L.A. Noire

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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Howdie hat geschrieben: Aber bewertet wird das was man hat und nicht das, was man gerne hätte.
In dieser Absolutheit finde ich persönlich das nicht richtig. Natürlich sollte sich ein Kritiker nicht völlig beliebige Punkte aus den Fingern saugen, an denen er das zu kritisierende Werk dann scheitern lässt. Und sicher ist das auch bei jeder Kritik ein neu abzuwägendes Spiel, das auch mal verloren gehen kann.

Aber ich zumindest erwarte mir von einer gut geschriebenen Kritik auch den Versuch, sich intellektuell in die Arbeit des Regisseurs, Komponisten, Malers oder eben Spielegestalters einzufühlen und dann auch aus der Sicht des Kritikers aufgezeigt zu bekommen, ob hier ein rundes, stimmiges Ergebnis vorzufinden ist. Ob also die Prämissen, die mit der entworfenen Welt erwartbar oder auch erhoffbar waren, eingelöst werden.

Bei LA Noire gelingt das nach Jörgs Meinung nicht völlig überzeugend. Und das muss er so auch sagen, wenn er seine Aufgabe als Kritiker ernst nimmt. Das ist in jeder anderen Kunstgattung nicht anders und genau dafür gibt es einen Kritiker und liest man ihn.

Oder eben nicht. Das steht ja jedem frei.
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

@Archer: Aber wie willst du etwas anderes bewerten, als das was du hast? Ein Porsche ist so wie er gebaut wurde, ein Irving-Roman so wie er ihn geschrieben hat. Ein Gericht so wie der Koch es gekocht hat und ein Spiel so wie der Entwickler es abgeliefert hat.

Keine andere Grundlage gibt es in meinen Augen für die Bewertung. Natürlich spielt dann der persönliche Geschmack mit. Sicherlich ist das Essen des Sternekochs nach kulinarischen Gesichtspunkten gut, auch wenn man vielleicht genau das Gericht nicht mochte, weil es die böse Oma einem immer vorgesetzt hat. Oder man mag es besonders gerne, weil es einen an die liebe Oma erinnert. Aber bewertet wird das, was auf dem Teller ist und da erwarte ich von einem Gastrokritiker nicht ob es ihm geschmeckt hat, sondern ob es anderen schmecken könnte. Nicht ob er lieber noch 5 Erbsen mehr und Reh statt Lamm auf dem Teller gehabt hätte. Und so liest sich dieser Test für mich. Ich kann da für mich persönlich absolut nichts draus ziehen. Denn ich habe einen anderen Geschmack.

Aber ich bleibe dabei: Das Produkt sollte die Grundlage sein und eben keine persönlichen Vorlieben. Denn die sind so unterschiedlich, dass mir das unter diesen Gesichtspunkten eben nichts bringt. Da kann ich auch eine Kachel im meinem Klo oder den Kaffeesatz fragen, ob ich LA Noire spielen soll oder nicht. Das wäre für mich nicht weniger aussagekräftig. Und da drehen wir uns im Kreis. Jörg hält seine subjektiven Tests für die Weisheit letzter Schluss und ich eben nicht. Aber darum gehts ja nicht sondern: Für mich ist LA Noire nämlich nicht gescheitert und das braucht mir auch keiner versuchen weiß zu machen. Das ist eine Meinung, aber als Grundlage einer fairen Bewertung für mich vollkommen absurd. Wie schon mal gesagt: Der Test und die Wertung sind mir egal. Aber solche Aussagen darf man dann doch zumindest anzweifeln...
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johndoe702031
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Beitrag von johndoe702031 »

