Thief - Test

Alles über unsere Previews, Reviews und Specials!

Moderatoren: Moderatoren, Redakteure

Marobod
Beiträge: 3399
Registriert: 22.08.2012 16:29
User ist gesperrt.
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Marobod »

Kajetan hat geschrieben:
Nanimonai hat geschrieben:Von Kunstkritik ist man da noch unendlich weit entfernt. Das fängt schon damit an, dass sich jeder Hieselziesel "Kritiker" nennen kann, dafür keine Ausbildung notwendig ist, es noch nicht einmal journalistische Richtlinien oder Paradigmen gibt und der Amateurmarkt förmlich explodiert, was die Qualität generell nicht unbedingt erhöht. Die "Zunft", von der ich eben sprach, gibt es eigentlich gar nicht. Das wirkt sich natürlich auf die öffentliche Wahrnehmung aus und so wird Spielekritik (wie Computerspiele an sich ja eigentlich auch) weitläufig eher belächelt als Ernst genommen.
Dem kann man nur zustimmen. Es ist noch ein weiter Weg bis zu einer professionellen, ernsthaften Spielekritik, die wirklich für sich stehen kann, ohne ständig das Gerüchle amateurhaften Herumgurkens oder gar des willfährigen PR-Geschreibes für Firmen mit sich herumzutragen.

Aber man ist ja auf dem Weg dahin. Leute wie Jim Sterling, John Bain (TotalBiscuit), der Luibls Jörg & Kollegas und mit Abstrichen auch AngryJoe versuchen neue Wege zu beschreiten, wie man Spiele besprechen kann. Das klappt mal gut, mal weniger und es gibt natürlich viel Streit, ob das der richtige Weg oder gar ein guter Weg ist, aber es bewegt sich etwas.

Streit , bzw kontraere Meinungen gehoeren doch zu konstruktiven Geruesten, nur so kann man defizite auf beiden Seiten erkennen.
Daß man die Spielekritik noch nicht ernst genug nimmt mag sein, liegt vielleicht daran, daß man Gamer immer noch als diese Nerds sieht , wie sie gern stereotyp darstellt.
Andererseits muß ich auch sagen , daß dies aber schon einen Schritt nach vorn gemacht hat. Ich kann naemlich zumindest in den Onlineausgaben von Zeit und Süddeutsche Zeitung in deren Digitalressorts , die ein oder andere Kritik zu Spielen finden. Zwar immernoch etwas verspaetet zu den Spielemagazinen und auch stark selektiv , aber immerhin besser als gar nichts. Wenn sie genug Resonanz erfahren , denke ich , daß das auch ernster genommen wird. Hinzu kommen sicherlich die immer groeßer werdenden Spielegruppen, auch hervorgerufen durch Medien wie Fernsehen, die zur groeßeren Verbreitung fuehren. Ich wage sogar soweit zu gehen, daß Spiele das Fernsehen an Popularitaet einholen und bald genauso "normal" sind.

@Nanimonai
daran ist nichts ueberheblich
Benutzeravatar
Alter Sack
Beiträge: 5191
Registriert: 20.03.2013 13:25
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Alter Sack »

