OriginalSchlagen hat geschrieben:
Bemerkenswert, dass du diesen Post so eloquent ignoriert hast, anstatt ihn als ersten und einzigen aufzulisten.
pepsodent hat geschrieben:Unfug!
Das ist toll.
Ich bin gerade über des Test gestolpert und war sofort sehr von der Optik angetan.
Kurz die Demo angespielt und, zack, gekauft.
Solche Sachen sind mir zwölfmal lieber als diese neumodischen Grafikblender ohne nennenswertes Gameplay wie Last of Us oder Tomb Raider.
Dann doch lieber altbackenes aber charmantes Retrogelumpe.
Bigotterie nennt man das.
Bigotterie? Nö. Aber um weiteren derartigen Vorwürfen mal vorzubeugen: Ich habe ja nie behauptet, ich sei in der Sache inhaltlich neutral. Gemeckert habe ich auch weniger über Inhalte von Postings, als über deren holzschnittartige Schwarzweißmalerei, über ihre Überheblichkeit, unterschwellige Aggression und Oberflächlichkeit, vor allem aber darüber, dass es den entsprechenden Postern vermutlich primär darum geht, sich für ihren eigenen Elitarismus selbst auf die Schulter zu klopfen (ups, jetzt habe ich doch noch psychologisiert - schluss damit jetzt!). Dass ich dann zwei Beispiele herausgepickt habe, die meinem eigenen Standpunkt auch inhaltlich widersprechen hat in der Tat rhetorische Gründe - geschenkt.
Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:
Sicher das. Bei allem Gemaule, aber ohne Spaß würde unsereiner hier doch weder lesen noch schreiben. Und manchmal braucht's die rotzlöffeligen Rabauken aus den einschlägig bekannten Foren-Gangs mit ihren pfauenhaft zur Schau getragenen Scheuklappen, um eine Diskussion überhaupt in Gang zu bekommen, die sich nicht in gegenseitigem "Sich-recht-geben" erschöpft. (Kann trotzdem manchmal ermüden, die ewig gleichen Schubladen und Gräben.)
Da ist schon was dran; auch mir macht es selbstredend grundsätzlich Spaß, hier zu lesen und zu schreiben, sonst würde ich mich ja überhaupt nicht an der Diskussion beteiligen. Schade finde ich aber, dass diese Grabenkämpfe vor allem immer dort auftreten und alles zuspammen, wo es eigentlich deutlich Interessanteres zu besprechen gäbe, will sagen: bei (inhaltlich, ästhetisch oder formal) innovativen Spielen wie Paper Sorcerer, Home, Gone Home, Analogue: A Hate Story, The Cat Lady, Dear Esther und Konsorten. Man könnte bei diesen Spielen über so viele interessante Aspekte reden, aber nein, es läuft am Ende immer wieder hinaus auf oberflächlichen Stumpfsinn nach dem Motto "Indiekacke!" oder "AAA-Kacke!" oder "Ist kein Spiel mehr!" oder "Schlechtes Shareware-Niveau!". Dass ein wenig Radau oft gut ist, um frischen Wind in eine Diskussion zu bringen oder sie überhaupt erst in Gang zu bringen - da stimme ich Dir voll und ganz zu. Dann aber bitte auch frischer Radau für frischen Wind! Das hier ist ja eher so ein schales und abgestandenes Lüftchen. Was tausend mal gehört und tausend mal für banal befunden wurde, wird auch beim 1001. mal keine interessanten Impulse mehr bringen.
Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:
Mal zum Spiel: Macht mich schon rein farblich-stilistisch überhaupt nicht an (auch soundtechnisch geht das imho einfach nicht). Obwohl ich mir bewusst bin, dass auch manch alter Crawler wie Dungeon Master oder Wizardry 6 diese schneeweißen Gänge hatte, brauche ich mittlerweile einfach warme, dunkle Farbtöne bei sowas.
Der stilistische Bezugspunkt von Paper Sorcerer sind ja eher die Anfangstage von Pen & Paper, als irgendwelche Wizardrys oder Dungeon Masters. Sowas hier zum Beispiel:
...wobei natürlich angesichts dieser Beispiele schon klar sein sollte, dass das keine Ästhetik ist, die jeder geil finden wird. Es ist ja durchaus richtig, dass Paper Sorcerer seine Spieler mit diesem Look ganz klar dazu auffordert, sich bitte bei Spielstart die rosarote Nostalgiebrille (Himmel, jetzt rede ich selber schon so... :wink: ) aufzusetzen. Damit das überhaupt klappt, benötigt man als Spieler natürlich einen gewissen emotionalen Bezug zum entsprechenden nostalgisch aufgeladenen Thema. Ich gehe mal davon aus, dass Du damals keine Pen & Paper-Rollenspiele gespielt hast (oder falls Du es getan hast, Dir diese nicht gefallen haben) und unter anderem deshalb mit dem Look nichts anfangen kannst - was ja auch nicht weiter schlimm ist; und dass es gerade in diesem Genre zahlreiche ganz, ganz böse Fouls wider den guten Geschmack gibt, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren
. Mich aber spricht diese Ästhetik aufgrund meiner Vorbelastung in diesem Bereich total an - eine Reaktion, die ein Spiel wie Paper Sorcerer durchaus kunstvoll zu triggern weiß.
Man kann natürlich diskutieren, ob so eine Retroseligkeit nicht irgendwie regressiv ist und ob sie überhaupt irgendwelchen künstlerischen oder spielerischen Mehrwert bieten kann. Was Paper Sorcerer betrifft, mache ich mir diesbezüglich jedoch absolut keine Sorgen, da sein Ansatz ja im Kontext eines Computerspiels schon innovativ ist. Würde es sich bei Paper Sorcerer jetzt tatsächlich um ein Pen & Paper-Rollenspiel handeln, so fände ich es wahrscheinlich auch sterbenslangweilig, einfach weil es gegenüber seinen Vorbildern aus den Achtzigern vermutlich nicht viel Mehrwert zu bieten hätte und nur eine auf Nostalgie spekulierende, epigonale Ästhetik abfeiert. In einem Computerspiel aber empfinde ich diesen Stil als ausgesprochen frisch, selbst wenn auch hier zugegebenermaßen ein kleines nostalgisches "Zutun" meinerseits ebenfalls notwendig ist. Eines muss man konstatieren: Nostalgische Ex-Pen&Paper-Rollenspieler aus den 80ern = Extreme Nischenzielgruppe.