Aber bewertet wird das, was auf dem Teller ist und da erwarte ich von einem Gastrokritiker nicht ob es ihm geschmeckt hat, sondern ob es anderen schmecken könnte.
Heftige Aussage, wenn du das 1:1 auf Kunstkritiken beziehst. Das ist ja krass.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang mal an den Redakteur eines Magazins, der Arcania 80% mit der Begründung gegeben hat, das Spiel sei im Kern nur ein Hack'n Slay und wolle auch von vornherein nichts anderes sein. Auf diese Weise könnte ich jedes Spiel "downgraden", bis ich einen Kern habe, von dem ich dann sagen kann: Jau, so und nicht anders haben die Entwickler das gewollt, das was an Features fehlt, sollte auch fehlen, also volle Punktzahl. Ich darf bei einem Test doch niemals meine eigenen Erwartungen und Wünsche rausrechnen. Was für einen Wert hätte denn so ein Test dann noch?
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Howdie hat geschrieben: Wie schon mal gesagt: Der Test und die Wertung sind mir egal. Aber solche Aussagen darf man dann doch zumindest anzweifeln...
Hey, zweifel bitte alles an, was Du magst. Ehrlich, wir leben in einem aufgeklärten Land, hier kann jeder anzweifeln, wen und was und soviel er will - eigentlich ist das sogar seine Aufgabe. Freie Kritik ist für mich eine der grundlegendsten Errungenschaften überhaupt. Ich muss sie ja nicht in jedem Fall teilen.

Zu Deinem Beispiel mit dem Fünf-Sterne-Koch, dem Porsche usw.: Natürlich muss der Gourmetkritiker bewerten, was er da auf dem Teller hat bzw. der Testfahrer, in was er Platz genommen hat. ABER: Jedes kulturelle Erzeugnis steht in einer Traditionslinie, stellt eine Bezugnahme zu bereits Vorhandenem dar, eine Auseinandersetzung mit den Vorgängern, auf deren Schultern man steht. An diesen muss es sich messen lassen.

Nun kann man nicht von jedem verlangen, in allen kulturellen Feldern über deren komplette Entwicklungsgeschichte Bescheid zu wissen. Genau dafür gibt es deswegen den auf ein bestimmtes Feld spezialisierten Kritiker. Und dessen Aufgabe ist natürlich neben der Bestandsaufnahme am konkreten Objekt der Kritik das Inbeziehungsetzen zu den Vorgängern. Das heisst, zu anderen Köchen und zu anderen Sportwagenherstellern. Und das heisst selbstverständlich auch zur Kochkunst des fraglichen Koches in der Vergangenheit (ist er besser oder schlechter geworden, stagniert er oder entwickelt er sich) und zu Vorgängermodellen des betreffenden Autoherstellers (sind sie besser oder schlechter geworden, stagnieren sie oder entwickeln sie sich).

Ich habe bei Deinen Zeilen den Eindruck, du verlangst eine völlig werkimmanente Kritik, die neben dem puren Erzeugnis nichts anderes in den Blick nehmen darf, nicht einmal den Erzeuger selbst. Ich bezweifle ernsthaft, dass solch eine Form der Kritik auch nur den kleinsten Nutzen hätte bzw. überhaupt durchführbar und wünschenswert wäre. Ohne Vergleich funktioniert Kritik nicht. Und übrigens auch nicht kultureller, wissenschaftlicher oder technologischer Fortschritt.
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speedie²
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Beitrag von speedie² »

hach hab ich schön lachen können über glix, und seine geistreichen kommentare. da wünsch ich mir doch wieder bruchstein zurück der wenigstens argumentieren konnte und so schön über "seinen schlauch von spiel" schreiben konnte (bruchstein war wenigstens noch harmlos im vergleich zu glix)...

sooo, wahnsinn, echt hammer. eine bessere unterhaltung gibts echt nicht. ich dacht ja schon bei play3 die ganzen kiddies hätten defizite bei ihren kommis aber hier gehts ja echt härter ab als bei "mitten im leben". jedenfalls hat der kerl den anwärter für "troll-des-jahres" verdient.

(aber mal unter uns gesagt, unterhaltsam ist das schon wenns abgeht, da denk ich immer wieder gerne an die forenstadion-kolumne vom luibl dran)

b2t, sonst artet mein gesülze noch aus und ich will nicht rumtrollen: habs mir jetzt doch nicht gekauft. mir sind die 50 tacken erstmal zu viel, dafür das wohl doch nicht so viel geboten wird. und ein rechtherzlichen dank an die user die mir helfen konnten. es grüßt speedie²
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AkaSuzaku
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Beitrag von AkaSuzaku »

Schon toll wie heute einfach alles was in einem Spiel wesentlich besser ist als in allen davor da gewesenen Spielen als "Blender" bezeichnet wird.
Unabhängig von allem anderen in L.A. Noire kann man doch nicht ersthaft die realistischen Animationen kritisieren...
Easy Lee
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Beitrag von Easy Lee »

Es kritisiert niemand die Animationen selbst, sondern die Fokussierung auf dieses eine Gimmick.