D_Radical hat geschrieben:
Alter Sack hat geschrieben: Casualisierung ist ja von Natur aus erstmal nichts Negatives. Spiele einem breiterem nicht so erfahrenen Markt zugänglich zu machen (egal obs dem Vertrieb oder Idealismus dient) ist ja erstmal ein guter Gedanke. Es gibt ja auch Spiele die das schaffen. Gerade das von dir aufgeführte und kritisierte AC hat ja gezeigt wie es geht. Das Spiel läuft blendend und ist ja auch bei vielen Coregamern beliebt. Und es hat zwar ein einfaches Gameplay punktet aber in anderen Bereichen sehr stark.
Ich denke es ist die Frage wie man sowas anpackt. Und da verkacken doch einige weil sie es nicht schaffen Höhepunkte auf anderen Ebenen zu schaffen.
Wie gesagt habe ich erstmal nichts dagegen, auch Casuals einladen zu wollen, aber ich seh die Lage wohl etwas düsterer, da ich AC eben schon unter meinen Negativ-Beispielen aufzähle. Wie beliebt es bei Coregamern ist, sei auch erstmal dahingestellt. Ich habe auch die meisten Teile gespielt, weil es stimmt, dass es gewissen Bereichen stark punktet, aber das macht das Gesamtkonzept nichts besser.
Ich denke darüber, dass das Kampfsystem im ersten Teil absolut verblödet war, darüber muss man nicht diskutieren. Ging super von der Hand, war schön animiert, aber wenn man 90% der Kämpfe damit lösen kann, beliebig auf dem Konter-Button rumzukloppen, dann hat das auch nichts mehr mit Casual zutun. Das ist Schimpansen-Niveau. Bis heute gabs zu dieser Problematik leider nur halbgare Lösungen und einem alternativen Schwierigkeitsgrad verweigert man sich behaarlich.
Warum sollten sie auch was ändern da. AC ist doch einiges der wenigen Beispiele bei denen es gut klappt. Während andere unter der Casualisierung leiden macht Ubisoft das doch mit der AC-Reihe genau richtig. Der Rubel rollt ... also warum was ändern ... die punkten über das Setting, die Grafik, ganz nette Storys, lebhafte Welten in die man gut eintauchen kann, Charaktere mit denen man sich identifizieren kann (vielleicht nicht alle :wink: ) und die Masse liebt es da spielt das zu einfache Gameplay kaum eine Rolle dafür sind die anderen Punkte zu stark.
Und genau das kriegen die anderen nicht hin. Und dies scheint auch bei Thief der Fall zu sein.
Benutzeravatar
Alter Sack
Beiträge: 5191
Registriert: 20.03.2013 13:25
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Alter Sack »

Kajetan hat geschrieben:
Nanimonai hat geschrieben:Von Kunstkritik ist man da noch unendlich weit entfernt. Das fängt schon damit an, dass sich jeder Hieselziesel "Kritiker" nennen kann, dafür keine Ausbildung notwendig ist, es noch nicht einmal journalistische Richtlinien oder Paradigmen gibt und der Amateurmarkt förmlich explodiert, was die Qualität generell nicht unbedingt erhöht. Die "Zunft", von der ich eben sprach, gibt es eigentlich gar nicht. Das wirkt sich natürlich auf die öffentliche Wahrnehmung aus und so wird Spielekritik (wie Computerspiele an sich ja eigentlich auch) weitläufig eher belächelt als Ernst genommen.
Dem kann man nur zustimmen. Es ist noch ein weiter Weg bis zu einer professionellen, ernsthaften Spielekritik, die wirklich für sich stehen kann, ohne ständig das Gerüchle amateurhaften Herumgurkens oder gar des willfährigen PR-Geschreibes für Firmen mit sich herumzutragen.

Aber man ist ja auf dem Weg dahin. Leute wie Jim Sterling, John Bain (TotalBiscuit), der Luibls Jörg & Kollegas und mit Abstrichen auch AngryJoe versuchen neue Wege zu beschreiten, wie man Spiele besprechen kann. Das klappt mal gut, mal weniger und es gibt natürlich viel Streit, ob das der richtige Weg oder gar ein guter Weg ist, aber es bewegt sich etwas.
Das sehe ich noch nicht ganz so. Gerade bei den von dir genannten Kritikern spielen noch zu oft die eigenen Vorlieben eine Rolle. Das heißt man muss die Kritiker schon länger verfolgen um ihre Wertungen richtig werten zu können. Und das ist dann wirklich ein Problem da die Kritiken dann nicht mehr für sich allein stehen können.
Benutzeravatar
Corvus901
Beiträge: 179
Registriert: 11.11.2004 14:31
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Corvus901 »

Wer die alten Thief teile damals nicht gespielt hat oder nicht verstehen kann, was sie damals so einzigartig gemacht hat,
dem empfehle ich den Podcast mit Christian Schmidt und Gunnar Lott.

***
http://www.stayforever.de/2013/01/stay- ... -19-thief/
***

Hier wird sehr gut beschrieben, warum es damals so besondere Spiele waren und auch heute noch sind.
Benutzeravatar
SpookyNooky
Beiträge: 2260
Registriert: 19.10.2007 14:52
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von SpookyNooky »

Alter Sack hat geschrieben:Das sehe ich noch nicht ganz so. Gerade bei den von dir genannten Kritikern spielen noch zu oft die eigenen Vorlieben eine Rolle. Das heißt man muss die Kritiker schon länger verfolgen um ihre Wertungen richtig werten zu können. Und das ist dann wirklich ein Problem da die Kritiken dann nicht mehr für sich allein stehen können.
So sehe ich das auch. Gibt auch genug Filmkritik-Seiten, bei denen sich das bemerkbar macht. Man muss immer schauen: Wer hat die Kritik geschrieben? Wie tickt derjenige? Und das sollte meiner Meinung nach nicht so sein. Es sollte das Spiel bzw. der Film im Vordergrund stehen (Objekt), nicht der Kritiker (Subjekt).

