Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

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Wigggenz
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Wigggenz »

Kajetan hat geschrieben: 15.01.2018 12:53
Doc Angelo hat geschrieben: 15.01.2018 11:33 Als Opfer von einer solchen Hexenjagd kann ich dir sagen, das sich selbst ein "wenig" Hexenjagd wirklich scheiße und überwältigend anfühlt. Man ist komplett machtlos, weil alles was man sagt nur noch als Ausrede und Ausflucht gehört wird (wie hier im Thread auch zu sehen). Ich kann mir kaum ausmalen, wie es mir gehen würde, wenn das ganze nicht nur stadtweit, sondern weltweit "bekannt" wird.
Gar keine Frage. Zu Unrecht beschuldigt zu werden und sich dann im leichtesten Falle nur dummes Gefasel anhören zu müssen ... das ist scheisse! Der Fall Kachelmann zeigt ja schön, was für Folgen das haben kann. Geht gar nicht.

Nur ... wie bereits gesagt, ich habe persönlich miterleben dürfen, wie eine ehem. Kollegin auf Drängen des belästigenden Abteilungsleiters gefeuert wurde, weil sie vor Gericht gehen wollte, weil die Firmenleitung ihre Klagen nicht einmal ansatzweise ernst genommen hatte. Sie ist dann vor Gericht gegangen und hat verloren, weil es nur eine Zeugenaussage pro ihre Aussagen gab (meine), alle anderen Zeugen (Mann wie Frau) den Schwanz eingezogen haben, weil man ihnen erfolgreich Angst einjagen konnte.

Auch wenn Vorverurteilungen deutlich abzulehnen und zu verurteilen sind ... ich kann die Frustration und die Wut verstehen und daher nachvollziehen, wenn Leuten bei diesem Thema der Schaum vor dem Mund steht und zur Mistgabel gegriffen wird. Zu lange wurde weggeschaut, zu lange wurden Opfer und Zeugen mundtot gemacht, zu lange wurde verharmlost und runtergespielt, zu lange haben manche Männer ihre gesellschaftliche Position gnadenlos ausgenutzt. Jetzt schwingt das Pendel zurück und man kann nur versuchen die Auswirkungen des Pendelschlages zu minimieren, bis es sich hoffentlich eines Tages ausgependelt hat und solche Machtspielchen nur noch im Schlafzimmer zwischen Leuten stattfinden, die das ausdrücklich so wollen.
Ich halte den Gedanken, Unrecht damit zu rechtfertigen, dass früher halt die andere Seite Unrecht erfahren hat, für äußerst gefährlich.

Man kann nämlich Unrecht nicht mit Unrecht aufwiegen um es "auszugleichen", ohne das zugrundeliegende Wertesystem nachhaltig zu beschädigen.
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Heinz-Fiction »

Ich bin dann doch eher geneigt, den Mitarbeitern mein Vertrauen zu schenken. Wenn da tatsächlich schon gegen den Chef geklagt wird und das auch noch ne Sammelklage/n ist/sind, muss da was dran sein. Man geht ja nicht wegen jeder Lappalie vor Gericht
Doc Angelo hat geschrieben: 14.01.2018 21:57 Natürlich kann man ein Rassist sein und einen indischen Moslem als besten Kumpel haben. Aber wie häufig ist das?
Kommt nicht selten vor. Auch ein indischer Moslem kann Rassist sein; solange man auf einer Wellenlänge schwimmt ...
Zuletzt geändert von Heinz-Fiction am 15.01.2018 13:15, insgesamt 1-mal geändert.
Zinssm
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Zinssm »

