Billie_the_man hat geschrieben:saxxon.de hat geschrieben:
Half-Life 2, die beiden Bioshocks, Crysis 2, selbst Portal 2 (nichtmal ein Egoshooter im Grunde), sind im Design ihrer Kampagnen haushoch überlegen. Alle haben sie ein wesentlich ausgewogeneres Tempo (= Pacing) in ihren Kampagnen, bieten mehr Abwechslung und dadurch auch gleichzeitig höhere Spielzeit und bis auf HL2 mit seiner völlig bescheuerten Geschichte die gar keine ist erzählen alle diese Spiele ihre Story auch noch wesentlich besser.
Das sind aber alles keine military-shooter, und zu Portal 2 sagst du ja selbst, dass man es nicht vergleichen kann. Ich vergöttere Bioshock 1 und 2. Teil 1 wird wohl für sehr lange Zeit das beste Spiel sein, dass ich je zocken werde.
Aber Killzone 3 ist eben ein Kriegsshooter wie er im Buche steht. Und ja, er ist anders als Killzone 2. Aber was ist daran denn bitte falsch? Meiner Meinung nach ist die erste Hälfte von killzone 2 atmosphärisch (sowie das Ende) wirklich absolute spitzenklasse. Blood Meridian und Visari Square verpassen einem Gänsehaut und man fühlt sich "heimlich" so wie die Entwickler es selbst gesagt haben. Aber soll Killzone 3 da weiter machen? Kann es allein aus logischen Gründen schon nicht mehr. Die Zivilisation der Helghast ist im Grunde zerstört. Jetzt gleicht die Stadt Dresden 1945 - und das sieht einfach klasse aus. Ja, es gibt auch mehr Rail und Fahrsequenzen - die schlagen die aus Killzone 2 aber um Längen. Erinnert euch mal an die völlig bescheuerte Stelle in Killzone 2, wo man mit der Bordkanone auf feindliche Schiffe geballert hat. Das war wirklich nix. Haben sie in Killzone 3 merklich besser gemacht.
Das die Story jetzt so blöd und gewöhnlich sein soll, kann ich absolut nicht verstehen und dagegen streube ich mich heftigst.
Eine gescheiterte Invasion auf dem Planeten der Feinde, von dem man mit seiner stark dezimierten Armee flüchten muss und auch nur noch will, während man sich in der Unterzahl befindet und die Helghast den eigenen Bewegungskreis immer enger ziehen, während zeitgleich die Führungsriege einen erbitterten Machtkampf ausfechtet, in dem Politik auf Industrie trifft. Stahl lässt im Schluss sogar auf Helghanische Kreuzer feuern.
Also mal ehrlich: Klingt das gewöhnlich? Wir sind kein strahlender Held, der sich den Feinden kampfeslustig in den Weg stellt. Wir sind ein gebrochener Soldat, der die aussichtlose Konfrontation mit der Feinden meiden muss, und vor ihren anrückenden Gegnerhorden flüchten muss, während ein erfolgreiches Gelingen dieses Unterfangens in immer größere Entfernung rückt. Die Hoffnungslosigkeit in den Ruinen des einst so großen Imperiums ist doch quasi greifbar.
Für ein gutes Buch, oder einen gehaltvollen Film würd es nicht reichen. Aber für einen Shooter ist das sehr beeindruckend.
Und Half-Life 2 hat eine bescheidene Story, wenn man das überhaupt Story nennen kann.
Moooooment - ich hab nicht gesagt, dass die Story schlecht sei. Ich hab gesagt sie verspielt ihr größtes Ass und dass das Spiel die Geschichte schlecht erzählt. Ich finds wirklich positiv, dass man mal nicht der glorifizierte Soldat ist, der im Namen des Rechts Tausende tötet. Ich find sehr gut, dass das Spiel auch sagt: Im Krieg gibt es keine Gewinner. Aber die Geschichte ist einfach nicht gut präsentiert. Durch die Zeitsprünge und das Hin und Her in der Chronologie wird das Ganze ziemlich konfus präsentiert. Dazu kommt, dass beinahe alles in FMVs passiert, statt ingame wie in den Shootern, die ich oben genannt habe. Die Stärke des Mediums Videospiel ist Interaktivität und ich finde, dementsprechend sollte auch die Präsentation der Story stattfinden.
