Embracer Group: Groß-Publisher sagt Crunch den Kampf an

[4P|BOT2]

Nach Jahren der Studio- und Publisher-Aquise ist die Embracer Group zu einem Schwergewicht der Spielebranche aufgestiegen, das auf allen Plattformen und in jedem Genre ein Wörtchen mitzureden hat. Jetzt stellt das Unternehmen klar: Crunch muss sterben! 
Das Crunch-Problem der Spielebranche
"Crunch" bezeichnet die bei vielen Studios weit verbreitete Praxis, den harten Deadlines in der Produktion mi...

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[Kajetan]

Jupp. Die Spielebranche ist in Sachen Projektmanagement klar hinterher. Viel zu lange ist die Branche von Quereinsteigern dominiert worden, die a) es halt nicht besser wissen, b) aber denken sie wüssten bereits alles, c) sich deswegen nicht fortbilden und d) dann als Studio-Chef nicht bereit sind für gute Projektleiter entsprechend Geld auszugeben. Oder allergisch reagieren, wenn ihnen ein Projektleiter versucht zu erklären, warum das Team so und nicht anders arbeitet und sie diesen nervigen Besserwisser dann feuern, weil sie sind doch der Chef! Derweil andere Software-Branchen schon seit Jahrzehnten (!) professionell und kompetent arbeiten.

Die Spielebranche ist ein Ort, der endlich in der Gegenwart ankommen muss, professioneller werden muss, anstatt weiterhin die Vergangenheit zu glorifizieren.

[Hawke16]

Hoffentlich machen glücklichere Mitarbeiter dann auch bessere Spiele

[Kajetan]

Hoffentlich machen glücklichere Mitarbeiter dann auch bessere Spiele

Nicht automatisch bessere, aber in der Herstellung günstigere

[PW:1234]

Jupp. Die Spielebranche ist in Sachen Projektmanagement klar hinterher. Viel zu lange ist die Branche von Quereinsteigern dominiert worden, die a) es halt nicht besser wissen, b) aber denken sie wüssten bereits alles, c) sich deswegen nicht fortbilden und d) dann als Studio-Chef nicht bereit sind für gute Projektleiter entsprechend Geld auszugeben. Oder allergisch reagieren, wenn ihnen ein Projektleiter versucht zu erklären, warum das Team so und nicht anders arbeitet und sie diesen nervigen Besserwisser dann feuern, weil sie sind doch der Chef! Derweil andere Software-Branchen schon seit Jahrzehnten (!) professionell und kompetent arbeiten.

Die Spielebranche ist ein Ort, der endlich in der Gegenwart ankommen muss, professioneller werden muss, anstatt weiterhin die Vergangenheit zu glorifizieren.

Das unterschreibe ich zu 100%. Nur, dass das kein Phänomen in der Spielebranche ist. Das ist ein generelles Thema im Management in quasi allen Bereichen. In aktuellen Managementkursen wird das Mindset verteilt, dass man ab einer bestimmten Managementebene (alles über operativem Management) im Prinzip jede Unternehmung managen kann, ohne Fachkenntnisse der jeweiligen Branche. Das fängt bei der Bereichsleitung eines Familienunternehmens an und hör beim Verteidigungsministerium auf. Von solchen Spezialisten kommen dann solche Sätze wie "Ach da ist doch nix dran, das kann doch nur 'ne Woche dauern. Da machst du nur kurz klick klack und fertig ist der PS4-Port für Cyberpunk. Das muss doch nur von der PS5-Version demastert werden."

[Kotanji]

Klar, so muss man das heutzutage kommunizieren und nach außen tragen. Dann sind alle Empörungsfliegen ruhig. Innen gibt's das weiterhin und wirds immer geben (vielleicht etwas gemildert), da das die übliche "Praxis und Theorie" ist. Aber genau wie beim Natur-/Klimaschutz geht's nicht darum, dass sich tatsächlich was ändert, sondern das es nach außen so und so kommuniziert wird, dass sich die Öffentlichkeit nicht weiter empören kann bzw. muss.

[Todesglubsch]

Wenn Embracer noch richtig gute Spiele produzieren würde, wären sie mir *richtig* sympathisch.

Aber aktuell sind sie "leider" nur ne leicht sympathische Wundertüte.

[Kajetan]

Nur, dass das kein Phänomen in der Spielebranche ist. Das ist ein generelles Thema im Management in quasi allen Bereichen.

Schon, keine Frage, aber im Spielebereich ist es besonders ausgeprägt.

