organika hat geschrieben: ↑02.11.2017 22:05
Hey, kann mir jemand sagen ob ich für den 2ten Teil den ersten gespielt haben muss? Also wegen der Story und so?...Hab mir ja schon einige Videos dazu angesehen und ich bin einfach unsicher was das Spiel betrifft. Beim zusehen bin ich eigentlich nicht so fasziniert, aber die Xenoblade Spiele fahren ja immer Top-Wertungen ein und irgendwie würde ich gerne rausfinden warum. Ist es schwierig als JRPG Noob da rein zu kommen. Mein letztes Jrpg war Final Fantasy 9 & 10 welche ja ein gänzlich anderes Kampfsystem hatten. Aber die Story mochte ich bei beiden.
Also zur ersten Frage nein, musst du nicht. Storyseitig gibt es wohl ein paar Parallelen (ein Schwert spielt offensichtlich ne besondere Rolle, alles findet auf riesigen Kreaturen statt, etc.), aber es gibt keine Anzeichen, dass das überhaupt in der gleichen Welt spielt. Xeno X hatte z.B. auch nichts mit Teil 1 zu tun. Von daher Entwarnung, man kann auch bei Teil 2 einsteigen. Ich würde auch generell nicht sagen, dass es als "JRPG-Noob" schwierig ist da reinzukommen. Zumal es auch kein *klassisches* JRPG ist. Es ist eigentlich sogar ziemlich modern. Xenoblade 1 ist angenehm komplex. Xenoblade X war an manchen Stellen schon einen Tick zu komplex. Xenoblade 2 schlägt aber wieder viel mehr in Richtung Teil 1 aus. Am besten springt man da einfach rein, für Fragen gibt's ja Boards wie dieses.
Du musst dir bei dem Spiel einfach nur über die Stärken und Schwächen bewusst sein. _Die_ große Stärke der Xenoblade-Reihe ist definitiv die Welt. Teil 1 war für Wii-Verhältnisse (und eigentlich für Konsolenspielverhältnisse insgesamt) einfach gigantisch groß. Und trotzdem nicht langweilig oder überall ähnlich und gleich. Die Spiele hatten überall teils riesige Landmarken verteilt. Selbst wenn man in Xenoblade X irgendwo auf der 400 Quadratkilometer großen Karte ohne Minimap ausgesetzt worden wäre, man hätte aufgrund der einprägsamen Landschaft immer wieder nach Hause gefunden. Heute ist das vielleicht nicht mehr ganz so beeindruckend wie damals, aber damals hab ich das kaum fassen können.
Der zweite wichtige Punkt ist die Komplexität der verschiedenen ineinandergreifenden Systeme. Hier weiß ich noch nicht genau was in Xeno 2 da auf uns zukommt, aber der Wii-Teil hatte bereits Dinge wie Crafting, viel Zeug zum Sammeln, trainierbare Skills und ein komplexes Beziehungssystem der Figuren untereinander. X hat das noch deutlich erweitert, und durch die hinzugekommenen Skells (die fetten Mechs die man da kaufen konnte) wurde diese Komplexität noch deutlich erhöht. Allerdings hat einen X überhaupt nicht an die Hand genommen - vieles musste man da selbst in Eigenrecherche herausfinden. Was ich persönlich sogar manchmal ganz gut fand. Das hat einen zumindest gezwungen, sich wirklich damit auseinanderzusetzen. Aber das ist halt nichts für jeden... Teil 1 war da leichter zugänglich, und für mich sieht es bisher so aus, als wäre X2 auch wieder etwas besser zu durchschauen.