Es wird nie eine glatte " Nullinie " geben!
Nähert sich dieser Nullinie etwas wird das Pendel mehr oder weniger stark wieder in die gleiche Richtung ausschlagen. Weil die die das Pendel in ihre Richtung bewegen wollen irgendwann selbst mit einer Nullinie nicht mehr zufrieden sind. So sind Menschen!
Ist es wirklich schon sexuelle Belästigung wenn man einer Kollegin/ Kollegen sagt wie gut er heute aussieht!?( kürzlich Interview Dlf). Ist es damit getan gleichgeschlechtliche Ehen erlauben und wird nicht eines Tages der erste Schrei unter dem Deckmantel " Diskriminierung" nach Mehrfachehen folgen!?
Dies wiederum treibt extremansichten Menschen zu,meist radikaler und kompromissloser wie die vorhergehenden! Denn die schlummern nur. Man kann jemanden via Gesetz,Medien etc nicht dazu zwingen zb Homoehen zu verabscheuen! Man kann nur ihre Anzahl begrenzen und das nicht durch Verbote oder " du musst" Forderungen,denn sonst kommt derjenige selbst irgendwann azf den Gedanken " Diskriminierung" zu rufen...
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Kajetan
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Kajetan »

dOpesen hat geschrieben: 15.01.2018 13:05 es ist schwierig,
DAS, DAS HIER ist das ganz große Zauberwort. Danke! :)

Es ist schwierig. Es gibt keine einfachen Antworten, keine einfachen Lösungen. Es ist ein schwieriges Thema, welches uns noch eine ganze Weile begleiten wird. Das wird mit uns nicht aufhören, damit werden sich noch unsere Enkel auseinandersetzen. Denn wir sind ja auch nicht der Startpunkt für diese Entwicklung. Diese hat zu Beginn des letzten Jahrhunderts angefangen, als Frauen sich z.B. das Wahl- und andere Rechte erstritten haben, wo Frauen während des 2. Weltkrieges gemerkt haben, merken mussten, dass sie selbst Wert haben, als sie an Stelle der Männer in den Fabriken standen und/oder anschliessend all die Trümmer wegräumen mussten.

Der gesellschaftliche Prozess der Gleichberechtigung der Frauen, des Ende der Ungleichbehandlung, das Ende auch eines bestimmten Männerbildes (man muss als Mann nicht mehr den starken Macker markieren, um etwas "Wert" zu sein), hat nicht mit uns begonnen und wird nicht mit uns aufhören.
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Kajetan
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Kajetan »

Wigggenz hat geschrieben: 15.01.2018 13:10 Ich halte den Gedanken, Unrecht damit zu rechtfertigen, dass früher halt die andere Seite Unrecht erfahren hat, für äußerst gefährlich.
Ich rechtfertige das nicht. Ich kann das Verhalten aber nachvollziehen. Da steckt soviel Wut und Hass und Kubiklichtjahre von Frustration in diesem Thema, da wird es noch einige Hexenjagden geben. Da werden noch genug Menschen versuchen ihr eigenes Süppchen mit dieser Thematik zu kochen, da werden noch einige Rechnungen beglichen. Siehe z.B. in Frankreich nach Ende des 2. Weltkrieges, als geschäftliche/politische Konkurrrenten praktischerweise der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt wurden oder man einer Frau eins auswischen wollte und einfach behauptet hat, sie hätte mit deutschen Soldaten rumgemacht.

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Wulgaru
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Wulgaru »

Kajetan hat geschrieben: 15.01.2018 13:23
Wigggenz hat geschrieben: 15.01.2018 13:10 Ich halte den Gedanken, Unrecht damit zu rechtfertigen, dass früher halt die andere Seite Unrecht erfahren hat, für äußerst gefährlich.
Ich rechtfertige das nicht. Ich kann das Verhalten aber nachvollziehen. Da steckt soviel Wut und Hass und Kubiklichtjahre von Frustration in diesem Thema, da wird es noch einige Hexenjagden geben. Da werden noch genug Menschen versuchen ihr eigenes Süppchen mit dieser Thematik zu kochen, da werden noch einige Rechnungen beglichen. Siehe z.B. in Frankreich nach Ende des 2. Weltkrieges, als geschäftliche/politische Konkurrrenten praktischerweise der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt wurden oder man einer Frau eins auswischen wollte und einfach behauptet hat, sie hätte mit deutschen Soldaten rumgemacht.