Zum Thema "casual": So lange das Spieldesign für einen Spielekenner nicht zu sehr drunter leidet, ist es mir egal, wie viel Geld in Marktforschung etc. floss. Der Übergang ist fließend, ich sehe da keine Grenze. Ist Fallout 3 schon casual? Wieso dann Fallout 2 nicht? Wegen der isometrischen Perspektive? Ist XCom: Enemy Unknown casual? Es finden sich Gründe für und wider. Der Begriff ist relativ. Ich spiele zurzeit Dishonored und auch hier lassen sich typische casual-Merkmale ausmachen, aber das Spiel macht alleine deswegen nicht weniger Spaß, da es sonst ziemlich viel richtig macht. Und für mich als Schleichspiel-Oger, der sich in einem einzubrechenden Anwesen verhält wie ein Elefant in einem Porzellangeschäft, ist es auch nicht zu leicht.

Ist es eigentlich Zufall, dass "casual" nah am Wort "casualty" liegt? ^^
Benutzeravatar
Lord Hesketh-Fortescue
Beiträge: 867
Registriert: 26.04.2013 22:40
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

D_Radical hat geschrieben:
Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben: Na, das denke ich aber auch. Das ist der normale Lauf der Dinge. Und angesichts einer Angebotsvielfalt, die zu keiner Zeit in der Geschichte des Mediums je größer war, können wir das große Orchester zum Welt- bzw. Branchenuntergang ganz unbesorgt wieder abbestellen. Was man allerdings konstatieren muss, ist, dass die Auswahl speziell an Ego-Schleichern leider sehr überschaubar ist. Insofern ist das für diejenigen, die wie Jörg mit Thief nicht wirklich warm werden können, ohne Frage sehr ärgerlich. Das Medium als solches bleibt davon aber herzlich unberührt, das wird auch morgen und übermorgen noch prima leben, und selbst ein "Crash" der Großen wäre nicht das Ende, sondern nur Erneuerung.
Na komm. Trotz der unbestreitbaren Vielfalt ist diese Zugänglichkeits-Verwaschung doch besonders im Triple-A Sektor ziemlich verbreitet. AssassinsCreed sollte für sich sprechen, Taktik-Shooter sind halb tot, Games wie TombRaider oder Res6 versuchen Survival-Stimmung aufkommen zu lassen, trauen sich aber nur Shooter-Gameplay mit Upgrade-System zum Selbstzweck. DeadSpace und MassEffect wurden auch beide veractionshootert. Hitman und SplinterCell treten beinahe auf der Stelle. Es gibt Rennspiele mit unendlicher Rückspulfunktion, JumpNRuns und HackNSlays mit Selbstläufer-Modi und das nächste MetalGear kommt mit einem Auto-SlowMo-Konter bei Entdeckung.
Davon geht das Medium nicht unter, aber es hält sich unnötig zurück und fällt wie bei Thief immer mal wieder auf die Nase. Es spricht ja nichts dagegen mehr Menschen für Spiele begeistern zu wollen, aber Thief scheint eines dieser Extrembeispiele zu sein, bei dem man derart mit Casual/Nicht-Gamern im Hinterkopf entwickelt hat, dass sich das später für andere Gamer auch nicht mehr über Schwierigkeitsgrads-Optionen spannend stellen lässt.
Ach, das siehst du zu negativ, finde ich. Und zu einseitig. Das Medium fällt auch nicht auf die Nase und wird von einem mittelprächtigen Wimmelbild-Thief aufgehalten. Das Medium prosperiert wie nie zuvor. Es ist im Jahr 2014 auch eigentlich nicht mehr angebracht, sich in der Wahrnehmung so einseitig auf den AAA-Markt zu konzentrieren. Diese ganzen "Casualisierungsprobleme", die du ansprichst, gibt es ja unbestritten. Und ja, Thief mag hier einigen davon zum "Opfer" gefallen sein. Aber das ist eben der Preis dafür, das Videospiele in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, irrsinnige Produktionskosten haben und auf Gedeih und Verderb ein Publikum finden müssen.

