Papers, Please - Test

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No Cars Go
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Re: Kommentar

Beitrag von No Cars Go »

[An den Redakteur: Hier hat sich ein Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen: Ich besitze zudem ein Hilfsmittel, dass mit wenigen Klicks Diskrepanzen zwischen Angaben aufdecken kann.]
zipit hat geschrieben:der test wirkt leider mal wieder extrem selbstgefällig und scheint einem eher die tiefgründigkeit des autors ,als die qualitäten des spiels näherbringen zu wollen.
Woran machst du diese Selbstgefälligkeit fest? Ich empfinde das nämlich nicht im Geringsten so. Der Test ist relativ nüchtern gehalten; ich habe nicht das Gefühl, mich im Feuilleton der FAZ wiederzufinden.
Was ich an dem Test zu kritisieren habe, ist, dass sich aus den Beschreibungen der drei Seiten für mich kein Spiel vor dem geistigen Auge aufbaut, das haarscharf an Platin vorbeigeschrappt ist. Ich hätte mit irgendwas zwischen 70 und 80 Prozent gerechnet, rein vom Text.
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Das Biebo
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Re: Kommentar

Beitrag von Das Biebo »

No Cars Go hat geschrieben: Was ich an dem Test zu kritisieren habe, ist, dass sich aus den Beschreibungen der drei Seiten für mich kein Spiel vor dem geistigen Auge aufbaut, das haarscharf an Platin vorbeigeschrappt ist. Ich hätte mit irgendwas zwischen 70 und 80 Prozent gerechnet, rein vom Text.
Indi-Bonus
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No Cars Go
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Re: Kommentar

Beitrag von No Cars Go »

Das Biebo hat geschrieben:
No Cars Go hat geschrieben: Was ich an dem Test zu kritisieren habe, ist, dass sich aus den Beschreibungen der drei Seiten für mich kein Spiel vor dem geistigen Auge aufbaut, das haarscharf an Platin vorbeigeschrappt ist. Ich hätte mit irgendwas zwischen 70 und 80 Prozent gerechnet, rein vom Text.
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Na du, wieviel Prozent würdste Hotline Miami geben? :D
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Sevulon
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von Sevulon »

Das eigene Verhalten ist spannend zu beobachten, zumal die Tendenz bei mir Richtung „sturer Regelfanatiker“ geht, dem das Schicksal anderer immer gleichgültiger wird. Sozialkritik ist selten unmittelbarer als hier.
Ich tue mich mit solchen Aussagen immer ein bisschen schwer. Zum Einen fällt es mir nicht leicht bei irgendwelchen 8-Bit-Fratzen Emphatie zu entwickeln. Generell gelingt es bei Videospielen nur selten, dass ich mit einer Figur mitfühle. Manchmal, wenn mir das Spiel genug Zeit gibt [Bioshock Infinity oder so], aber sicher nicht bei einem kurzen verpixelten Standbildmoment. Dazu ist der Eindruck einfach zu kurz und ja, auch zu unbedeutend. Ich nehm sie auch nicht als wirkliche Menschen wahr. Weshalb ich auch bei GTA bspw. keine Probleme habe einfach über die Fussgänger zu fahren, ohne mir deshalb direkt Gedanken über meinen Fahrstil im richtigen Leben zu machen.

Zum Anderen wundert es mich überhaupt nicht, dass man hier vermutlich gen sturer Regelfanatiker entwickelt. Wir spielen ein Spiel, das wollen wir gewinnen. Regelfanatismus bringt uns in dem Spiel vermutlich die größten Vorteile, ergo wenden wir sie an. Auch das würde ich nicht als Sozialkritik wahrnehmen oder als Vergleich zum realen Leben. Ich persönlich bin ein großer Fan von Schildkröten und lieb die Viecher im echten Leben, dennoch spring ich bei Mario Bros. auf sie drauf um sie zu töten -ganz ohne schlechtes Gewissen der Tierquälerei. Gehört halt zum Spiel dazu, das zu tun. Ich bin aber auch bei anderen Spielen jemand, der bei "moralischen Entscheidungen" immer das wählt, was mir am meisten Vorteile bringt bzw. mir hilft ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Einfach weil es nur ein Spiel ist. Das hat nichts mit der Entscheidung zu tun, die ich im richtigen Leben treffen würde.