Das Spiel ist halt ziemlich durchgescriptet und eintönig im Vergleich zu ähnlich aussehenden Spielen aus gleichem Hause. Manch einer wünscht sich wohl die "Fressengrafik" weg und will stattdessen frei durch die Stadt ziehen und ein wenig Anarachie im Stile von RDR und GTA walten lassen. Mich eingeschlossen. Selbst als Cop gäbe es genug Möglichkeiten für allerlei Open World Blödsinn ;)
johndoe702031
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Beitrag von johndoe702031 »

@Archer: Beim Thema Vergleiche wird aber gerade deren Abwesenheit von vielen kritisiert (ich will da jetzt nicht für Howdie sprechen, der hat's vielleicht wirklich anders gemeint). Vergleiche sind ja schon ein Mittel der Objektivierung des reinen Eindrucks, und daher von den Kritikern des subjektiven Ansatzes meist erwünscht. Z.B.:Wie kann es sein, dass HR hier utopische Punktzahlen einfährt und LAN so übel abgestraft wird? Wo ist da die Verhältnismäßigkeit? Ich glaube, viele halten den subjektiven Ansatz für reine Willkür, weil sie meinen, ein einzelner Redakteur würde hier nach Gutdünken und nach Tagesform den Titel an seinen völlig überzogenen Erwartungen messen. Und das dann eben als Krönung auch noch als "Wahrheit" verkaufen. Das wird dann als unfair angesehen, weil der Titel sozusagen nie eine Chance hatte. Von daher würde ich meinen, es wird keine werkimmanente Interpretation gefordert, aber eine, die möglichst frei von den Erwartungen und Ansprüchen des Testers ist.

Da könnte man jetzt Romane zu schreiben, aber irgendwie ist zu dieser ganzen Dabatte auch schon alles gesagt worden, sie tritt ja ausnahmslos bei jedem gefühlten Verriss hier auf und wird ergebnislos geführt.
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

@Archer: Im Zusammenhang ja, aber doch bitte nicht mit Wunschdenken ala "ich hätte aber lieber...". Das ist ja schon ein Unterschied. Ich lese unterschiedliche Kritiken. Gerne auch absolute (und oft auch unangemessene) Verisse, weil sie meist gut geschrieben sind. Allerdings sehe ich einen großen Unterschied zwischen einem Test und einer Kritik. Ist aber egal, da 4P eine andere Philosophie verfolgt als ich. Mir ging es nur um den Satz mit dem Scheitern. Das andere hatten wir ja schon. ;)

@Sardo: Ich bezweifele ernsthaft, dass du mir eine Kunstkritik zeigen kannst die auch nur ansatzweise in diese Richtung geht und dann am besten noch mit einer Prozentzahl garniert ist. ;)

Abgesehen davon sehe ich Spiele nicht als Kunst. Sie sind Kultur und bestenfalls noch künstlerisch. Aber Kunst und Kommerz schließen sich für mich aus. Spiele werden programmiert um Geld einzubringen. Und nicht um eine künstlerische Aussage oder gar eine Gesellschaftskritik vorzubringen. Ja, es gibt Ausnahmen, aber ich kenne kaum ein Spiel, das ich als Kunst bezeichnen würde. Es sind Auftragsarbeiten. Genau wie damals die Mona Lisa. Die war zu ihrer Zeit auch nur Kunsthandwerk, aber keine Kunst. Das hat erst der historische Zusammenhang gebracht. Da hat sich nämlich gezeigt, dass nur wenige kunsthandwerkliche Arbeiten sich mit ihr messen können. Denn nicht alles was 1500 gemalt wurde ist auch automatisch Kunst.

