Das Phänomen Rollenspiele - Talk mit Jörg, Jens & Co.

Ihr wollt wissen, wann der nächste Test zu eurem Lieblingsspiel erscheint?

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Jörg Luibl
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Beitrag von Jörg Luibl »

@Deuterium: Das finde ich klasse, dass auch mal jemand sagt, warum er epische Abenteuer eigentlich liebt, aber Rollenspiele nicht durchzocken kann. Wenn mehr Entwickler diese Probleme ernst nehmen würden, dann würde es auch bessere Rollenspiele geben. Denn der Status quo ist bescheiden.

Man darf uns aber auch nicht vergessen, also die Tester und Kritiker. Wir haben uns über die Jahre auch mit so viel arrangiert und zufrieden gegeben. Soll man nur das bewerten, was da ist? Oder sollen auch Erwartungen rein? Da ist man manchmal in einer Zwickmühle, aber ich denke, dass eine Kritik auch Perspektiven aufzeigen muss - denn sonst kann man den Status quo immer rechtfertigen. Wenn wir uns nicht über Kleinigkeiten aufregen und auch Erwartungen konsequent benennen, wird es keine Besserung geben.

Aber es ist ja zu spüren: Die Leute wollen Hardcore, sie werden ihn auch bekommen. Auch im Rollenspiel wird es eine Renaissance geben, weil zu viele danach lechzen.

The Age of Decadence und Dark Souls stimmen hoffnungsvoll. Und man darf Skyrim nicht vergessen.
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haudida_dude
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Beitrag von haudida_dude »

Erst einmal danke an Jörg für diesen Thread!

Woran erkennt man ein gutes Rollenspiel? Jeder wird da eine eigene Antwort haben, denn genau das - die Individualität - liegt im Kern aller "echten" RPG's.
Ein objektives Kriterium, das auffällt ist doch die Beständigkeit eines Spiels über Jahre hinweg, oft in Form einer aktiven Modding Community. Man denke da beispielsweise an Oblivion, in dem ich mich erst mit der OOO Mod restlos verfangen habe, oder an Baldur's Gate mit seiner herausragenden BigWorld Mod, die das Spiel auch heute noch zu einer ansehnlichen und epischen Perle macht, indem es alle Teile, Erweiterungen, Quest-, Party-, Grafik und Balancemods nahtlos in ein gewaltiges 500h+ Spiel zusammenführt.

Neben der individuellen Freiheit ist auch die Präsentation (Atmosphäre, Regie) der Geschichte(n) von zentraler Bedeutung. Ich muss ernst genommen werden, wenn ich in die Welt eintauche soll. Das ist weder bei einem kindischen Drakensang, noch bei dem albernem Gemetzel in Dragon Age 2 der Fall. Beide Spiele sind infantil, wenn auch auf gegensätzliche Weise. Und doch behauptet Dragon Age "erwachsen" und "modern" zu sein. Also, was ist da los?

Bei der Diskussionen um Rollenspiele treffen in letzer Zeit zwei scheinbare Lager aufeinander: "Traditionalisten" und "Progressive". Meistens wird suggeriert, als wären diese Positionen unvereinbar. Das ist etwas, was ich nicht verstehe. Muss "modern" und AAA zwangläufig auch plump sein? Muss ich immer "der Auserwählte" sein, der die ganze Welt rettet?
Es gibt so viele fantastische Vorlagen aus der Literatur, warum orientiert man sich nicht daran? Ich denke nur an die Arthus Interpretation von B.Cornwell oder den Ice&Fire Zyklus von G.Martin. Sowas würde doch beide Lager ansprechen und dabei auch Niveau wahren.
Der nächste Punkt ist das Gameplay. Nein, ich wünsche mir keine Tabellen&Statistiken mit rundenbasierten Zufallskämpfen zurück. Auch ich will eine intensive Inszenierung, da dies gerade für die nötige Immersion sorgt. Aber ich muss doch nicht 500 Hurloks/Stunde niedermetzeln müssen! Was soll dieses Kanonenfutter? Ein langer Kampf gegen einen würdigen Gegner mit Charakter (also kein dämonischer Sphärenhochdrache) wäre doch viel spannender! Natürlich nicht, wenn man nur 30 Minuten lang statistisch die HP gegenseitig reduziert. Ich will aber einen realistischen Kampf und kein Plattenpanzer-Turnen mit 2-Händern! Man denke z.B. an Mount&Blade, da zählt auch der Impuls meines Schlags, und nicht nur Powerplay-getunte Statistiken. Wo sind die spannenden Zweikämpfte? Wozu gibt es den Motion-Capturing? Wenn man mit Fertigkeiten z.B. Quicktimeevents wie Blocken, Riposte und ähnliches Freischalten und verbessern könnte (dauer der Einblendung skillabhängig etc.), würden ganz neue Möglichkeiten jenseits des Zahlenfetisch&Buttonmashing entstehen.

