Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Ich lese so etwas äußerst ungern, auch wenn ich mir dessen schon vorher bewusst war. Mir tun die Mitarbeiter und deren Angehörigen leid und zwar besonders, wenn es über einen langen Zeitraum und intensiv anhält. Sicherlich gibt es auch immer genügend Mitarbeiter, denen das wenig oder gar nichts ausmacht, dafür aber eben auch jene, die der Belastung schwerer standhalten.
Immerhin spricht man hier von Entlohnung der angehäuften Stunden. Vielleicht können ja auch Mehrstunden mit Freizeit entlohnt werden, wäre für mich immer die erste Wahl.
Selber wäre ich auch dazu bereit, wenn es denn solche "nicht-ganz-freiwilligen-Überstunden" verhindern würde, immer auf ein Produkt zu warten. Auch wenn das Produkt Cyberpunk heißt und ich mir den Release schon lange herbeisehne, würde ich es dennoch aus Solidarität tun. Das Schlimme ist nur, auch wenn es so sein könnte (!), wird ein Verschieben den Crunch wohl nicht verhindern, nur verschieben oder gar verlängern.
Ich weiß der Thread wird wieder polarisieren. Die einen verabscheuen Crunch, die anderen werden sagen - gibt´s überall, muss ich auch, seit nicht so weich. An letztgenannte gerichtet: Nehmt etwas Rücksicht auf diejenigen, welche massiv (?) geforderte Überstunden nicht so gut mit sich (weniger stressresistent) und ihrem Umfeld (Familie) vereinbaren können, wie ihr es könnt. Manchmal steckt mehr dahinter als Faulheit oder gar Ungehorsam.
VG
Immerhin spricht man hier von Entlohnung der angehäuften Stunden. Vielleicht können ja auch Mehrstunden mit Freizeit entlohnt werden, wäre für mich immer die erste Wahl.
Selber wäre ich auch dazu bereit, wenn es denn solche "nicht-ganz-freiwilligen-Überstunden" verhindern würde, immer auf ein Produkt zu warten. Auch wenn das Produkt Cyberpunk heißt und ich mir den Release schon lange herbeisehne, würde ich es dennoch aus Solidarität tun. Das Schlimme ist nur, auch wenn es so sein könnte (!), wird ein Verschieben den Crunch wohl nicht verhindern, nur verschieben oder gar verlängern.
Ich weiß der Thread wird wieder polarisieren. Die einen verabscheuen Crunch, die anderen werden sagen - gibt´s überall, muss ich auch, seit nicht so weich. An letztgenannte gerichtet: Nehmt etwas Rücksicht auf diejenigen, welche massiv (?) geforderte Überstunden nicht so gut mit sich (weniger stressresistent) und ihrem Umfeld (Familie) vereinbaren können, wie ihr es könnt. Manchmal steckt mehr dahinter als Faulheit oder gar Ungehorsam.
VG
Zuletzt geändert von EintopfLeiter am 30.09.2020 13:21, insgesamt 3-mal geändert.
" Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle unrecht haben. "
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Ist in anderen Branchen auch üblich. Wenn bei uns am Bau verschiedene Gewerke nicht rechtzeitig zum Termin fertig werden wird auch Überstunden und Samstag gearbeitet. Es hilft halt nichts. Wenn Arbeit da ist muss man Zähne zusammen beißen und ran. Es wird auch wieder ruhiger. Hier wird ja so getan als verlangt das Unternehmen das Erstgeborene der Angestellten.
Wenn Arbeit da ist muss man rödeln.
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Bei einigen Meinungen hier, bin ich froh, dass es nicht Konsens ist. Sonst hätten wir heute noch 50h Woche, Samstagsarbeit und Urlaub nur wenns passt.
Gut dass die Zeiten von Knechtschaft größtenteils vorbei ist. Schlecht, dass manche das immer noch gutheißen, muss man halt Zähne zusammenbeißen. Oh je.
