Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

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Randall Flagg
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Re: Kommentar

Beitrag von Randall Flagg »

Wigggenz hat geschrieben: 1. Überhaupt gelesen? Wenn ja, auch auf Englisch? Zunächst mal sollten nur die Leute bei so etwas mitreden, die auch wissen wovon sie sprechen, des Weiteren zerstört die Lächerlichkeit der deutschen Übersetzung der Namen so einiges an Atmosphäre.
Seit wann ist denn eine Geschichte auf Englisch besser als auf Deutsch? Und warum klingen die deutschen Namen "lächerlicher" als die englischen? Ich habe die Werke nicht gelesen, aber sind's wortwörtliche Übersetzungen? So wie "Whiterun" zu "Weißlauf" wurde? Was ist daran schlimm? Auch wenn es lächerlich klingt. Es heißt einfach so. Punkt. Auf Englisch klingt's genau so lächerlich.

Oder habe ich etwas verpasst und nach Filmen, Serien und Spielen fangen wir jetzt auch an, Bücher nur noch auf Englisch zu lesen und jene zu verachten, welche die übersetzten Werke bevorzugen?
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Wigggenz
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Re: Kommentar

Beitrag von Wigggenz »

Randall Flagg hat geschrieben:
Wigggenz hat geschrieben: Oder habe ich etwas verpasst und nach Filmen, Serien und Spielen fangen wir jetzt auch an, Bücher nur noch auf Englisch zu lesen und jene zu verachten, welche die übersetzten Werke bevorzugen?
Du scheinst dich wenig Sprachunterschieden auseinanderzusetzen. Hast du eine Ahnung, was alles verloren geht, bei einer Übersetzung? Texte, die aus einer Originalsprache übersetzt wurden, enthalten längst nichtmehr alle Nuancen die das Original hatte. Das habe ich selber schon oft feststellen müssen. Zunächst waren es bei mir in der Tat Serien, wo die deutsche Fassungen einfach zu langsam verfügbar waren. Man stellt fest, dass viele, nahezu alle Wortwitze und Wortspiele verloren gehen. Dazu klingen Sprache und Stimmen völlig anders, man bekommt andere Eindrücke von den Charakteren.
Das ist natürlich bei vertonten Medien besonders schlimm, da dort andere Sprecher zu Wort kommen.

Aber auch bei Büchern ist das gravierend. Schon den Herrn der Ringe einmal in der Originalsprache und dann einmal auf Deutsch von verschiedenen Übersetzern durchgelesen? An manchen extremen Stellen hat man den Eindruck, dass es sich um 3 vollkommen verschiedene Grundautoren handelt.
Was ich damit sagen will: bei übersetzten Büchern liest man nicht den Stil des Autors, sondern eine Mischung aus Stil des Autors und Stil des Übersetzers, wobei der Stil des Autors nichtmal der Überwiegende ist. Der hermeneutische Zirkel bekommt hier noch ein Element, das Textverständnis des Lesers ändert sich.
Damit das klar ist, ich rede rein von der Textform, nicht vom Inhalt, der bleibt natürlich stets gleich ^^.
Ich habe einige Fantasybücher sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch gelesen, sowie auch mal etwas aus der deutschen Originalsprache auf Englisch übersetzt, und komme immer noch zu dem Schluss.

Und natürlich hat der Klang der Namen eine erhebliche Wirkung auf den Leser. Wenn etwas erhaben klingt (damit meine ich vor allem die Aussprache), verbindet der Leser mit einem bestimmten Namen Erhabenheit und Würde. Wenn es dann direkt übersetzt aber nur seltsam zusammengesetzt klingt, werden diese Assoziationen nicht ausgelöst, im schlimmsten Fall sogar in nicht-Ernstnehmen umgewandelt.

