muselgrusel hat geschrieben:[...]
@DdCno1 Hast du auch schon mal ein richtiges Interview von Stern gelesen? Ich denke nicht
Ja, habe ich. Ebenso von Spiegel, Focus, Frankfurter Allgemeine, Süddeutsche Zeitung, TAZ, usw. Ich lese seit ich lesen kann solche Interviews und dachte anfangs auch, dass diese genau in der Form, in der sie abgedruckt sind auch geführt wurden, ohne große Änderungen.
Diese Interviews werden aber fast nie einfach so abgedruckt. Kleinere Interviews (die in Kästchen bei größeren Reportagen) werden nahezu immer schriftlich oder über's Telefon geführt. Hier wird oft so stark zusammengekürzt, dass oft nur noch eine kurze, zum Thema passende Kernaussage übrig bleibt. Bei den großen prominenten Interviews, die auf der Titelseite beworben werden ist jedem der Beteiligten klar, dass ein falsches Wort viel Schaden anrichten kann. Entsprechend wird fast jedes Mal nachträglich das Interview nach Schwachstellen abgeklopft, gekürzt, gewürzt, gerafft und geschliffen. Üblich ist nicht selten, die Kernfragen dem Interviewpartner vorher schriftlich zu übermitteln. Auch werden meist Journalisten ausgewählt, bei denen man sich sicher ist, dass er den Politiker/die Wirtschaftsgröße/den Wasauchimmer noch unnötig provoziert, es sei denn, dies ist beabsichtigt und die interviewte Seite stimmt dem zu. Man muss bedenken: Zu einem echten Interview benötigt man immer zwei Seiten. Hält sich eine nicht an die ungeschriebenen Regeln, funktioniert es nicht.
Ich habe im Prinzip nichts gegen die obigen Maßnahmen. Was mich stört ist allerdings, dass dies nirgendwo in irgendeiner Form gekennzeichnet wird. Der Leser ist im Unklaren, ob diese oder jene Aussage spontan kam oder vorher minutiös von einem großen PR-Stab geplant und abgestimmt war und wie die Fragen entstanden sind.
Bei dem strittigen 4P-Interview erkennt man relativ leicht, dass es nur bestenfalls fernmündlich geführt wurde. Die Gelegenheit eines zumindest kleinen Fotobeweises lässt sich nämlich niemand entgehen. Und über die "mutige" Frageweise des Redakteurs reden wir lieber erst gar nicht...
P.S.
Ich wollte ursprünglich Journalismus studieren, habe mich also genügend mit dem Thema beschäftigt um darüber eine klare Aussage fällen zu können. Ich empfinde die Bemerkung von dir nicht nur deswegen als geradezu unverschämt und herablassend.