbt sie sich rot - woraufhin uns das Programm solange mit immer neuen Klon-Gegner-Wellen bewirft, bis wir sterben. Oder unsere Munition alle ist, die im Spielverlauf ständig abnimmt und nicht nachgefüllt werden kann. Woraufhin wir sterben.
Also lassen wir das mit dem Schießen vorerst und laufen statt dessen friedlich durch die liebevoll gestaltete Levelarchitektur, angefüllt mit dutzenden einzigartigen Charakteren.
Doch alles Schöne hat einmal ein Ende. Irgendwann stolpern wir über eines der Artefakte. Jedes Level enthält eins von ihnen, und wir benötigen alle sechs, um die Stadt-Stage betreten zu können, von der aus wir den Zugang zum "Mastermind" finden müssen. Sobald wir uns eines der Artefakte greifen, das gleichzeitig ein Power Up ist, herrscht Roter Alarm auf der Enterprise und es gilt, schnellstmöglich das Weite zu suchen. Praktisch, dass gleich das erste Artefakt hier der portable Transporter ist, der uns auf die zentrale Hub zurück befördert. Grabsch und weg.
Womit wir beim "Rollenspiel"-Aspekt von
Utopia City wären. PSA hat sich ein auf dem Papier ganz pfiffiges Energiemanagement-System ausgedacht, das Ihr hier sehen könnt. Drei Skalen: Artefakte, Waffen, Gesundheit. Zwischen denen kann ich nun herumschieben. Schilde auf Hundert, um durchs Level zu rennen? Mehr Energie auf die Shotgun? Oder doch lieber die Zeitlupenfunktion, sobald ich das entsprechende Artefakt gemopst habe?
Klingt gut, nicht? Tja. Hätte, wenn und aber. Ja, man kann hier tatsächlich ein bisschen taktieren. Aber wozu das Ganze, wenn das alles in Leveln abläuft, in denen es so aussieht, wie auf den folgenden Screenshots und in denen nichts irgendwie interessantes passiert?
Und ich will damit gar nicht sagen, dass ich das ganze optisch für völlig missglückt halte. Das hier ist schließlich die gleiche Engine wie bei
Liquidator 2, das ich ja ziemlich mochte. Und immerhin gibt es nur sehr wenige Spiegel, in denen ich meinen Avatar sehen kann. Eto charoscho!
Miami Vice! Bloß in Nowosibirsk.
Aber, aber, aber was ist denn nun mit Schießen? Also, das ist in
Utopia City so: wegen der unendlich spawnenden Wach-KI und der stetig geringer werdenden Munition ist es ratsam, sich eine dunkle Ecke oder ein abgelegenes Büro zu suchen. Und dort lauert man dann solange, bis eine einzelne KI vorbeikommt. Und wenn kein anderer hinguckt, schießt man ihr in den Rücken und sammelt fix die zurückbleibende Datendisk ein. Wenn alles glatt läuft, hat keiner was gesehen. Gelingt einem das Ganze 50 mal, gibt es eine neue, futuristische Waffe. Neue Helden braucht das Land!
Wenn man sehr tapfer ist oder eben mit seinem Leben sonst nix anzufangen weiß - dann öffnen sich irgendwann wirklich die Tore zu
Utopia City! Wir erinnern uns: ein Ort, der so faszinierend und schön ist, dass die Menschen ihn der wirklichen Welt vorziehen. Im Folgenden nun kommentarlos ein paar Screenshots dieses virtuellen Paradieses, die einmal mehr belegen, wieso osteuropäischer Städtebau so ein sperriges Image besitzt.
Und wenn Ihr gefühlt ein halbes Leben lang in dieser virtuellen Einöde herumgestapft seid, in der Eure einzige Gesellschaft aus ein paar aggressiven, unzerstörbaren Wachbots mit wärmesuchenden Raketenwerfern statt Händen besteht - dann stolpert Ihr womöglich zufällig über diese Tür hier. Und drückt drinnen den Knopf, woraufhin sich endlich der Teleporter an der Spitze des Riesenrades öffnet und den Weg freigibt zur Militärbasis. Und wenn Ihr die unter Einsatz all Eurer Artefakte durchschlichen habt - dann gelangt Ihr vielleicht in den finalen KI-Raum.
Aber das wird keinem von Euch gelingen. Und wer weiß - vielleicht halluziniere ich das Ganze auch bloß und in Wirklichkeit gibt es aus
Utopia City gar kein Entkommen. Niemals, nevermore. We´re doomed.