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1. Nicht bei Hexenjagden mitmachen.
2. Nicht Hexenjagden als Vorwand zu nehmen, um einfach ALLE Vorwürfe dieser Art zu diskreditieren.
Ich benutze deinen Post in erster Linie als Aufhänger Kajetan, geht also über deinen hinaus falls du dich fragst was das noch mit deinem Post zu tun hat :wink:

Naja, das Problem ist ja das dein letzter Punkt schon impliziert das diese Hexenjagd ein häufiges und zunehmendes Phänomen ist und das halte ich doch für überhaupt nicht belegt. Das ist schon eher gefühlt, weil jetzt öffentlich so viel prominentes hochkocht. Gerade weil dann auf einen einzelnen, mittlerweile jahrelang zurückliegenden Fall wie Kachelmann verwiesen wird, zeigt mir das eher das Hexenjagden eventuell nicht so häufig stattfinden wie man meinen könnte. Wenn sie passieren ist es schrecklich keine Frage, aber das sie die Regel sind oder zur Regel werden (und das schwingt hier ja immer mit) ist absoluter Humbug würde ich meinen.

Wie du ja auch anhand deines persönlichen Erlebnisses beschrieben hast, ist es in der Regel viel häufiger so das ein Opfer oder eine Gruppe von Opfern viel eher keine Gerechtigkeit erfährt. Gerade weil ja in der Regel dieses Machtungleichgewicht in solchen Fällen besteht. Ich befürchte sogar eher da dieses metoo-Pendel sicherlich irgendwann zurückschlagen wird von der Stimmungslage, das sie in Zukunft da auch nicht auf mehr hoffen können, weil sich strukturell momentan nicht viel zu tun scheint, egal in welcher Branche.

Nebenbei...was ich auch an dem Hexenjagd-Ding nicht mag, ist die Stilkritik daran. Natürlich kann es genauso gut sein das wie im Falle von Weinstein das Opfer der "Hexenjagd" so schuldig ist wie man nur sein kann. Dieser Pranger ist bei prominenten Personen nun einmal ein Mechanismus und passiert auch bei anderen Sachen als Sex. Gamer-Promi Cage erfährt es eben hier. Das dieser "Mob" gebildet wird, macht die Vorwürfe gegen ihn aber nicht weniger richtig oder falsch.
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Easy Lee »

Ich kann die Beschwerden an sich schon verstehen. Resilienz gehört nicht zu meinen Stärken und ich würde von daher ungerne in so einem Umfeld arbeiten. Andererseits sind wir schon eine ziemliche Weicheier-Generation voller filterbubbeliger Einzelkämpfer ;) Was diese Teams am Ende auf die Beine stellen ist Blut, Schweiß und Tränen in jedem Fall wert. Gerade Quantic Dream trifft bei mir jedesmal den Nerv. Ist halt nur schade, dass einige sich nicht so damit identifizieren können, weil sie als Zahnrad in so einem Projekt wenig Gestaltungsfreiheit haben und daher nur die negativen Seiten der Vision kennenlernen.
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Kajetan
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Kajetan »

Wulgaru hat geschrieben: 15.01.2018 14:48 Naja, das Problem ist ja das dein letzter Punkt schon impliziert das diese Hexenjagd ein häufiges und zunehmendes Phänomen ist und das halte ich doch für überhaupt nicht belegt. Das ist schon eher gefühlt, weil jetzt öffentlich so viel prominentes hochkocht. Gerade weil dann auf einen einzelnen, mittlerweile jahrelang zurückliegenden Fall wie Kachelmann verwiesen wird, zeigt mir das eher das Hexenjagden eventuell nicht so häufig stattfinden wie man meinen könnte. Wenn sie passieren ist es schrecklich keine Frage, aber das sie die Regel sind oder zur Regel werden (und das schwingt hier ja immer mit) ist absoluter Humbug würde ich meinen.
Kachelmann ist der prominenteste Fall hier in Deutschland. Ansonsten musst Du nur in den Untiefen von amerikanischen Alt-Right-Foren wühlen, wo man natürlich mit Freuden jeden Fall sammelt, wo ein Mann zu Unrecht beschuldigt wurde, um daraus wiederum die eigene Hexenjagd mit Munition zu befüllen.

Sowas kommt nicht selten vor. Und zwar schon lange VOR #metoo. Wir bekommen es nur nicht mit, weil es unbekannte Hansel betrifft, für deren Schicksal sich keine Sau interessiert.