Und noch ein Beispiel: Der Name "King's Landing" im englischen Original hat eine tiefere Bedeutung (König Aegon der Eroberer ist dort gelandet als er seine Invasion von Westeros startete), während sich der Name "Königsmund" nicht erklären lässt und somit willkürlich ist.
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magandi
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von magandi »

zum thema übersetzung: es geht eigentlich. gut wenn man das original kennt wird es einem komisch vorkommen aber ich finde z.b den namen john schnee sehr elegant.
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TheLaughingMan
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von TheLaughingMan »

Ach ja, die Übersetzung. Ich dachte immer im ersten Jahr Englisch lernt man das Eigennamen nicht übersetzt werden, aber was weiß ich schon... :roll:

Als ich das erste mal "Manke Rayder" gehört habe bin ich fast vom Stuhl gefallen. Das ist einfach die pure Inkompetenz von Seiten der Übersetzer. :x

Egal, bin nicht überrascht dass aus dem Game Lizenz Müll geworden ist. Da wurde bestimmt auch gut gehetzt, jetzt wo die Bekanntheit dank der Serie ganz oben ist. Traurig, aber was solls...
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Sevulon
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von Sevulon »

TheLaughingMan hat geschrieben:Ach ja, die Übersetzung. Ich dachte immer im ersten Jahr Englisch lernt man das Eigennamen nicht übersetzt werden, aber was weiß ich schon... :roll:
Ja genau. Weil Schneewittchen im Englischen auch nicht "Snow White" oder dergleichen heißt.. schlimmer noch, dank dem neuen Kinofilm heißt Schneewittchen sogar bei UNS, dem Land der Erfinder [oder zu mindest Veröffentlicher] des Märchens, Schneewittchen nicht mehr Schneewittchen, sondern Snow White. Deutsche Namen ins Englische zu übersetzen ist völlig okay, aber umgekehrt - bspw. in Fällen von John Schnee als Übersetzung von John Snow - ist das natürlich ein Kapitalverbrechen, das nie hätte passieren dürfen. :roll:

Auch Ortschaftsnamen anzupassen ist etwas völlig natürliches. Nicht nur in den uns allen bekannten Märchen, sondern auch in der Realität. In Irland hat man bspw. die ursprünglichen gälischen Namen ja auch eingeenglischt und nicht einfach gelassen, wie sie waren. Weshalb jetzt jede Ortschaft sozusagen zwei Namen hat. [Das zum Thema Whiterun / Weißlauf; wieso sollte in einer deutschsprachigen Welt die Namen Englisch klingen? NATÜRLICH deutscht man die mit ein. ]

Übrigens sagen die Engländer zu Köln auch nicht Köln, sondern Cologne. Also ist es praktisch okay, wenn jeder Ausländer unsere Namen entsprechend anpasst und umbenennt [Schneewittchen -> Snow White; Köln -> Cologne], aber wir dürfen das umgekehrt nicht? Seltsame Ansicht.. vor allem eine sehr seltsame Doppelmoral.

Zum Thema Übersetzungen:
Mal ehrlich, man kann es mit seinem Originalsprachen-Fetisch auch übertreiben. Ja, mitunter fällt mal ein Wortwitz weg. Passiert. Dafür baut ein guter Übersetzer mitunter neue ein. Die Story ändert sich dadurch aber nicht. Die vielen langweiligen da langatmigen Stellen in den englischen Büchern werden dadurch aber auch nicht besser, nur weil man sie im Original liest. An der Story ändert sich nichts, wem die nicht auf Deutsch gefallen hat, der wird auch keinen Spaß im Englischen haben, nur weil der Zwiebellord dort Onion Knight heißt. Und für Tolstoi werde ich des 'Feelings' wegen auch nicht extra Russisch lernen ;)