Viele Spiele suchen den kleinsten gemeinsamen Nenner, streben auf die Mitte der Mitte der Mitte zu und nehmen sich dort gegenseitig die Luft zum kreativen atmen. Der Spielemarkt sieht für mich wie eine gezeichnete Sonne aus. In der Mitte homogenisiert und verdichtet sich alles, aber an der Peripherie verästelt sich das, explodiert und lodert wie wild. Und das muss man eben wahrnehmen, man kann z.B. Indie und Kickstarter längst nicht mehr abschätzig ignorieren oder exkludieren, das sind voll gleichberechtigte Teile des Spielemarktes. Und dann gibt es noch die "Mittelwege" wie z.B. TLoU, die Hochglanz und Seele, Oberfläche und Substanz vereinen. Hier liegt sicher noch ganz viel Potenzial, dort öffnet sich durch dieses Auseinanderdriften der Marktes ein Raum, der noch viel öfter gefüllt werden müsste und auch hoffentlich wird. Diese Lücke stärker bedient zu sehen, wäre daher auch ein großer Wunsch von mir und bestimmt auch von sehr vielen Spielern, die mit den glattgeschliffenen Hochglanzprodukten wenig anfangen können, denen auf der Gegenseite eine schiere Masse an Indies auf Dauer aber auch nicht genügt.

Die Aufgabe des Spielers liegt aber zukünftig (eigentlich jetzt schon!) in der reduzierenden Selektion eines Überangebots, in der Filterung! Meinen Pile of Shame habe ich jetzt schon nicht mehr im Griff, das entgleitet mir, das schaffe ich im Leben nicht. Und da ist echte Qualität, das ist kein randständiges Pillepalle, und da mischen sich auch Triple-A und Indie auf Augenhöhe. Angesichts dieser Zukunftsperspektive finde ich das Genöle um die phöse phöse Casualisierung und den ach so strunzdummen Mainstream immer etwas ermüdend, fast schon etwas anachronistisch. Ich kann nichts dafür, wenn die Leute nicht die Augen aufmachen. Mehr muss man doch eigentlich gar nicht tun.

Beiträge können Spuren von Erdnüssen enthalten.



Benutzeravatar
Kryt1cal
Beiträge: 293
Registriert: 04.02.2010 16:44
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Kryt1cal »

Danke für den Test. Eine ehrliche Wertung ohne etwas schön zu reden. So spart man sich 70 Euro und der Titel wird gespielt, wenn er 20 Euro kostet oder in der Videothek erhältlich ist ^^
Benutzeravatar
Kajetan
Beiträge: 27077
Registriert: 13.04.2004 10:26
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Kajetan »

Alter Sack hat geschrieben:Das sehe ich noch nicht ganz so. Gerade bei den von dir genannten Kritikern spielen noch zu oft die eigenen Vorlieben eine Rolle.
Wie soll es denn anders sein? Ein Roger Ebert hatte auch seine Vorlieben.
Das heißt man muss die Kritiker schon länger verfolgen um ihre Wertungen richtig werten zu können.
E-X-A-K-T! Das muss man dann tun. So wie es heute der Fall bei anderen Medien ist. Kritiker X findet alles von Regisseur Christoph Schlingensief abscheulich, während Kritiker Y Schlingensief für einen verkannten Messias der Theaterszene hält.
Und das ist dann wirklich ein Problem da die Kritiken dann nicht mehr für sich allein stehen können.
Mit "für sich selbst stehen" meine ich keine wie auch immer geartete Pseudo-Objektivität, die maximal eh nur die Illusion von Objektivität erzeugen kann, sondern eigenständig. Frei von kommerziellen Einflüßen der Publisher. Eine eigenständige, fundierterte (!) und logischerweise subjektive Kunstkritik. Geschrieben von Leuten, die über ein breites Allgemeinwissen verfügen, die geisteswissenschaftlich geschult sind, die einen akademischen Diskurs führen könnten, wenn es denn angebracht ist. Texte, die selber wiederum Gegenstand von kulturrelevanten Diskussionen sein können. Texte, deren Niveau weit über dem liegt, was heute als simple "Kaufberatung mit Stiftung Warentest-Touch" zu finden ist.
https://seniorgamer.blog/
Senior Gamer - Deutschlands führendes Gamer-Blog für alte Säcke!
Benutzeravatar
Usul
Beiträge: 11398
Registriert: 13.06.2010 06:54
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Usul »

