Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

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Doc Angelo
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Re: Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

Beitrag von Doc Angelo »

ChrisJumper hat geschrieben: 30.07.2019 21:00
Doc Angelo hat geschrieben: 30.07.2019 16:50 Welchen Beruf man ausübt hat so ziemlich gar nichts damit zu tun, ob man von der Ausübung Depressionen/Burnout bekommt oder nicht.
Doch sehr wohl. Weil der Beruf das ist was man sich ausgesucht hat, und sehr oft, sein Leben lang, täglich machen möchte. Man kann zwischendurch wechseln und das wird auch immer öfter nötig. Aber es ist ein entscheidender Faktor.
Es ist wirklich kein entscheidender Faktor. Wie soll das denn funktionieren? "Extremer Stress auf der Baustelle: Depression. Dann extremer Stress im Ingenieurbüro: Keine Depression." So funktioniert das nicht. Es ist wirklich unerheblich in welcher Branche Du bist, und es irrelevant ob Du für deine Tätigkeit bezahlt wirst und all das. Wie ich schon gesagt habe: Selbst Arbeitslose bekommen Burnout. Das war kein Witz, das ist wirklich so.

Glaub mir. Ich hab die Sache jetzt 10 Jahre lang und hab mit vielen Fachleuten drüber gesprochen und sehr viel drüber gelesen. Welchen Job Du hast, das hat mit dem Entwicklen einer Depression echt so gut wie nix zu tun. Stress gibts überall, der kann von innen und/oder von außen kommen. Dazu gibts noch genetische Prädisposition.

Ich kann nicht einfach einen "dümmeren" Job machen und werd dann wieder gesund.
ChrisJumper hat geschrieben: 30.07.2019 21:00
Wie würdest Du Burnout vermeiden? An welchen Zeichen würdest Du für dich selbst festmachen können, ob Du gerade in Richtung Burnout gehst oder nicht?
[...]
Deine Ausführungen klingen angenehm romantisch und positiv. Aber wenn das so einfach wäre - genug Pausen und nicht zu viel machen - dann würde es seit vielen Jahren kaum noch Depression/Burnout geben. Ganz offensichtlich gibt es immer noch viele Menschen, die die Umstände in ihrem Leben und sich selbst falsch einschätzen. So viele, das Depression weiterhin ein schlimmer werdendes Problem in der Gesellschaft ist.

Das man Pause machen muss, das wissen alle. Aber wie das genau geht, das steht auf einem anderen Blatt. Wie gesagt: Wenn das so einfach wäre, dann hätte kaum einer Depression/Burnout. Wir reden hier über eine Sache, die die Menschheit noch nicht zu 100% versteht, genau wie wir unser Gehirn nicht zu 100% verstehen.

Was meinst Du wohl wie viele Menschen es gibt, die dachten, das es ihnen nicht passieren kann, weil sie doch alles "richtig" machen. Für dich wäre es zum Beispiel "richtig", den Beruf zu wechseln um einer beginnenden Depression zu entkommen. Ich kann dir hiermit versichern, das es am Beruf alleine nicht liegt - und Du damit gefährdet wärst, immer weiter rein zu rutschen bist Du fest stellen musst, das es an was ganz anderem lag.

Was genau es für dich wäre, dann kann man nicht sagen. Meistens ist es eine Kombination von persönlichen Eigenschaften und Lebensumständen, auf die man mit seinem Charakter reagiert. Das es nicht allein der Beruf ist, das unterschreib ich dir mit allen Vertragsbedingungen die einem einfallen könnten.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
Heruwath
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Re: Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

Beitrag von Heruwath »

Bachstail hat geschrieben: 30.07.2019 13:09 Ich kann das zwar nicht belegen, dennoch behaupte ich aber, dass das tatsächlich Ausnahmen sind, man hört so unfassbar viel über Crunch in Zusammenhang mit Videospielen, dass es schlicht den Anschein erweckt, dass das dort die Norm ist, gerade bei großen Studios dank der Dead Lines und des mehr als fehlerhaften Projektmanagements.
Ich kann das komplett verstehen, schließlich entsteht bei mir der gegensätzliche Eindruck, der auf meiner Erfahrung und dem was ich gehört habe basiert. Ich denke wir sollte beide etwas vorsichtiger sein, denn solche Eindrücke sind sehr oft trügerisch.

Interessant, dass du Projektmanagment ansprichst, denn Naughty Dog hat angeblich keine Producer und das führt mich zu einem sehr interessanten Thema.