Letztlich darf man auch nicht vergessen, dass die Originalsprache mitunter stark den Lesefluss trübt, wenn sie nicht der Muttersprache des Lesers entspricht. Es ist grundsätzlich ein Fremdkörper, erschwert das Lesen und wenn unbekannte Wörter dem Leser begegnen, kostet es ihm auch Zeit und mitunter Verständnis. Eine Passage mag mitunter im Original mehr Sinn ergibt, allerdings auch nur dann, wenn man die geläufige Redewendung überhaupt kennt. Andernfalls hinterlässt sie nur einen verwirrten Leser, der sie gar nicht kennt und sich wundert, was die im Buch eigentlich für einen Scheiß daherreden. Das macht die Sache dann auch nicht besser ;)
"There are no choices. Nothing but a straight line. The illusion comes afterwards, when you ask "Why me?" and "What if?". If you had done something differently, it wouldn't be you, it would be someone else, asking different questions."
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TheLaughingMan
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von TheLaughingMan »

Sevulon hat geschrieben: Ja genau. Weil Schneewittchen im Englischen auch nicht "Snow White" oder dergleichen heißt.. schlimmer noch, dank dem neuen Kinofilm heißt Schneewittchen sogar bei UNS, dem Land der Erfinder des Märchens, Schneewittchen Snow White. Da ist John Schnee als Übersetzung von John Snow natürlich ein Kapitalverbrechen, das nie hätte passieren dürfen. :roll:
Was die Amis machen ist mir, um es undiplomatisch auszudrücken, scheißegal. Eigennamen aus englischer Fiktion zu übersetzen finde ich grässlich.

Und mit Jon Schnee habe ich jetzt nicht sooo ein Problem. Zumindest bleibt der Sinn erhalten. Aber sowas wie Mance Rayder zu Manke Rayder schießt, mal abgesehen davon das es ebenso wie Königsmund keinen Sinn ergibt, weit über das Ziel hinaus.
Sevulon hat geschrieben: Auch Ortschaftsnamen anzupassen ist etwas völlig natürliches. Nicht nur in den uns allen bekannten Märchen, sondern auch in der Realität. In Irland hat man bspw. die ursprünglichen gälischen Namen ja auch eingeenglischt und nicht einfach gelassen, wie sie waren. Weshalb jetzt jede Ortschaft sozusagen zwei Namen hat. [Das zum Thema Whiterun / Weißlauf; wieso sollte in einer deutschsprachigen Welt die Namen Englisch klingen? NATÜRLICH deutscht man die mit ein. ]
Ich finde das nicht natürlich. Immerhin gibt es im deutschen Sprachgebrauch auch nicht die Stadt Leberbecken oder Verlorene Engel. Bestenfalls könnte man es inkonsequent nennen. Mir wäre es lieber wenn Eigennamen in der ursprünglichen Sprache, in dem Fall der Sprache des Autors, belassen würde.
Sevulon hat geschrieben: Mal ehrlich, man kann es mit seinem Originalsprachen-Fetisch auch übertreiben. Ja, mitunter fällt mal ein Wortwitz weg. Passiert. Dafür baut ein guter Übersetzer mitunter neue ein. Die Story ändert sich dadurch aber nicht. Die vielen langweiligen da langatmigen Stellen in den englischen Büchern werden dadurch aber auch nicht besser, nur weil man sie im Original liest. An der Story ändert sich nichts, wem die nicht auf Deutsch gefallen hat, der wird auch keinen Spaß im Englischen haben, nur weil der Zwiebellord dort Onion Knight heißt. Und für Tolstoi werde ich des 'Feelings' wegen auch nicht extra Russisch lernen ;)
Ich weiß nicht ob ich Onion Knight als Eigenname deuten würde. Was ich weiß ist das ich mir verarscht vorkäme wenn ich Tolstoi lese und plötzlich alle Russen deutsche Namen hätten.
Sevulon hat geschrieben: Letztlich darf man auch nicht vergessen, dass die Originalsprache mitunter stark den Lesefluss trübt, wenn sie nicht der Muttersprache des Lesers entspricht. Es ist grundsätzlich ein Fremdkörper, erschwert das Lesen und wenn unbekannte Wörter dem Leser begegnen, kostet es ihm auch Zeit und mitunter Verständnis. Eine Passage mag mitunter im Original mehr Sinn ergibt, allerdings auch nur dann, wenn man die geläufige Redewendung überhaupt kennt. Andernfalls hinterlässt sie nur einen verwirrten Leser, der sie gar nicht kennt und sich wundert, was die im Buch eigentlich für einen Scheiß daherreden. Das macht die Sache dann auch nicht besser ;)
Ich wage an der Stelle mal zu behaupten das Fantasyromane wie die Eis und Feuer Reihe in erster Linie von einer Zielgruppe gekauft wird die zumindest über Grundkenntnisse der englischen Sprache verfügen. Ich zumindest habe nie im Lesefluss gestockt wenn ich Kings Landing oder die Eyrie gelesen habe. Und erst Recht nicht bei Lannister...mit a.
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Wigggenz
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von Wigggenz »