Genau wie bei der "Killerspielediskussion": Es sind nur Pixel. Das ist nicht die Wirklichkeit. Andernfalls wäre es ja auch wirklich verstörend Leute in Shootern zu erschießen, wenn es anders wäre.
Unter der gleichen Prämisse wie man keine Spiele wegen Gewalt verbieten sollte, kann man eben auch keine wirkliche moralischen Entscheidungen in Spielen treffen.
Zuletzt geändert von Sevulon am 13.08.2013 15:38, insgesamt 2-mal geändert.
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No Cars Go
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von No Cars Go »

Sevulon hat geschrieben:
Das eigene Verhalten ist spannend zu beobachten, zumal die Tendenz bei mir Richtung „sturer Regelfanatiker“ geht, dem das Schicksal anderer immer gleichgültiger wird. Sozialkritik ist selten unmittelbarer als hier.
Ich tue mich mit solchen Aussagen immer ein bisschen schwer. Zum Einen fällt es mir nicht leicht bei irgendwelchen 8-Bit-Fratzen Emphatie zu entwickeln.
... womit das Spiel dann mit der 8-Bit-Wahl, zumindest in deinem Fall, alles richtig gemacht hat, oder?
Einem eiskalten Grenzbeamten ging es, so er regimetreu war, auch mit echten Visagen nicht anders.
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greenelve
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Re: Kommentar

Beitrag von greenelve »

No Cars Go hat geschrieben: Was ich an dem Test zu kritisieren habe, ist, dass sich aus den Beschreibungen der drei Seiten für mich kein Spiel vor dem geistigen Auge aufbaut, das haarscharf an Platin vorbeigeschrappt ist. Ich hätte mit irgendwas zwischen 70 und 80 Prozent gerechnet, rein vom Text.
Das scheint das "Problem" mit Papers, Please zu sein: Es ist kein Spiel das Spaß machen will.
Es wird im Text als Dystopie bezeichnet und daraufhin das Spiel umschrieben. Als Vergleich: Das Buch 1984, wie viel Spaß auf einer Skala von 0-100 hat man beim Lesen? :| (inwieweit kann eine Dystopie "Spaß" machen...)

So wie der Text sich liest, scheint Papers, Please etwas neues zu sein. Ein Spiel das so stark auf moralische Entscheidungen setzt, wie (vielleicht) kein anders vor ihm. (neben dem Indiebonus als versuchte Erklärung warum die hohe Bewertung...)


@ Sevulon:
Den Regelfanatiker um erfolgreicher zu sein, gibt es realen Leben und die Sozialkritik daran, ist die im Spiel oder anderes Medium wie Film transportierte Erkenntnis darüber: Menschliche Schicksale interessieren nicht, es geht nur um die Regeln oder der persönliche Vorteil.

Zum Beispiel im NS Regime. Moralisch haben sich die Leute auch eingeredet, sie müssen ihren Job nachgehen, auch wenn er ihnen nicht gefällt, sonst sind sie selber dran.
Es gibt ein "Mein Vorgesetzter hat gesagt" Verhalten. Nachgewiesen mit dem Milgram-Experiment. https://de.wikipedia.org/wiki/Milgram-Experiment



Hach, das Spiel gefällt mir immer besser: Endlich mal etwas das sich über "Spiel" hinausbewegt. :Applaus:
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DextersKomplize
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von DextersKomplize »

89?
Naja :mrgreen:

Das Spiel hat auf jeden Fall Charme, alleine die Musik ist köstlich.
Trotzdem ist das Spielprinzip etwas monoton um das stundenlang spielen zu können...

Zur Arbeit gehen, Anweisungen durchlesen, Leute reinrufen und dann wird der Stempel gezückt, solange bis die Uhr bimmelt, dann gehts wieder nach Hause, Abrechnungsbildschirm samt Versorgungsübersicht(inkl minimaler Entscheidungen), schlafen, aufwachen, und wieder zur Arbeit gehen.
Was mir nicht gefällt ist das man manchmal keine Zeit hat die neuen Anweisungen direkt perfekt umzusetzen.
Da man ja unter enormen Zeitdruck steht, entstehen öfter mal Flüchtigkeitsfehler die dann früher oder später(eher früher) im Game Over enden. Man kann zwar bei dem zuletzt gespielten Tag weitermachen, aber hat schon was von Trial und Error. Kennt man ein "Level" und die Anforderungen erstmal, geht das alles natürlich etwas schneller.