Gut dass die Zeiten von Knechtschaft größtenteils vorbei ist. Schlecht, dass manche das immer noch gutheißen, muss man halt Zähne zusammenbeißen. Oh je.
Leider zeigt Corona aktuell, dass es nicht wenige gibt die wenig von Rücksicht halten. Maske egal, Abstand egal, Partys feiern, yay. Bloß nicht zu sehr für andere einschränken. Es ist so deprimierend. Zum Glück sind das nicht alle und auch nicht die Mehrheit, aber mehr als ich gehofft hatte.EintopfLeiter hat geschrieben: ↑30.09.2020 13:18 An letztgenannte gerichtet: Nehmt etwas Rücksicht auf diejenigen, welche massiv (?) geforderte Überstunden nicht so gut mit sich (weniger stressresistent) und ihrem Umfeld (Familie) vereinbaren können, wie ihr es könnt.
Zuletzt geändert von johndoe711686 am 30.09.2020 13:36, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Ärzte haben auch Crunch time, oft jeden Tag. Und da geht es oft um Leben und Tod.
Niemand wird zu irgendetwas gezwungen. Und ich wette, das ist neben all den Problemen die es gibt, trotzdem ein Job der Spass macht. Bestimmt auch nach Jahren. Hatte nur zu gerne gewusst, wie viel die Leute verdienen. Wie viel verdient Miles Tost? Wie viel ein normaler Programmierer.
Niemand wird zu irgendetwas gezwungen. Und ich wette, das ist neben all den Problemen die es gibt, trotzdem ein Job der Spass macht. Bestimmt auch nach Jahren. Hatte nur zu gerne gewusst, wie viel die Leute verdienen. Wie viel verdient Miles Tost? Wie viel ein normaler Programmierer.
Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Bla...dieses gelawer von "niemand wird gezwungen". Und dann dieser dämliche Verweis auf Ärzte, als ob es dass besser machen würde.kagrra83 hat geschrieben: ↑30.09.2020 13:33 Ärzte haben auch Crunch time, oft jeden Tag. Und da geht es oft um Leben und Tod.
Niemand wird zu irgendetwas gezwungen. Und ich wette, das ist neben all den Problemen die es gibt, trotzdem ein Job der Spass macht. Bestimmt auch nach Jahren. Hatte nur zu gerne gewusst, wie viel die Leute verdienen. Wie viel verdient Miles Tost? Wie viel ein normaler Programmierer.
Dieses Argument, das ja niemand gezwungen wird, ist das letzte Argument um es sich moralisch einfacher zu machen.
Weil es ja schlichtweg so ist. Aber die Leute müssen Familien ernähren, lieben Ihren Job wohlmöglich auch etc. Macht es das richtig, sie buckeln zu lassen? Oder wäre es nicht gesellschaftlich an der Zeit gerade solche Leute (auch Ärzte etc.) zu entlasten. ODer Pflegekräfte etc.
Würde es begrüßen, wenn sich die Programmierer etc. mal organisiert bekommen zu einer Art Gewerkschaft. Dann würde vieles etwas anders laufen. Wo keine Programmierer, keine Spiele. Dann würde auch der letzte Konsument begreifen, dass das eben nicht immer komplett freiwillig ist sonder sozialer und finanzieller Druck immer eine Rolle spielen.
Ohman
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Du verwechselst Crunch mit Regelarbeitszeit. 50h-Woche und Samstagsarbeit verhindert Crunch ebenfalls nicht, denn es wird immer mit der Regelarbeitszeit geplant. Eine höhrer Regelarbeitszeit ist kein Dauercrunch, sondern Crunch ist, wenn du mehr als die Regelabreitszeit arbeiten musst.
Wenn du denkst, das du für eine Arbeit 200h Stunden brauchst, dann sind das halt bei aktueller 40h-Woche 5 Wochen und bei einer 50h-Woche nur 4 Wochen.