Wieso muss ich trotz epischer Kriege immer auf eine Hand voll Figuren beschränkt sein. Ich will den Feldzug planen und führen müssen mit Anleihen von Ruse oder King Arthur! Alles AAA-Action die man einer großen Zielgruppe schmackhaft machen könnte ohne den Entfaltungsfreiraum einzuschränken.
Zuletzt geändert von haudida_dude am 11.03.2011 15:22, insgesamt 3-mal geändert.
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Palonedin
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Beitrag von Palonedin »

@Jörg Luibl
Wann kommt diese Renaissance, da möcht ich dabei sein^^..
Ich sehe das etwas schwärzer, wenn nun 2015 die PS4 und der Xbox-Nachfolger kommen.
Da die Produktionen noch teurer werden, wird das meiste noch massenzugänglicher gemacht. Social-Network-Integrierung und zwanghafter Multiplayer-Tauglichkeit inklusive.
So wird es schwer für gute Entwickler zu überleben mit ihren Zielen, weil man es gegenüber kurzsichtigen Aktionären und Managern durchsetzen muss.
Zuletzt geändert von Palonedin am 11.03.2011 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Deuterium hat geschrieben: Wieso habe ich immer unendlich lange Zeit zum Nachdenken. Warum mault mich ein NPC nicht an, wenn ich zu lange zum Antworten brauche, oder wendet sich einfach ab? Eine Idee wäre es auch eine Zeitgrenze zu setzten. Figuren mit niedriger Intelligenz/Sprachbegabung haben 3 Sekunden eine Antwort auszusuchen. Figuren mit höheren Charakterwerten mehr. Meist stört mich aber die Inzenierung und die Umgebung der Gespräche. Hinzu kommen dann noch die durchschaubaren Charaktere, die oftmals keine Geschichte zu erzählen wissen. Das ist aber eigentlich ein generelles Problem der Videospiellandschaft. Bei Rollenspielen finde ich es aber umso trauriger, da hier meiner Meinung nach tonnenweise Potenzial einfach verloren geht.
Hm. Ehrlich gesagt verstehe ich diese Gleichsetzung von Zeitdruck bei der Entscheidung für Dialogoptionen und intensive Spielerfahrung nicht so richtig. Für mich hat das ein bisschen was von ADS. Ich will in Ruhe ein Gespräch mit jemandem führen - und parallel brüllt mir irgendwer in einem fort ins Ohr "Entscheide Dich! Mach hin! Das muss schneller gehen! Wieso dauert das so lange?" Ist intensiv, von mir aus. Geht mir aber mit der Zeit unglaublich auf den Zeiger. Der Vogel hätte schneller meine Faust zwischen seinen Zähnen, als er nochmal "Entscheidung" brüllen könnte. Nenn mich altmodisch. Aber ein Spiel, dass mich grundsätzlich bei jedem Dialog unter Zeitdruck setzen würde, käme mir nicht auf die Festplatte.