Auch wenn Ortschaftsnamen bzw. beschreibende Eigennamen einzudeutschen normal ist, das Klangbild ist auf deutsch immer sperriger. Zumindest wenn man sich die Namen aus Martins Universum anschaut.

Funktioniert natürlich auch andersrum. Stark nordisch inspiriertes klingt z.B. in meinen Ohren auf Deutsch ausgesprochen eindrucksvoller als auf Englisch.

Aber in Martins Universum gibt es viele Namen, deren Klangbild bei Eindeutschung einfach nachlässt.

Aber genug von den Namen.

Ich kann nur für mich selbst sprechen, aber ganz besonders beim Herrn der Ringe habe ich teilweise ein wirklich anderes Gefühl beim Lesen gespürt, beispielsweise an der Stelle an der Brücke von Khazad-dum. Auf Englisch war das um einiges monumentaler geschildert. Die Übersetzung von Wolfgang Krege hatte in dieser Szene einen viel zu beiläufigeren Charakter. Und wieder anders, etwa dazwischen, lag eine andere deutsche Übersetzung, wo mir der Name des Übersetzers nicht einfällt.

Aber gut, du hast schon recht, an der recht handlungsarmen Story des ersten Bandes ändert das natürlich nichts ^^. Das hat halt etwas von klassischen Dramen wie ich finde, wenig Aktion, viel Charakterentwicklung. In Buchform durchaus etwas anstrengender als in Serienform, aber wenn man sich richtig auf die Charaktere einlässt und mit ihnen identifiziert wird gerade das ein sehr schöner Aspekt. Und gerade durch viel wörtliche Rede fällt einem das mit unverfälschten Äußerungen der Charaktere (also Originalsprache) viel leichter als mit übersetzten Aussagen. Aber gut, dazu muss man in der Tat in der Sprache ein wenig geübt sein.

Fun Fact:
In den Warcraft-Titeln und bis zu einem gewissen Zeitpunkt auch in WoW waren Eigennamen komplett unangetastet gelassen worden, soweit ich weiß. Und ich finde nach wie vor, dass etwas wie "Herdweiler" für "Hearthglen" eine dämliche und sperrige Bezeichnung ist. Genau so wie "Schicksalshammer".
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Dobrinternet
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von Dobrinternet »

Also mal abgesehen davon, dass einige der neuen deutschen Namen sehr unglücklich gewählt sind, ist doch der Hauptgrund für die Aufregung um sie der, das die Eindeutschung erst mit der Neuauflage der Serie passiert ist. Alle, die die Serie schon früher angefangen haben zu lesen, müssen sich komplett neu orientieren. Ich habe 8 Bücher,/ über 4000 Seiten lang über John Snow, Greyjoys, Highgarden und Oldtown gelesen und hab jetzt plötzlich John Schnee, Graufreuds (ernsthaft?), Rosengarten und Altsass(?) vor der Nase. Bei jedem Namen darf man erst mal hinten im Alt/neu-Namensverzeichnis nachschlagen. Wie soll man sich da nich ärgern? Das ist doch ein herausgeberischer Totalschaden. Ich persönlich hätte mit den deutschen Namen nie ein Problem gehabt, wenn sie denn von Anfang an so gewählt worden wären.
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Phelian
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von Phelian »