Wenn dir aber jetzt nach Woche 3 auffällt, das die restliche Zeit doch nichtmehr reicht, musst du mehr arbeiten als deine Regelarbeitszeit hergibt, oder du kannst den Termin halt nicht halten. Genau das ist Crunch.
Anderer Fall, du arbeitest die ersten 2 Wochen nur halbtags, weil "hab ja noch genug Zeit", musst dann aber "überraschend" die restlichen 2-3 Wochen crunchen...
Ja klar kann man verschieben und es bei der Verschiebung dann urplötzlich wie durch ein Wunder "richtig" machen, dann braucht man auch keinen Crunch. Man könnte es auch gleich richtig machen, dann braucht man weder Crunch noch Verschiebung. Es wird aber halt auf diese Weise einfach nicht besser, weil "aber diesmal machen wir es richtig! Versprochen!!1elf Indianerehrenwort!!111eeelfff" hat halt irgendwie noch nie wirklich funktioniert.
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Gimli276 hat geschrieben: ↑30.09.2020 10:59 Also die Gastronomie ist mit allen Teilbereichen härter dran, da tue ich mich schwer jetzt explizit die Gamingbranche deswegen an den Pranger zu stellen. Das ist in vielen Branchen üblich, auch dass Überstunden nicht bezahlt werden etc.
Erstaunlich, dass beim Gaming das Thema immer wieder angesprochen wird, es sonst wohl niemanden tangiert.
Naja, wir sind hier in einem Gaminforum eines online Gaming-Magazins. In einem solchen wird eben über die Branche und auch die Missstände innerhalb derselben geschrieben und diskutiert.
Ich glaube auch kaum, dass die selben Missstände in anderen Branchen niemanden interessiert. Und gerade die Gastronomie ist bekannt für knackige Arbeitszeiten und einem allgemein harten Arbeitsalltag, das stimmt. Sicherlich gibt es auch Plattformen, die sich mit dortigem Elend beschäftigen. Und dort wie hier kann man Probleme immer gerne thematisieren, weil es das eben benötigt um Probleme zu beheben. Manchmal dauert das länger und es muss oft darüber gesprochen werden. Aber wenn es dann mal besser wird, waren es alle vorangegangenen Worte und Gespräche doch auch wert, wie ich finde.
VG
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Öhm - keine Ahnung wo du da bei mir jetzt ein Plädoyer gegen staatliche Interventionen herausgelesen hast, aber die Soziale Marktwirtschaft ist ein kapitalistisches System. Es gibt Privateigentum auch an Produktionsmitteln und ein Streben nach Besitz des Einzelnen. Staatliche Regulierung ist sogar nach Adam Smith notwendig, um die Rahmenbedingungen für fairen Wettbewerb zu gewährleisten, dementsprechend sehe ich hier keinen Widerspruch. Darüber hinaus gibt es, zumindest wenn ich mich empirisch umschaue, leider kein alternatives System, bei dem ähnlich viel Wert auf Arbeitnehmerschutz gelegt würde, wie in modernen, marktwirtschaftlichen Demokratien. Die Romantik, mit der häufig altbekannte & gescheiterte Alternativen betrachtet werden, kann ich folglich nicht nachvollziehen.Tarkowski hat geschrieben: ↑30.09.2020 13:16Öhm - sämtliche den Arbeitnehmer schützenden Institutionen entspringen staatlicher Regulierung bzw. der Etablierung der sozialen Marktwirtschaft. Beides keine dem Kapitalismus inhärenten Wesensmerkmale, sondern Maßnahmen um den Kapitalismus überhaupt am Leben zu erhalten und seine Schwächen aufzufangen. Oder auf was beziehst du dich hier genau?Krulemuk hat geschrieben: ↑30.09.2020 12:00Genau.Sir_pillepalle hat geschrieben: ↑30.09.2020 11:40
Nein, Kapitalismus funktioniert so. Schinde dich, bisweilen unbezahlt, für jemand anderen kaputt.