Kann sein, dass es Videospielen mal ähnlich geht, aber das wird die Zukunft zeigen. Zudem sind Videospiele so schnell- und vor allem kurzlebig, dass ich bezweifele, dass sie einen großen Einfluss als einzelne Kunstwerke haben könnten. Sie haben als Ganzes eine immense kulturelle Bedeutung aber weiter würde ich nicht gehen, denn da steht der kommerzielle Gedanke im Weg. Wenn ich Spiele als Kunst ansehen würde, müsste ich das auch bei dem neuen Transformersfilm, dem Sieger von DSDS, Shakira, Britney Spears und co. Und das kann ich beim besten Willen nicht. Das sind alles Produkte geboren aus dem Kommerz, sowie nahezu jedes große Videospiel. Die Indies würde ich hier auf jeden Fall ausklammern.

EDIT: Ich muss vielleicht dazusagen, dass ich Designer/Grafiker bin und daher ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Kunst habe. Denn wenn man beruflich mit Design und dem was viele für Kunst halten zu tun hat, sieht man eben vieles als schlichtes Handwerk, das es eben oft auch ist. Daher habe ich sehr hohe Ansprüche, damit ich etwas als Kunst anerkenne.
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mr archer
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Beitrag von mr archer »

Howdie hat geschrieben: Sie haben als Ganzes eine immense kulturelle Bedeutung aber weiter würde ich nicht gehen, denn da steht der kommerzielle Gedanke im Weg. Wenn ich Spiele als Kunst ansehen würde, müsste ich das auch bei dem neuen Transformersfilm, dem Sieger von DSDS, Shakira, Britney Spears und co. Und das kann ich beim besten Willen nicht. Das sind alles Produkte geboren aus dem Kommerz, sowie nahezu jedes große Videospiel. Die Indies würde ich hier auf jeden Fall ausklammern.

EDIT: Ich muss vielleicht dazusagen, dass ich Designer/Grafiker bin und daher ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Kunst habe. Denn wenn man beruflich mit Design und dem was viele für Kunst halten zu tun hat, sieht man eben vieles als schlichtes Handwerk, das es eben oft auch ist. Daher habe ich sehr hohe Ansprüche, damit ich etwas als Kunst anerkenne.
Ich weiß, dass Du das ein paar Seiten zurück (oder war es in einem anderen Thread?) schon mal gesagt hast und ich habe Dir da dasselbe drauf geantwortet wie ich es auch jetzt wieder tue:

Ich finde das krass, elitär und lebensfremd. Letztendlich sagst Du hier ja nichts anderes, als dass Künstler, die kommerziellen Erfolg haben wollen, keine Künstler sind. Bloss weil sie mit ihrem kreativen Produkt auf ein großes Publikum abziehle und von ihrer Kunst möglichst gut leben wollen. Mein Vater ist Lyriker und ich weiss aus meiner Kindheit noch sehr gut, wie froh und stolz er war, wenn er zu unserem Familieneinkommen mal ab und zu substantiell beitragen konnte und nicht nur immer meine Mutter die Kohle ranschaffen musste. Einem Künstler im Falle seines Erfolges aus diesem einen Strick zu drehen und zu behaupten, wahre Kunst und Kommerz schlössen sich aus ist für mich Nonsens. Jeder ist froh, wenn er von seiner Arbeit gut leben kann. Auch Künstler.

Und wieso soll denn bitte nicht auch Handwerk ein Teil von künstlerischer Tätigkeit sein? Jemand, der hier eine Trennung vornimmt, der hat für mich ein ziemlich verqueres Kunstverständnis.

Nichts für ungut.
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AkaSuzaku
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Beitrag von AkaSuzaku »

David WG hat geschrieben:Es kritisiert niemand die Animationen selbst, sondern die Fokussierung auf dieses eine Gimmick.
Ich seh grade, dass dein Post sogar der jenige war, wo ich das Wort gelesen hab. :D
In dem Kontext in dem du es benutzt hast du natürlich recht. Eine Sache darf nicht auf Kosten von fünf anderen in ein Spiel implementiert werden.

Hab ich dann wohl ein paar Posts durcheinander geworfen.
Als ich mich durch den Thread gelesen hab, kam es mir allerdings so vor, als würden manche die Animationen lieber bei den Kontra-Punkten einordnen, weil sie "unnötig" oder was weis ich was sind.
Und das sind sie garantiert nicht, denn es gibt einige Genre, die nur durch solche Weiterentwicklungen überhaupt "überleben" können.

