Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

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SethSteiner
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von SethSteiner »

Es geht auch nicht darum, dass man alles drin haben muss. Es geht um das Kernelement eines Videospiels - Interaktivität. Ohne Interaktivität, kann ich genausogut auch einen Film sehen oder ein Buch lesen, dafür ist ein Videospiel nicht notwendig. Wenn ich nun also in einer offenen Welt bin und Städte habe, dann kann ich sicher keinen "Real Life Simulator" erwarten ABER ich kann Interaktivität verlangen. Und wenn diese nicht vorhanden ist oder wenn es sehr wenig ist, ist das ein legitimer und objektiver Kritikpunkt, völlig egal ob du oder ich an irgendetwas selbst nicht interessiert sind. Deine subjektive Sicht ist für die Kritik irrelevant, denn es ist ein objektiver Kritikpunkt. Das Spiel als solches profitiert von mehr Interaktivität, unabhängig davon ob der einzelne das nun am Ende nutzt oder nicht. Interaktivität kann man dem Spiel dabei natürlich nicht völlig absprechen aber es gibt eben viele Defizite. Nehmen wir nur die Händler. Zwar existieren sie aber die meisten von ihnen sind sinnfrei. Das Element ist schlecht umgesetzt, weil die Items schlecht umgesetzt sind, womit man wiederum am Ende weniger Interaktivität hat als man haben könnte und dafür sorgt, dass man in der Stadt weniger tut was nicht aus schießen/schleichen besteht. Dasselbe gilt für das Schnellreisen. Es gibt keinen Zug oder Taxi. Keine Möglichkeit sich einfach mal zurück zu lehnen und zu genießen wie die Stadt an einem vorbeizieht, dabei Nachrichten zu sehen, einen Drink zu nehmen und/oder Gespräche führen. Soetwas existiert nur gescripted als einmaliges Erlebnis und ist nichts was ich als Spieler selbstbestimmen kann. Nicht nur ein Rollenspiel, jedes Videospiel profitiert von Möglichkeiten selbstbestimmt handeln zu können. Nicht umsonst waren historisch gescriptete Ereignisse und dem Spieler die Handlungsmöglichkeiten zu entreissen, Ziel von Kritik.

@Rosu
Danke dir. Ja diese beiden Dinge sind unfassbar schlecht gemacht. Ganz anders noch als das Boxen/Kämpfen in The Witcher 3 damals oder Gwent als Nebenaktivität, was richtig Spaß machte. Auch das Würfeln haben sie gut gemacht. Dabei mochte ich gerade beim Boxen den/(die) ersten Gegner, richtig tolle, erfrischende Idee. Würde ich gern für eine DLC-Quest sehen. Nur mehr Boxen spart man sich hoffentlich...
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Usul
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Usul »

SethSteiner hat geschrieben: 26.12.2020 16:27Deine subjektive Sicht ist für die Kritik irrelevant, denn es ist ein objektiver Kritikpunkt.
Du führst "Interaktivität" als objektiven Kritikpunkt auf, beschreibst den Tatbestand aber auf recht subjektive Weise. Finde ich etwas komisch. Was für dich zu wenig interaktiv ist, ist für den anderen vielleicht genau das richtige Maß. So z.B. die Schnellreise:

"Es gibt keinen Zug oder Taxi. Keine Möglichkeit sich einfach mal zurück zu lehnen und zu genießen wie die Stadt an einem vorbeizieht, dabei Nachrichten zu sehen, einen Drink zu nehmen und/oder Gespräche führen."

Was ist mit allen, die solch eine Art von Interaktivität nervig finden und gar nicht haben wollen? Man könnte argumentieren, daß es nett für die anderen wäre, wenn es die Option zumindest gäbe... aber dann wiederum kann man das zu ALLEM sage. Es wäre auch nett, wenn es die Option gäbe, daß man sich in ein Wohnzimmer setzt und dort 4 Tage lang fernsehen kann. Denn das wäre für manchen auch ganz feine Interaktivität. Aber das Fehlen einer solchen Option kann man meiner Meinung nach kaum als Kritikpunkt anbringen. Genauso wie man das Fehlen der Schnellreise, wie du sie beschreibst, ernsthaft kritisieren kann.
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Todesglubsch
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Todesglubsch »

Moment, es gibt durchaus Spiele, sogar gute Spiele, die wenig bis keine Interaktivität aufweisen und mehr durch gute, geskriptete Passagen punkten.

