Oje... na gut, dann versuche ich auch mal was zu dem interessanten Thema zu schreiben. Habe jetzt hier etwas quergelesen und muss halt doch nen Kommentar abgeben.
Ich spiele fast ausschließlich RPG's und taktische rundenbasierte Strategiespiele, habe mir seit 2004 kein Spiel mehr gekauft, 2007 aufgehört, mich regelmässig über Games zu informieren und gucke jetzt nur noch sporadisch mal in Foren rein... bin also nicht "up-to-date"
Ich glaube, ich fang mal mit dem an, was mich an modernen Spielen stört... das Hauptproblem ist einfach, dass mich heutige Spiele nichtmehr als Gesamtkunstwerke, sondern nur noch partiell begeistern können. Durch die moderne Grafik gibt es kaum noch Möglichkeiten für die eigene Phantasie, spiele glänzen oft in einer Hinsicht und sind in manch anderem Aspekt unter aller Sau, ich habe nicht mehr das Gefühl, dass da mit "Herzblut" gearbeitet wird, an Details gewerkelt wird (wer je ein Spiel von Sir-Tech gespielt hat, wird wissen, was ich meine), es muss halt alles nur fertig werden, soll keine Überraschungen bieten, am besten auch keinen Spielertod mehr, soll leicht bekömmlich, schnell genießbar, ohne Tiefgang werden.
Am Bespiel RPG's, da gibts ja (Hack'n'Slay außen vor) quasi drei Abschnitte: Als erstes (80er - Anfang 90er) die puren Oldschool-RPG's, Mitte 90er - Anfang 00er die Übergangsphase zwischen Oldschool und modern und dann ab 02 etwa die modernen RPG's.
Die Oldschool-RPG's, so unzugänglich sie auch heute sind, weil einfach die Technik noch zu begrenzt war, faszinieren mich noch immer. Weil es Gesamtwerke waren, bei denen alles perfekt zusammenspielte, weil die Kämpfe ausgefeilt waren, die Skillsystem durchdacht und die Rätsel fordernd waren. Ich habe es geliebt, durch die Dungeons von Wizardry 6 zu spazieren, zusammen mit den spielinternen Beschreibungen der Bildschirme konnte ich mir jede Ecke des Dungeons selbst ausmalen, besser, als es jede 3D-Technologie kann. Vor allem aber hat mich das Spiel gefordert, durch schwere Rätsel und Kämpfe, und es hat nicht aufgehört, mich zu begeistern, weil es keine "störenden Elemente" gab.
Die kamen dann in der Übergangsphase, dazu gehören Spiele wie Fallout, Baldurs Gate und weitere iso-RPG's. Die Spiele wurden kommerzieller, und eigentlich wollten sie Rollenspiele sein, aber irgendwie mussten sie auch dem Massenmarkt gefallen. Also wurden Grätschen gemacht.
Wenn man sich die Entwicklung vom Fallout-Vorgänger Wasteland (1988) bis Fallout 1 und 2 ansieht, merkt man vielleicht, was ich meine: Wasteland war ein Rollenspiel alter Schule, etwas underrated, weil vielen das damals neue Szenario zu krass war. Wasteland hatte ne sehr gute Storyline, noch ein anderes Skillsystem als der Nachfolger, das aber prima funktionierte, bockschwere, taktische Partybasierte Kämpfe (4 selbst erstellte Charaktere, drei RPC's, die man besser steuern konnte als in Fallout), starke Rätsel, viele gute kleine Ideen (splitbare Party um Gegner von zwei Seiten angreifen zu können, doppelte XP für Nahkampf-Siege) usw. Wasteland war ziemlich nahe an der Perfektion.
Dann kamen die Fallouts, und sie waren zwar immer noch recht gut, aber irgendwo fehlte was. Dauernd habe ich mich geärgert. Warum gibt es so viele unnütze Skills? Warum sind die Kämpfe taktisch so arm und langweilig, wo sind die Rätsel? Alles elementare Spielelemente, die fehlen. Die irgendwo der Schere zum Opfer gefallen sind, den Anspruch des Spiels senken, und obwohl beide Fallouts natürlich toll sind, habe ich mich dauernd über die Ungereimtheiten ärgern müssen. Da kommt teils wenig Spielspass auf.
Noch schlimmer war aber Baldurs Gate 1. Da passte gar nix. Die Kämpfe waren oft recht lahm, weil zu leicht, und ohne ein komplett rundenbasiertes Kampfsystem brauchst du mir auch nicht mit Taktik kommen. Die Quests waren billig, die Story ebenso, die Maps waren langweilig, das AD&D-Kampfsystem passt (wie auch in älteren Rollenspielen, die dieses System nutzen) irgendwie gar nicht in ein CRPG, weil es zu wenig Freiheiten lässt, Rätsel waren auch nicht vorhanden. Und trotzdem kamen da Jubelwertungen von der Presse... obwohl das Spiel eigentlich nix neues bringt, bewährtes nur schlechter macht als ältere Spiele, und kaum Anspruch hat. Oder grade deswegen?
