Wulgaru hat geschrieben: ↑15.01.2018 14:48
Kajetan hat geschrieben: ↑15.01.2018 13:23
Wigggenz hat geschrieben: ↑15.01.2018 13:10
Ich halte den Gedanken, Unrecht damit zu rechtfertigen, dass früher halt die andere Seite Unrecht erfahren hat, für äußerst gefährlich.
Ich rechtfertige das nicht. Ich kann das Verhalten aber nachvollziehen. Da steckt soviel Wut und Hass und Kubiklichtjahre von Frustration in diesem Thema, da wird es noch einige Hexenjagden geben. Da werden noch genug Menschen versuchen ihr eigenes Süppchen mit dieser Thematik zu kochen, da werden noch einige Rechnungen beglichen. Siehe z.B. in Frankreich nach Ende des 2. Weltkrieges, als geschäftliche/politische Konkurrrenten praktischerweise der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt wurden oder man einer Frau eins auswischen wollte und einfach behauptet hat, sie hätte mit deutschen Soldaten rumgemacht.
Das einzige, was wir tun können ...
1. Nicht bei Hexenjagden mitmachen.
2. Nicht Hexenjagden als Vorwand zu nehmen, um einfach ALLE Vorwürfe dieser Art zu diskreditieren.
Ich benutze deinen Post in erster Linie als Aufhänger Kajetan, geht also über deinen hinaus falls du dich fragst was das noch mit deinem Post zu tun hat :wink:
Naja, das Problem ist ja das dein letzter Punkt schon impliziert das diese Hexenjagd ein häufiges und zunehmendes Phänomen ist und das halte ich doch für überhaupt nicht belegt. Das ist schon eher gefühlt, weil jetzt öffentlich so viel prominentes hochkocht. Gerade weil dann auf einen einzelnen, mittlerweile jahrelang zurückliegenden Fall wie Kachelmann verwiesen wird, zeigt mir das eher das Hexenjagden eventuell nicht so häufig stattfinden wie man meinen könnte. Wenn sie passieren ist es schrecklich keine Frage, aber das sie die Regel sind oder zur Regel werden (und das schwingt hier ja immer mit) ist absoluter Humbug würde ich meinen.
Wie du ja auch anhand deines persönlichen Erlebnisses beschrieben hast, ist es in der Regel viel häufiger so das ein Opfer oder eine Gruppe von Opfern viel eher keine Gerechtigkeit erfährt. Gerade weil ja in der Regel dieses Machtungleichgewicht in solchen Fällen besteht. Ich befürchte sogar eher da dieses metoo-Pendel sicherlich irgendwann zurückschlagen wird von der Stimmungslage, das sie in Zukunft da auch nicht auf mehr hoffen können, weil sich strukturell momentan nicht viel zu tun scheint, egal in welcher Branche.
Nebenbei...was ich auch an dem Hexenjagd-Ding nicht mag, ist die Stilkritik daran. Natürlich kann es genauso gut sein das wie im Falle von Weinstein das Opfer der "Hexenjagd" so schuldig ist wie man nur sein kann. Dieser Pranger ist bei prominenten Personen nun einmal ein Mechanismus und passiert auch bei anderen Sachen als Sex. Gamer-Promi Cage erfährt es eben hier. Das dieser "Mob" gebildet wird, macht die Vorwürfe gegen ihn aber nicht weniger richtig oder falsch.
Unabhängig vom konkreten Fall hier, würde wie gesagt persönlich dem Cage nicht soo viel Glauben schenken nach seinem lächerlichen Argument, das vor allem selbst-entlarvend anmutet...
Bei solchen Hexenjagden werden nunmal Fakten geschaffen, bevor die einzige Institution, die eigentlich demokratisch dazu legitimiert ist, nämlich Gerichte, überhaupt ein Urteil gefällt hat.
Das merkt man in Grenzen schon, wenn im Zuge von #metoo etwa pauschal von "Opfern" anstatt "mutmaßlichen Opfern" berichtet wird. Das macht im Umkehrschluss nämlich die Beschuldigten zwangsläufig zu Tätern, bevor das erwiesen oder gerichtlich festgestellt wäre.
Es muss gar nicht so spektakulär wie bei Kachelmann verlaufen. Korrigiert mich bitte, wenn ich hier jetzt beim folgenden Beispiel falsch liege, aber soweit ich weiß, weiß man beim kürzlich zurückgetretenen stellvertretenden britischen Premier immer noch nicht, ob er jetzt damals wirklich die Hand auf das Knie der Frau gelegt hat oder nicht. Trotzdem war er bereits in der Position nicht mehr zu halten, obwohl nichts erwiesen wurde.
Oder auch Roy Moore in Alabama. Eigentlich als Person wegen seiner Ansichten schon völlig unwählbar, aber das was die Wähler letztlich gegen ihn aufbrachte, waren nur durch Indizien gestützte, letztlich aber auch unbewiesene Vorwürfe der Nachstellung.
@Kajetan
Zwar stimmt dein letzter Satz, allerdings musst du dazu spiegelbildlich noch ergänzen, dass auch das Unrecht, welches Frauen angetan wurde, das Unrecht, welches man Männern angetan hat und immer noch tut auch nicht ungeschehen. Dass diese Maßstäbe ständig zu 100% in beide Richtungen gleich angewandt werden müssen, muss sich ständig vergegenwärtigt werden.