Allerdings sind das meist dann auch lineare, storydriven Spiele. Du hast insofern recht, dass man bei einer Open World Beschäftigung abseits der Hauptaufgabe erwarten kann. Spiele, die sowas nicht haben, sei es nun ein L.A. Noire oder das erste Mafia, werden ja in der Regel kritisiert.

GameTwo hat dazu ja gesagt, bei Cyberpunk wäre die Open World nur der "verlängerte Arm der Geschichte" - und kein Open World-Spielplatz, wie man es aus anderen Spielen kennt (und offenbar erwartet). Die Frage die man sich hier stellen sollte ist daher IMO weniger "Wieso gibt's keine Interaktion", sondern mehr "Hätte es die (über)große Welt tatsächlich gebraucht?".
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SethSteiner
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von SethSteiner »

Natürlich gibt es die, Todesglubsch! Ich "spiele" ja auch Visual Novels, da gibt es nahezu gar nichts zutun außer die nächste Textzeile zu lesen. Von demher sollte das auch nicht missverstanden werden, dass ich womöglich meinte, ein Spiel müsste voll interaktiv sei. Das auf keinen Fall. Nur gibt es halt wie du sagst dafür ja auch entsprechende Genre. Siehe auch aktuell die The Dark Pictures Anthology als Beispiel oder Tell Me Why oder alles von Quantic Dreams. Von demher, das geht und ist auch total okay. Wobei ich selbst da erlebe, dass man gern mal auf mehr Interaktivität setzt, wenn man kann, Schubladen durchsucht bspw. sich mit Items beschäftigt, sie dreht und untersuchen kann und so weiter. Aber grundsätzlich gibt es natürlich auch einen Platz für geradlinig erzählte Geschichten aber die setzt man dann halt auch in entsprechende Umgebungen. Wobei ich persönlich dabei bleibe, dass die (über)große Welt von Night City ein Muss bleibt und immer noch sehr gut als unterstützendes Element funktioniert. Nur nicht so gut, wie wenn man sie mit etwas mehr Interaktivität gefüllt hätte (allen voran Händler, kann ich nur immer wieder betonen^^).
Rosu
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Rosu »

Usul hat geschrieben: 26.12.2020 15:31 Ich will nicht klugscheißen, aber das nennt sich Gummiband-KI und kommt auch bei nicht wenigen dedizierten Rennspielen vor. Muß man natürlich nicht mögen, aber es kommt meines Erachtens immer darauf an, wie das gemacht ist und was damit bezweckt wird.
Natürlich gibt es das Gummiband in vielen Spielen. In Cyberpunk 2077 bleiben die Gegner jedoch quasi 20 Meter vor dir fast stehen wenn du einfach das Gaspedal loslässt. Da kannst du bis zur Zielgeraden mit 40 km/h herumgurken und dann aufs Gas drücken um zu gewinnen. Wenn man auf einer Geraden Gas gibt und einfach mal nach hinten schaut, sieht man richtig wie sie spawnen und despawnen, als ob sie an einem Bungeeseil mit einem verbunden sind. Auf der Minimap ebenfalls.

Das ganze geht so weit, dass man manchmal bei zu schnellem fahren beobachten kann wie Gegner VOR einem spawnen. Du bist 1. Platz und hast einen teuren, schnellen Wagen? Pech gehabt, plötzlich bist du letzter.
Beispiele
Show
Hier mal auf die Platzierung oben links ab ~3:10 achten
Oder hier ein Fall wo mehrere Kontrahenten die halbe Strecke übersprungen haben und geduldig warten bis der Spieler aufholt. Wird mehrfach die Karte geöffnet die zeigt wo sie warten und bei ~3 Minuten sieht man wie sie einfach herumstehen bis der Spieler nahe kommt.
In diesem Video sieht man sogar, wie die Autos beim spawnen einfach aus dem Himmel fallen
Zuletzt geändert von Rosu am 26.12.2020 17:31, insgesamt 1-mal geändert.
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Finsterfrost
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Finsterfrost »