Das ist kein branchenspezifisches Problem, sondern ein systemisches.
Nenne mir bitte ein nicht-marktwirtschaftlich organisiertes System, was in Sachen Arbeitnehmerschutz besser performed als der böse Kapitalismus. Du wirst keines finden.
Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Triadfish hat geschrieben: ↑30.09.2020 10:52 Lächerlich... Eine 6-Tage Woche ist doch kein Crunch. Das habe ich immer. So lange da nicht 12+ Stunden am Tag geschuftet werden muss, sehe ich das als vollkommen normal an. Wir sind einfach zu verwöhnt mit unseren 37,5 Stunden Wochen + Feiertage + 30 Tage Urlaub + krank feiern. Gibt es in anderen Branchen auch, dass mal was mehr getan werden muss.
Bei Arbeit, die einem erfüllt, einen persönlichen Sinn hat und sich auch im Umkehrschluss bezahlt macht, kann ich das ja noch ansatzweise verstehen. Allerdings auch nur für einen gewissen Zeitraum.
Sollte so etwas als normal angesehen werden, kann ich nur darauf hinweisen, dass man die ganze Zeit nicht wiederbekommt und niemand diese Arbeitszeit mit in sein Grab nehmen wird, von den monetären Mitteln ganz zu schweigen.
Dies kann vielleicht als persönlichen Angriff gesehen werden, aber ich sehe so etwas als sehr arm an.
Aber jedem das Seine.
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Allen Crunches, die ich in der freien Marktwirtschaft mitgemacht hatte, lagen zu ambitionierte Ziele zugrunde. Für viele Kollegen und mich waren Leute in anderen & besser bezahlten Etagen hauptursächlich für diese fehlkalkulierten Ambitionen.
Cyberpunks Verschiebungen ließen für mich einen ähnlichen Schluss zu.
Cyberpunks Verschiebungen ließen für mich einen ähnlichen Schluss zu.
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Stichwort Bau...
Ich habe das Vergnügen mehrere (Haus-)Baustellen in Wohnreichweite beobachten zu können. Manche davon sind schnell fertig. Bagger, Kran, Männlein, Haus steht. Bei anderen hingegen... Bagger baggert, dann steht die Grube erstmal ne Woche leer, Krank kommt, Männlein kommen, um Mittag wird Schluss gemacht, an manchen Tagen kommt man garnicht, und irgendwann macht es *klick* und plötzlich wird das Ding hochgezogen - und dabei auch über die normale Zeit gearbeitet. Überstunden.
Für mich sieht das immer nach schlechter, bzw. Fehlplanung aus.
Und dann gibt's da noch das Haus, das offenbar von ner Bank gebaut wird. Das befindet sich schon über ein Jahr in Bau. Ist immer noch nicht fertig. Offenbar läuft da die Bezahlung tröpfenweise.
Wie dem auch sei:
Die Newsmeldung ist nicht hübsch. Klar, gehört zur Branche dazu.... aber muss man das wirklich verteidigen? Sogar noch runterspielen und sagen "ist doch nicht schlimm"? Ich mein, Cyberpunkt wird bei Release vermutlich, wie der Hexer, bester Eurojank sein, Überstunden hin, Überstunden her.
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Bei mir lag es daran, das die Entwicklung bis zum Release geplant wurde, aber Testen und Bugfixen immer "vergessen" wurde mit einzuplanen. Und wenn dann drei Wochen vor Release ein Großteil fertig war, hat man natürlich Bugs gefunden, die aber unbedingt gefixt werden mussten und auf einmal fehlte die Zeit für die restlichen Features (geschweige denn das man da auch jeweils nochmal Bugs finden wird).Panikradio hat geschrieben: ↑30.09.2020 14:05 Allen Crunches, die ich in der freien Marktwirtschaft mitgemacht hatte, lagen zu ambitionierte Ziele zugrunde.
