Dr.Rush hat geschrieben:
Ok das ist alles soweit verständlich. Die Spiele die du unten genannt hast sind ja auch alle etwas älter oder schon alt. Jetzt nochmal folgende Frage: Du scheinst ja schon länger zu zocken und hast schon eine Menge gesehen. Meinst du nicht das du durch die Spiele die du genannt hast sozusagen Spiel für Spiel Facetten dazugewonnen hast und das es dadurch relativ herausfordernd wäre dich heute noch zu überraschen? Oder anders gefragt: Wenn man dir heute nochmal jemand z.B. Fallout vorsetzen würde, mit all der Erfahrung die du zum heutigen Zeitpunkt hast meinst du es würde dich erneut so vom Hocker reißen? Ich kenne auch viele alte Spiele, nur frage ich mich immer ob die wirklich früher so viel besser waren oder ob ich einfach nur nichts kannte bzw. wenig Erfahrung hatte.
Ich meine eine Story die man nicht nach 2 Stunden durchschaut.....vll. hab ich das mal bei einem Adventure erlebt. Gut Planescape Torment hab ich nie gespielt da mag das gut möglich sein.
Es ist natürlich was dran an dem was du sagst. Je grösser der Erfahrungsschatz ist, desto grösser werden die Anforderungen. Aber letztens konnte mich Deus Ex:HR wieder überraschen. Das Design, relativ ordentliches Gameplay etc. sorgten dafür, dass ich meinen Spass hatte. Sicher, die Wege sind oft ZU offensichtlich, und die Story ist nicht so fesselnd wie sie sein könnte, aber trotzdem war es wieder ein Spiel, was ich in einem Rutsch durchgespielt habe. Auch die alten Sachen haben trotz grafischem Alter für mich nur wenig an Faszination verloren. UFO: Enemy Unknown hab ich letztens wieder recht lange gespielt(wollte nur ne Stunde reingucken, und wupps waren 8h wech
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), JA2 hab ich durchgespielt, Vampire:Bloodlines habe ich nochmal gespielt.
Ich persönlich finde man merkt diesen Spielen an, wieviel "Herzblut" in ihnen steckt.
Die Spielindustrie entwickelt derzeit vll. mehr für die "Freizeitzocker" die schnelle Action haben wollen. Aber jetzt mal auf Bioware bezogen: Eigentlich passen doch alle deine Kriterien nicht so recht auf die Spiele dieses Konzerns. Ich weiß: Baldurs Gate. Aber es wurde ja häufiger schon behauptet dass die Black Isle Studios da einen heftigen Einfluss drauf hatten. Ich kann mir da gar nicht vorstellen das die bei Bioware einfach keinen Bock mehr haben eine Baldurs Gate mäßige Story aufzuziehen. Vll. konnten die das noch nie so wirklich ohne . Was kam denn danach? Kotor, Jade Empire, NWN alles ziemlich durchschaubar. Es ist alles actionmäßiger geworden heute und man hat rollenspielerisch offenbar weniger auswählen als bisher (auf ME 3 bezogen), warum dann aber die Entäuschung gerade bei Biowarespielen so groß ist verstehe ich nicht so recht. Die Erwartungen sind scheinbar extrem hoch, dabei haben die doch stets "gute Spiele" entwickelt. Das wars aber auch, eben "gute Spiele".
Naja, hier muss ich zugeben, dass ich Kotor und JE sehr gut fand. Kotor wegen dem wirklich stark spürbaren und gut rübergebrachten SW-Flair, aber auch wegen dem gut umgesetzten D20, ordentlichem Skilluse, die Planeten und Lokationen waren alle nett, es gab viele interessante Aliens/Quests/Lore und auch das "Jedi"-Sein war schön umgesetzt. Ich denke grade Kotor zeigt recht schön, zu was die Bioware-Leute damals in der Lage waren. Das Problem was die neuerdings haben, ist ganz stark der Weltenbau und Regelwerk. ME war settingtechnisch ein tolles Spiel, wo ich mir als Spielleiter sogar eine Kampagne mit meinen Leutz vorstellen könnte. Davon ist man in ME2 und scheinbar auch 3 völlig weggekommen, und "verheizt" das Setting für eine unglaublich dumme und nichts erklärende Story(Kenne den Storyverlauf).