Finds auch schade das man selber nicht reden kann, zumindest nicht aktiv versch. Sätze auswählen.

Aber anfürsich ein nettes Spielchen, für zwischendurch. Wenn man den geringen Preis betrachtet, passt auch die Wertung. Halt ein kurzes, gutes Erlebnis. Aber eine 90 für Bioshock und ne 89 hierfür sind schon merkwürdig, Ersteres unterhält dich mind. 20 Stunden lang auf sehr hohem Niveau, PP auch mittelmäßig bis sehr gut, aber eben auch nur recht kurz.

Das Verhältnis passt da irgendwie nicht so ganz...

@Greenelve
Vllt spielst du es erstmal bevor du es in ungeahnte Höhen hiefst(bzgl. der moralischen Entscheidungen), wobei du mit deinen Auführungen größtenteils natürlich richtig liegst. Es gibt ja auch verstörende Filme, spannende, harte, dokumentaristische, die auch evtl keinen direkten Spaß machen beim gucken, als man lacht jetzt nicht oder freut sich diebisch, aber das muss ja uach nicht, solche Werke sind ja dazu da um auch danach oder zwischchendurch über das "Konsumierte" nachzudenken.
Die von dir angesprochenen moralischen Entscheidungen gehen einem doch im Normalfall am Allerwertesten vorbei. Ich kenne die Leute nicht die ich da evtl abweise und habe somit keine Beziehung zu denen. Oh ja, der eine möchte seinen Sohn besuchen und wird abgewiesen. Klar denkt man da mal kurz nach, aber da die Bindung fehlt und man am Ende ja auch keine Fehler machen darf(und will!), spielt man halt nach den Spielregeln, ohne das ich da jetzt in großartige moralische Zwickmühlen komme.
Zuletzt geändert von DextersKomplize am 13.08.2013 15:53, insgesamt 1-mal geändert.
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Kajetan
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Re: Kommentar

Beitrag von Kajetan »

greenelve hat geschrieben: Hach, das Spiel gefällt mir immer besser: Endlich mal etwas das sich über "Spiel" hinausbewegt. :Applaus:
Und das meine ich mit "Ein Spiel für Erwachsene". Wenn das Spiel in seiner Gesamtheit mehr ist als bloß die Summe seiner Bestandteile, wenn ein Spiel in seinen Aussagen und möglichen Interpretationen über den einfachen Selbstzweck "Soll Spass machen" hinaus geht.
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Kibato
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von Kibato »

AkaSuzaku hat geschrieben:
adventureFAN hat geschrieben: Wieso wird eigentlich Michael Jonsson auf der zweiten Seite des Tests abgelehnt?
Das hab ich mich auch gefragt, der Kerl ist ja nichtmal ein Tourist :mrgreen:
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No Cars Go
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von No Cars Go »

DextersKomplize hat geschrieben:Aber eine 90 für Bioshock und ne 89 hierfür sind schon merkwürdig, Ersteres unterhält dich mind. 20 Stunden lang auf sehr hohem Niveau, PP auch mittelmäßig bis sehr gut, aber eben auch nur recht kurz.

Das Verhältnis passt da irgendwie nicht so ganz...
Da gibt es kein "Verhältnis"
Eine 100-Seiten-Novelle kann dir auch besser gefallen als ein epochales Werk von 3000 Seiten. Passiert eben. Spaßempfinden ist 100 % subjektiv. Du kennst 4Players mittlerweile doch wohl schon etwas länger :D
greenelve hat geschrieben:
No Cars Go hat geschrieben: Was ich an dem Test zu kritisieren habe, ist, dass sich aus den Beschreibungen der drei Seiten für mich kein Spiel vor dem geistigen Auge aufbaut, das haarscharf an Platin vorbeigeschrappt ist. Ich hätte mit irgendwas zwischen 70 und 80 Prozent gerechnet, rein vom Text.
Das scheint das "Problem" mit Papers, Please zu sein: Es ist kein Spiel das Spaß machen will.
Es wird im Text als Dystopie bezeichnet und daraufhin das Spiel umschrieben. Als Vergleich: Das Buch 1984, wie viel Spaß auf einer Skala von 0-100 hat man beim Lesen? :| (inwieweit kann eine Dystopie "Spaß" machen...)
Die Faszination der perfekt in sich geschlossenen Dystopie, wie sie in 1984 beschrieben wird, empfehle ich Interessierten immer mit höchsten Lobpreisungen, fast schon euphorisch. Ich kann auch Tarantinoscher Gewaltdarstellung mit des Glückes feuchten Augen gegenübersitzen. Weil es eben Fiktion ist. Da fällt mir es nicht schwer, eine hohe Wertung auch mit den entsprechenden Worten zu unterfüttern.
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greenelve
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von greenelve »