Da ich in der branche arbeite war es immer einer meiner größten Wünsche für die großen, bekannten Firmen zu arbeiten. Naughty Dog, Blizzard, CD Project. Die Studios, die die ganzen geilen Spiele machen. Mit der Zeit habe ich festgestellt,d ass das Gras dort auch nicht grüner ist. Sogar das Gegenteil ist der Fall. Hier, wo ich jetzt bin fühle ich mich wohl. Ich habe meinen 8 std. Tag, einige Boni und Vergünstigungen. Ja ich arbeite nicht an den ganz großen Spielen, und es stört mich mittlerweile fast überhaupt nicht mehr.
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xKepler-186f (f*ck marquard)
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Re: Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

Beitrag von xKepler-186f (f*ck marquard) »

ChrisJumper hat geschrieben: 30.07.2019 19:54
CthulhuLover hat geschrieben:Wer glaubt das die Überstunden in der Crunchtime bei solchen Firmen mit Geld oder Urlaub vergütet wird glaubt auch an den Weihnachtsmann.
Warte. Oder meint ihr beide, du und xKepler-186f, das die Azubis überstunden machen (müssen) die sie nicht bezahlt bekommen?! Also in der Gastronomie Branche?
Ja, das habe ich impliziert. Bezahlte oder irgendwie vergütete Überstunden sind kein Problem. D.h. sie können unter Umständen auch problematisch sein, aber werden ja anerkannt.

Zum Glück arbeite ich nicht in der Gastro, aber mein Bruder hat es getan. Er hat dann aber nach ca. 10 Jahren aufgehört. Später als Gelernter wurde es besser. Aber insbesondere als Azubi hat er damals in einem 5 Sterne Restaurant in Hamburg geschuftet. Abgesehen davon, dass man als Azubi sowieso einen Witz verdient, musste er regelmäßig Überstunden schieben und dafür hat er nichts bekommen. Der Ton war auch unter aller Sau und ich glaube, mit seinem heutigen Wissen hätte er das bestimmt nicht mit sich machen lassen. Aber als 17 Jähriger, der bei einem renommierten Hotel/Restaurant eine Ausbildung bekommen hat, denkt man noch nicht so kritisch. Und ja, der Druck wird dort vom Chef aufgebaut. Solche Sätze wie: "Wenn du nicht bleibst, brauchst du morgen nicht zu kommen." fallen dann auch. Das hört sich wahrscheinlich an, wie aus dem "Ich-beschwer-mich-über-die-Gastronomie-Branche-Lehrbuch", aber es ist leider wahr. Es gibt mit Sicherheit auch bessere Erfahrungsberichte aus kleineren Restaurants. Nichts ist immer nur Schwarz/Weiss. Aber es gibt diese dunkle Seite in der Gastro auf jeden Fall.
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CthulhuLover
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Re: Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

Beitrag von CthulhuLover »

ChrisJumper hat geschrieben: 29.07.2019 18:12
CthulhuLover hat geschrieben: 29.07.2019 15:45 Wer glaubt das die Überstunden in der Crunchtime bei solchen Firmen mit Geld oder Urlaub vergütet wird glaubt auch an den Weihnachtsmann.
Du meinst wirklich die arbeiten da Umsonst täglich 12 Stunden und bekommen nur 7 bis 8 Stunden - was im Vertrag steht angerechnet?!

Nein das kann einfach nicht sein. Ich meine Wenn dich dein Chef einen Monat nicht bezahlt oder dir nur die hälfte gibt, da bleibt man doch nicht, da geht man vor Gericht!

Edit: Gut oder man spricht mit dem Chef vorher noch mal drüber.
Die Branche ist absolut kaputt. Man wird oft vertröstet das es bald Geld gibt usw. Im VFX Bereich gabs ein Umdenken als Life of Pi den Oscar für Effekte bekam, die Firma aber Pleite ging und fast alle die daran gearbeitet haben nie Geld gesehen haben.. das ist die bittere Realität.
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Re: Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

Beitrag von Sh0xx »

Es ist absolut überfällig, dass das passiert. Den Mitarbeitern wird oft vorgehalten, dass es ja ein Privileg sei in so einer heiß umkämpften Branche zu sein und, dass draußen etliche warten würden, die liebend gerne mit ihnen tauschen würden. In kombination mit armseligen Arbeitsverträgen, ohne jegliche Sicherheit, werden die Arbeitnehmer geknebelt und ausgebäutet. Das ist absolut nicht in Ordnung und es wird Zeit, dass die Games Branche anfängt ihren Mitarbeitern eine vernünftige Work Life Balance zu ermöglichen, einen sicheren Arbeitsplatz bietet und eine faire Bezahlung.
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Re: Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