Die neuere deutsche Übersetzung, ist in meinen Augen, eine konsequente und auf weiter Ebene gelungene Sache. Der Englisch-Deutsch Mischmatsch der Erstübersetzung ist zum Glück verschwunden und die neuere Übersetzung macht es Lesern, die über keine Englischkenntnisse verfügen leichter die Bücher zu lesen und eine gute Aussprache der Namen zu finden. (Ja nicht jeder soll Englisch können, denken wir nur an ältere Personen). Ein Beispiel wäre Lennister (eng) zu Lannister (dt), der deutsche Leser würde das "e" vielleicht einfach nur als e sprechen und lesen, das "a" der deutschen Version ist gesprochen hingegen viel näher an der korrekten englischen Aussprache. Das zumindest dürfte ein Teil der Ambition der Übersetzer gewesen sein. Weitere Übersetzungen wie King's Landing zu Königsmund, helfen hingegen dem Leserverständnis.

Wichtig für einen Übersetzer ist, ein Werk so zu gestalten, dass es nahe am Original bleibt aber er muss auch garantieren können, dass es jedem deutschen Leser möglich ist, alle genannten Namen zu verstehen und deren Sinn zu begreifen.

Wer die originalen Namen möchte, sollte das englische Buch lesen. Natürlich wäre der ganze Ärger zu vermeiden gewesen, hätte Blanvalet sofort eine vernünftige Übersetzung zu Stande gebracht und nicht nach 8 Bänden einen solchen abrupten Wandel vollzogen (der Neunte ist ja schon gar nicht mehr bei blanvalet erschienen). Das Argument, dass die englischen Namen besser klingen ist natürlich absurd, vielleicht mögen sie auf dem deutschen Leser so wirken, aber auf den englischen Muttersprachler wirken sie natürlich nicht irgendwie klangvoller, der findet möglicherweise auch die deutschen Namen anregender, da er, wie der Deutsche mit dem Englischen, etwas "neues" und "unbekanntes" hört (natürlich nur auf das Buch bezogen, mir ist schon klar das die Eigennamen in einem anderen Rahmen bspw. dem beruflichen Gebrauch ihren flow verlieren).
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Kajetan
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Re: Kommentar

Beitrag von Kajetan »

Wigggenz hat geschrieben: Und noch ein Beispiel: Der Name "King's Landing" im englischen Original hat eine tiefere Bedeutung (König Aegon der Eroberer ist dort gelandet als er seine Invasion von Westeros startete), während sich der Name "Königsmund" nicht erklären lässt und somit willkürlich ist.
"Königsmund" lässt sich sehr wohl erklären. Das kommt von Mündung, Flußmündung. Ist ein in Deutschland durchaus gebräuchlicher Stadtname. Aber es hat natürlich NIX mit dem originalen Namen zu tun, da hast Du recht :)

Da wäre eine wörtliche Übersetzung wie zB. "Des Königs Landung" oder "Königslandung" angebracht gewesen. Geht auch wunderbar im Deutschen, besteht kein Grund sich neue Namen auszudenken. Es gibt noch andere Beispiele aus der deutschen Übersetzung, wo man sich als Kenner des englischen Originals nur an den Kopf greifen muss. Da werden ohne Sinn und Verstand Namen abgeändert und somit auch ihre Wortbedeutungen, anstatt sie (was in vielen Fällen ohne Probleme möglich ist) Eins zu Eins ins Deutsche zu übersetzen, damit der Kontext erhalten bleibt.