Kajetan hat geschrieben:Aber man ist ja auf dem Weg dahin. Leute wie Jim Sterling, John Bain (TotalBiscuit), der Luibls Jörg & Kollegas und mit Abstrichen auch AngryJoe versuchen neue Wege zu beschreiten, wie man Spiele besprechen kann.
Die Frage ist, ob neue Wege auch gute Wege sind. Klar ist es schön, wenn mal ein Spiel eine Stunde lang in einem Video vorgespielt und besprochen wird. Gerne darf dabei auch Polemik eine große Rolle spielen. Und theatralisches Gerede ebenfalls. Aber ist dieser "neue" Weg wirklich erstrebenswert?

Ziehen wir doch den eigentlich schwierigen Vergleich zur Filmkritik: Wie wäre es denn, wenn jemand hergeht und einen Film sagen wir mal 15 Minuten lang szenenweise von Anfang bis Ende in einem Video zeigt und dabei mehr oder minder unterhaltsame Kommentare abgibt?
Wie wäre es weiterhin, wenn dann immer mehr Leute meinen, daß sie durch solch ein Video den Film ja kennen und - im negativen Fall - gar nicht mehr anschauen müssen, weil er so schlecht ist?
Wäre das nicht eine Art Vorkauen, die dem Filmkonsum jedwede Unterhaltung entzieht?
Ich bin seit ca. 30 Jahren Filmfan... und JA, für mich gehören Enttäuschungen genauso zu dieser Faszination dazu wie unglaublich positive Überraschungen. Natürlich lasse auch ich mich von Filmrezensionen und Berichterstattungen beeinflussen, aber wenn morgen Indy 5 z.B. erscheint und jeder Kritiker zerreißt den Film in der Luft - würde ich ihn mir dennoch anschauen. Und das obwohl Indy 4 für mich zu den größten Enttäuschungen der Filmgeschichte gehört.
Warum würde ich das machen? Weil ich die Hoffnung habe, daß der Film für MICH persönlich doch etwas bietet, was andere Leute/Kritiker nicht wichtig finden... weil ich als Fan auch und manchmal sogar vor allem die Gurken der Filmlandschaft nicht verpassen möchte... weil ich so viel Spaß mit den ersten drei Teilen hatte, daß ich mich irgendwie verpflichtet fühle... usw.

Würde nun ein AngryWhoever herkommen und den Film in einer Video-Kritik zu großen Teilen vorspielen und dabei unentwegt (und womöglich zurecht) kritisieren, würde mir persönlich das den Spaß nehmen - denn ich würde letztendlich nicht oder nur widerwillig in den Film gehen.

Mir ist durchaus bewußt, daß es bescheuert klingen mag: Da wehre ich mich doch tatsächlich dagegen, daß ich als Konsument vor Schund gewarnt werde... und damit eigentlich Zeit und Geld sparen könnte.
Aber genau das macht mein Hobby für mich aus: Geld und Zeit verschwenden. Ins Kino gehen, einen schlechten Film anschauen, Bier saufen, danach noch um die Häuser ziehen... da gehen Unsummen drauf und nicht nur der Abend ist ruckzuck vorbei, sondern wegen der Ausnüchterung danach auch der nächste Tag.

Eine Kritik-Art wie die Video-Reviews bei Spielen würde das für mich persönlich kaputt machen - deswegen finde ich sie nicht gut. Und mit Abstrichen kann ich das auch auf Spiele anwenden. Selbstverständlich wird Thief seine ganz eigenen Schwächen haben. Und als Fan von Teil 1 bis 3 wird man wahrscheinlich enttäuscht sein. Und man wird 20-50 Euro nachtrauern, die man für das Spiel ausgegeben hat. Aber man macht selbst diese Erfahrung - und läßt sie sich nicht vorkauen von einem Video-Reviewer, nur um dann den Eindruck zu haben, daß man ja alles Wichtige gesehen hat und sowieso keinen Spaß am Spiel haben wird.


Disclaimer: Bevor wieder der eine oder andere meint, allzu harsch mit mir umspringen zu müssen: Wie mehrfach geschrieben, ist das lediglich meine Ansicht. Die muß niemand teilen. Also keine Schnappatmung bitte. ;)
VonBraun
Beiträge: 654
Registriert: 10.09.2013 14:20
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von VonBraun »

Ich habs ja mittlerweile aufgegben hier über die gute alte Zeit zu reden.
Aber einmal geht noch sachste ?