Da konnte man aber auch sagen, was man wollte, es wurde ignoriert. Habs ein paar mal versucht und bin dann letztendlich gegangen.
Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Dabei vergisst du aber unter anderem, dass es nicht wenige Ausnahmebranchen dafür gibt und hier nur von der Regelarbeitszeit die Rede ist. Du kannst hier also durchaus 60 Stunden in der Woche arbeiten müssen, solang du zeitnah dann wieder irgendwann unter 48 Stunden kommst, ist das alles "legitim". Die Gastro, teilweise der Handel, der Bau, Logistik und insbesondere die Sicherheitsbranche, wo 12-Stunden-Schichten die Norm sind, kann dir davon ein Lied singen. Die Arbeitsschutzgesetze diesbezüglich hier sind einfach ein Witz... da sind so unglaublich viele Löcher, Ausnahmeregelungen und Sonderregelungen drin, dass sie gerade für die Branchen, wo der Missbrauch am größten ist, in der Praxis keinerlei Relevanz haben.Liesel Weppen hat geschrieben: ↑30.09.2020 11:46
In Deutschland sind es 48h/Woche. Das heisst bei 6-Tage-Woche jeden Tag 8h ODER bei einer 5-Tage-Woche 4x 10h + 1x 8h. Und pro Tag maximal 10h. Also 4x12 is auch nicht erlaubt.
Ich mag solche "Crunch-Meldungen" und vor allem die Reaktionen darauf nicht besonders. Nicht, weil ich Crunch als etwas Positives ansehe - im Gegenteil, sondern weil es etwas ist, dass vermutlich 70% der arbeitenden Bevölkerung betrifft, auch wenn es da im Regelfall nicht "crunch" heißt - sich die mediale Welt aber nur bei Software-Entwicklern wirklich drum zu scheren scheint, während das Problem in vielen... sehr vielen... anderen Branchen mindestens genauso ausgeprägt ist. Der Fingerzeig sollte hier nicht in erster Linie in Richtung der Studios gehen, der Fingerzeig sollte in Richtung der Politik gehen, die solche Situationen in allen Branchen vermeiden könnte, indem sie Arbeitsschutzgesetze verfasst, die diesen Namen auch verdienen. Die Firmen tun nur das, was der Gesetzgeber ihnen erlaubt... das mag man moralisch Scheiße finden, ist aber im Kapitalismus nicht so mega verwunderlich. Genau um hier Grenzen zu setzen zu können gäbe es ja eigentlich Gesetze. Die Quelle des Problems ist hier allein die Politik, die mit explizit geschaffenen Ausnahmeregelungen, Sonderregelungen, Ergänzungen, Einschränkungen und Co dieses Verhalten ja sogar explizit legitimiert. Natürlich, 4Players ist eine Gaming-Seite insofern macht der Bericht hier schon Sinn, aber für mich persönlich wirkt das, als würde man darüber berichten, dass jemand sein Kaugummipapier auf den Boden statt in den Mülleimer geworfen hat - aber keiner verliert ein Wort darüber, dass nebenan zeitgleich jemand mit nem Benzinkanister nen ganzen Straßenzug in Brand gesteckt hat.
Zuletzt geändert von NewRaven am 30.09.2020 14:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Du hast aber ein echt beschränktes Weltbild.suschu hat geschrieben: ↑30.09.2020 13:06Wenn du das gemacht hast bzw. mit dir machen lassen hast - schön - ändert nichts daran, dass es scheiße ist.Mauga hat geschrieben: ↑30.09.2020 11:34 Naja 6 Tage Woche direkt als Crunch zu betiteln halte ich für übertrieben.