Definitiv das geilste Spiel dieses Jahr. Zur Konsolen Fassung kann ich nix sagen, aber kein Spiel hat mich in diesem Jahr so viel in so kurzer Zeit an den Schirm gefesselt.
PS4Nation hat geschrieben:ändert sich nichts an der wahrheit. den die bestimmt die echten gewinner und verlierer.
die wahrheit ist ne feste konstante kuhboy. daran wirst du und sonst keiner was ändern können
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Herschfeldt
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Herschfeldt »

Vor allem hatten die Leser nur 4 Tage Zeit (nach Veröffentlichung) das Spiel zum RPG des Jahres zu wählen. Das habe ich bereits mehrfach zu Protokoll gegeben. Ich habe gar kein RPG gewählt- da CP fast unfertig ist (PC), noch das ich die nötige Zeit (4 Tage?!) für so ein Urteil investieren konnte. Das sind zwei fundamentale Gründe, die solch eine Ehrung (logisch) verhindern. Wer kürt da so? Bin jetzt (27.12.20 00:45) 56,4 h im Spiel und finde es (immer noch) super! Könnte ich, würde ich meine Stimme wohl auch so abgeben. Aber nicht auf "Verdacht" vor 2 Wochen.
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SethSteiner
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von SethSteiner »

Zeigt sich halt immer wieder. Wenn man ein Spiel des Jahres wählt, sollte man das im Januar oder Februar tun und nicht noch im selben Jahr.
Some Guy
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Some Guy »

Todesglubsch hat geschrieben: 26.12.2020 16:43 Allerdings sind das meist dann auch lineare, storydriven Spiele. Du hast insofern recht, dass man bei einer Open World Beschäftigung abseits der Hauptaufgabe erwarten kann. Spiele, die sowas nicht haben, sei es nun ein L.A. Noire oder das erste Mafia, werden ja in der Regel kritisiert.
Witzig, genau bei den beiden Titeln hatte ich absolut kein Problem damit, dass die Open World nicht mehr ist. Eben weil die Missionsstruktur klar darauf ausgelegt ist, einfach der Story zu folgen. Es gibt keinen Moment, bei dem man auf der Karte drölfzig Markierungen zum abgrasen hat und einfach auf die Welt losgelassen wird. Da kann ich mit einer Open World, die nur Kulisse ist und nichts bietet, absolut leben.
SethSteiner hat geschrieben: 27.12.2020 00:56 Zeigt sich halt immer wieder. Wenn man ein Spiel des Jahres wählt, sollte man das im Januar oder Februar tun und nicht noch im selben Jahr.
Dürfte allerdings emotional nicht mehr so gut aufgenommen werden - das Jahr nochmal Revue passieren lassen möchte man ja eher kurz vor Neujahr als im ersten/zweiten Monat des neuen Jahres. Macht es dann aber für Dezember-Titel natürlich schwierig, da eine gute Lösung zu finden.
Zuletzt geändert von Some Guy am 27.12.2020 01:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Vino
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Vino »

Ich kann die Wahl so nur unterschreiben.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal in so kurzer Zeit 70 Stunden Spielzeit auf dem Konto hatte - und auch nach der Hauptstory und den Nebenmissionen habe ich noch Lust, hier und da eine Mission zu spielen, einfach um zu sehen, welche kleine Geschichte oder WTF-Moment dahintersteckt. Interaktivität mit NPCs ist vielleicht nicht direkt gegeben, aber dafür so viele Missionen, die nicht nur aus "töte x, finde y" bestehen, dass ich noch immer gerne in Night City bin.
"Bankraub: eine Initiative von Dilettanten. Wahre Profis gründen eine Bank." - Brecht

"Alle Spiele sind Kunst. Aber die meisten Spiele sind schlechte Kunst." - Tale of Tales (The Path)
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eLZorro
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von eLZorro »

Du liebe Zeit, es ist ein Pimmel Award, bei dem kein Cent oder Werbung fließt...macht euch mal locker.
Ich lese das ganze award gedöns eher als Tipps für den nächsten Sale (damit meine pile of shame noch höher wird) und als Gradmesser, wie weit Redaktion und Leserschaft auseinander liegen.
Ob und wer awards gewinnt ist mir so dermaßen rille und beeinflusst weder mein Ehrgefühl noch mein Wohlbefinden.
Andere hingegen wohl doch irgendwie...
niggs
Macarone
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Macarone »