Ausserdem lassen sich die Spiele sehr wohl vergleichen, denn meine Kritik bzgl. Pacing und Storypräsentation greifen in Militaryshootern genauso wie in z.B. Bioshock.
Killzone 3 darf gerne anders sein als Killzone 2. Es geht aber darum, dass das Spiel etwas von seiner Identität verloren hat, gerade weil das Pacing nicht gut ist. In Teil 2 ist auch jede Menge Action, aber es gibt immer wieder mal ruhigere Momente und Ruhe vor dem Sturm. In Killzone 3 gibts die eine Mission im Kaznan Dschungel, in der es ein bisschen langsamer voran geht, ansonsten gibt's die ganze Zeit ununterbrochen voll auf die Zwölf. Das ist einfach zu wenig. Auch in einem Military Shooter ist Platz für ruhigere Momente. Warum muss man nicht mal eine Anlage ungesehen infiltrieren, Geheimdokumente stehlen und ungesehen wieder raus? Warum nicht einfach mal einen von Scharfschützen gedeckten Platz überqueren, von Deckung zu Deckung huschen ohne getroffen zu werden und ohne selbst zurückschiessen zu können? Warum nicht während eines Gewitters gezielt per Scharfschützengewehr einzelne Personen ausschalten und seinen Schuss mit dem Donner timen?
Das sind 3 Situationen die mir spontan einfallen, spannend inszenierbar sind und auch in einem Militärshooter Platz haben. Abgesehen davon find ichs schade, dass KZ3 nicht mehr so düster und dreckig ist wie Teil 2. Mir fehlt da was von der Ästhetik - in dunklen, verwinkelten Gassen unter einem tobenden Ionensturm gegen dick gepanzerte, mit Gasmasken vermummte Helghast zu kämpfen, die einen mit ihren Flammenwerfern eindecken hat einfach ein anderes Feeling als im hellen Tageslicht in einer Winterlandschaft (und sei sie noch so hübsch gerendert) gegen weiß gekleidete Helghast zu kämpfen.
Die Railsequenzen sind besser gemacht, keine Frage. Aber wenn ich in einer 5 1/2 Stunden langen Kampagne 5 oder 6 mal hinter einem Geschütz sitze und durch die Gegend kutschiert werde, ist das zuviel. Warum darf ich nur das Exo selbst lenken? Wieso nicht einfach mal Panzer fahren und mir eine Panzerschlacht liefern? Passt auch gut in einen Militärshooter.
Wo ist denn vom Missionsdesign-Standpunkt aus der Unterschied zu Modern Warfare? Nur zu Erinnerung oder falls du dessen Kampagne nicht kennst: Man wird am Bordgeschütz rumkutschiert, man hechtet von Deckung zu Deckung unter Dauerbeschuss und ballert Hundertschaften nieder, dann wird mal eine Stealthmission eingeschoben und dann gehts weiter, non-stop inklusive Atompilz. Im Grunde ist im 1. MW sogar das Missionsdesign kreativer, denn man darf auch mal die Geschütze vom AC-130 abfeuern - das bringt Abwechslung vom Schützengrabenalltag UND nimmt Tempo raus. Und das sag ich, obwohl ich kein Freund von CoD bin.
edit: Und wie man hier lesen kann:
saxxon.de hat geschrieben:bis auf HL2 mit seiner völlig bescheuerten Geschichte die gar keine ist
sehe ich die Story von HL2 genau so. Ich vermute mal, du hast meinen Post nicht zuende gelesen, sonst hättest du dir die Aussage ja sparen können. Wie auch immer: Die Story ist konfus und unzusammenhängend, aber besser präsentiert - weil man aktiv in den Zwischensequenzen dabei ist und teilnimmt. Man stöpselt als Gordon Freeman
selbst den Stecker in die Steckdose, legt
selbst den Hebel um, um Alyx zu teleportieren, steigt
selbst in den Teleporter. Interaktiv heißt das Zauberwort.