Beitrag von CritsJumper »

Sh0xx hat geschrieben: 02.08.2019 18:28 Das ist absolut nicht in Ordnung und es wird Zeit, dass die Games Branche anfängt ihren Mitarbeitern eine vernünftige Work Life Balance zu ermöglichen, einen sicheren Arbeitsplatz bietet und eine faire Bezahlung.
Als ich noch jung war, dachte ich so ein Studio funktioniert wie eine Fabrik, ein Handwerksbetrieb, doch statt dessen ist es eher ein Filmset. Man kommt kurzfristig zusammen und versucht das zu reißen. Wie beim Filmset gibt es einige die sich schon kennen und man arbeitet erneut zusammen. Was in der Baubranche auch vorkommen kann.

Aber das ist in der Realität ist das Modell Familien-Handwerksbetrieb dann doch seltener anzutreffen. Was ich irgendwo auch bedauere. Würden diese Studios mit ihren Mitbarteitern feste Verträge schließen (müssen!) über die Gesamte Lebenszeit, würde es vielleicht anders aussehen. Auch die Monetarisierung wäre eine andere.

Ich bin mir aber zum Beispiel nicht sicher ob es bei Star Citizens zum Beispiel besser läuft und ob die Gelder für das Entstandene Projekt dann den Erbauern zu gute kommt. In der Regel ist das leider eine Auftragsarbeit. Nicht die Baufirmen kauft das Grundstück, baut ein Mietobjekt und bezahlt mit der Miete auch dauerhaft die Bauarbeiter, sondern die werden nur einmal bezahlt.

Das finde ich halt schlecht und es läuft falsch. Die Urheber beziehen über Jahre Gelder für den verkauf von Lizenzen aber die Programmierer und Erbauer sind nur Tagelöhner für diese Auftragsarbeit. Den Mehrwert kassieren die Investoren oder Rechteinhaber. Bei modernen Videospielen zudem die Unternehmen die virtuelle Lose verkaufen oder Ingamegüter.

Vielleicht gibt es in Zukunft vermehrt Kooperationen. Von Entwicklern und Spielern, ähnlich wie in Japan wo Familien regelrechte Beziehungen mit Biobauern eingehen um eine höhere Wertschöpfung im gemeinsamen Interesse zu ermöglichen.

Es könnte Vorteilhaft sein eine Softwareschmiede zu gründen die sich Transparenz und diese Vorgehensweise auf den Brust schreibt. Aber ich fürchte es wird enden wie mit dem Fairphone. Die große Masse, welche letztlich über die Produktlinien mit entscheidet sieht da keinen Bedarf oder ist durch die Unterhaltung und dem bombardieren mit Werbung auch durch die Sozialen Netzwerke, so abgelenkt das sich keine mündige Wendung vollzieht. In etwa so wie auch alle an dem Status Quo und der CO2 Nadel hängen. Neue Alternativen zu schaffen ist immer schwieriger als noch mal 30 Jahre fossile Energien und alte Mobilität zu nutzen, weil sie kurzfristig einfach billiger ist.
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TheoFleury
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Re: Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

Beitrag von TheoFleury »

In anderen Branchen herrschen auch mehr oder weniger gute bis schlechte Verhältnisse, Arbeitsbedingungen, Überstunden , Unterdurchschnittliche Bezahlung usw usf.

Wie sich manche darüber so übertrieben echauffieren ist mir ein Rätsel. Das sind natürliche Abläufe in der Produktion wo viele Faktoren mitspielen die schlußendlich den Zeitdruck bestimmen und das Endprodukt. Und Zeit ist Geld :roll:
Doc Angelo
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Re: Naughty Dog: Ehemalige Mitarbeiter kritisieren extreme Crunch-Zeiten und Behandlung freier Mitarbeiter

Beitrag von Doc Angelo »

Etwas zu kritisieren bedeutet nicht zwangsweise, das man es "nicht verstanden" hat. Das kann einem aber so vorkommen, wenn man sich mit den Argumenten nicht so wirklich auseinander setzen will und beim guten als "Muss ja, nech?" bleiben mag.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
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