Barnabuzz hat geschrieben: 26.12.2020 12:53 Vielen Dank für die letzten Beiträge, da waren nochmal einige sehr gute dabei :)
Dennoch haben einige scheinbar immer noch nicht verstanden was ich genau meinte, ich versuche es ein letztes mal genauer zu differenzieren:
Genauso, wie es zuvor den Positivhype gab, gibt es eben jetzt einen Negativhype und viele Leute (gefühlt viele, vielleicht sind es auch einfach nur die am lautesten schreienden die sich negativ äußern die auffallen, aber genug andere eigentlich zufrieden sind und sich nur nicht äußern oder so) wegen der Probleme, gerade technisch auf den alten Konsolen.
Hier passiert aber eben auch viel schwarz-weiß-Malerei, zumindest oberflächig. Es gibt diese Probleme, also ist alles scheiße, es ein Drecksspiel, schon gar nicht RPG oder gar Spiel des Jahres. Und das mag richtig begründet und nach eigenem Empfinden ja auch berechtigt sein, aber schauen wir nochmal auf die Aussage, die meine Reaktion überhaupt hervorgerufen hatte:
BigSpiD hat geschrieben: 24.12.2020 21:01 Schade, dass die Leser wohl blind aus dem Hype heraus ein Spiel gewählt haben, das weder wirklich primär Rollenspiel ist, noch überhaupt für eine signifikante Anzahl der Leser testbar war. Andere Spiele hätten es deutlich mehr verdient.
Das ist verallgemeinernd. ALLE die CP gewählt haben, sind blind, hypegesteuert, "Lemminge". Und dann kommt in dem kurzen Text noch ein gewähltes "Totschlagargument", man hätte eltiches anderes, reales anführen können, es wurde sich aber scheinbar bewusst genau für das Thema RPG oder nicht entschieden. Denn wenn CP2077 nicht mal ein RPG ist, dann kann es die Kategorie ja auch nicht gewinnen dürfen, selbst wenn es das beste, fehlerloseste Spiel überhaupt wäre. Aber das ist einfach Pseudo bzw. Blödsinn! Es wurde in euren letzten Beiträgen ja schon ganz gut angeführt, dennoch möchte ich es nochmals deutlich hervorheben: KEIN (Action-) RPG leistet das! Denn das ist, wie man diese (normal meist 3rd-Person) RPGs bezeichnet: Als Action RPG, eng verwand mit Action Adventure. Das war schon immer so. Bei Gothic, Witcher, Fallout (ab 3) streitet niemand darüber, ob die Bezeichnung denn passend wäre. Hier läuft es doch genauso ab: Man spielt eine vorgegebene Geschichte und auch Figur, je weiter man zurück (Veröffentlichungstechnisch) geht, desto weniger variabel sogar. Gothic 1 hat nichtmal verschiedene Enden. Hier wurde der Punkt einfach nur herausgepickt, es werden krampfhaft noch mehr Argumente und Details genommen um das Spiel immer schlechter zu machen. Und das IST ein Negativhype. Klar ist der aus dem Positivhype entstanden, er wird dem aktuellen Stand aber genauso wenig gerecht wie die positiven Versprechungen vorher. Und vor allem: er bringt NIEMANDEM was. Die Entwickler sind AUCH sauer. Sie wollten das auch nicht, müssen es jetzt sogar ausbaden. Aber hier vertraue ich drauf, dass es gerichtet werden wird, auch wenn es noch etwas dauern wird. Und ja, das kann man sicherlich in gewisser Weise als unfair ansehen, soviel muss ich zugeben.