Aber es wird ja besser. Vor allem die lange Zeit so belächelte Games Academy in Berlin erzeugt jedes Jahr immer mehr ziemlich kompetente Leute, was man auch der Qualität der Spiele neuerer deutscher Studios anmerkt. Ich mein, schau Dir nur mal "Dorfromantik" an. Das haben Studenten sukzessive auf die Beine gestellt, die teilweise noch gar nicht fertig mit dem Studium sind. Alles auf den Kern gebracht, kein unnötiger Firlefanz, die eigenen Möglichkeiten maximal ausgeschöpft, so dass alles wie aus einem Guß wirkt. Das schaffst Du nicht, wenn Du willenlos durch die Gegend mäandrierst, was dann zu panischem Crunch führt, sondern konsequent priorisierst. Also Scrum tatsächlich umgesetzt, anstatt nur Scheissendrecklen gemacht und sich selbst geile Visitenkarten ausgestellt

[Mann-im-Mond]

Schön zu Hören,
wenn man sich öffentlich so deutlich positioniert, sorgt das dann vielleicht auch intern für Druck es auch tatsächlich umzusetzen.

[PW:1234]

Nur, dass das kein Phänomen in der Spielebranche ist. Das ist ein generelles Thema im Management in quasi allen Bereichen.

Schon, keine Frage, aber im Spielebereich ist es besonders ausgeprägt.

Aber es wird ja besser. Vor allem die lange Zeit so belächelte Games Academy in Berlin erzeugt jedes Jahr immer mehr ziemlich kompetente Leute, was man auch der Qualität der Spiele neuerer deutscher Studios anmerkt. Ich mein, schau Dir nur mal "Dorfromantik" an. Das haben Studenten sukzessive auf die Beine gestellt, die teilweise noch gar nicht fertig mit dem Studium sind. Alles auf den Kern gebracht, kein unnötiger Firlefanz, die eigenen Möglichkeiten maximal ausgeschöpft, so dass alles wie aus einem Guß wirkt. Das schaffst Du nicht, wenn Du willenlos durch die Gegend mäandrierst, was dann zu panischem Crunch führt, sondern konsequent priorisierst. Also Scrum tatsächlich umgesetzt, anstatt nur Scheissendrecklen gemacht und sich selbst geile Visitenkarten ausgestellt

Dorfromantik sagte mir bis eben noch nix. Sieht wirklich gut aus. Ist vermerkt für die Switch! Danke dafür. Bei Startups hast du nicht das Problem der blinden Manager. Das kommt erst, wenn die Bude größer wird. Die Jungs und Mädels, die aus eigenem Antrieb sowas auf die Beine stellen, können ganz anders arbeiten, als ein riesen Tanker mit einer ganzen Armee von Qualitätssicherern und Vorgesetzten, die deine Kreativität fürs designen von Slotmaschinen verhunzen. Ein Projekt mit mehreren hundert Leuten durchzuboxen ist etwas anderes, als im Wohnheim mit Freunden zu Coden. Das ist wohl so ein Dilemma mit der Unternehmensgröße… Aber wünschenswert ist das schon, was du sagst. Ich drück die Daumen, dass sich diese Überstundeneskalationen durch Fehlplanungen in Zukunft systematisch verringern lassen.

[NewRaven]

Wobei die Idee zu Dorfromantik ja bei einem Gamejam entstanden ist, also tatsächlich ebenfalls unter "Druck"... wenn in diesem Fall natürlich auch freiwillig auferlegter Druck im Sinne einer Herausforderung. Insgesamt stimmt es aber schon... das Game ist genau im richtigen Sinne "straff" und sehr klar definiert. Deshalb greifen die Mechaniken perfekt ineinander und es wirkt wirklich wie "aus einem Guss". Ist zwar absolut nicht mein Genre und hat mir tatsächlich nicht wirklich Spaß gemacht, aber man muss zugeben: in dem, was das Spiel sein will, ist es wirklich gut. Die Qualität stimmt, das Konzept ist schlüssig und die Umsetzung passt.

Zur News: wenn die Umsetzung dann auch Abteilungen außerhalb der HR erreicht, super. Aber zwischen "öffentlich sagen, wie es richtig geht" und es dann auch so zu machen, ggf. Projekte auch mal verschieben zu müssen, wenn nötig (jaja, kostet Geld, wissen wir...) liegen ja mitunter Welten. Nettes, zweifelsfrei zu befürwortendes Versprechen... aber mit dem Beifall warte ich dann noch nen Moment.