@DextersKomplize:
Die Demo ist doch schon ne Weile draußen. :p

Klar sind nicht alle Entscheidungen wichtig, spielt es nicht jeder gleich. Aber das Spiel versucht es wenigstens. Es gibt keinerlei Awesome-Button. Nichts was schreit: Gefall mir!

Und ja, nicht jeder Film ist sozialkritisch, es gibt auch welche die reine Unterhaltung sind. Und so ist es bei Spielen. Mario ist Unterhaltung, als Beispiel. Darum ging es mir, dass man Mario und Papers so nicht vergleichen kann.

Die Zwickmühle entsteht ja schon durch "Blos nicht nachdenken, ich mach einfach meinen Job". Damit baut man keine emotionale Bindung zu den Menschen auf, und genau das ist die Kritik: Obwohl sie einem von ihren Nöten und Leben erzählen, interessiert es einen nicht. Wie oft standen wir selber vor einem Schalter, haben gesagt wieso weshalb warum wir hier sind und haben uns geärgert weil es die Person hinterm Schalter nicht interessiert.

Ein Werk, wenn es kritisch sein will, was es nicht sein muss, muss niemanden am Nacken packen und mit dem Gesicht voran in die Kritik drücken, bis man vor lauter Kritik nicht mehr atmen kann. So gibt es durchaus Werke die kritisch sein wollen, aber nicht von allen Personen als solches wahrgenommen werden.

Und ja, ich bin im Moment überaus euphorisch, weil Papers, Please mehr als ein Unterhaltungsspiel ist. :mrgreen: (jetzt braucht es nur noch Half Life 3 als Dystopie...Teil 2 hatte im Bahnhof sehr faszinierend begonnen >.> )
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zipit
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Re: Kommentar

Beitrag von zipit »

No Cars Go hat geschrieben:Woran machst du diese Selbstgefälligkeit fest? Ich empfinde das nämlich nicht im Geringsten so. Der Test ist relativ nüchtern gehalten; ich habe nicht das Gefühl, mich im Feuilleton der FAZ wiederzufinden.
Was ich an dem Test zu kritisieren habe, ist, dass sich aus den Beschreibungen der drei Seiten für mich kein Spiel vor dem geistigen Auge aufbaut, das haarscharf an Platin vorbeigeschrappt ist. Ich hätte mit irgendwas zwischen 70 und 80 Prozent gerechnet, rein vom Text.
mir fehlt ein wenig die muße genaue textbelege anzuführen. deshalb nur kurz :

1.überbetonung der moralischen komponente des spiels
Papers, Please ist düster, unheimlich atmosphärisch und unerbittlich. Bei meiner Arbeit am Grenzposten muss ich mich harten moralischen Entscheidungen, weitreichenden Konsequenzen und der stumpfen Repetition der immer gleichen Arbeitsvorgänge stellen, ohne dabei meine Konzentration zu verlieren. Die immer komplexer werdenden Regularien und Arbeitsvorgänge setzen mich immer stärker unter Druck, da mir oft nur sehr wenig Zeit bleibt, um genug Geld für meine Familie verdienen zu können. Die Versuchungen sind groß, von Bestechung bis zur Verhaftung für Geld gibt es einige Möglichkeiten für ein Extraeinkommen. Allerdings immer auf Kosten der Moral, was mich zu einigen harten Entscheidungen gezwungen hat.
im idealfall ist dieser moralische konflikt etwas, was dem spieler im nachhinein klar wird. die ständige überbetonung der moralischen elemente des spiels, wirkt zumindest auf mich eitel. hier wird mal wieder krampfhaft versucht ein spiel zu etwas höherem (kunst) zu erklären, um sich von den 'anderen' zu abzuheben, bzw der leserschaft die möglichkeit dieser selbstdefinition zu geben (wurde dann auch direkt in den ersten kommentaren angenommen dieses angebot) . außerdem wird so auch völlig die ironische komponente des spiels ausgeblendet , welche vor allem über die tageszeitung transportiert wird.