Als ich damals mit 15 Jahren vor meiner PS1 oder meinem 32MB Ram PC gehockt habe und die frisch vom Schulhof eingeholten Versionen von Resi1, FF7 oder Quake 2 abgefeiert habe, da konnte ich sie bereits spüren, die Blicke der 25 jährigen in meinem Nacken.
"Pff schaut euch nur die Kiddys von heute an, wissen garnicht wasn gutes RPG is, sowas wie "Rouge", das war noch was, oder "Pacman", das war richtiger Survival Horror, die Spielewelt ist auch nicht mehr das was sie mal war.

Also was soll ich die Kids auslachen die damit aufgewachsen sind, das es normal ist Shooter mit einem Pad zu spielen, oder für die Fallout erst mit Teil 3 beginnt.
Ich würds ihnen auch gönnen einen guten Thief Teil zu spielen, ohne das sie sich durch 1 Stunde Augenkrebs, gepatche oder ähnliches hindurchquälen müssen.

Aber irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, das die Entwickler immer mehr die sichere und mutlose Schine fahren.
Nur nichts riskieren, aufpassen das man die Die Hard Fans einer Reihe nicht komplett vergrault und gleichzeitig das jüngere Publikum ansprechen, das ganze noch auf möglichst vielen Plattformen.
Eh voila ein weiteres durchschnittliches Spiel das man in 1 Monat wieder vergessen hat, wurde geboren.
Die alten Säcke wie ich stehen dann mit einem "WTF habt ihr mit Thief gemacht.." dumm in der Ecke, während sich die jüngeren denken "WTF und wieso wird diese Serie hier andauernd im Forum gelobt und angepriesen...".
Happy Birthday Jungs!

P.S
Nochmal ein dickes dankeschön an Squaresoft.
Ich kenne keine Firma die mal absolute Top Titel in sovielen verschiedenen Genres rausgebracht hat (Strategie: Frontmission, Beat em Up: Bushido Blade, Ehrgeiz, Survival: Parasite Eve, JRPGS: FF5-9, Chrono Trigger ect)
und mittlerweile nur noch mutlose FF verwurstung und publishing irgendwelcher durchschnittlicher Reboots betreibt.
Benutzeravatar
Jörg Luibl
Beiträge: 9619
Registriert: 08.08.2002 15:17
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Jörg Luibl »

Nanimonai hat geschrieben:Wir brauchen einen Reich-Ranicki der Spielekritik... Jörg, mach das mal klar.
Aber dir ist schon klar, dass Reich-Ranicki in seinem Verständnis von Kritik nahezu allen Punkten widersprochen hätte, die du für einen Spieletester empfiehlst? :wink:

Er hat eine leidenschaftliche und radikale Subjektivität eingefordert und vorgelebt. Dazu gehören Schärfe und - wenn nötig! - auch eine Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Massengeschmack. Da darf die Kritik nicht werkimmanent sein, sondern muss immer auch in den kulturellen Kontext eingebunden werden, in dem Vergleiche mit Klassikern oder aktuellen Strömungen einfließen. Vor allem das Marketing hätte es natürlich gerne, dass das Spiel nur als Produkt zu einem Zeitpunkt für eine spezielle Zielgruppe betrachtet wird - so kann man nicht nur Thief, sondern auch Ultima Forever Online einen Award geben. So pfeift man aber auch auf all das, was dieses wunderbare Medium schon geleistet hat. So feiert man den kulturellen Rückschritt.

Eine neue Art der Kritik in der Spielepresse, die sich mutig auf eine Meta-Ebene wagt, die abseits all des roboterhaften Geschreibsels über Mechanik, Steuerung und Technik vielleicht nur einen zentralen Punkt der Immersion oder des Spielgefühls fokussieren würde, ist angesichts der "Produkttest-Tradition" dieser Branche erstens nicht so leicht zu schreiben und zweitens schwer verdaulich für den klassischen Leser, der sich eine Wertung abholen will. Zu lange wurden Tests als eine oberflächliche Kaufempfehlung für alle und jeden verfasst. Natürlich trifft die Spielepresse auch eine Schuld, denn sie hat sich dem Trend meist angebiedert, wurde immer unehrlicher und austauschbarer. Aber auch die Käufer und Leser tragen eine Schuld, denn sie verhalten sich selbst schrecklich oberflächlich und konservativ und stützen damit den Status quo.

