Kleiner Tipp: Lies doch einfach mal die Beiträge, die du zitierst, und dann wirst du auch herausfinden, was mit RPG-Elementen überhaupt gemeint ist. Ich beziehe mich immer wieder auf die Spielwelt, die mir nicht lebendig genug ist, die sich - für mich - nicht lebendig genug anfühlt, weil die NPCs weder mit dem Hauptcharakter agieren noch, wenn man von den wenigen Händlern absieht, irgendeiner Routine nachgehen. Ebenfalls habe ich längst erwähnt, dass sich das System mit Perks und Co. kaum auf die Spielweise auswirkt. Schade ist ausserdem, dass sich der Einstieg, der mit drei unterschiedlichen Pfaden bestritten werden kann, letztlich überhaupt nicht auf den weiteren Verlauf des Spiels auswirkt.
Schön, dass du "Oblivion" abwatscht, aber a) ist jenes bereits 14 Jahre alt und b) kriegen NPCs in "CP2077" nicht einmal das hin
Ich fasse noch einmal für dich exklusiv zusammen: Mit RPG-Elementen meine ich 1) eine glaubwürdige Spielwelt mit einer künstlichen Intelligenz, die den Namen auch verdient hat, 2) ein Talentsystem, das tatsächlich unterschiedliche Herangehensweisen fördert. Zum Beispiel.
Was ignoriere ich denn? Warum sollte der offizielle Twitter-Account von CDPR nicht als Beweis gelten und der Shop schon? Erbsenzählerei, nichts weiter. Vom Military-Shooter-Geschwafel ganz zu schweigen. Du weißt genauso gut wie ich, worum es eigentlich geht, aber anstatt dir das einzugestehen, kommst du vom Hundertsten in's Tausendste. Sei's drum.
Ich kann bzgl. Novigrad keine Übertreibung erkennen. Ja, Night City soll eine Millionenmetropole sein. Das ist sie theoretisch auch, wenn man die Einstellung für "Population Density" auf "Hoch" stellt. Fein. Kleines Beispiel dazu: Im ersten Akt, als man mit Jackie für einen vermeintlichen Waffendeal in das Hotel soll, muss man seine Waffen am Empfang abgeben. Seine Mantis-Klingen, wenn man diese bis dahin schon gefarmt haben sollte, darf man trotzdem ohne Reaktion führen? Alles klar, ich gebe zu, ein relativ kleinliches Beispiel, aber worum es mir geht, wird ersichtlich: Die Spielwelt nimmt überhaupt keinen Einfluss auf den Hauptcharakter, nimmt ihn quasi überhaupt nicht wahr, interagiert nicht mit ihm. Persönlich hatte ich gar nicht erwartet, dass man da ein solch weitreichendes System wie bspw. in RDR2 einbaut, in dem man Menschen damit verjagen kann, wenn man sie nur lange genug anstarrt o.Ä., aber in "CP2077" laufen die Klone weitestgehend stumm durch die Spielwelt und gaukeln eine Lebendigkeit vor, die es einfach nicht gibt.
Was soll an den Verbrechen dynamisch sein? Die sind genau so platziert worden. Zumal es auch diesbezüglich keine Möglichkeiten gibt: Entweder man läuft weiter, oder man überschreitet die Markierung und wird attackiert. Sehr dynamisch, ja. Dynamischer wäre es, wenn man Hilfe anbieten und ggf. den Täter ausfindig machen könnte.
Ich fände es auch schöner, wenn die Figuren in Night City noch mehr Persönlichkeit hätten, wenn die Auto-KI besser wäre, und die Polizei realistischer arbeiten würde. aber man kann nicht alles haben. Ich finde den gefundenen Kompromiß soweit in Ordnung. Ich kann aber auch abwiegen. Ich erkenne die Vor- und Nachteile bei Cyberpunk, wie auch beim Witcher. In keinem Spiel war es bisher perfekt. Weder war die Welt in Witcher 3 total lebendig, noch ist sie in Night City tot.
Keine Ahnung warum du meinst das so dermaßen schwarz-weiß sehen zu müssen.
