@Neme69:
Ich glaube schon, dass die Aussage richtig ist! Aber mich würde gerne mal interessieren, wie du das erklären willst. Erfahrung ist was anderes als Bildung und selbst Bildung hat nichts mit Intelligenz zu tun...
Aber ich will auch keine Diskussion darüber, sondern vielmehr einfach nur kurz deine Ansicht dazu. Wink
Das ist weder eine Frage von "glauben" oder "nicht glauben", noch eine Ansichtssache. Es ist leider nicht möglich, das innerhalb eines Posts auch nur ansatzweise sinnvoll zu erläutern, daher nur soviel:
Intelligenz ist ein Konstrukt, das definiert, beschrieben und gemessen werden kann!
Wenn wir uns über das psychologische Konstrukt der "Intelligenz" unterhalten, dann ist heute ziemlich klar, was genau darunter zu verstehen ist. Auch weiß man heute, dass es verschiedene Arten von Intelligenz gibt. In diesem Fall ist z.B. die Unterscheidung zweier Faktoren 2. Ordnung, nämlich der "fluiden" und der"kristallisierten" Intelligenz (Cattell, 1963, 1971) angebracht (es gibt aber noch viele weitere Differenzierungsmöglichkeiten!):
Nur die fluide Intelligenz ist genetisch determiniert bzw. "angeboren" und kann allenfalls minimal (aber auch!) durch Umwelteinflüsse modifiziert werden (auch, wenn einige "IQ-Trainer" anderes behaupten, mit deren Hilfe man jedoch im Idealfall höchstens das Arbeitsgedächtnis und somit evtl. auch das IQ-Testergebnis, jedoch nicht die Intelligenz selbst verbessern kann). Zu ihr gehören z.B. die Analyse von Aufgaben, angeborene Leistungsfähigkeiten, das allgemeine Verarbeitungsniveau, die Verarbeitungsgeschwindigkeit sowie die Anpassung an neue Situationen durch Übertragung kristalliner Fähigkeiten.
Abhängig von der eben beschriebenen fluiden Intelligenz ist die kristallisierte Intelligenz. Diese umfasst alle Fähigkeiten, die im Laufe des Lebens erlernt bzw. durch die Umwelt bestimmt werden, also sowohl explizites Wissen (episodisch und semantisch) - u. a. auch "Bildung" & "Erfahrung" - als auch implizit Gelerntes (bestimmte Verhaltensweisen, Fahrradfahren, Rechnen etc.). Sie ist also sowohl erfahrungs- als auch kulturabhängig!
Sehr vereinfacht ausgedrückt kann man sagen, dass die fluide Intelligenz im Laufe des Lebens abnimmt, während die kristalline Intelligenz zunimmt, ein Effekt, der nicht in allen, jedoch in den meisten Studien repliziert werden konnte (zumindest ist die kristalline Intelligenz aber gleichbleibend).
Eine signifikante Korrelation zwischen "IQ" und sozioökonomischer Schicht ist übrigens ebenfalls nachgewiesen, wobei man hier nicht den Fehler begehen darf, diesen Zusammenhang kausal interpretieren zu wollen.
Ein weiterer Hinweis auf die Bedeutung von Umwelt, Bildung und Kultur für die Intelligenz ist der sog. "Flynn-Effekt", darauf gehe ich hier aber nicht weiter ein...
Fazit: Intelligenz ist sowohl von Bildung und Alter als auch vom "sozialen Stand" und vielen weiteren nicht-genetischen Variablen abhängig!
So, jetzt aber wieder back to topic, ist ja schließlich keine Vorlesung hier! Sehr angenehm, dass es hier doch auch Leute gibt, mit denen man ganz vernünftig und respektvoll über was auch immer diskutieren kann, ohne gleich irgendwie angepöbelt zu werden - eigentlich selbstverständlich, aber hier muss man das manchmal tatsächlich betonen!
Wenn's Dich noch näher interessiert:
Eine detaillierte und recht aktuelle Übersicht bzw. Einführung zum Thema "Intelligenz" findet sich u. a. bei Amelang et al., 2006!