meccs hat geschrieben:Oligarchen und Lobbyisten.
In diesem speziellen Fall kann von Lobbyismus mMn ausnahmsweise mal keine Rede sein.
Wäre der Einfluss der Spielelobby größer, wäre das Thema längst vom Tisch.
Wobei es der "Deutsche Computerspielpreis" als Lobbyevent immerhin in das Regierungsprogramm der CDU 2013 geschafft hat. Überhaupt ist man auch in diesen Kreisen mittlerweile deutlich gemäßigter unterwegs, was die Wortwahl angeht. Ich zitiere mal aus besagtem Programm (tapfer sein!):
"Computerspiele sind Bestandteil des kulturellen Lebens
Computerspiele prägen den Alltag vieler, insbesondere jüngerer Menschen in unserem Land. Sie sind ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens geworden. Wir erkennen die Vielfalt hochwertiger Angebote, insbesondere pädagogisch wertvoller Computerspiele, sowie die große kreative Leistung und hohe technische Kompetenz der Spieleentwickler an. Dies wollen wir weiter fördern, beispielsweise mit dem Deutschen Computerspielpreis. Wir setzen uns für einen wirksamen Jugendmedienschutz ein, um Kinder und Jugendliche auch im Bereich der Computerspiele vor gefährdenden Inhalten zu schützen." S.67
Selbstverständlich ist das stumpfsinniges Parteiprogramm-Bla-Blub. Aber immerhin, von der aggressiven Killerspiel-Kampfrhetorik der Mitt-2000er ist man auch dort sehr deutlich abgerückt. Es darf daran erinnert werden, dass zu jener Zeit der Gefährdungsaspekt NIEMALS ganz am Ende genannt worden wäre und man sich programmatisch teils für ein radikales Verbot (keine nachträgliche Beschlagnahmung, sondern ein echtes Vertriebs- und Produktionsverbot) von Killerspielen stark gemacht hat. Auch Figuren wie ein Günther Beckstein, der diese Debatte permanent polemisierte, offen von einer durch Computerspiele ausgelösten "Blutspur" von Erfurt bis Emsdetten sprach und selbst nicht davor scheute, Killerspiele mit Kinderpornographie gleichzusetzen, fehlen heute auf konservativer Bühne oder können sich medial nicht mehr durchsetzen. Das alarmistische Geplärre und Gekeife wird auf dem diskursiven Schlachtfeld deutlich leiser.
Also, ich will das nicht schönreden, aber man muss zur Kenntnis nehmen, dass sich auch in diesen tiefschwarzen politischen Gefilden einiges tut, was die Haltung gegenüber dem "fremdartigen" (uiuiui Tiffy!) Medium Videospiel angeht. Standesgemäß - wie sich das gehört - langsam, zäh, verhalten, und immer mit dem ängstlichen Schutzreflex im Anschlag, aber die Rhetorik ist eine andere.