Sicher, wenn man nur die neue deutsche Übersetzung kennt, dann fällt das nicht auf. Was aber nichts daran ändert, dass die neuen deutschen Übersetzungen ein ziemlicher Griff ins Klo sind. Ich habe im Bekanntenkreis jemand, der als professioneller Übersetzer/Dolmetscher in Wort und Schrift arbeitet. Sie sagte, dass sie sich so eine schlampige und fehlerhafte Arbeit in ihrem Job nicht leisten könnte. Übersetzer übersetzen so eng es nur irgendwie geht und lassen nach Möglichkeit die Finger von Begriffen, welche dem Ausgangsmaterial neue Bedeutungen geben können.
Zuletzt geändert von Kajetan am 08.06.2012 10:38, insgesamt 1-mal geändert.
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Jörg Luibl
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von Jörg Luibl »

Der Verlag hat den größten Fehler gemacht, den man treuen Lesern einer Saga zumuten kann: Er greift über die veränderte Namengebung direkt in die Tradition und das Erlebnis einer Fantasywelt ein, die man seit Jahren kennt. Plötzlich wird Vertrautes zum Fremdkörper, klanglich und inhaltlich. Das ist unzumutbar, weil es auch noch so inkonsequent und peinlich fehlerhaft gemacht wurde...

Und wenn man dem deutschen Leser schon diese Preise und künstlichen Spaltungen von Bänden zumutet, hätte man wenigstens zwei Übersetzungen anbieten müssen. So wird man fast schon gezwungen, das Lied von Eis und Feuer auf Englisch weiter zu lesen, wenn nicht ein Schattenwolf namens "Struppel" angreifen soll.

Diese Übersetzung schmälert das Erlebnis der Bücher natürlich nicht für all jene, die die Saga genau so kennen, die mit Jon Schnee und Königsmund angefangen haben - dann hat man es gut. Aber recht früh lernt man in der Literatur, dass man Eigen- und Ortsnamen möglichst nicht übersetzen sollte. Man stelle sich Charles Dickens Romane mit Eindeutschungen vor: David Kesselfeld? Kupferacker?

Was die Kritik an George R.R. Martin als Autor angeht: Das ist leider der Preis, den dieser begnadete Schriftsteller angesichts der Popularität und Lizenzausschlachtung zahlen muss. Ja, man kann ihm vorwerfen, dass er sich zu viel Zeit lässt, dass er sich ähnlich wie Robert Jordan in den letzten Bänden verzettelt, dass er zu viele neue Fässer aufmacht. Aber man darf nicht vergessen, was er erstens schon lange vor dieser medialen Begeisterung geleistet hat! Er hat mit seinen Kurzgeschichten und Romanen erzählerische Zeichen gesetzt, lange bevor ihn überhaupt jemand hierzulande kannte. Er hat der Science-Fiction und selbst dem im jugendlichen Liebessülz verkommenden Vampirgenre wertvolle Impulse eingehaucht - ich empfehle wärmstens seinen "Fiebertraum", für mich das Beste was seit Bram Stoker über Vampire geschrieben wurde. Oder auf Englisch den packenden SciFi-Roman "Hunter's Run", an dem er dramaturgisch mitgewirkt hat.

Ja, es gab auch vor Martin sehr gute Fantasy-Autoren und interessante Weltentwürfe. Aber Martin hat nicht nur eine komplexere Handlung konzipiert, die sich die politischen Intrigen der spätmittelalterlichen Rosenkriege zum Vorbild nimmt, sondern findet die richtigen Worte und Charaktere für die Etablierung einer Low-Fantasy, die man auch als Erwachsener ohne akute Kitschallergie genießen kann. Ihm gelingt das Kunststück, nicht nur gnadenlos mit eingefahrenen Erwartungen abzurechnen, sondern vielschichtige Charaktere aufzubauen, die man mal hassen, mal lieben, mal verfluchen muss. Der Mann hat das Genre - vor allem in den ersten drei Bänden - auf eine Ebene mit Klassikern der Weltliteratur gebracht.