2. immer wenn 4players beweisen möchten wie furchtbar intellektuell die redaktion doch ist, verfallen die autoren in den luiblischen sprachschwulst. moderat in diesem artikel, aber vorhanden, beispiel - startpage header für den artikel 'Dystopischer Grenzkontroll-Thriller'.

ps : und du liegst mit deiner anmahne richtig, das spiel ist bei 70-80% einzuordnen. und auch für diese wertung muss man für den exprimentellen / gesellschaftskritischen ansatz des spiels offen sein. das spiel hat aber zweifellos seinen charme, man sollte nur keine 90% platin götterdämmerung erwarten.
BlackStone
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von BlackStone »

Ganz ehrlich, ich kann die Begeisterung für diese Software (ein Spiel ist es in meinen Augen nicht wirklich) nicht nachvollziehen. Habe die Demo rd. ne Stunde gespielt und mich dann in mein Büro zurück gesehnt :? Da macht das Akten lesen und stempeln ja in Real life mehr Spaß und ich habe alles in 3D und Farbe :| Und nein, ich bin kein Grafikjunky, ich spiele immer noch mit Begeisterung Siedler, Patrizier, der Clou und andere Perlen - aber für sowas hier können sich meines Erachtens nur irgendwelche “Kreativen“ begeistern, die zeitlebens selbst keine möglicherweise folgenschweren Entscheidungen zu treffen :roll:

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greenelve
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von greenelve »

BlackStone hat geschrieben: - aber für sowas hier können sich meines Erachtens nur irgendwelche “Kreativen“ begeistern, die zeitlebens selbst keine möglicherweise folgenschweren Entscheidungen zu treffen :roll:
Also ich spiel Counterstrike und entscheide jeden Tag folgenreich über Leben und Tod...bislang allerdings immer mit der Entscheidung NICHT Amok zulaufen. :Clown:

Abgsehen davon finde ich es gut, weil es mehr als ein (Unterhaltungs)Spiel ist - wie du auch selber sagst. :winkhi:
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Papers, Please - Test

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

BlackStone hat geschrieben:Ganz ehrlich, ich kann die Begeisterung für diese Software (ein Spiel ist es in meinen Augen nicht wirklich) nicht nachvollziehen. Habe die Demo rd. ne Stunde gespielt und mich dann in mein Büro zurück gesehnt :? Da macht das Akten lesen und stempeln ja in Real life mehr Spaß und ich habe alles in 3D und Farbe :| Und nein, ich bin kein Grafikjunky, ich spiele immer noch mit Begeisterung Siedler, Patrizier, der Clou und andere Perlen - aber für sowas hier können sich meines Erachtens nur irgendwelche “Kreativen“ begeistern, die zeitlebens selbst keine möglicherweise folgenschweren Entscheidungen zu treffen :roll:
Als typischer Spiele-Eskapist, der eher Abstand vom Real-Life sucht, kann ich das gut nachvollziehen. Eine interessante Parallele ergibt sich ja auch zu Cart Life, wo es ebenfalls darum geht, den grauen, zermürbenden und monotonen Alltag zu simulieren, gespickt mit folgenschweren und teils belastenden Entscheidungen. Mal schauen, ob das ein kleiner Trend wird. Es ist in jedem Fall ganz bemerkenswert, finde ich, weil beide Spiele in der Tat keinen "Spaß" im herkömmlichen Sinne machen sollen, sondern eher kleine virtuelle Selbsterfahrungstrips sind. Irgendwie buchstäblich Grenz-Erfahrungen. Damit unterscheiden sie sich ja auch fundamental von normalen Alltagssimulationen à la "Landwirtschafts-Simulator". Ich finde das auf alle Fälle ganz spannend, obwohl es mich - zumindest vom ersten Eindruck her - selbst nicht sonderlich reizt.

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