Und wie bei so einer "Dialogstimmung" die Charaktere dann besser eine Geschichte zu erzählen haben sollten, also mehr Tiefe bekämen, wie Du forderst - das musst Du mir erst mal plausibel machen.
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kaos_theorie
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Beitrag von kaos_theorie »

@mr archer

Das mit dem Zeitdruck ist so eine Sache.

Ich hab Alpha Protocol gespielt und entgegen der weitläufigen Meinung, hab ich eine Menge spaß mit diesem Spiel gehabt. Die Dialoge waren dort ja unter Zeitdruck gesetzt. Am Anfang empfand ich das als sehr störend, weil eben auch die Art des Satzes/der Aktion eben auch bestimmt wie die Leute mit mir drauf sind. Andererseits hat es eben auch oft gepasst, denn wenn der Waffenhändler in nem Krisen-/Kriegsgebiet mir die Information nicht geben will und ich kann mit ihm reden oder die Option wählen zu schiessen (nicht aktiv, als Befehl) ist es eben oft eine Sekundenentscheidung. Der Druck auf einen selbst und die Figur wird spürbarer. Man muss entscheiden und anschließend dazu stehen. Von da an fand ich es auch sehr nett gemacht.

ABER es muss zum Spiel passen. Bei Alpha Protocol ging das, bei Dragon Age z.B. möchte ich das nicht haben.



Edit*

Frage:
Was für Rollenspiele würdet ihr eigentlich gerne mal spielen?
Also Epochen, bzw. Settingtechnisch. Leider ist es ja (abgesehen von den Japano's vielleicht) ein meist gleiches Setting.
Ich fand das bereits erwähnte AP in dem Sinne recht nett. War mal was anderes.

Persönlich würde mich ein Piraten- oder "Helden"rpg mal richtig reizen. Also mit kompletter Charaktererstellung, sprich z. B. die eigenen Kräfte wählen können, etc.

Kleiner Zusatz:

Mit dem Superheldenrpg meine ich vor allem das ich gerne mal sowas wie ein X-Men RPG zocken würde. Klar es ist X-Men: Destiny angekündigt, aber da warte ich erst noch auf genauere Details.
Zuletzt geändert von kaos_theorie am 11.03.2011 15:33, insgesamt 2-mal geändert.
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Dr. Dark Engineer hat geschrieben:
ABER es muss zum Spiel passen. Bei Alpha Protocol ging das, bei Dragon Age z.B. möchte ich das nicht haben.
Ja, diesen Zusatz hätte ich noch machen müssen. Denn Du hast natürlich Recht und ich hatte Alpha Protocol auch als gutes Gegenbeispiel im Hinterkopf. Man kann Dialog-Zeitdruck sicherlich auch in ein Dragon Age sinnvoll und an dafür geeigneten Stellen implementieren.

Aber wäre Fallout 1 wirklich besser gewesen, wenn ich dem Master im Keller der Kathedrale seinen durchgeknallten Plan wegen meines guten Rede-Skills mit Worten ausgeredet hätte - und ich dabei unter Zeitdruck gestanden hätte? Wenn ich Stress in Gesprächen haben möchte, unterhalte ich mich lieber mit einem Berliner Busfahrer.
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kaos_theorie
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Beitrag von kaos_theorie »

mr archer hat geschrieben:
Dr. Dark Engineer hat geschrieben:
ABER es muss zum Spiel passen. Bei Alpha Protocol ging das, bei Dragon Age z.B. möchte ich das nicht haben.
Ja, diesen Zusatz hätte ich noch machen müssen. Denn Du hast natürlich Recht und ich hatte Alpha Protocol auch als gutes Gegenbeispiel im Hinterkopf. Man kann Dialog-Zeitdruck sicherlich auch in ein Dragon Age sinnvoll und an dafür geeigneten Stellen implementieren.