Allerdings haben wir ja auch nicht mitbekommen, wie Frauen belästigt und betatscht und genötigt wurden. Das Unrecht, welches Männern angetan wurde und wird macht das Unrecht, welches man Frauen angetan hat und immer noch tut, ja nicht ungeschehen.
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Wigggenz
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Wigggenz »

Wulgaru hat geschrieben: 15.01.2018 14:48
Kajetan hat geschrieben: 15.01.2018 13:23
Wigggenz hat geschrieben: 15.01.2018 13:10 Ich halte den Gedanken, Unrecht damit zu rechtfertigen, dass früher halt die andere Seite Unrecht erfahren hat, für äußerst gefährlich.
Ich rechtfertige das nicht. Ich kann das Verhalten aber nachvollziehen. Da steckt soviel Wut und Hass und Kubiklichtjahre von Frustration in diesem Thema, da wird es noch einige Hexenjagden geben. Da werden noch genug Menschen versuchen ihr eigenes Süppchen mit dieser Thematik zu kochen, da werden noch einige Rechnungen beglichen. Siehe z.B. in Frankreich nach Ende des 2. Weltkrieges, als geschäftliche/politische Konkurrrenten praktischerweise der Kollaboration mit den Deutschen beschuldigt wurden oder man einer Frau eins auswischen wollte und einfach behauptet hat, sie hätte mit deutschen Soldaten rumgemacht.

Das einzige, was wir tun können ...

1. Nicht bei Hexenjagden mitmachen.
2. Nicht Hexenjagden als Vorwand zu nehmen, um einfach ALLE Vorwürfe dieser Art zu diskreditieren.
Ich benutze deinen Post in erster Linie als Aufhänger Kajetan, geht also über deinen hinaus falls du dich fragst was das noch mit deinem Post zu tun hat :wink:

Naja, das Problem ist ja das dein letzter Punkt schon impliziert das diese Hexenjagd ein häufiges und zunehmendes Phänomen ist und das halte ich doch für überhaupt nicht belegt. Das ist schon eher gefühlt, weil jetzt öffentlich so viel prominentes hochkocht. Gerade weil dann auf einen einzelnen, mittlerweile jahrelang zurückliegenden Fall wie Kachelmann verwiesen wird, zeigt mir das eher das Hexenjagden eventuell nicht so häufig stattfinden wie man meinen könnte. Wenn sie passieren ist es schrecklich keine Frage, aber das sie die Regel sind oder zur Regel werden (und das schwingt hier ja immer mit) ist absoluter Humbug würde ich meinen.

Wie du ja auch anhand deines persönlichen Erlebnisses beschrieben hast, ist es in der Regel viel häufiger so das ein Opfer oder eine Gruppe von Opfern viel eher keine Gerechtigkeit erfährt. Gerade weil ja in der Regel dieses Machtungleichgewicht in solchen Fällen besteht. Ich befürchte sogar eher da dieses metoo-Pendel sicherlich irgendwann zurückschlagen wird von der Stimmungslage, das sie in Zukunft da auch nicht auf mehr hoffen können, weil sich strukturell momentan nicht viel zu tun scheint, egal in welcher Branche.

Nebenbei...was ich auch an dem Hexenjagd-Ding nicht mag, ist die Stilkritik daran. Natürlich kann es genauso gut sein das wie im Falle von Weinstein das Opfer der "Hexenjagd" so schuldig ist wie man nur sein kann. Dieser Pranger ist bei prominenten Personen nun einmal ein Mechanismus und passiert auch bei anderen Sachen als Sex. Gamer-Promi Cage erfährt es eben hier. Das dieser "Mob" gebildet wird, macht die Vorwürfe gegen ihn aber nicht weniger richtig oder falsch.
Unabhängig vom konkreten Fall hier, würde wie gesagt persönlich dem Cage nicht soo viel Glauben schenken nach seinem lächerlichen Argument, das vor allem selbst-entlarvend anmutet...

