Usul hat geschrieben: ↑15.09.2021 08:12
stefan251 hat geschrieben: ↑15.09.2021 00:57Mit Usul hatte ich da vor einigen Monaten auch mal ne heftigeren Clash, weil der öfter mal die Angewohnheit hat, zu glauben, er habe die moralische Oberweisheit mim Löffel gefressen. Und ich hab halt grad im Internet immer weniger Geduld mit solchen tumben Simpeln, die dann arrogant und überheblich daherzukommen meinen.
Ich habe mich extra nicht in euren Schlagabtausch eingemischt, und dann kommt sowas. Danke für die Blumen. Allerdings weiß ich nicht, ob dir die Ironie in deinen Worten klar ist... von "solchen tumben Simpeln, die dann arrogant und überheblich daherzukommen meinen" reden, aber genauso auftreten... das ist wirklich köstlich.
Noch kurz zum Thema (in tumben, simplen Worten):
- Gesetz Scheiße.
- Typ zu recht zurückgetreten (worden).
- Taliban-Vergleich deplatziert.
Naja, was genau erwartest du, wenn das halt genau die Art ist, mit der du bei mir und womöglich auch anderen extrem ungut auffällst, dann werd ich dich auch als extremes Negativbeispiel benennen. Und es halt jetzt erst recht wieder tust, weil ich mein mehr als die genaue Aufschlüsselung, worums mir eigentlich geht, kann ich halt auch nicht machen (ich kopiers nur noch mal rein: Man könnte sich natürlich auch tiefergehende Fragen stellen, über den Sinn und Unsinn von Gesetzen (was ich mehrfach anspreche), wie oder wie man sich nicht dran halten soll und was passiert, wenn man es nicht tut (was ich mehrfach anspreche), worin eine Gefahr liegen kann, wenn die Deutungshoheit an Meinungen deviante Ansichten stärkere Konsequenzen als nur Shitstorms provoziert (was ich mehrfach anspreche), man könnte sich fragen, wieso jemand, der erklärt linkslibertaristisch ist, das Gesetz erklärt scheiße findet, Reaktionäre und Konservative ned mag, trotzdem einen Konservativen und dessen Meinungsäußerung verteidigt. Oder man könnte einfach getriggert werden und sich in seiner Wohlfühlblase gestört fühlen.) Und du stürzt dich halt GENAUSO wie Wigggenz nur in moralinsaures Gehabe, weil du dich durch irgendwelche Trigger in deiner Wohlfühlblase gestört fühlst, anstatt auf irgendwelche Dinge einzugehen die über: "Aber die armen Frauen werden gezwungen ein Kind auszutragen, Schockschwerenot" hinausgehen in der Debatte. Weil wie schon mal gesagt, darum gehts - mir zumindest - eigentlich nicht. Und zu deinen tumben, simplen Worte auf Zusammenhänge, die nicht notgedrungen korrelieren, kann ich nur sagen: Gesetz Scheiße. Deswegen muss Typ nicht zurückgetreten werden. Weil logischer Fehlschluss, da er das Gesetz weder verabschiedet hat, noch es durchsetzt. Wenn du Typen zurecht zurücktreten willst, mach es bei den texanischen Abgeordneten oder den Kopfgeldjägern.
Aber ok, vielleicht ist es für bestimmte Leute tatsächlich nicht greifbar, wieso Dinge nicht unbedingt zusammengehören müssen. Aber die berühmten Worte von Evelyn Beatrice Hall über Voltaire: "Ich missbillige, was Sie sagen, aber ich werde bis zum Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen", sollte das vielleicht greifbar machen.
Zu Feminismus und Wokeness und deren übertrieben negative Auswirkungen: Du willst es schon absichtlich falsch verstehen, gelle? Wen werd ich meinen, wenn ich schreib "aber Leute [...]" und dann explizit diesen Fall benenne...? Hm?
Aber um drauf einzugehen was du explizit fragst: So aus dem Stehgreif fielen mir aus Diskussionen hier mal Michel Ancel ein und der Typ, dessen Name ich leider nicht mehr weiß, der mal mit seiner Kollegin/Freundin/whatever auf Urlaub war, sie gemeinsam gesoffen haben und er dann zu ihr in die Dusche kam, die das dann ned wollte und ein Ultragewese über Pseudovergewaltigung und sexuelle Nötigung machte. Oder auch das Andersherum: War das ein Spiel, ein Film darüber oder ne Doku, ich weiß es auch nicht mehr, wo Twitch-Streamerinnen nen Spiegel vorgehalten bekommen haben, wie die die Simps in ihren Chats ausnehmen wie Weihnachtsgänse, was eigentlich nur zweitrangig war, aber es wurde sich dann überall nur drauf konzentriert, wie böse und frauenfeindlich die Macher des... Werks waren. So ca hab ich das in Erinnerung, ohne das jetzt genau rauszusuchen. Wie oft gabs hier Diskussionen über Sarkeesian, die im Endeffekt auf genau dasselbe Schema rausliefen: Kurz gefasst: Leute, die ihre Kritik für scheinheilig hielten, waren böse Frauenhasser. Und in all den Fällen lief das grundlegende Prozedere halt immer gleich ab. Jemand legte ein Verhalten an den Tag oder sagte etwas, was bei vielen Leuten, die genug in sich selbst ruhen nicht mal n Schulterzucken hervorrufen würde, aber dann gibt es Personen, die das ultimativ aufbauschen, am besten mit "die bösen alten weißen Männer" und anderen Verallgemeinerungen und schon haben wir eine moralisch geprägte Situation, die womöglich harmloser und einfacher zu klären gewesen wäre, bevor (Achtung, Triggerwort) Berufsempörte dazu Stellung nehmen mussten. Und das erkennbare Schema dahinter ist: Zu einem großen Prozentsatz sind die Leute, die das machen, selbsterklärt feministisch (dann meisten aber nicht immer Frauen) und woke. Aber gibts ja auch andersrum. Gab da mal vor einigen Monaten den empfindlichen und übersensiblen Aufschrei von Konservativen über Grundschüler die von Oma, der Umweltsau singenn. Oder natürlich die äußerst unschönen Cancel-Versuche gegenüber Greta Thunberg und Fridays for Future. Klappt halt nicht so recht, weil da keine gesellschaftlich vollends akzeptierte moralische Deutungshoheit dahintersteht. Zum Glück.