Aber wäre Fallout 1 wirklich besser gewesen, wenn ich dem Master im Keller der Kathedrale seinen durchgeknallten Plan wegen meines guten Rede-Skills mit Worten ausgeredet hätte - und ich dabei unter Zeitdruck gestanden hätte? Wenn ich Stress in Gesprächen haben möchte, unterhalte ich mich lieber mit einem Berliner Busfahrer.
:lol:


Da geb ich dir recht. Keine Frage. Wie schon gesagt. Es muss passen. :)
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Suppression
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Beitrag von Suppression »

Dr. Dark Engineer hat geschrieben: Frage:
Was für Rollenspiele würdet ihr eigentlich gerne mal spielen?
Also Epochen, bzw. Settingtechnisch. Leider ist es ja (abgesehen von den Japano's vielleicht) ein meist gleiches Setting.
Ich fand das bereits erwähnte AP in dem Sinne recht nett. War mal was anderes.
Sci-Fi.

Aber ein Sci-Fi RPG, das meine Oldschoolbedürfnisse befriedigt, ME ist zwar gut, aber eben nicht... naja, Oldschool eben ;)
Leider ist da weit und breit nichts in der Mache.
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

Suppression hat geschrieben:Aber ein Sci-Fi RPG, das meine Oldschoolbedürfnisse befriedigt, ME ist zwar gut, aber eben nicht... naja, Oldschool eben ;)
Leider ist da weit und breit nichts in der Mache.
Du könnest den SNES anwerfen und nen neuen Lauf in Shadowrun machen. ;)
Rock´n´Roll music is turning the kids into a bunch of sexhungry, beerdrinking, roadracing werewolfs!
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Melcor
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Beitrag von Melcor »

Dr. Dark Engineer hat geschrieben:Ich hab Alpha Protocol gespielt und entgegen der weitläufigen Meinung, hab ich eine Menge spaß mit diesem Spiel gehabt. Die Dialoge waren dort ja unter Zeitdruck gesetzt. Am Anfang empfand ich das als sehr störend, weil eben auch die Art des Satzes/der Aktion eben auch bestimmt wie die Leute mit mir drauf sind. Andererseits hat es eben auch oft gepasst, denn wenn der Waffenhändler in nem Krisen-/Kriegsgebiet mir die Information nicht geben will und ich kann mit ihm reden oder die Option wählen zu schiessen (nicht aktiv, als Befehl) ist es eben oft eine Sekundenentscheidung. Der Druck auf einen selbst und die Figur wird spürbarer. Man muss entscheiden und anschließend dazu stehen. Von da an fand ich es auch sehr nett gemacht.

ABER es muss zum Spiel passen. Bei Alpha Protocol ging das, bei Dragon Age z.B. möchte ich das nicht haben.
Das System hätte ich gerne in Mass Effect 3. Bioware hat ja schon in Teil 2 mit diesen Renegade-, bzw. Paragon-Aktionen versucht, die Dialoge etwas lebendiger zu gestalten. Wäre der nächste logische Schritt. Wenn dir jemand ne Waffe an den Schädel halt, und du noch 5 Minuten überlegen kannst wie du jetzt antwortest, zerstört das schon etwas die Bedrohung, die von der Situation ausgeht.

Dr. Dark Engineer hat geschrieben: Frage:
Was für Rollenspiele würdet ihr eigentlich gerne mal spielen?
Also Epochen, bzw. Settingtechnisch. Leider ist es ja (abgesehen von den Japano's vielleicht) ein meist gleiches Setting.
Hätte gerne ein richtig gutes Rollenspiel in der Edo-Zeit, aber kein jJRPG. Das Setting würde sehr viel hergeben und ist komplett unverbraucht, das einzige RPG in der Richtung war Jade Empire. Die meisten Geschichten aus der Zeit handeln doch meist sowieso von einem Rōnin, der von Dorf zu Dorf zieht und dreckige Arbeit für Geld verrichtet. Da hat man das Rollenspiel auch schon.
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Ponte
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Beitrag von Ponte »