Kann aber auch sein, dass ich einfach nur zu kleinlich bin. :wink:
Zuletzt geändert von AkaSuzaku am 28.05.2011 19:41, insgesamt 1-mal geändert.
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greenelve
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Beitrag von greenelve »

mr archer hat geschrieben:
Howdie hat geschrieben: Sie haben als Ganzes eine immense kulturelle Bedeutung aber weiter würde ich nicht gehen, denn da steht der kommerzielle Gedanke im Weg. Wenn ich Spiele als Kunst ansehen würde, müsste ich das auch bei dem neuen Transformersfilm, dem Sieger von DSDS, Shakira, Britney Spears und co. Und das kann ich beim besten Willen nicht. Das sind alles Produkte geboren aus dem Kommerz, sowie nahezu jedes große Videospiel. Die Indies würde ich hier auf jeden Fall ausklammern.

EDIT: Ich muss vielleicht dazusagen, dass ich Designer/Grafiker bin und daher ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Kunst habe. Denn wenn man beruflich mit Design und dem was viele für Kunst halten zu tun hat, sieht man eben vieles als schlichtes Handwerk, das es eben oft auch ist. Daher habe ich sehr hohe Ansprüche, damit ich etwas als Kunst anerkenne.
Ich weiß, dass Du das ein paar Seiten zurück (oder war es in einem anderen Thread?) schon mal gesagt hast und ich habe Dir da dasselbe drauf geantwortet wie ich es auch jetzt wieder tue:

Ich finde das krass, elitär und lebensfremd. Letztendlich sagst Du hier ja nichts anderes, als dass Künstler, die kommerziellen Erfolg haben wollen, keine Künstler sind. Bloss weil sie mit ihrem kreativen Produkt auf ein großes Publikum abziehle und von ihrer Kunst möglichst gut leben wollen. Mein Vater ist Lyriker und ich weiss aus meiner Kindheit noch sehr gut, wie froh und stolz er war, wenn er zu unserem Familieneinkommen mal ab und zu substantiell beitragen konnte und nicht nur immer meine Mutter die Kohle ranschaffen musste. Einem Künstler im Falle seines Erfolges aus diesem einen Strick zu drehen und zu behaupten, wahre Kunst und Kommerz schlössen sich aus ist für mich Nonsens. Jeder ist froh, wenn er von seiner Arbeit gut leben kann. Auch Künstler.

Und wieso soll denn bitte nicht auch Handwerk ein Teil von künstlerischer Tätigkeit sein? Jemand, der hier eine Trennung vornimmt, der hat für mich ein ziemlich verqueres Kunstverständnis.

Nichts für ungut.
Irgendwie find ich das ihr beide recht habt...Zum einen gibt es einen Unterschied zwischen klassischer Kunst und Popkunst, Indie und Kommerz. Ist ein Musiker Künstler, wenn er eine Sinfonie schreibt oder einen Popsong der die Charts erobert? Ebenso bei Spielen, ist wohl die Intention des Erstellers entscheidend. Soll es Nachdenklich sein, Emotionen auslösen, auf Missstände hinweisen (Bsp: Shadow of the Collosus) oder in erster Linie Geld einbringen (Bsp: Call of Duty).

Mit Handwerk versteh ich das so, dass jemand, der selber künstlerisch aktiv ist, in einer Steinskulptur mitunder die Arbeitsprozesse sieht. Und damit nicht mehr das Kunstwerk, sondern Hammer und Meisel.
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Geklaut von greenelve. Falls das Forum schließen sollte:
Inoffizieller 4Players-Discord-Server: https://discord.gg/BQV9R54
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IxAxUx
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Beitrag von IxAxUx »

mr archer hat geschrieben:
Howdie hat geschrieben: Sie haben als Ganzes eine immense kulturelle Bedeutung aber weiter würde ich nicht gehen, denn da steht der kommerzielle Gedanke im Weg. Wenn ich Spiele als Kunst ansehen würde, müsste ich das auch bei dem neuen Transformersfilm, dem Sieger von DSDS, Shakira, Britney Spears und co. Und das kann ich beim besten Willen nicht. Das sind alles Produkte geboren aus dem Kommerz, sowie nahezu jedes große Videospiel. Die Indies würde ich hier auf jeden Fall ausklammern.

