Übrigens ein weiteres, interessantes Paradox in diesem Dossier. Da wird teils über Verbindungen zum katholischen Nationalismus spekuliert, und später darauf hingewiesen, dass ein Mitarbeiter einer dem Neuheidentum nahestehenden Gruppe angehört.batsi84 hat geschrieben: ↑04.10.2021 14:54Wenn man im Song "Jesu død" die Gestalt am Boden mit dem Leib Christi und die umliegende Natur mit den heidnischen Religionen gleichsetzt, dann lässt sich eben der völkische Vorwurf erkennen, dass das Christentum als Aggressor von Außen wahrgenommen wird, der die vermeintlichen Ur-Religionen mit Gewalt verdrängt hat. Diese Vorstellung gibt es aktuell dann auch wieder mit der Entwicklung des Islams - hier gibt es auch Bewegungen wie "Reconquista Germanica" oder die Identitäre Bewegung, die diese Vorstellung weitertragen.
Grundsätzlich wären das dann aber verfeindete Gruppen. Kritische Frage wäre dann, wie passt das zusammen, aber daran ist das Dossier leider nicht interessiert.
Aber nur weil Rechtsextreme die Grauzone benutzen, ist nicht jede Grauzone automatisch rechtsextrem. Diese Angst vor der Grauzone kommt oft mit Vorverurteilungen und Hysterie.Und das macht diese Grauzone eben so gefährlich. Sie wird von Rechtsextremen genutzt, weil sie auf der einen Seite sehr schwammig und schwer greifbar ist und auf der anderen Seite sehr schnell als "linkes Gewäsch" relativiert werden kann. Und damit eignet sich die Methode wunderbar, um sein verkorkstes Weltbild ins Gespräch zu bringen. Mit einem direkten und ehrlichen "Stellt die Türken an die Wand!!!" wird man nicht weit kommen - deswegen die Grauzone.
Tatsächlich sieht man nicht selten im Internet, dass Leute rein als Provokation vages Material posten, weil sie mit dieser Mentalität ein Problem haben. Darauf springt dann gerade auf Social Media eben gerne ein Mob an, der das als Bestätigung seiner Angst sieht, während die Provokateure darin den Beweis für die Hysterie sehen.
Eins der offensichtlichen Dinger war imo immer noch der Hoax um das Ok-Zeichen. Wer weiß, was für eine Gesinnung die ursprünglichen Poster hatten? Könnte links, rechts oder eher zentrisch sein. Aber es hat durchaus funktioniert, es war ziemlich entblößend, wie ernst das manche genommen haben. Und dann selbst nachdem es offensichtlich wurde, dass es ein Hoax sei, fast schon verzweifelt an der alten Perspektive festhalten wolle, dass Ok-Zeichen sei eine super böse Dogwhistle (obwohl es als Dogwhistle nichtmal theoretisch funktioniert).
Als ob man zuviel Angst davor hätte, sich der Realität zu stellen.
Zeitlich gesehen ist ebenfalls interessant, dass es früher eher Linke waren, die "Edginess" zu Schau gestellt haben, die provoziert und damit Rückständigkeit oder Heuchelei aufzeigen wollten.
Mittlerweile sind es eher linke Kräfte, die dagegen politische Korrektheit erzwingen wollen, und alle Grauzonen verdammen. Selbst Provokation wird so gehandelt, als ob sie nur von rechtsextremen kommen könnte, weil man so von der eigenen Richtigkeit überzeugt ist. Oder Angst vor der Grauzone hat?
Was auch immer der Grund ist, ich finde das schade, ich mochte die provokative Linke mehr. Wer in einer freien, liberalen Gesellschaft leben will, muss Grauzonen aushalten. Selbst die Existenz von tatsächlich Rechtsextremen muss ausgehalten werden, solange sie keine Verbrechen begehen, oder eine ernsthafte Bewegungen darstellen. Das Paradox der Toleranz sollte sich so mancher echt mal näher ansehen.