Dr. Dark Engineer hat geschrieben: Frage:
Was für Rollenspiele würdet ihr eigentlich gerne mal spielen?
Also Epochen, bzw. Settingtechnisch. Leider ist es ja (abgesehen von den Japano's vielleicht) ein meist gleiches Setting.
Ich fand das bereits erwähnte AP in dem Sinne recht nett. War mal was anderes.
Bin deiner Meinung, ein Agenten RPG hatte wirklich viele gute Ideen und ein angenehmes Gameplay - was ich zu Beginn des Spiels echt nicht gedacht hätte!
Deshalb würde ich auch sehr gerne in diesem Szenario bleiben - der Gegenwart. "The World Ends with You" und "Alpha Protocol" haben sich daran versucht - und meiner Meinung nach ins Schwarze getroffen.

Vielleicht so eine Art Shenmue mit Elementen aus den beiden Spielen, da könnte sich m.E. eine sehr harmonische Kombo draus machen lassen.

An zweiter Stelle würde mir ein Cyberpunk RPG einfallen - was ich mit Deus Ex 3 hoffentlich bald realisiert bekomme. :D
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Suppression
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Beitrag von Suppression »

Howdie hat geschrieben:
Suppression hat geschrieben:Aber ein Sci-Fi RPG, das meine Oldschoolbedürfnisse befriedigt, ME ist zwar gut, aber eben nicht... naja, Oldschool eben ;)
Leider ist da weit und breit nichts in der Mache.
Du könnest den SNES anwerfen und nen neuen Lauf in Shadowrun machen. ;)
Jo, aber das hab ich a) schon 3 x durch und b) hätte ich Bock auf ein Rollenspiel mit Raumschiffen, Planeten erkunden, Handel treiben, etc. So in die Richtung Whales Voyage / Buck Rogers (das Goldbox Game).
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Azurech
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Beitrag von Azurech »

Ich hätte mal gerne ein RPG, so im TES-Style, wo es Quests gibt, wo man auch versagen kann.
Und zwar nicht nur durch die Möglichkeit zu sterben, sondern, dass man Fehler macht, was weiß ich.
Man läuft in eine Falle und muss mit ansehen, wie die Frau die man retten sollte, hingerichtet wird.
Quest vorbei, kann man nichts mehr dran ändern.

Für mich ist auch die KI sehr wichtig und die Interaktion.
Ich hab so plötzliche random Quests sehr gerne, die ganz zufällig passieren.
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Melcor hat geschrieben: Wenn dir jemand ne Waffe an den Schädel halt, und du noch 5 Minuten überlegen kannst wie du jetzt antwortest, zerstört das schon etwas die Bedrohung, die von der Situation ausgeht.
Für mich nicht. Wenn ich meine Spielfigur bis zu diesem Zeitpunkt im Spiel über Stunden hinweg aufgebaut, liebgewonnen und mit ihr durch Dick und Dünn bin, brauche ich diesen zusätzlichen Thrillfaktor kein Stück, um hier etwas wie Bedrohung zu empfinden. Denn ob meine Figur stirbt, weil ich nach Minuten der Abwägung die falsche Antwort gegeben habe oder weil ich mir für diese Antwort schlicht zu viel Zeit gelassen habe, ist vom Ergebnis her irrelevant. Unter Zeitdruck habe ich aber weniger Muße, über die Konsequenzen meiner Handlung nachzudenken und damit in die Geschichte einzutauchen, sondern ich schütte lediglich mehr Adrenalin aus.