Aber schaut euch das Internet an: Es gab vorher, nur wegen Verschiebungen, sogar Morddrohungen. Wen wundert es da, dass ein derartiger Druck vorherrscht für eine Veröffentlichung? Es hätte halt einfach verschoben werden sollen, aber auch dann wäre das Geschrei wieder groß gewesen. Weil zu viele Leute meinen, SIE hätten einen Anspruch auf etwas. Keine Geduld haben. Das CP2077 Debakel ist ein Auswuchs von Kapitalismusgier, Egoismus bzw. Anspruchsdenken und Ungeduld. Und das ist auch etwas, an dem einzelne Menschen arbeiten müssen, z.B. BigSpiD.
Bei ihm und seiner "Argumentationsweise" und Verallgemeinerung würde es mich wie oben erwähnt nichtmal wundern, wenn er selbst nicht eine Minute gespielt hätte. Und ich hoffe, dass CDPR daraus viel lernt und in Zukunft z.B. einfach keine Daten mehr nennt und es wirklich in Ruhe fertig macht. Und zunächst natürlich, dass es nicht daran zerbricht oder die wichtigsten Entwickler nun verliert. Denn Schuld tragen für mich hier die Entscheidungsträger und, wie erklärt, auch viele "Fans" mit fragwürdiger Erwartungshaltung (Nein, der Positivhype ist definitiv kein Argument für derart überzogene Forderungen oder gar Morddrohungen, eventuell müssen einige Leute auch noch lernen, mit Marketinggeblubber umzugehen)
CDPR haben hat leider ein paar Spatenstiche dazu beigetragen, sich dieses Grab geschaufelt zu haben. Die Erwartungshaltung und den Hypetrain haben sie größtenteils schließlich aufgebaut. Wo Fanboys sind, ist derer Umkehr nicht weit, wenn es Mal nicht nach deren Gusto läuft. Gerade diejenigen die am lautesten schreien, sind am Ende diejenigen die sich ins Gegenteil verkehren. Das kann man auch auf andere Extremisten übertragen. Morddrohungen und ähnliches sind natürlich zum Kotzen.

Ich hab da wenig Mitleid mit CDPR weil mir immer bewusst war, dass sie auch nur mit Wasser kochen und ich z.B. in The Witcher auch nie den heiligen Gral des Gamings sehe, wie viele es tun. Die machen tolle aber keine bahnbrechenden Spiele, die leider zu Release buggy sind. Jetzt sind sie an ihren eigenen Ambitionen und ihrer Überheblichkeit gescheitert und ziehen hoffentlich eine Lehre daraus. Am meisten ärgert mich hier die Presse die größtenteils nicht glaubwürdig ist. Als wir die zwei Male in dem CDPR Booth auf der Gamescom waren, wurde uns schon klar, dass das Spiel diesem Hype niemals gerecht werden kann.
Zuletzt geändert von Macarone am 27.12.2020 11:34, insgesamt 3-mal geändert.
Johan10
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Johan10 »