Die modernen RPG's beerdigten dann konsequenter Weise jeglichen Anspruch. Spiele wie Morrowind generierten bloß große, leere Welten, ohne Ecken und Kanten und ohne jegliche Überraschungen. Jeder Dungeon sieht gleich aus, Rätsel gibt es gar keine mehr, das Skillsystem ist beliebig und erfordert keine Überlegungen, die Kämpfe waren purer Hack'n'Slay ohne jeglichen taktischen Anspruch, die Quests immergleich, und damit der Spieler ja keine eigene Anstrengung braucht, gibt einem der Questgeber auch immer gleich eine Art Komplettlösung mit auf dem Weg. Ich kann kaum erkennen, dass da jemand wirklich mit Herzblut dran gearbeitet hat, außerhalb der hübsch gestalteten Städte wirkt die Spielwelt steril und lieblos. Anspruch und Überraschungen muss man mit der Lupe suchen, aber man kann halt "gleich losspielen" und muss sich wenig Gedanken darüber machen, was man denn eigentlich macht.
Auf der anderen Seite gibt es Spiele wie Gothic. Da gehen die Entwickler etwas ins Detail, bemühen sich mit der Spielwelt. Aber es bleibt mir auch hier kaum Interaktion mit der Spielwelt, mein eigener Charakter bleibt, da ein tiefgründiges Charaktersystem fehlt, immer nur eine Hülle, in der ich mich nicht ausleben kann und auch die Kämpfe sind nur langweilig.
Zudem gleichen sich diese Spiele alle zu sehr. Kaum ein Spiel versucht sich noch an eigenen, neuen Ideen, nur um ja keine Kunden zu verprellen, die Spielmechanik wird auf ein Minimum reduziert. Den Spielen fehlt die Identität.
Das einzige moderne RPG, dem ich zumindest etwas abgewinnen konnte, war Vampire Bloodlines. Das Kampfsystem hat mich da zwar auch nach einer Weile vergrault, aber es hatte auch seine positiven Seiten. Ein wirklich gutes Skillsystem, in dem ich mir einen Charakter erschaffen konnte, in den ich mich auch hineinversetzen konnte, und ein paar der Level waren auch sehr gut gestaltet und überraschend. Die Mission um das Ocean View Hotel z.B. war schlichtweg hochklassig. Es war ein neues Spielgefühl insgesamt, nicht das der Oldschool-RPG's, das ich so liebe, aber ich konnte mich zumindest etwas damit anfreunden.
Wie wenig sich die modernen Studios Mühe geben mit den Spielen, mit der Gestaltung, zeigt das Genre der taktischen Rundenstrategiespiele. Leider aussterbend, oder ausgestorben, wobei man "leider" eigentlich nicht sagen kann, denn in diesem Genre ging die Qualität mit der Zeit auch nur zurück.
Da gab es frühe Klassiker wie Ufo Enemy Unknown. Das Gesamtwerk ist auch hier schlichtweg brillant, weil das Spiel Ideen hatte und umsetzte. Ich war nur ein Kommandant, ich war auf das Geld der Staaten angewiesen, dass ich nur bekam, wenn ich gute Arbeit leistete. Der Basenausbau war spannend und kurzweilig. Die Idee, die Aliens mit ihrer eigenen Technologie zu besiegen, in dem man getötete Aliens seziert und ihre Technologie erforscht, schlichtweg brillant. Und die Atmosphäre ist auch heute noch ungeschlagen, weil das Spiel wie aus einem Guß wirkt, tolle Ideen am laufenden Band hat. Dann kam Jagged Alliance 2 mit kurzweiligen Quests und vor allem Söldnern, die Persönlichkeit hatten. Die Feindschaften und Freundschaften untereinander pflegten. Arulco wuchs mir richtig ans Herz. Der gute Wirtschaftspart und vor allem die Spielwelt. Arulco hatte Angst. Alle Zivilisten hatten Angst, und die Dialoge, die Zwischensequenzen, die Gespräche mit den Minenvorarbeitern haben das alles perfekt zur Geltung gebracht.
Und dann kamen Spiele wie Silent Storm. Auch hier wieder Minimalismus. Stur Missionen aneinandergereiht, keine Interaktion, keine große Story, keine eigenen Ideen. Halt ein Minimal-Rundenstrategiespiel, wie man es mit schlechterer Grafik auch 1984 hätte programmieren können. Mit ein paar Missionen, überflüssigen Klassen, zu leichten Kämpfen, unbalanciertem Gameplay. Lieblos. Der Witz ist: Ein Spiel, dass weniger bietet als z.B. ein Ufo 1994 geboten hat, bekommt trotzdem Wertungen im 80er Bereich. Wegen der zugegebenermaßen recht witzigen Physikengine? Nee, sorry.
Moderne Spiele berühren mich einfach nicht. Ich fühle mich zu wenig in die Spielwelt reingezogen, finde kaum neue Ideen der Entwickler, kann mich nicht in die Welten reinversetzen. Es fehlt aber v.a. der Anspruch. Die spielen wirken lieblos, unselbstständig. Klar, es gab früher wie heute schlechte und gute Spiele, aber es fällt mir persönlich schwer, wirklich gute Spiele nach ca. 1998 zu finden, die mich endlos begeistern konnten.
Puh, sorry, ziemlich zusammenhangslos alles geschrieben.