Punkt drei ist der Story-Fokus. Teil eins hatte eine Story. Man hatte mehr oder weniger eine Hauptquest die einen über die komplette Karte geführt hat und nebenbei hat man eben Nebenquests gemacht, oder auch nicht. Die Hauptquest war durch viele vollvertonte Zwischensequenzen unterfüttert, und war recht gut, wenn auch JRPG-typisch etwas abgehoben (aber wenn du FF kennst, dann ist das nix neues für dich). X hatte das auch, aber durch die viel offenere Welt war die Struktur etwas anders. Da gab es zwölf Hauptquests und man hatte für die Annahme der nächsten immer irgendwelche Bedingungen zu erfüllen. Da die Basis immer eine Stadt an einer Stelle der Karte war, war das Abklappern der Landschaft wesentlich weniger linear. Die Story insgesamt war auch etwas dünner. Man hatte auch nicht wie im ersten Teil konstant das Gefühl, in eine Welt mit umfangreicher Vergangenheit geworfen worden zu sein - man war ja schließlich auf einem unerschlossenen Planeten als Pionier unterwegs. Noch dazu kam, dass der Protagonist per Charaktereditor zusammengestellt wurde und nicht sprach (man konnte allerdings per Textbox Antworten geben). Teil 2 jetzt folgt wieder dem Schema aus Teil 1. Protagonist ist vorgegeben, spricht und das Ganze ist offensichtlich wieder viel storygetriebener.
Punkt 4 ist der Soundtrack.
Der war in Teil 1 einfach göttlich. Wirklich unfassbar gut und das war auch das erste Mal, dass ich mir einen Soundtrack aus Japan importiert hab. Auf 4 CDs. In X war der (meiner Ansicht nach)
auch sehr gut mit ein paar etwas fragwürdigen Stellen (das Spiel hatte einen Realitätsbezug im Gegensatz zu Teil 1, man spielte mehr oder weniger in einer amerikanischen Kolonie - samt Rapper im Town-Theme...). Das Ganze passte aber durchaus zum Thema. Teil 2 jetzt hat wieder die alten Komponisten an Bord und
was man bisher davon gehört hat klingt auch wieder so. Orchester, Gitarre, E-Gitarre, Bässe, Schlagzeug, aber nicht mehr so viel Gesang und Elektronik wie in X.
Schwächen hat das Spiel sicher auch. Ich persönlich liebe die Reihe, deswegen bin ich da eigentlich kein guter Ratgeber was die Schwächen angeht, aber vielen sind ein paar Dinge sauer aufgestoßen, und da wäre zum einen das Kampfssystem. Es ist nicht strikt rundenbasiert, aber auch kein Action-RPG. Normale Attacken laufen automatisch, man wählt eigentlich immer nur die Spezialattacken, die dann einen Cooldown haben, d.h. man kann sich nicht immer wieder verwenden, sondern sie müssen sich aufladen. Welche Effekte sowas dann hat hängt teilweise von der Positionierung zum Gegner ab oder auch davon, was die CPU-gesteuerten Mitglieder der Party so machen. Das kann recht komplex werden. Der beste Vergleich ist eigentlich ein MMO-System, falls du sowas mal gespielt haben solltest. Oder FFXII. Es ist halt nicht schnell, kann aber dafür recht taktisch werden, *wenn* man es richtig anstellt. Wenn nicht, dann kloppt man einfach alles raus was man hat, das funktioniert aber auch nur dann gut, wenn man ein paar Levels mehr drauf hat.
Der nächste oft kritisierte Punkt waren die Nebenquests, die oft (aber nicht immer!) aus Dingen wie Fetch- und Killquests bestanden. Die Qualität von Witcher III erreicht man hier sicher nicht. Das kann sich bei X2 natürlich wieder etwas geändert haben. in Xeno X gab es bereits einige sehr gute Nebenquests. Und ein Board in der Stadt für den ganzen Standardkram.
Was mir selbst noch aufgefallen ist, das sind ein paar kleinere Balancing-Probleme in X. Oder vielleicht war ich auch nur zu doof. Aber durch die eben angesprochene Komplexität hatte ich an ein paar Stellen echte Schwierigkeiten und bin an anderen locker durchgerauscht. Xeno 2 sieht mir da aber weniger einschüchternd aus und in Teil 1 gab es die Probleme für mich auch nicht.
Und zu guter Letzt wird an vielen Stellen momentan das Charakterdesign kritisiert, insbesondere von Homura/Pyra (die rote...). Die Gute hat halt etwas wenig an. Wenn einen das stört, dann ist das ein Manko, mir isses Wurscht, Ist halt Anime-Stil.
Also wenn dich die Reihe interessiert, gib ihr ne Chance. Im schlimmsten Fall verkaufst du das Spiel irgendwann wieder, im besten hast du locker 200h Beschäftigung bei wirklich hoher Spieltiefe.
viewtopic.php?t=38131 