Bei solchen Hexenjagden werden nunmal Fakten geschaffen, bevor die einzige Institution, die eigentlich demokratisch dazu legitimiert ist, nämlich Gerichte, überhaupt ein Urteil gefällt hat.
Das merkt man in Grenzen schon, wenn im Zuge von #metoo etwa pauschal von "Opfern" anstatt "mutmaßlichen Opfern" berichtet wird. Das macht im Umkehrschluss nämlich die Beschuldigten zwangsläufig zu Tätern, bevor das erwiesen oder gerichtlich festgestellt wäre.

Es muss gar nicht so spektakulär wie bei Kachelmann verlaufen. Korrigiert mich bitte, wenn ich hier jetzt beim folgenden Beispiel falsch liege, aber soweit ich weiß, weiß man beim kürzlich zurückgetretenen stellvertretenden britischen Premier immer noch nicht, ob er jetzt damals wirklich die Hand auf das Knie der Frau gelegt hat oder nicht. Trotzdem war er bereits in der Position nicht mehr zu halten, obwohl nichts erwiesen wurde.

Oder auch Roy Moore in Alabama. Eigentlich als Person wegen seiner Ansichten schon völlig unwählbar, aber das was die Wähler letztlich gegen ihn aufbrachte, waren nur durch Indizien gestützte, letztlich aber auch unbewiesene Vorwürfe der Nachstellung.

@Kajetan
Zwar stimmt dein letzter Satz, allerdings musst du dazu spiegelbildlich noch ergänzen, dass auch das Unrecht, welches Frauen angetan wurde, das Unrecht, welches man Männern angetan hat und immer noch tut auch nicht ungeschehen. Dass diese Maßstäbe ständig zu 100% in beide Richtungen gleich angewandt werden müssen, muss sich ständig vergegenwärtigt werden.
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Wulgaru
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Wulgaru »

Kajetan hat geschrieben: 15.01.2018 15:01
Wulgaru hat geschrieben: 15.01.2018 14:48 Naja, das Problem ist ja das dein letzter Punkt schon impliziert das diese Hexenjagd ein häufiges und zunehmendes Phänomen ist und das halte ich doch für überhaupt nicht belegt. Das ist schon eher gefühlt, weil jetzt öffentlich so viel prominentes hochkocht. Gerade weil dann auf einen einzelnen, mittlerweile jahrelang zurückliegenden Fall wie Kachelmann verwiesen wird, zeigt mir das eher das Hexenjagden eventuell nicht so häufig stattfinden wie man meinen könnte. Wenn sie passieren ist es schrecklich keine Frage, aber das sie die Regel sind oder zur Regel werden (und das schwingt hier ja immer mit) ist absoluter Humbug würde ich meinen.
Kachelmann ist der prominenteste Fall hier in Deutschland. Ansonsten musst Du nur in den Untiefen von amerikanischen Alt-Right-Foren wühlen, wo man natürlich mit Freuden jeden Fall sammelt, wo ein Mann zu Unrecht beschuldigt wurde, um daraus wiederum die eigene Hexenjagd mit Munition zu befüllen.

Sowas kommt nicht selten vor. Und zwar schon lange VOR #metoo. Wir bekommen es nur nicht mit, weil es unbekannte Hansel betrifft, für deren Schicksal sich keine Sau interessiert.

Allerdings haben wir ja auch nicht mitbekommen, wie Frauen belästigt und betatscht und genötigt wurden. Das Unrecht, welches Männern angetan wurde und wird macht das Unrecht, welches man Frauen angetan hat und immer noch tut, ja nicht ungeschehen.
Das ist mir absolut bewusst. Ich glaube sogar in einer Umfrage wäre ich mir gar nicht so sicher wie das ausgehen würde, wenn man fragen würde ob Opfer öfter lügen als nicht, was diese Frage angeht. Ich glaube dieses Vorurteil ist ziemlich weit verbreitet, ohne das Fakten da eine Rolle spielen.

Ich merke aber trotzdem in diesen Skandal-Diskussionen seit Weinstein trotzdem diese neue Schiene dieses Vorurteils wo immer ein "nu is auch mal gut" mitschwingt und ich befürchte das Pendel wird sich dann wieder in die andere Richtung bewegen, ohne das sich was verbessert hat.