SethSteiner hat geschrieben: 26.12.2020 11:14
Johan10 hat geschrieben: 26.12.2020 07:26(...)
Daran scheitert für mich Cyberpunk2077 komplett - also als Rollenspiel. Als Shooter in ner coolen Spielwiese mit herrausragender Story ist es grandios und könnte deswegen eher Shooter des Jahres werden. Obwohl es dort in technischer Hinsicht und in Sachen Spielmechaniken wahrscheinlich nicht stark genug wäre, um denn Ansprüchen dieses Genres zu genügen.(...)
Ich würde der Kritik weitgehend zustimmen aber wie schon gesagt, die Kritik kann man nahezu jedem anderen Rollenspiel machen. Bethesda-Spiele sind so ziemlich eine der ganz wenigen wo ich quasi ein ganzes Haus ausräumen kann und dann NPCs (wenn sie mich sehen) reagieren aber davon ab ist Interaktion mit NPCs oder Umgebung nahezu immer rudimentär oder nur vorgegaukelt. Und selbst bei Bethesda krankt es dafür an vielen anderen Stellen. Ich finde die Kritik wie gesagt legitim, nur in Hinblick aufs Genre irgendwie nicht zielführend, weil alle anderen Rollenspiele ja auch nicht wirklich besser sind.
Ich finde solche Kritik schon zielführend, da ich mich danach sehne, das sich Spiele auch endlich mal in eine anspruchsvollere "erwachsene" Richtung entwickeln. Ähnlich wie die uraltmedien anderer Kulturbereiche, Literatur, Musik, Theater, Tanz etc. Sicher das sind sehr alte traditionelle kulturbereiche und die der videospiele ist ein verdammt junger kulturbereich dagegen. Aber was für Möglichkeiten dieser eigentlich bietet, vorallem was meine Beteiligung angeht und die mögliche Immersion. Das ist immens, aber wenn man das mal aus der Ferne und objektiv betrachtet hat sich da im Grunde seit den 80ern inhaltlich ganz schön wenig getan. Ick... mit meinen fast 40, finde nähmlich das mich spiele immer weniger ansprechen, obwohl ich den Willen und Spaß daran habe, mich in andere Geschichten und Rollen mit Beteiligung zu versetzen und durchaus Begeisterungsfähigkeit besitze. Sie mir aber eben dabei oft, viel zu plakativ sind, obwohl sie dabei gleichzeitig etwas anderes versprechen! Das ist wichtig. Von einem Tetris erwarten jemand genau, was es ist. Der Entwickler verspricht aber hier und da eine nie dagewesene Immersionswelt und bietet dann nur Oberfläche. Als wären wir Spieler dumm und merkten nicht wie stumpf und einfach das mitunter gestaltet ist. Okay, alles wie gehabt, ich probiers trotzdem mal weiter. Ich verstehe dabei echt nicht, wie man Spieletester werden kann, bei all dem vielen ähnlichen Zeugs das es da gibt. Also mein Respekt davor - 4 Players Leute! Ich habe aber langsam keinen Bock mehr, das es immer nur darum geht, ob sich ein spiel dadurch als "erwachsener " darstellt, das es noch mehr Brutalität oder Nacktheit gibt, oder altbekanntes einfach nur extremer visualisiert wird (auch der Entwicklungsfokus auf Grakikqualität, der sicher auch wichtig und zielführend sein kann, aber eben nicht alles ist, ist dabei hinderlich für inhaltliche Entwicklung). Denn inhaltlich und spielmechanisch bleibt die Entwicklung kulturtechnich dagegen schon zu lange auf der Strecke. Sind den Gespräche in den Spielen wirklich authentisch dargstellt oder durch eine authentisch- immersiven selbstbeteiligung gestaltet? Sehr selten. Werden "in meinem Hirn nachhallende Themen" ansgesprochen? Natürlich muss das ein spiel auch nicht immer, um Gottes Willen! Tetris ist gut, so wie es ist:) aber welches Ziel verfolgen die meisten Spiele (Nicht alle!) eigentlich, außer Beschäftigungstherapie?
Und eben solche Kritik bringt auch nur zum Ausdruck, das man sich langsam mal wünscht, das Spielkultur in neue Sphären vortsößt und sich eben manchmal noch erschreckend oberflächlich gestaltet zeigt, dabei aber immer schön im Hochglanzgewandt, das die meisten Rechner und Konsolen gleichzeitug dabei kräftig zu Rauchen beginnen;)

Das sagt glaub ich alles. Ich wünscht mir stattdessen, viel mehr, das mein Hirn bei vieospielen viel öfter zum "Rauchen" animiert wird!

Wie erfreulich zuletzt z.B. bei Last of us 2. Wo, nach sagen wir mal 40 Jahren Videospielgeschichte (Wohlgemerkt!), ein Triple A Titel es endlich mal wagt, mich als Spieler und meine Beziehung zum Thema Gewalt und Spiel in Frage zu stellen und damit mein Handeln, weil er in mir nicht Spaß, sondern unwohlsein erzeugt. Das ist mal eine erfreuliche, weil erwachsenere Entwicklung von Zielführung eines Spiels, als Unterhaltungsmedium. Denn mechanisch haben die gewaltigen Kämpfe richtig Spaß gemacht, aber deren emotionale Wirkung auf mich war fatal. Es geht also auch anders, also bitte mehr davon!
Denn ich für meinen Teil spiele nicht nur um "abzuschalten" oder mich "Beschäftigen" zu lassen. Ich erwarte da mehr von mir selbst! Und Kritik ist also daher für ein Spiel, welches eine grandiose Immerisve Selbstbeteiligungswelt verspricht, wie Cyberpunk2077 und dann am Ende wenig bietet, durchaus berechtigt. Und ich gebe dir trozdem recht, das andere Spiele nicht viel weiter sind. Aber das möchten wir doch gerne verändert sehen! Dafür müssen wir aber auch unseren Teil dazu beitragen. Wenn natürlich 80% der Leute einfach nur plump Beschäftigt werden wollen würden (keine Annahme nur ein Gedankenspiel, denn dieser Meinung bin ich ausdrücklich nicht!), dann würde auch kaum, oder viel weniger ein Produzent von Spielen auf die Idee kommen anderes als für "Beschäftigung" zu produzieren. Verkauft sich eben. Also liegt es schon auch an uns Spielern, angemessen auf ein Produkt zu reagieren.
Zuletzt geändert von Johan10 am 27.12.2020 13:03, insgesamt 6-mal geändert.
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SethSteiner
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von SethSteiner »