Es ist völlig normal. Ich habe mal im Lager für 3 Jahre gearbeitet. Da wurden in der Hauptsaison 6 Tage gearbeitet und dafür in der Nebensaison massig Minusstunden gemacht. Eine 6 Tage Woche ist über ein paar Monate nix. Und die Jungs müssen es nur 1,5 Monate machen.
Egal ob man es nun crunch nennt oder sonstwas.
Für mich ist es völlig normal 5 Tage zur arbeiten und am Wochenende frei zu haben. Diese Einschränkung, mit am Wochenende arbeiten, sollte max. 1-2 Monate gelten. So wie ich das aber lese, arbeiten die Leute von CD Projekt schon seit mehreren Monaten 60 Stunden aufwärts und am Wochenende. Und reiche Menschen werden diese Leute danach auch nicht sein.
Das als normal zu bezeichnen...ne danke. Dann lieber noch 5. mal verschieben.
"Für mich ist es völlig normal 5 Tage zu arbeiten und am Wochenende frei zu haben."
Na hoffentlich erwischt dich nicht mal nen Job, wo du auch am Wochenende antreten darfst. Dann würde ich dein Gesicht gerne sehen.
Was sagen denn Polizisten, Verkäuferinnen, Ärzte, Schwestern im KH, Altenheim etc?
Arbeit am Wochenende und zum Teil 6-7 Tage Woche.
Hat also null mit "wenn du sowas mit dir machen lassen hast" am Hut.
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Re: Cyberpunk 2077: Sechs-Tage-Woche angeordnet, Crunch-Versprechen gebrochen
Hier wird mir ein wenig zu viel mit dem Wort "crunch" jongliert, kein Wunder bei dem Anglizismus.
Strenggenommen hat "crunch" erst einmal nicht zwingend negative Konnotationen. Crunch bezieht sich immer auf eine fixen Zeitpunkt für die Erledigung einer Arbeit nicht einfach viel Arbeit: Abgabetermin, Releasedatum, etc. Das Problem bei der Videospiel-Entwicklung ist:
1. es handelt sich meist um Angestellte oder Freiberufler mit crunch-Zwang bzw. der "kannst ja gehen, wenn es Dir nicht passt"- Option
2. Videospielentwickler haben, soweit mir bekannt, in den USA keine Gewerkschaft. In Polen wohl erst recht nicht.
Beispiele wie Ärzte oder Berufstätige anderer Branchen tun erst einmal nichts zur Sache.
Ärzte arbeiten viel, das ist richtig, aber das sollte man wissen bevor man ein Medizinstudium anfängt. Du fängst ja auch keine Ausbildung zum Bäcker an, wenn Du Probleme mit dem früh aufstehen hast. Hat aber nichts mit crunch zu tun. Ärzte sind entweder selbständig und niedergelassen oder Angestellte in einer Praxis/Krankenhaus.
Ein Selbstständiger der Mehrarbeit leistet, verdient entsprechend mehr, sonst ist irgendetwas faul. Ein Angestellter der Mehrarbeit leistet, sollte diese in irgendeiner Form vertraglich geregelt kompensiert bekommen, sonst wäre das nämlich ein Thema eben für die Gewerkschaft oder das Arbeitsrecht.
Diese Thematik könnte auch ein Indiz dafür sein, warum wir in Deutschland keine große Videospiel-Industrie haben.
Das Problem bei der Entwicklung von VS ist nämlich, dass es eine projektbezogene Arbeit ist, die aber 5 Jahre Laufzeit und länger haben kann. Normalerweise würdest Du dann aus wirtschaftlichen Gründen dein Personal hauptsächlich mit Freiberuflern und einigen Angestellten in Kernpositionen aufstellen. Die Alternative wären befristete Arbeitsverträge, was in einer stark konsolidierten Branche nicht wirklich prickelnd ist. Und das ist in Deutschland gar nicht so einfach, wie es klingt...zum Glück! Hatte da Einblick in eines der größten Unternehmen Deutschlands - da hat man sich vor einigen Jahren extrem in die Hose gemacht, als das Thema Scheinselbstständigkeit wieder groß wurde. Unsere Politik will eben nicht, dass das Sozialsystem dadurch unterwandert wird, das Unternehmen den leichteren Weg über Selbstständige in einem pseudo-Angestelltenverhältnis gehen. So was ist aber in den USA an der Tagesordnung.