@Wiggenz
Naja, es gibt aber auch Senatoren die wegen Pimmelbildern ihre Karrriere beendet bekommen und hunderte anderer kleiner Skandale die Kampagnen ruinieren. Das du erst eine Gerichtsverurteilung verlangst, bevor jemand das Moore vorwerfen darf, ist glaube ich schon eine sehr seltsame Forderung. Bei allen anderen Skandalen ist die auch nicht nötig, kommt immer nur bei dem Vergwaltigungsvorwurf.

Zumal ich dann mal auf Fälle wie Cosby verweise, den man anscheinend wie man es dreht und wendet nicht verurteilt bekommt, obwohl vor Gericht sogar zugegeben wurde das er mindestens ein Opfer auf diese Weise betäubt hat. Gerade was finanziell wohlhabendere Menschen in den USA angeht, scheint mir da allermindestens ein Zweiklassensystem der Rechtsprechung zu bestehen. Ob ein Weinstein jemals verurteilt wird ist auch äußerst fraglich, obwohl es da ja sogar Tapes gibt die einen der Übergriffe live festhalten.

Ich stimme mit dir überein das man natürlich vorsichtig sein sollte.
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Bachstail
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Bachstail »

Wulgaru hat geschrieben: 15.01.2018 14:48Naja, das Problem ist ja das dein letzter Punkt schon impliziert das diese Hexenjagd ein häufiges und zunehmendes Phänomen ist
Was es auch ist.

Ich beispielsweise verfolge sehr regelmäßig das BILDblog, welches sich kritisch mit Zeitungen (sowohl Online als auch Print) beschäftigt und sich dabei auch häufig an der BILD-Zeitung abarbeiten.

Und was auf diesem Blog alles schon an Hexenjagden beprangert wurden, ist schon wirklich erschreckend, da werden dann in Regelmäßigkeit Fotos ohne Verpixelung von potenziellen Tätern veröffentlicht, bei welchen noch nicht einmal klar ist, ob sie die Tat tatsächlich begangen haben.

Das Ganze wird dann mit einem Text geschmückt, welcher sich schon wie eine indirekte Aufforderung zur Lynchsjustiz liest und fertig ist die Hexenjagd, ein "innocent until proven guilty" gibt es da nicht.

Das ist also definitiv ein häufig auftretendes Phänomen oder zumindest tritt es häufiger auf, als man denkt.

Ob es jedoch zunehmend ist, weiß ich nicht, es gibt solche Fälle damals wie heute.
Gerade weil dann auf einen einzelnen, mittlerweile jahrelang zurückliegenden Fall wie Kachelmann verwiesen wird
Es mag sein, dass der Fall jahrelang zurückliegt und häufig auf diesen Fall verwiesen wird, das liegt aber vor allem daran, dass dieser Fall DAS Paradebeispiel einer Hexenjagd ist und er sich leider eben sehr gut als Beispiel nutzen lässt, es gab auch in jüngster Vergangenheit immer wieder Fälle von Hexenjagden.
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Wulgaru »

Bachstail hat geschrieben: 15.01.2018 15:18
Wulgaru hat geschrieben: 15.01.2018 14:48Naja, das Problem ist ja das dein letzter Punkt schon impliziert das diese Hexenjagd ein häufiges und zunehmendes Phänomen ist
Das ist also definitiv ein häufig auftretendes Phänomen, ob es zunehmend ist, weiß ich nicht, es gibt solche Fälle damals wie heute.

Das streite ich doch auch gar nicht ab, es passiert halt nur bei aller Form von Skandalen und das sollte dir denke ich auch bewusst sein. Wenn eine prominente Person ein durchsichtiges Kleid bei einer Preisverleihung anhat oder einen falschen Tweet absetzt, gibt es eben große Aufregung. Das sind grundsätzliche Öffentlichkeitsmechanismen, die eben natürlich auch bei Vergewaltigungsvorwürfen greifen. Das aber nichts explizit mit der Thematik zu tun, man sollte daher auch nicht so tun, als ob es das täte.