Reicht dir das als Beispiele? Zu nicht öffentlichen Personen könnt ich dir naturgemäß keine Sachen liefern, weil die halt nicht in der Öffentlichkeit behandelt wurden. Und es soll ja belegbar und überprüfbar bleiben. Waren jetzt aber alle keine CEOS, wenn ich mich jetzt recht entsinne. Womöglich schon höhere Stellen wie Ancel, aber nicht die oberste Chefität.
Und um den Vergleich mit Hildmann (oder jedem anderen QAnon-Verschwörungsschwurbler) noch auszuformulieren: Nachdem die halt richtig harten Schwachsinn labern, der kontrafaktisch ist, was explizites Wissen angeht und nicht nur Meinungen und Gefühle, was richtig zu sein hat, wäre hier das "richtige" Canceln, keine Möglichkeit mehr, dass sie das irgendwie auf öffentlich zugänglichen Internetseiten veröffentlichen. Wurscht, ob YT, Twitter, Reddit, oder verschissene 8kun. In solange sozial ächten, bis er kein einziges Buch oder veganes Sößchen oder was auch immer er sonst verkauft mehr verkauft und pleite geht. Das wäre ein passendes Korrelat. Wir reden ja die ganze Zeit von Konsequenzen, die die Leute tragen müssen, wenn sie Scheiße verzapfen, nicht? Und wenn Hildmann in die Türkei flüchtet und dort angeblich in irgendwelchen Luxusvillen haust, hat das in meinen Augen relativ wenig nachhaltige Konsequenz, die damit vergleichbar ist, dass einer für seine Meinung und sei er noch so sehr CEO einer Firma, genau das dann nicht mehr ist. Denn wie auch schon mal gesagt und von allen die sich hier nur moralisch empören übergangen: Soso... Leute, die in öffentlichen Positionen stehen, können nicht dasselbe sagen, wie Privatpersonen unter vier Augen. Ich bleib mal bei Trump. Öffentlicher gings halt kaum. Konsequenz? Null. Warum? Weil sich halt die US-Regierung nicht von den besagten Berufsempörten erpressen ließ und es ihnen more or less egal war, ob ihr Commander in Chief moralisch gut dasteht bei diesen Leuten. Leider wie man sagen muss. Denn sonst wären uns wohl vier schreckliche Jahre erspart geblieben.
@batsi84
Es gab zwar schon Antworten dazu, aber ich will das auch nochmal klarstellen: Die Cancel Culture hat hier nichts mit der Kritik an dem Gesetz zu tun, also dass jene Leute, die wären die Gefahr laufen gecancelt zu werden. Das würde das ganze Konzept ad absurdum führen. Aber zutrauen würd ich es der Menschheit tbh. Nö, andersrum: Die Cancel Culture kommt von den Kritikern des Gesetzes, die es nicht aushalten, dass es in diesem expliziten Fall Personen gibt, auch Personen von öffentlichen Interesse, die das Gesetz nicht kritisieren und sogar gut finden und darauf dann einfordern, dass eben diese Personen, die nicht mit ihnen übereinstimmen, sozialer Ächtung unterworfen werden. Das kann sich dann immer wieder unterschiedlich abspielen, basiert aber oft darauf, dass besonders Berufspartner dieser Leute, sich dazu hinreißen lassen, die Leute zu feuern (oder ihnen nahelegen freiwillig zu gehen), Verträge über Auftritte oder dergleichen kündigen, weil sie Angst haben davor, dass Leute, die ihnen Geld geben für ihre Produkte oder Dienstleistungen dann zu dem geilen Fehlschluss kommen: "Aha. Person A ist ein Arschloch, das sagt Frauen dürfen nicht abtreiben, Firma B arbeitet mit dem zusammen, das heißt, die müssen das gutheißen und sind somit auch Arschlöcher - von denen kauf ich nichts mehr", was natürlich Schwachsinn ist, aber so tickt der Mensch an sich. Eine tatsächliche private soziale Ächtung passiert eher selten. Das hat nahezu immer mit der Öffentlichkeitswirksamkeit einer Person zu tun.
(Edit: Aber wie man an Kajetans Definition sieht, gibt es hier Unterschiede in der Auffassung. bzw wie weit der Begriff ausgelegt werden sollte. Sein Beispiel des Unibetriebs brachte ich ja auch selbst schon, aber ich sehe eben auch die geschäftlichen Konsequenzen als solche, wenn sie in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu einem Shitstorm über ne hart unpopuläre Meinung kommen. Muss natürlich nicht sein, aber mir persönlich ist das zuviel an Zufall, dass sich die gerade dann von ihm getrennt haben sollen, wenn er sich ungut öffentlich positioniert. Daher zähle ich das dazu. Natürlich können die Leute, die sich über ihn aufregen persönlich nichts tun, wie Kajetan richtig sagt, aber es ist halt der öffentliche Druck der entsteht, der dann die Leute, die entscheiden können, dazu bringt Entscheidungen zu fällen.)