EDIT: Ich muss vielleicht dazusagen, dass ich Designer/Grafiker bin und daher ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Kunst habe. Denn wenn man beruflich mit Design und dem was viele für Kunst halten zu tun hat, sieht man eben vieles als schlichtes Handwerk, das es eben oft auch ist. Daher habe ich sehr hohe Ansprüche, damit ich etwas als Kunst anerkenne.
Ich weiß, dass Du das ein paar Seiten zurück (oder war es in einem anderen Thread?) schon mal gesagt hast und ich habe Dir da dasselbe drauf geantwortet wie ich es auch jetzt wieder tue:

Ich finde das krass, elitär und lebensfremd. Letztendlich sagst Du hier ja nichts anderes, als dass Künstler, die kommerziellen Erfolg haben wollen, keine Künstler sind. Bloss weil sie mit ihrem kreativen Produkt auf ein großes Publikum abziehle und von ihrer Kunst möglichst gut leben wollen. Mein Vater ist Lyriker und ich weiss aus meiner Kindheit noch sehr gut, wie froh und stolz er war, wenn er zu unserem Familieneinkommen mal ab und zu substantiell beitragen konnte und nicht nur immer meine Mutter die Kohle ranschaffen musste. Einem Künstler im Falle seines Erfolges aus diesem einen Strick zu drehen und zu behaupten, wahre Kunst und Kommerz schlössen sich aus ist für mich Nonsens. Jeder ist froh, wenn er von seiner Arbeit gut leben kann. Auch Künstler.

Und wieso soll denn bitte nicht auch Handwerk ein Teil von künstlerischer Tätigkeit sein? Jemand, der hier eine Trennung vornimmt, der hat für mich ein ziemlich verqueres Kunstverständnis.

Nichts für ungut.
Will mich nur kurz an der Diskussion beteiligen.

Meiner Meinung nach hat Howdie zumindest seine Sicht, die ich auch teile, erläutert. Wichtig ist eben die Unterscheidung Kultur und Kunst. Videospiele mögen zu Kultur gehören, aber eben nicht zur Kunst. Es geht auch nicht darum, dass man mit Kunst kein Geld verdienen darf. Dies wird wohl niemand behaupten. Vielmehr ist jedoch die Intention des (vermeintlichen) Künstlers ausschlaggebend, ob er Künstler ist oder nicht.


Ein begnadeter Maler, der aus reiner Freude o.ä. ein Bild malt, ohne den Gedanken "ich muss es schnellstmöglich fertig malen und dann verkaufen, weil ich Geld haben will", ist ein Künstler. Er malt aus Leidenschaft, er entscheidet für sich, wie er malt, er nimmt sich die Zeit, die er meint zu brauchen um fertig zu werden. NACHDEM er dann fertig gemalt hat und jemand zu ihm kommt und sagt:" Ey, das Bild will ich kaufen" wertet sein Kunstwerk nicht ab, noch wird dann aus dem Maler ein Nicht-Künstler.

Aber mal ehrlich, wie läuft das denn in der Videospielbranche ab? Der aller erste Gedanke der meisten (nicht allen) Hersteller ist doch: Womit kann ich Geld machen, bzw. wie kriege ich das für die Herstellung ausgegebene Geld wieder in die Kasse? Die Entwickler sind während des ganzen Schaffensprozesses doch förmlich nur an den Gedanken des Geldes gefesselt. Dies hat zur Folge, dass nicht alle von den Mitarbeitern gewünschten Ideen in das Produkt einfließen, weil es sich dann eventuell schlecht verkauft. Die Entwickler können sich auch nicht so viel Zeit nehmen, wie sich wollen (oft nichtmal so viel Zeit, wie gebraucht wird, um zumindest ein anständiges Produkt auf dem Markt zu bringen). Der ganze Entwicklungsprozess ist gekennzeichnet durch eine Selbstzensur der Entwickler, weil diese aufgrund der Notwendigkeit des Gelderwerbes (der von den vermeintlichen Wünschen der Konsumenten abhängt, die das Produkt dann kaufen) meist ihre eigenen Ideen nicht umsetzen können. Doch gerade dies ist für ein Kunstwerk die Voraussetzung

