Du hast Recht. Ich kritisiere ME weil es nicht etwas ist, das es nie sein wollte. Ich kritisiere ja auch garnicht, dass ME da sein Versprechen nicht gehalten hätte, sondern ich kritisiere dass mir dieser Gigantismus allgemein nicht gefällt. Ich finde es öde, der edle Held zu sein der die Galaxie / Menscheit / Nation o.ä. rettet. Dass Bioware von Anfang gesagt hat, dass man dieser edle Held sein wird und dieses Game auch das als Grundkonzept hat, okay, geschenkt.Caphalor hat geschrieben:@JohnVescoya
Mass Effect 3 trat von Anfang mit dem Versprechen an, den ultimativen Krieg um das Schicksal der Galaxie zu erzählen. Ich finde es etwas merkwürdig einem Spiel das nie etwas anderes versprochen hat hinterher vorzuwerfen, dass es eben das tut. Ich mein man kann es uninteressant finden aber doch unmöglich enttäuscht sein. Das ist so wie von Herr der Ringe 3 tiefsinnige neue Charaktere und einen überraschenden, cleveren Plot zu erwarten.
Stimmt. Es gibt auch richtig tolle Dialoge, wie die Entscheidung zwischen Tali und Legion, das war wirklich sehr gut inszeniert und gemacht. Aber es ist zu leicht, man muss zu wenig Hirn einsetzen, es wäre mal schön, sich so richtig selber in die Scheiße reinreiten zu können, wenn man dummerweise etwas falsches sagt...Was die beschränkten Dialogoptionen angeht, das finde ich auch schade. Es ist generell zu einfach und Shepard redet viel zu viel von allein. Die Dialoge selbst fand ich aber größtenteils gut geschrieben, es sind aber vielleicht ein paar schwarze Schafe darunter (was bei so vielen Writern keine Überraschung ist).
Ich bin kein Experte und möchte nicht darüber diskutieren ob die Dramaturgie in ME3 "intelligent" ist oder nicht, aber bei mir hat es auf jeden Fall gewirkt. In ME3 gab es so viele große und kleine Momente die irgendwie berührend waren, und vor allen Dingen wie die größten Entscheidungen integriert waren hat mir sehr gefallen (abgesehen natürlich vom Ende).
Hhhmmm... Ne, ich finde, die Story ist vorhersehbar, ich kann mir da nicht helfen. Okay, Teil 2 war noch viel schlimmer, ich finde Teil 3 jetzt mit etwas Abstand besser als Teil 2, aber trotzdem noch zu vorhersehbar...Man sammelt Allianzen, man baut die Supergeheime, mega-ultra-Anti-Reaper-Waffe, man verzeichnet nie Rückschläge, es passiert nichts unvorhergesehenes, die Reaper lassen einen einfach eine Armee aufbauen und dann zieht man in die Schlacht und vernichtet sie im "biggest, fucking most epic battle of the history of sci-fi video-games".SpoilerShowDas stimmt einfach nicht. Es passiert jede Menge unvorhergesehenes (z. B. die Attacke auf die Citadel), und es gibt einen Rückschlag (auf Thessia). Die Story ist für mich Biowares wendungsreichste und spannenste seit Kotor.
Du hast in einem Punkt Recht: Es gibt nichts vergleichbares. Daher auch meine Faszination für ME1, es war einfach ein neues Konzept für ein Sci Fi RPG und hat mich auch deshalb sehr begeistert. Ich glaube, meine große Enttäuschung über die Reihe resultiert auch daraus, dass es eben eine kontinuierliche Rückentwicklung gab seit Teil 1. Statt die Komplexität zu erhöhen, den Nachfolger schwerer und kniffliger zu machen, tiefer in die Story ein zu steigen, gab es bei den beiden Nachfolgern eine verflachung und Vereinfachung, sowohl der Story wie auch der Spielmechanik. Und das ist einfach enttäuschend. Nach Teil 1 hatte ich die Hoffnung, dass da eine große Marke entsteht, die ein komplexes Sfi-Fi-RPG Universum schafft und von Teil zu Teil besser wird, nach Teil 2 war ich dann aber nur noch enttäuscht und Teil3 kann da nicht mehr viel wett machen. Man kann ja leider nicht objektiv beurteilen, wie gut ein Spiel ist, sondern die Enttäuschung über ME2 und ME3 muss man auch im Kontext sehen, welche Erwartungen Teil1 geschürt hat... Deshalb finde ich die beiden Nachfolger nicht wirklich gut, sie sind nicht das, was sie hätten sein können, sie sind kein Fortschritt, sondern ein Rückschritt und lassen mich deshalb enttäuscht zurück.Shepard ist ein etwas farbloser Charakter, das stimmt. Wichtig ist aber: Es ist MEIN Shepard, der muss etwas farblos sein damit ich ihn ausfüllen kann. Gordon Freeman ist das extremste Beispiel für einen leeren Helden, der komplett vom Spieler ausgefüllt wird - er hat nicht einmal einen Körper. Dieses Konzept muss man nicht mögen, aber es hat durchaus seine Vorteile. Du kannst Shepard auch als totalen Anti-Helden spielen, dem in Teil 2 alle Crew Mitglieder wegsterben, der in Teil 3 ganze Völker ausrottet, Deals mit grausamen Söldnern macht usw. Mass Effect 3 fördert übrigens erstmals über das neue Reputation-System bewusst den Mix von Paragon und Renegade.Man ist Shepard, der edle Held, der Retter der Galaxie, das tollste Lebewesen das jemals existierte, der alles rettet, jeden besiegt, jeden überzeugt, alles kann und auf dessen Schultern die Leben von Milliarden Menschen, Kroganer, Salarianer etc ruhen, der über die Existenzberechtigung ganzer Rassen wie der Kroganer entscheidet und am Ende der edle Retter ist und alles richtig macht... Wen ödet solch eine Rolle noch an?
Ich will gar nicht bestreiten dass du einige Schwächen des Spiels schlüssig identifizierst, aber ich muss das Gesamtpaket einfach verteidigen. Ich finde durchschnittliche Hollywood-Blockbuster sehr langweilig, während Mass Effect 1-3 mich absolut begeistert. Das liegt sicherlich auch daran dass es kaum etwas vergleichbares gibt, so wie früher die Leute Star Wars vergöttert haben während ich heute auch die älteren Filme bestenfalls als "ganz nett" wahrnehme.
Zu Paragon & Renegade: Das ist mir auch zu flach. Gut und Böse, wie öde. Warum gibt es da keine Zwischenstufen? Warum keine komplexen Charaktere? Denn ein Charakter, der entweder gut oder böse handelt, also Paragon oder Renegande, ist im Endeffekt sehr simpel und flach. Was ist mit Charakteren, die gute Intentionen haben, aber durch ihre Kurzsichtigkeit nur Schaden anrichten? Oder menschlichen Schwächen? Oder Ängsten, Egoismus etc? Gerade diese simple Einteilung Paragon / Renegade finde ich sehr flach, da hätte ich mir mehr Komplexität gewünscht. Gut / Böse sind mir zu simple Hollywood-Einteilungen.