Deshalb ist der radikale Schnitt für alle Seiten nicht leicht. Wir sind ein Mainstream-Spielemagazin für alle Plattformen. Wenn wir uns auf Glossen und Kritiken fokussieren würde, die - um es mal zu überspitzen - intellektuell über dem Gewöhnlichen argumentieren, kann das extrem oberflächlich wirken. Hört sich komisch an, ist aber so. Kann eine geschliffen argumentierte Seite im besten Feuilleton-Stil wirklich besser sein als ein zehnseitiger Test mit 50 Pros und Kontras? Wir befinden uns mit 4Players auf einem Mittelweg, der manchmal inkonsequent und widersprüchlich scheinen mag. Wir rücken das Spielgefühl und das Erlebnis meist in den Vordergrund, können und wollen uns aber aus verschiedenen Gründen nicht von klassischen Analysen zur Technik, Steuerung & Co oder Überresten wie Prozenten oder Pro/Kontra lösen.

In Amerika ist man schon weiter, was die journalistische Vielfalt betrifft, die natürlich auch die reine Polemik einschließen muss! In der braven deutschen Spielepresse wird dagegen noch recht eintönig und laff rezensiert. Hier gehört nicht der individuelle Akzent, sondern eher der Gleichschritt mit den anderen zum guten Ton. Das hat auch etwas mit der Kultur der Kritik in Deutschland zu tun. Marcel Reich-Ranicky hat dazu ein sehr empfehlenswertes Buch geschrieben.

Nochmal zu Thief: Die PC-Wertung ist jetzt auch online.
Benutzeravatar
Alter Sack
Beiträge: 5191
Registriert: 20.03.2013 13:25
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Alter Sack »

Kajetan hat geschrieben:
Alter Sack hat geschrieben:Das sehe ich noch nicht ganz so. Gerade bei den von dir genannten Kritikern spielen noch zu oft die eigenen Vorlieben eine Rolle.
Wie soll es denn anders sein? Ein Roger Ebert hatte auch seine Vorlieben.
Das heißt man muss die Kritiker schon länger verfolgen um ihre Wertungen richtig werten zu können.
E-X-A-K-T! Das muss man dann tun. So wie es heute der Fall bei anderen Medien ist. Kritiker X findet alles von Regisseur Christoph Schlingensief abscheulich, während Kritiker Y Schlingensief für einen verkannten Messias der Theaterszene hält.
Und das ist dann wirklich ein Problem da die Kritiken dann nicht mehr für sich allein stehen können.
Mit "für sich selbst stehen" meine ich keine wie auch immer geartete Pseudo-Objektivität, die maximal eh nur die Illusion von Objektivität erzeugen kann, sondern eigenständig. Frei von kommerziellen Einflüßen der Publisher. Eine eigenständige, fundierterte (!) und logischerweise subjektive Kunstkritik. Geschrieben von Leuten, die über ein breites Allgemeinwissen verfügen, die geisteswissenschaftlich geschult sind, die einen akademischen Diskurs führen könnten, wenn es denn angebracht ist. Texte, die selber wiederum Gegenstand von kulturrelevanten Diskussionen sein können. Texte, deren Niveau weit über dem liegt, was heute als simple "Kaufberatung mit Stiftung Warentest-Touch" zu finden ist.
Das sehe ich auch etwas anders :wink:

In der Videospielszene ist das schon extrem stark ausgeprägt die Wertung mit den persönlichen Vorlieben zu vereinen. Und das auch meist ohne Begründung.
Es geht da oft noch nicht mal um die "Pseudoobjektivität" sondern wirklich darum was man persönlich mag oder nicht mag und das fließt dann mit in die Wertung ein.

Ich geb dir mal ein Beispiel. Zuletzt hab ich Sound Shapes gespielt und hier die Kritik gelesen die unter anderem bemängelt das es keine Bosskämpfe gibt (die Kritik ist ansonsten sehr positv und deckt sich weitesgehend mir meinem Eindruck). Das kann für mich nur deshalb ein Mangel sein da der Kritiker Bosskämpfe liebt. Ich weiß nicht warum man sonst sich in diesem Spiel Bosskämpfe wünscht? Ehrlich gesagt hab ich es immer noch nicht verstanden. Das macht überhaupt keinen Sinn.
Zuletzt geändert von Alter Sack am 28.02.2014 13:01, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Kajetan
Beiträge: 27077
Registriert: 13.04.2004 10:26
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Kajetan »