DA:O fand ich vom Setting her einfach nur ideenarm, klischeebeladen und durch und durch steril/belanglos. Eine reine 0815-Fantasywelt ohne EIGENEN Flair mit einer HdR-Story, die JEDER schon X mal gehört, gesehen und gelesen hat. Das Regelwerk ist eine einzige Katastrophe. Flach, untaktisch, schlechte Skillumsetzung. Da ist Savage Worlds ein Regelmonster gegen. Warum die da nicht ein wenig Geld für eine ordentliche Lizenz locker gemacht haben, ist mir bis heute ein Rätsel. Gebt WotC ein wenig Geld und gut ist. War doch bei NWN auch kein Problem. Der Rest in DA:O ist Kloppen und viel labern. Es mag auch gute Seiten haben, aber diese fundamentalen Probleme haben meinen Spielspass dermassen überschattet, dass ich dem Spiel nicht wirklich viel abgewinnen konnte. Auch der Kloppen zu Erfolg-Ratio hat nicht gestimmt. 15h durch Andrastes Ruinen usw. kloppen um dann 2min mit dem Arl zu sprechen. Warum das so hoch bewertet wurde, ist mir auch heute noch unbegreiflich.
Hier kann es aber gut sein(dein Argument von oben), dass meine RPG-Erfahrung auch im Pen&Paper-Bereich dafür mitverantwortlich ist. Ich kenne mittlerweile gut 15-20 Systeme und auch Welten und auch gegen das ärmste P&P-Setting was ich kenne, stinkt Ferelden mit grossem Getöse ab.
Oft habe ich auch das Gefühl, die Leute beschweren sich über die falschen Dinge. DA2 z.B. geht von dieser lieblosen pseudoepic-Story weg und fokussiert auf etwas Persönliches. Das ist ein guter Weiterentwicklungsansatz. Auch das lahme Kampfsystem wurde beschleunigt und die Kämpfe nerven nicht mehr so. Viele meinen das Kampfsystem wäre plötzlich scheissen. Leute, es ist das GLEICHE Kampfsystem, nur mit 5x facher Beschleunigung. Die Unterschiede sind einfach marginal. Das Regelsystem ist immernoch Grütze, aber zumindest nerven die Kämpfe nicht mehr so stark. Darüber hinaus erfährt man mehr über die Qunari und deren Probleme/Streitigkeiten mit anderen Rassen. Es wird viel mehr Lore gestreut, was der Welt das erste mal etwas mehr Farbe ins Gesicht klatscht.
Über den Rest(und natürlich auch obiges) darf man sicher geteilter Meinung sein, aber mir hat DA2 mehr Spass gemacht als der Vorgänger, weil die Welt konzentrierter war und durch den Lore mehr Farbe gewann, die Kämpfe endlich keine drögen 20min Durchaltekömpfe mehr waren, und die Story einfach persönlicher war, und nicht son uralt epic-Scheiss der in jedem 2,99€ Fantasybuch als Aufhänger benutzt wird.
Beides meiner Meinung nach keine wirklich guten Spiele oder RPGs, dafür haben sie zuviele Probleme in anderen Bereichen, aber man merkt einfach, dass da das gewisse "Etwas" fehlt. Ich denke für die Mitarbeiter ist das mittlerweile einfach nurnoch ein Job. Bis Deadline x musst du das Babe und die 3 Monster designed haben. Deal with it. Ja Meister!
Bioware ist von der Manufaktur in die Industrie gewechselt, und das merkt man einfach auch, zumindest ich.
@Dr.Rush
Zu deinem anderen langen Posting: Du hast vollkommen recht. Ich denke wenn wir als Alt-PCler wieder etwas in der Richtung wollen, müssen wir die Entwicklerschmieden überreden mehr über Crowdfunding zu finanzieren. Das das grundsätzlich geht, hat glaube ich die Anfrage nach dem Adventure gezeigt. 400k$ waren angepeilt, 2mio$ sinds geworden.