Die Lösung wäre so etwas wie ein internationaler Dachverband für die Videospielindustrie, aber wer will so etwas starten bzw. fördern?: die Regierungen? EA oder Ubisoft? Ich fürchte, da müssen die Leute in der Branche sich selbst politisieren bzw. die Konsumenten durch etwa Boykott. Aber machen wir uns nichts vor - CP wird sich trotzdem wie warme Semmeln verkaufen.
Strenggenommen hat "crunch" erst einmal nicht zwingend negative Konnotationen. Crunch bezieht sich immer auf eine fixen Zeitpunkt für die Erledigung einer Arbeit nicht einfach viel Arbeit: Abgabetermin, Releasedatum, etc. Das Problem bei der Videospiel-Entwicklung ist:
1. es handelt sich meist um Angestellte oder Freiberufler mit crunch-Zwang bzw. der "kannst ja gehen, wenn es Dir nicht passt"- Option
2. Videospielentwickler haben, soweit mir bekannt, in den USA keine Gewerkschaft. In Polen wohl erst recht nicht.
Beispiele wie Ärzte oder Berufstätige anderer Branchen tun erst einmal nichts zur Sache.
Ärzte arbeiten viel, das ist richtig, aber das sollte man wissen bevor man ein Medizinstudium anfängt. Du fängst ja auch keine Ausbildung zum Bäcker an, wenn Du Probleme mit dem früh aufstehen hast. Hat aber nichts mit crunch zu tun. Ärzte sind entweder selbständig und niedergelassen oder Angestellte in einer Praxis/Krankenhaus.
Ein Selbstständiger der Mehrarbeit leistet, verdient entsprechend mehr, sonst ist irgendetwas faul. Ein Angestellter der Mehrarbeit leistet, sollte diese in irgendeiner Form vertraglich geregelt kompensiert bekommen, sonst wäre das nämlich ein Thema eben für die Gewerkschaft oder das Arbeitsrecht.
Diese Thematik könnte auch ein Indiz dafür sein, warum wir in Deutschland keine große Videospiel-Industrie haben.
Das Problem bei der Entwicklung von VS ist nämlich, dass es eine projektbezogene Arbeit ist, die aber 5 Jahre Laufzeit und länger haben kann. Normalerweise würdest Du dann aus wirtschaftlichen Gründen dein Personal hauptsächlich mit Freiberuflern und einigen Angestellten in Kernpositionen aufstellen. Die Alternative wären befristete Arbeitsverträge, was in einer stark konsolidierten Branche nicht wirklich prickelnd ist. Und das ist in Deutschland gar nicht so einfach, wie es klingt...zum Glück! Hatte da Einblick in eines der größten Unternehmen Deutschlands - da hat man sich vor einigen Jahren extrem in die Hose gemacht, als das Thema Scheinselbstständigkeit wieder groß wurde. Unsere Politik will eben nicht, dass das Sozialsystem dadurch unterwandert wird, das Unternehmen den leichteren Weg über Selbstständige in einem pseudo-Angestelltenverhältnis gehen. So was ist aber in den USA an der Tagesordnung.
Die Lösung wäre so etwas wie ein internationaler Dachverband für die Videospielindustrie, aber wer will so etwas starten bzw. fördern?: die Regierungen? EA oder Ubisoft? Ich fürchte, da müssen die Leute in der Branche sich selbst politisieren bzw. die Konsumenten durch etwa Boykott. Aber machen wir uns nichts vor - CP wird sich trotzdem wie warme Semmeln verkaufen.