andymk hat geschrieben:5ancho hat geschrieben:]
NEIN NEIN UND NOCHMALS NEIN. Es ist NICHT die selbe Ausgangssituation. Wenn jemand auf der Uni an einem Projekt arbeitet kann ich ja wohl davon ausgehen, dass er sich mit dem Thema beschäftigt hat.
Muss ich dann nicht auch bei jemandem, der sich zu einem nichtakademischen Fachbereich einbringt (zB in einer Fandiskussion im Internet), erst mal davon ausgehen, dass er etwas zu sagen hat? Wenn er Unsinn redet, wird man es ja hüben wie drüben schnell erkennen!
Problematisch wird es, wenn man einer willkürlich ausgewählten Menge an Diskussionsteilnehmern - zum Beispiel: weibliche Mitglieder der Spezies homo sapiens - APRIORISCH unterstellt, dass sie keine Ahnung haben - egal, was sie sagen. Wenn man also ihre Argumente direkt ad hominem - oder besser: ad feminam - angreift, und nicht auf Sachebene. Wenn das Gegenargument also lautet "Nein, weil: Frau, ergo kein echter Gamer, also keine Ahnung."
Nach deiner Sichtweise müssten ja zB weibliche Studenten auch unter Legitimationsdruck stehen, denn als kleine Studenten haben sie ja noch keinen automatischen Nachweis der eigenen Themenkompetenz erbracht. - Und natürlich stehen Studenten auch unter Legitimationsdruck, gerade in Diskussionen mit Professoren. Aber, und das ist wichtig: hierbei wird in der Regel nicht nach Geschlecht diskriminiert; weibliche Studenten müssen sich nicht härter legitimieren als männliche und müssen nicht jeden Themenbeitrag mit ihrer Credibility-Vita beginnen - seht her, ich habe zwar Brüste, bin aber trotzdem eine von euch!
Jedenfalls in meinem Fachbereich. Der User "Der Zeitgeist" spricht das interessante Phänomen an, dass neben der Gaming-Szene auch andere technikaffine Bereiche sich tendenziell apriorisch frauenfeindlich verhalten. Das kenne ich auch zB aus dem akademischen Feld der digitalen Geisteswissenschaften. Ebenfalls eine Männerdomäne, wie auch die analoge historische Mediävistik... aber die dortigen weiblichen Studenten und Mitarbeiter werden doch von ihren männlichen Kollegen ganz anders behandelt. Indem man ihnen implizit unterstellt, vom technischen Handwerk eigentlich keine Ahnung zu haben. "Was, die kann coden?" Ja, na klar kann die das! Aber ohne Nachfrage wird ihr mal unterstellt, sie sei nur die Bücherschubse des Teams... einer Mitarbeiterin der Mediävistik würde man nicht aufgrund ihres Geschlecht unterstellen, sie könne ja eher kein Latein...
Ich habe übrigens keine Ahnung, warum das so ist. Wie gesagt, Männerdomäne hier wie dort, aber trotzdem ist es bei uns Geeks anders als bei anderen. Und das sollte man vielleicht schon mal thematisieren - es sei denn natürlich, man findet das eigentlich alles ganz ok so...
Und weiterhin nochmals für dich: Auch die männlichen Kollegen müssen sich mit Vorwürfen konfrontiert sehen, dass sie von gewissen Thematiken keine Ahnung haben. Hättest DU nämlich von der Thematik Ahnung wüsstest du, dass man hier auch gewisse Redakteure nach ihren Lieblingsgenres beurteilt. Das heisst es fallen oftmals Kommentare wie "war ja klar dass der ... für ein Rennspiel nur so und so viel Punkte gibt".
Vollkommen korrekt, auch unter Männern gibt es das Argument ad hominem. "Der Luibl hat keine Ahnung von Actionspielen, weil bei ihm alles eine theaterreife Story haben muss, und Feuer Auswirkungen auf Holz. Der Depp."
Aber: diese Argumente sind, wie gesagt ad hominem, gegen den Menschen gerichtet - nicht gegen den Menschen als Mann. "Der Luibl ist ein Mann, der hat keine Ahnung von Actionspielen, weil bei Männern ja immer alles eine theaterreife Story haben muss und Feuer Auswirkungen auf Holz. Diese Kerle!" - Wirst du eher nicht lesen.
Gegen Frauen richtet sich der persönliche Angriff zumeist auf ihre Eigenschaft "Frau", gegen Männer hingegen kann sich der persönliche Angriff auf eine Vielzahl von Eigenschaften richten - "hat keine Ahnung von Rennspielen", "für den muss doch alles Indie sein", "der ist wohl zu blöd für ein anspruchsvolles Spiel", "lol der spielt doch nur casual". Aber nicht "War ja klar, ist halt ein Mann." - Klarer Unterschied, leider!