Dies sind zumindest die wesentlichsten Gründe, warum Videospiele für mich keine Kunst sind.
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Howdie
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Beitrag von Howdie »

mr archer hat geschrieben:Jemand, der hier eine Trennung vornimmt, der hat für mich ein ziemlich verqueres Kunstverständnis.
Du sagst also, dass der Sieger der letzten DSDS-Staffel (wie auch immer er heißt) Kunst macht. Denn nichts anderes wäre ein Videospiel oder ein Hollywood-Blockbuster. Da schreiben auch andere das Script, der eine macht das Design, etc und am Ende steht das fetrige Produkt. Das halte ich für ein verqueres Kunstverständnis. Ich sage nicht, dass Kunst nicht auch kommerziell sein kann. Aber der reine Kommerz und um nichts anderes geht es in erster Linie bei Videospielen und Kunst schließen sich aus. Kunst will, bewegen, berühren, zum Nachdenken anregen. Videospiele wollen verkaufen und unterhalten. Nach deiner Theorie wäre jedes Magazin am Kiosk Kunst. Und nur weil ich ein Heft gestalte wäre ich Künstler, denn so anders ist es nicht ob du ein Magazin oder ein Videospiel designst. Es ist ein Handwerk. Ich wäre niemals so vermessen mich Künstler zu nennen und ich denke, das sehen nahezu alle Menschen (denn das sind so um die 300 pro Spiel) genauso wie ich. Es ist ihr Baby und sie mögen es, aber sie sehen sich wohl nicht als Künstler. ;)

Ich glaube hier wird gnadenlos überinterpretiert. Versuche mal einen einzigen Game-Producer zu finden, der sein Spiel ernsthaft für Kunst hält. Ich glaube kaum, dass du einen finden wirst. Falls doch können wir uns gerne über verquer oder nicht verquer unterhalten, aber bis dahin steht meine Meinung. Und ich finde es eher von dir elitär und ignorant meine gut begründete Meinung als lebensfremd abzutun, denn im Gegensatz zu dir verdiene ich in der Sparte meine Brötchen. Und hat dein Vater seine Lyrik geschrieben um sie in erster Linie zu verkaufen? Ich glaube nicht, denn sonst hätte er wohl mehr Geld verdient. Er ist seiner Linie treu geblieben und hat das in Kauf genommen. Sowas verdient seinen Respekt. Aber Games funktionieren eben nicht so. Sie werden nach den Regeln des Marktes speziell produziert. Das ist doch absolut nicht vergleichbar.

@IxAxUx: Jepp, das sehen wir ungefähr ähnlich.
Zuletzt geändert von Howdie am 28.05.2011 20:41, insgesamt 1-mal geändert.
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DSFreak
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Beitrag von DSFreak »

Wikipedia: "Kunst ist ein menschliches Kulturprodukt, das Ergebnis eines kreativen Prozesses."

Das finde ich, ist eigentlich die schönste Definition. Die Tatsache, dass etwas eigenes, ein eigenes Kulturprodukt, geschaffen wird, ist für mich die Grundlage für Kunst, was jedes xte Fließband-Mackwerk schon mal zumindest teilweise als "Kunst" ausschließt. Natürlich steckt in jedem Film oder Videospiel immer etwas eigenes drinnen, aber da wird ja jeder selber für sich entscheiden müssen, wann für ihn dann Kunst noch Kunst ist. Die "Visionäre" der verschiedenen Unterhaltungs-Industrien sind also die wahren Künstler, wenn denn was dabei rauskommt, und B-Movie-Regisseure und Activison-Designer in den seltensten Fällen.
Und das mit dem Kommerz spielt in meinen Augen keine Rolle, obwohl es natürlich so ist, dass die, die nicht kreativ sind, also nichts (neues) (er)schaffen, natürlich fast immer nur auf die Kohle aus sind, während andere zumindest richtig Energie und Ideen in die Sache stecken müssen!
Die besten Spiele aller Zeiten: Super Mario 64, Phoenix Wright (Trilogie), Read Dead Redemption, Bayonetta, Dark Souls, Geometry Wars 2, sämtliche Pokemon-Editionen, Zelda: BOTW

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