Natürlich ist die Kritik an und für sich zielführend, deswegen schrieb ich auch sie ist legitim. Ich selbst habe ja diese Kritik und mehr an diesem und an anderen Spielen. Meine Aussage bezieht sich rein auf die Frage des Genres, weil diese und andere Defizite eben auch andere Rollenspiele haben, nahezu alle anderen. Nehmen wir nur das Thema Beziehungen. Viele Beziehungen enden mit Kuss/Sex in Rollenspielen. Und das ist in Cyberpunk leider nicht mal soviel anders. Zwar gibt es ein paar Kleinigkeiten (Textnachrichten) aber ansonsten komme ich da zum auserwählten Partner und der steht immer an derselben Stelle. Gibt immer denselben Kommentar ab. Ehrlich gesagt, selbst die Liebeserklärung hat meines Wissens nach bisher gefehlt und irgendwie ist sowas richtig armselig. Statt des gesamten Prologs (!) hätte ich lieber noch eine Post-Sex Quest oder einfach noch ein Dutzend mehr Dialogzeilen. Ja das geht sogar soweit, dass ich beim Thema Beziehungen irgendwie keine Antwortmöglichkeit habe zu sagen "Ja ich habe da jemanden, er/ihr Name ist XY" oder etwas ähnliches. Und natürlich sind genau solche Momente der Wiederholung oder fehlender Rücksicht dann ein Immersionskiller.

Letztendlich würde ich schon sagen, dass Cyberpunk den Kopf zum Rauchen bringen kann, hier eben gute Geschichten erzählt und davon eine gute Menge. Was vielleicht fehlt ist ein.. "langanhaltender Effekt", da es ja einfach von Mission zu Mission geht und da wenig nachhängt. Nichts desto trotz, es macht seinen Job gut und IMO auch besser als Last of Us 2, weil ich halt unter dem Strich deutlich mehr Kontrolle habe und zumeist nicht zusehen muss, wie mein Charakter Dinge macht, die ich nicht will.. okay, außer breitbeinig zu sitzen. Ich trage einen Rock verdammt, hör auf dazusitzen wie ein Prollo und mach die Beine zusammen!
Johan10
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Re: Spiele des Jahres 2020: Rollenspiel

Beitrag von Johan10 »

Haha...gute Rocknummer;) Ja gut...da stimme ich dir zu! Die erzählte Geschichte von Cyberpunk2077 bringt das Hirn schon zum Rauchen. Aber es ist eben, wie du selbst auch richtigerweise gesagt hast, die Geschichte die das erreicht (da kann ich auch ein Buch lesen etc.) und weniger das Spiel, also meine eigene Beteiligung als solches. Geschichte und Erzählweise ist besonders gut gelungen. Allerdings hätte da vielleicht auch ein Rahmen ala detroit become human gereicht. Die Welt (Stadt) ist groß und cool gestaltet aber unter der Oberfläche eigentlich viel zu "zombie-esk";) als um darin nachhaltig rollenspielmäßg Spaß haben zu können. Fürn shootererlebnis reichts allemal. Und zu last of us....ja auch hier stimm ich dir uneingeschränkt zu, aber da wurde einem auch nichts versprochen, außer eine lineare, auf die Erzählung konzentrierte Welt. Anders als bei Cyberpunk2077.
Zuletzt geändert von Johan10 am 27.12.2020 12:53, insgesamt 2-mal geändert.
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