Ich sage das es mit Kachelmann bezeichnend ist, weil es das Paradebeispiel sein mag und ich habe da auch großes Mitleid mit ihm...es ist aber kein Beispiel was man dafür benutzen kann und sollte, als wenn das was ihm passiert ist die große Regel wäre. Das müsste man schon belegen und das tut man in der Regel nicht. Da ist das Gefühl oder meinetwegen auch eine Art tiefsitzende Angst mal an der Stelle von Leuten wie Kachelmann zu sein, dann etwas was die Realität sticht.
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Wigggenz »

Wulgaru hat geschrieben: 15.01.2018 15:14 @Wiggenz
Naja, es gibt aber auch Senatoren die wegen Pimmelbildern ihre Karrriere beendet bekommen und hunderte anderer kleiner Skandale die Kampagnen ruinieren. Das du erst eine Gerichtsverurteilung verlangst, bevor jemand das Moore vorwerfen darf, ist glaube ich schon eine sehr seltsame Forderung. Bei allen anderen Skandalen ist die auch nicht nötig, kommt immer nur bei dem Vergwaltigungsvorwurf.

Zumal ich dann mal auf Fälle wie Cosby verweise, den man anscheinend wie man es dreht und wendet nicht verurteilt bekommt, obwohl vor Gericht sogar zugegeben wurde das er mindestens ein Opfer auf diese Weise betäubt hat. Gerade was finanziell wohlhabendere Menschen in den USA angeht, scheint mir da allermindestens ein Zweiklassensystem der Rechtsprechung zu bestehen. Ob ein Weinstein jemals verurteilt wird ist auch äußerst fraglich, obwohl es da ja sogar Tapes gibt die einen der Übergriffe live festhalten.

Ich stimme mit dir überein das man natürlich vorsichtig sein sollte.
Im Grunde ist es bei "allen anderen Skandalen", wenn sie ähnlich wie die Vergewaltigungsvorwürfe strafbares oder ähnlich intensiv geächtetes Verhalten betreffen, auch nötig, eine gerichtliche Klärung zu haben oder zumindest eine Beweislage, die als gerichtsfest durchgehen kann.

Und mit deinem Verweis auf Cosby tust du auch etwas gefährliches:
Nämlich Unrecht auf der einen Seite mit Unrecht auf der anderen Seite aufwiegen wollen. Ich sehe es ähnlich, dass es da bei Cosby ein großes Problem in der gerichtlichen Aufarbeitung zu geben scheint, aber dieser Fall ist wie jeder Fall für sich zu betrachten: was liegt hier im Argen und wie könnte man das in der Zukunft verbessern. Wie kann man Probleme in der Rechtsprechung lösen, ohne das Rechtstaatssystem zu beschädigen. Aber nicht als Rechtfertigung dafür heranziehen, dass nun ein Klima geschaffen wird, wo Fakten bereits aufgrund der bloßen Vorwürfe geschaffen werden.
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Kajetan »

Wulgaru hat geschrieben: 15.01.2018 15:14 Ich merke aber trotzdem in diesen Skandal-Diskussionen seit Weinstein trotzdem diese neue Schiene dieses Vorurteils wo immer ein "nu is auch mal gut" mitschwingt und ich befürchte das Pendel wird sich dann wieder in die andere Richtung bewegen, ohne das sich was verbessert hat.
Das "nu is auch mal gut" ist nur die übliche Reaktion darauf, wenn Thema X nach rein subjektivem Empfinden "zu oft" erwähnt wird. Das ist nur ein Reflex, keine bewusste Handlung und daher nichts, was tatsächlich Wirkung hat. Für gesellschaftliche Veränderungen kommt es nur darauf an, ob genug Menschen eine Sache im Gegensatz zu früher nun unterschiedlich bewerten. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Menschen dabei ihre eigene Meinung ändern oder einfach genug Menschen mit dem vorherigen Weltbild biologisch bedingt abtreten, so dass bestimmte Weltbilder irgendwann verschwunden sind. Gibt ja genug Soziologen, die recht glaubhaft darlegen, dass gesellschaftliche Veränderungen nur im Rahmen einer Generationenabfolge stattfinden und nie innerhalb einer Generation. Sprich, #metoo ist keine isolierte Sache, ist in direkter Linie zu den frühen Fraunrechtlerinnen Ende des 19. Jahrhunderts zu sehen, die "damit" angefangen haben. Stück für Stück findet hier ein grundsätzlicher Paradigmenwechsel statt, der nicht, nicht einmal ansatzweise durch schneeflockige Medienüberforderungen verzögert, aufgehalten oder gar umgekehrt werden kann.

