Ich war gestern Abend nach dem Anspielen der Demo eigentlich recht angetan, aber nach dem "Sacken lassen" bzw. "darüber schlafen" hat sich dann doch eine recht kritische Einstellung manifestiert.
Zunächst das Positive: Spellbound hat mit Arcania ein deutlich sauberes Spiel abgeliefert, als das bei G3 der Fall war, jedenfalls soweit sich dies anhand der Demo beurteilen lässt.
Die Grafik selbst finde ich durchaus ansprechend, nicht unbedingt state-of-the-art, aber doch sehr stimmig. Die Musik, normalerweise auch ein Aushängeschild der Serie, weiß auch zu gefallen - unaufdringlich, aber sehr passend. Die Menüs, speziell das Inventar, wirken durchdacht und sind gut strukturiert. Das hat Piranha Bytes z.B. nie wirklich gut hinbekommen.
Soviel zur "Haben"-Seite. Negativ aufgefallen ist mir, dass das Spiel sehr stark "casualisiert" wurde. "Crafting" lässt sich jetzt einfach per Buttonclick ausführen, es reicht, wenn man die passenden Objekte im Inventar hat.
Gut, in den anderen Gothic-Teilen war das nicht unbedingt komplizierter, aber auf alle Fälle atmosphärischer, weil man die entsprechenden "Werkzeuge" dafür benötigte und dann auch mit einer entsprechenden Animation belohnt wurde. In G4 bekomme ich hierzu null grafisches Feedback.
Auch ganz "toll": Ich kann mich zwar in ein Bett legen, aber spielerische Auswirkungen (ich kann nicht mehr bis zu einer bestimmten Tageszeit vorspulen) hat dies nicht. Empfinde ich als sehr störend, weil ich ungerne nachts spiele. Meine Helden schlafen nachts.
Das Wasser: Sieht gut aus, keine Frage, ist aber reine optische Staffage. Gothic lebt zu einem guten Teil, von der Möglichkeit, die Welt zu erforschen - und jetzt kann der Held nicht einmal mehr schwimmen? Gerade in G2 fand' ich die häufigen "Unterwasserhöhlen" sehr stimmig.
Ein weiterer Atmosphärekiller: Mag sein, dass unser namenloser Held in seinem Heimatdorf ungestraft und unkommentiert alles einsacken darf, was nicht niet- und nagelfest ist. In diesem Fall will ich nichts gesagt haben, sollte jedoch in der Vollversion alles straffrei geplündert werden dürfen, ohne das dies von den Eigentümern kommentiert wird, dann ist das ein ganz klarer Rückschritt in der Gothic-Reihe (ungestraftes Plündern stößt mir in ALLEN RPG immer sauer auf).
All das ließe sich jedoch verschmerzen, wenn -und das ist mein größter Kritikpunkt- die Dialoge einigermaßen gelungen wären.
Aber je länger ich DARÜBER nachdenke, desto übler stoßen mir diese auf.
HALLO? Wer hat denn diese *SCHEISSE* verbrochen - sorry - aber die Dialoge in der Demo sind z. T. auf TELETUBBY-Niveau!
Bsp.: "Du bist schwanger???"
" Ja. Magst Du keine Kinder?"
"Doch."
Infantiler geht's kaum noch. Ein weiteres Beispiel wäre der Ork, oder die Hexe (hääh,häääh). Das ist so unterirdisch. Welche Zielgruppe hat G4? 6 - 12 Jährige?
Ja, die Dialoge waren noch nie die große Stärke von Gothic. Aber sie waren bisher halbwegs authentisch & erwachsen (damit meine ich *nicht, dass geflucht werden muss). Aber das, was ich in der Demo gelesen bzw. gehört habe, ist sowas von infantil, sorry, das kann ich mir nicht antun.
Schade, denn technisch ist G4 wohl durchaus gut gelungen.