Ohne jetzt mal auf die tieferen Inhalte der Alice-Kolumne oder einen Vergleich zu den Anita-Vlogs eingehen zu wollen - was für mich bei diesem Thema der erhellende Punkt ist, findet sich bei Alice im ersten Absatz:
Da muss sie erst einmal lang und breit ihre Gamer-Vita auspacken und ein paar Szene-Begriffe und -Bilder evozieren, um damit ihre Legitimation zu erhalten, sich als Frau zum Thema Gaming überhaupt äußern zu dürfen.
Kein männlicher Redakteur einer Gaming-Seite wie 4p würde einen Artikel so eröffnen. Denn seine Credibility stünde ja apriorisch gar nicht in Frage. Eine Redakteurin hingegen muss sich erst mal als "echte Spielerin" charakterisieren - als Frau steht sie offenbar ansonsten tendenziell im Verdacht, in Wirklichkeit gar nicht Teil der Szene zu sein.
Das finde ich sehr schade, aber das illustriert eben sehr schön das *eigentliche* Problem der Gamer-Szene: Zumindest implizit, und da sind sich alle einig, ist das alles hier eine Männer-Domäne; Frauen sind tendenziell Fremdkörper und offenbar immer noch legitimationsbedürftig. Das sind dann die legendären "Gamer-Girls" - schon mal was von "Gamer-Boys" gehört? Nein! Den Begriff gibt es natürlich nicht, er wirkt schon fast lächerlich - Gamer-Boys sind natürlich einfach Gamer, der (männliche) Standard.
Frauen sind in der Szene immer noch "das andere", so anders, dass sie auch begrifflich separat gefasst werden müssen. - Und aus dieser Grundperspektive ist es nur selbstverständlich, dass a) weibliche Charaktere in Spielen sehr verzerrt präsentiert werden - nämlich überwiegend aus externer Perspektive, und dass b) die weibliche Position in Diskussionen nicht ernst genommen wird - denn die Frauen gehören ja eigentlich gar nicht dazu! Eine Chance auf Diskussionspartizipation hat vermutlich nur, wer zuerst seine authentische Gamer-Credibility postuliert, und dann eine Haltung vertritt, die sich möglichst nahe an der männlichen Mainstream-Position bewegt.
Wirklich weiter kommen wir bei dem Thema vermutlich nur, wenn weibliche Diskussionbeiträge a) ohne vorherige Gamer-Vita auskommen - und trotzdem nicht apriorisch als "Die hat doch keine Ahnung, die gehört doch nicht dazu" abgetan werden dürfen und b) Frauen sich auch mal total gegen die "Es gibt kein Problem"-Mainstreamhaltung aussprechen dürfen, ohne direkt als Feminazis beschimpft zu werden...
Da unterschreib ich erst mal, sehr guter Punkt!
Ich muss dabei an den Freundeskreis meines Freundes denken, in dem ich als einzige Frau mitreden kann wenn es um Spiele geht. Man hat in dem Zusammenhang immer einen besonderen Status, weil es eben nicht wirklich vollkommen normal zu sein scheint, wenn man als Frau gern und viel spielt.
Ich kann auch nicht ganz glauben, dass 50 % der Spieler Frauen sein sollen.. Wo sind denn die Frauen?
In der Studie steht was von Daten aus 2200 repräsentativen Haushalten.. Ich würde mich nicht so sehr auf diese Zahlen verlassen.. Denn aus meiner persönlichen Erfahrung hat sich vielleicht ein bisschen was geändert, die Gamerszene ist nach wie vor eine Männerdomäne. Von all meinen Freundinnen hat gerade mal eine außer mir noch Erfahrung mit Spielen.
Und, soweit ich das verstanden habe, geht es ja nicht darum eine Heldin zu sein und alles verbannen zu wollen - oder zumindest glaube ich das nicht - geht es nicht darum einfach mal einen Denkanstoss zu geben? Wenn ich mir Sarkeesians Videos ansehe, muss ich doch zugeben dass mir vieles, was sie sagt, beim nachprüfen und nachdenken tatsächlich so erscheint.
Ich bin weiß Gott keine Feministin, ich finde sie eher anstrengend und weniger hilfreich für die Frauenrolle an sich. Aber ich muss doch sagen dass es mich auch immer wieder nervt, wenn ich mir das Angebot an Spielen so ansehe: Die meissten Games werden für Männer gemacht, die meissten Frauen in Spielen erfüllen Klischees, die meissten Spiele stellen ein oberflächliges Bild von Frauen dar - meist als Mittel zum Zweck und es geht häufig nicht ohne Sex und Gewalt. Wirklich Anspruchsvoll ist das nicht.. Eher eine einfache Erfolgsformel..
Es wäre schön wenn sich mal daran was ändern würde. Aber ich schätze mal solange der Markt für weibliche Spieler so klein bleibt und die Männer weiterhin auf die leichte Unterhaltung einsteigen, wird sich nicht verändern. Wer weiss.. aber auf jeden Fall gut mal darüber nachzudenken ~
Ja, ich akzeptiere deine Meinung - sie ist falsch, aber ich akzeptiere sie...