Zur Adrenalinausschüttung spiele ich Shooter. Oder noch besser - unterhalte mich mit Berliner Busfahrern.
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Deuterium
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Beitrag von Deuterium »

mr archer hat geschrieben:
Deuterium hat geschrieben: Wieso habe ich immer unendlich lange Zeit zum Nachdenken. Warum mault mich ein NPC nicht an, wenn ich zu lange zum Antworten brauche, oder wendet sich einfach ab? Eine Idee wäre es auch eine Zeitgrenze zu setzten. Figuren mit niedriger Intelligenz/Sprachbegabung haben 3 Sekunden eine Antwort auszusuchen. Figuren mit höheren Charakterwerten mehr. Meist stört mich aber die Inzenierung und die Umgebung der Gespräche. Hinzu kommen dann noch die durchschaubaren Charaktere, die oftmals keine Geschichte zu erzählen wissen. Das ist aber eigentlich ein generelles Problem der Videospiellandschaft. Bei Rollenspielen finde ich es aber umso trauriger, da hier meiner Meinung nach tonnenweise Potenzial einfach verloren geht.
Hm. Ehrlich gesagt verstehe ich diese Gleichsetzung von Zeitdruck bei der Entscheidung für Dialogoptionen und intensive Spielerfahrung nicht so richtig. Für mich hat das ein bisschen was von ADS. Ich will in Ruhe ein Gespräch mit jemandem führen - und parallel brüllt mir irgendwer in einem fort ins Ohr "Entscheide Dich! Mach hin! Das muss schneller gehen! Wieso dauert das so lange?" Ist intensiv, von mir aus. Geht mir aber mit der Zeit unglaublich auf den Zeiger. Der Vogel hätte schneller meine Faust zwischen seinen Zähnen, als er nochmal "Entscheidung" brüllen könnte. Nenn mich altmodisch. Aber ein Spiel, dass mich grundsätzlich bei jedem Dialog unter Zeitdruck setzen würde, käme mir nicht auf die Festplatte.

Und wie bei so einer "Dialogstimmung" die Charaktere dann besser eine Geschichte zu erzählen haben sollten, also mehr Tiefe bekämen, wie Du forderst - das musst Du mir erst mal plausibel machen.
Mhh. Dann versuche ich mal eine ausreichende Erklärung zu konstruieren. Das Dialogsystem, das ich da eben zusammengesponnen habe war natürlich nicht so gemeint, dass ein Countdown abläuft und der NPC nur am rumstänkern ist, sondern ein viel mehr situationsabhängiges Gebilde. Wenn man nett am tratschen ist- von mir aus in einer Bar- kann man sich selbstverständlich Zeit lassen. In bedrängenderen Situation (Schlacht um eine Festung ect) fände ich ein Dialogsystem wie in Heavy Rain eher angebracht. Also die Antworten schwirren um Deinen Kopf und sind je nach Bedrängnis gut, oder schlechter lesbar. Nach endlicher Zeit ohne Eingabe wählt der Computer dann eine zufällige Antwort, die von den Fähigkeiten der Figur abhängig sind. Je nachdem ist die Antwort also eher förderlich, oder ruft Gruppenkonflikte hervor (so Zickereien wie in Dragon Age). So könnte man Dialoge bzw. Streit- und Entscheidungsgespräche etwas dynamischer gestalten.
Es wäre packender, als bei jedem Gespräch die Antworten fein säuberlich untereinandergestapelt abzulesen und situationsunabhängig ewig lange Zeit zu haben.
Da man bei einem "freizeitlichen" Gespräch auch viel mehr Zeit hat, als bei einer Schlacht beispielsweise käme auch die erzählerische Tiefe nicht zu kurz- denn man hätte auch die Ruhe, mal ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern. Wenn um einen herum die Hölle losgeht, hat man ja wahrscheinlich auch keine Lust jemanden in einer Seelenruhe von seiner Frau, Kindern und Pfiffi zu erzählen. So wirkt es aber auf mich sehr oft in Rollenspielen. Die Figuren haben dann kein Poblem damit, stundenlang auf eine Antwort zu warten und das ist in meinen Augen unglaubwürdig und nimmt Atmosphäre. Darüber kann man aber denken wie man will. Ich finde nur, dass die aktuellen Gespräche oft sehr langweilig sind. Wie man diese aufpeppen kann ist aber eine Sache der Entwickler.
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