Alter Sack hat geschrieben: Es geht da oft noch nicht mal um die "Pseudoobjektivität" sondern wirklich darum was man persönlich mag oder nicht mag und das fließt dann mit in die Wertung ein.
So what? Ernstzunehmende Kritik ist mehr als nur biedere Kaufberatung. Gute Kritik MUSS subjektiv sein. Kaufberatung ist keine Kritik, sondern eben nur Kaufberatung. Kritik kann ohne Wertung, ohne finales Zahlenwerk bestehen. Eine Kaufberatung ist ohne "A ist XYZ besser/schlechter als B" sinnlos.

Ein guter Kritiker kann aber explizit begründen, warum und wieso ihm etwas gefällt oder nicht gefällt. Ein schlechter Kritiker schreibt nur inhaltslose Worthülsen.
Zuletzt geändert von Kajetan am 28.02.2014 13:05, insgesamt 1-mal geändert.
https://seniorgamer.blog/
Senior Gamer - Deutschlands führendes Gamer-Blog für alte Säcke!
Nanimonai
Beiträge: 5637
Registriert: 10.11.2007 01:02
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von Nanimonai »

VonBraun hat geschrieben: Aber irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, das die Entwickler immer mehr die sichere und mutlose Schine fahren.
Das ist nicht nur ein Gefühl. Das ist Realität.
ABER: Eben nur bei großen Produktionen, die auf externe Geldgeber angewiesen sind, die sich für das Medium an sich gar nicht interessieren, sondern nur für ihr Anlageobjekt.
Irgendwo in der Mitte der Mitte der Mitte muss doch die eierlegende Wollmilchsau rumlaufen.

Das klingt wie ein Vorwurf, ist aber eigentlich keiner. Es ist realistisch und logisch, alles andere wäre finanzieller Selbstmord.
Jetzt muss man sich die Frage stellen, ob denn das neue Überspiel tatsächlich auch 50 Millionen Dollar kosten muss... vor allem, wenn es Titel wie Banished dort draußen gibt, die zeigen, wozu ein einzelner, kreativer Mensch mit Ehrgeiz und Können so alles fähig ist.

Vielleicht muss sich diese Industrie dem irrsinnigen Wachstumswahn (der ja leider global vorgegeben ist) auch eine Weile lang einfach mal nicht so beugen und ein paar Gänge runterschalten.
Was natürlich auch bedeuten würde, dass WIR ALLE das ebenso machen müssten und unsere Erwartungen auch mal auf ein realistisches Maß reduzieren sollten.
TMC
Beiträge: 281
Registriert: 06.12.2012 13:15
Persönliche Nachricht:

Re: Thief - Test

Beitrag von TMC »

casanoffi hat geschrieben:
Ja ne, die Schisser, die "Dreck" wie zB. Tomb Raider und Hitman Absolution unter die Leute schmeißen sollen ruhig verrecken !
Ich denke, das Medium Videospiel wird aufgrund der massentauglichen Entwicklung immer mehr als Kunstform anerkannt und nicht mehr nur als Nischenprodukt für Freaks.

Das ist es doch, wonach die Freaks immer gerufen haben, oder nicht?

Ich bin im zarten Alter von 4 (das war 1981) an meine erste Konsole (Atari 2600) gekommen.
Danach folgten alle erdenklichen Konsolen, Handhelds und PC-Systeme.
Ausgelassen habe ich tatsächlich kaum etwas.

Beschwere ich mich über die aktuelle Entwicklung des Mediums Videospiel?
Nein. Warum nicht? Weil es noch genug gutes Zeug gibt, welches mich unterhält.
Und alles, was ich nach meinem Geschmack nicht brauche, muss ich auch nicht schlucken.
Sollen die glücklich damit werden, denen es gefällt.

Wo ist also das Problem? :roll:
Das Du nicht verstanden hast in welchem Kontext ich das gemeint habe. Lies Dir den Beitrag auf den das o.g. bezogen war nochmal in aller Ruhe durch. Der Zynismus war völlig beabsichtigt.

Und was das Alter angeht: ich bin nochmal 1 Jahr älter als Du, meine erste Konsole war "Pong" und auch sonst stimme ich mit dem was Du hier geschrieben hast überein. Kein Grund für Schnappatmung. :wink:
Antworten