Ich bin da recht zuversichtlich, was den Abbau gesellschaftlicher Mißstände in den kommenden Generationen angeht :)
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Re: Quantic Dream: Berichte über problematische Arbeitsbedingungen und tyrannischen Führungsstil

Beitrag von Wulgaru »

Wigggenz hat geschrieben: 15.01.2018 15:24
Wulgaru hat geschrieben: 15.01.2018 15:14 @Wiggenz
Naja, es gibt aber auch Senatoren die wegen Pimmelbildern ihre Karrriere beendet bekommen und hunderte anderer kleiner Skandale die Kampagnen ruinieren. Das du erst eine Gerichtsverurteilung verlangst, bevor jemand das Moore vorwerfen darf, ist glaube ich schon eine sehr seltsame Forderung. Bei allen anderen Skandalen ist die auch nicht nötig, kommt immer nur bei dem Vergwaltigungsvorwurf.

Zumal ich dann mal auf Fälle wie Cosby verweise, den man anscheinend wie man es dreht und wendet nicht verurteilt bekommt, obwohl vor Gericht sogar zugegeben wurde das er mindestens ein Opfer auf diese Weise betäubt hat. Gerade was finanziell wohlhabendere Menschen in den USA angeht, scheint mir da allermindestens ein Zweiklassensystem der Rechtsprechung zu bestehen. Ob ein Weinstein jemals verurteilt wird ist auch äußerst fraglich, obwohl es da ja sogar Tapes gibt die einen der Übergriffe live festhalten.

Ich stimme mit dir überein das man natürlich vorsichtig sein sollte.
Im Grunde ist es bei "allen anderen Skandalen", wenn sie ähnlich wie die Vergewaltigungsvorwürfe strafbares oder ähnlich intensiv geächtetes Verhalten betreffen, auch nötig, eine gerichtliche Klärung zu haben oder zumindest eine Beweislage, die als gerichtsfest durchgehen kann.
Nein, das würde voraus setzen das ein Gericht festlegt was Realität ist. Du kennst dich dabei besser aus, aber so wie ich das Gerichtswesen begreife, spricht es Recht im Rahmen der Gesetze und zur Verteidigung sind auch alle legalen Rechte möglich. So kann es daher nicht nur bei sowas krassem wie einer Vergewaltigung ja auch aufgrund von Formfehlern oder nicht zugelassenen Beweismitteln (da ist wieder Cosby ein gutes Beispiel), Verjährung (abermals Cosby, Moore, Weinstein) usw. dazu kommen das ein Gericht im Rahmen seiner Möglichkeiten ein Urteil fällt, was den Angeklagten freispricht. Gerade bei Vergewaltigung ist die Beweislage ja auch besonders schwierig und das wird dir auch bewusst sein.

Ich würde mich daher verwehren das etwas nicht passiert ist oder ich da neutral sein muss (was faktisch darauf hinausläuft anzunehmen das die Vorwürfe falsch sind), solange kein Gerichtsurteil vorliegt, weil auch wenn eines vorliegt der Sachverhalt ja nur juristisch geklärt ist, aber nicht zwangsläufig das berücksichtigt wird, was tatsächlich passiert ist.

Es wäre toll wenn wir oder die Usa so ein tolles Rechtssystem hätten, was die Dinge so klären könnte wie dir das vorschwebt, aber das ist nicht der Fall. Gleichzeitig kann ich dir im Falle von Moore aber auch zurückgeben, das ihm juristisch ja auch nichts zu drohen scheint. Das es seine Karriere behindert hat ist klar, aber das tut auch im Zweifel auch jede andere Lüge die auch Leute wie er (gerade Leute wie er) über ihre Konkurrenz in die Welt setzen. Auch das beschränkt sich nicht auf Sex.

@Kajetan
Ich bin angesichts der letzten 3 Jahre ein bisschen ernüchternd. Ich befürchte in den kommenden 10 Jahren wird das ersmal alles rechts abbiegen und dann hoffen wir mal das es sich danach wieder ändert.
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