Natürlich kann man nicht alles haben. Du findest den Kompromiss in Ordnung, ich sehe da überhaupt keinen Kompromiss, weil der Punkt mit KI in der Entwicklung offenbar weitestgehend übergangen wurde. Warum? Weil es sonst nicht so wäre wie es nunmal ist. Was das mit Schwarz-Weiss zu tun haben soll, erschließt sich mir nicht. "The Witcher 3" hatte sicherlich auch seine Schwächen und trotzdem war es wesentlich immersiver, atmosphärischer.
Also ich weiß wirklich nicht, ob wir in ein und derselben Realität leben, ob wir über dasselbe Spiel sprechen und denselben Entwickler meinen. Das geht mir nicht nur bei dir gerade so.
Tadellos?
Vielleicht hab ich schon zuviel Cyberpunk gespielt, aber mein Verstand fühlt sich gerade an als würde er schmelzen und meine Erinnerungen an die verbuggten Witcherspiele, dem TW3 Crunch und dem Grafikdowngrade wurden mir nur über einen USB-Stick in mein Gehirn eingespielt und waren nie echt.
Dein Verstand hätte dir mitteilen sollen, dass die Vorzeichen bei "The Witcher 3" anders aussahen. Wie schon gesagt: Auch dieses Spiel hatte sicherlich seine Macken, auch damals hat man sich viel vorgenommen, aber abgesehen vom Grafikdowngrade, aus dem man definitiv gelernt hat, weil "CP2077" meiner Meinung nach sogar besser als auf den früheren Präsentationen aussieht, hat man auch sehr vieles davon eingehalten und gleichzeitig auch noch mit einem kleineren Entwicklerteam arbeiten müssen.
So oder so, damit du mich evtl. etwas besser verstehst: Ich mag "CP2077", ich mag sein Setting, die Grafik, das Gunplay, ich mag viele Charaktere, die Nebenmissionen und die Hauptstory. Dort erkennt man CDPRs Handschrift. Aber es gibt offene, nicht gerade geringfügige Baustellen, sich unfertig anfühlende Aspekte, bei denen ich die Handschrift leider nicht erkennen kann. Wie die KI bzw. die Spielwelt. Wie das Perksystem. Uvm.. Warum das so ist? I don't know. Vielleicht hätte man doch noch ein halbes oder gar ein ganzes Jahr Entwicklungszeit benötigt? Vielleicht hat man sich dazu entschieden, dass man darauf nicht so viel Wert legen möchte? Geschenkt. Für mich steht fest: Potenzial verschenkt. Leider, sehr sehr schade. Vielleicht habe ich zu viel erwartet? Vielleicht hat CDPR zu viel versprochen? Who knows? Diskutieren und Kritik üben darf man allemal, ist bei anderen Entwicklern und Publishern nicht anders.
Was mich an der Sache aber eigentlich stört, ist, wie das Management damit umgeht. Freut mich, dass man sich jetzt entschuldigt. Dann muss man sich aber die Frage gefallen lassen, ob man das einkalkuliert hat und falls ja, warum. Warum hat man nicht klar kommuniziert, dass man einfach noch nicht fertig ist? Also speziell bezogen auf die Konsolenversionen? Richtig, hier dürfte das liebe Geld mal wieder ein ausschlaggebender Faktor sein. Im Endeffekt kann man es so zusammenfassen: Ich persönliche mache mir Sorgen um die Zukunft einer grandiosen Spieleschmiede, weil es leider schon zu viele abschreckende Beispiele gibt, bei denen es mittelfristig in eine ähnliche Richtung ging. Jo, auch CDPR hat nie alles richtig oder "perfekt" gemacht. Aber sie haben sich stetig verbessert, mit "The Witcher 3" ihren bisherigen Zenit erreicht. Mit Fehlern, klar, aber die hat man weitestgehend ausgemerzt und dann auch noch zwei hervorragende DLCs angeboten, die die Konkurrenz locker in den Schatten gestellt haben - und man hat oft ehrlich mit den Spielern/Fans kommunziert. "CP2077" ist leider ein kleiner Rückschritt, ein in manchen Teilen unfertiges Spiel, das wohlgemerkt trotz Crunchtime und mehrerer Verschiebungen zustande kam. Wahrscheinlich ist das die traurigste Nachricht daran. Mehr gibt es dazu von meiner Seite auch nicht zu sagen, schließlich wollte ich hier nie missionieren, sondern lediglich meine Sicht darstellen.