Um die Kurve zum Spiel zu kriegen: Ein Rollenspiel vor diesem Hintergrund hätte von den besten Entwicklern kommen müssen, nicht von einem in diesem Bereich total unerfahrenen französischen Team. Der Ansatz war ja gar nicht so schlecht, aber die Umsetzung voller fauler Kompromisse. In diesem Fall hätten die Polen von CD Projekt mit ihrer akribischen Recherche und üppigen Visualisierung wesentlich besser gepasst.
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PvtEmotion
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von PvtEmotion »

Hui, Repekt an den Beitrag über mir. Was ich in der Zwischenzeit geschrieben hatte:
Bei Herr der Ringe fand ich die eingedeutschten Namen sehr gut gelungen. Vielleich waren da ja nicht nur Übersetzer, sondern auch Sprachwissenschaftler beteiligt.
Königsmund hört sich irgendwie pervers an.
Und bei Mance Rayder / Manke Rayder hätte man sich vielleicht an die "Lennister"-Vorgehensweise halten können und Mens oder Mähns (viel schlimmer geht ja auch nicht) draus machen können.

Bei SOIAF bevorzuge ich den Deutsch/Englisch Mischmasch.
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Howdie
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von Howdie »

4P|T@xtchef hat geschrieben:Aber recht früh lernt man in der Literatur, dass man Eigen- und Ortsnamen möglichst nicht übersetzen sollte. Man stelle sich Charles Dickens Romane mit Eindeutschungen vor: David Kesselfeld? Kupferacker?
Sehe ich teilweise anders. Ein gutes Beispiel für gelungene Übersetzungen ist Der Herr Der Ringe. Die Übersetzungen, sind eben nicht wörtlich, sondern inhaltlich korrekt. So ist das Auenland sehr weit weg vom englischen Shire, aber es transportiert doch eben sehr gut, was Tolkien bei dem Landstrich im Sinn hatte. Auch das deutsche Elb gefällt mir besser als das englische Elve. Mal gewinnt man, mal verliert man. So klingt Schicksalsberg für mich besser als Mount Doom aber Misty Mountains besser als Nebelberge.

Aber gerade im Fantasybereich sind gute Übersetzungen oft besser als das Beibehalten der Eigennamen, da man eben besser in die Welt eintauchen kann. Wenn ich ständig englische Namen lese bin ich in der Geschichte weniger involviert, als wenn mir der Roman etwas entgegen kommt und mir vertrautere Namen anbietet. Es ist einfach leichter sich da hineinzuversetzen, weil eben eine Barriere fällt. Ich lese gerade die deutsche Fassung von Der Name Des Windes und da sind alle Eigennamen im Original. Dummerweise kommt es dadurch immer wieder dazu, dass ich mich frage wie man die Name ausspricht. Da springe ich oft von einer Seite zur nächsten und auf einmal heißt jemand (Simmon) mal Zsimmen oder eben Zyyman. Und wie man den Hauptcharakter Kvothe ausspricht werde ich wohl auch bis zum Ende der Trilogie nicht vollständig für mich entschieden haben, aber das hat ja nichts mit der Übersetzung zu tun. ^^

Ich finde es manchmal gut und manchmal schlecht, wenn etwas übersetzt wird, aber pauschal würde ich nicht sagen, dass man Eigennamen nicht übersetzen sollte. Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Was eine schlechte Übersetzung anrichten kann sieht man ja in Büchern wie Neuromancer.

EDIT: Das gilt natürlich nur, wenn man die Geschichte nicht automatisch in einem Setting ansiedeln möchte, dass sehr englisch geprägt ist. Bei GoT finde ich das Setting sowieso sehr britisch, daher würden mich da auch keine englischen Namen stören. HDR ist für mich aber globaler, so dass mich dort englische Namen doch stören würden. Das würde die Welt für mich ein klein wenig unglaubhafter machen.

EDIT 2: Danke übrigens für den Tipp mit "Fiebertraum", das wird direkt mal bestellt und gelesen!
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johndoe530232
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von johndoe530232 »

Stimme Howdie da zu. Es schafft Natürlichkeit (und Atmosphäre) wenn die Namen an die Zielsprache gut angepasst sind und der Stil konsequent beibehalten wird.

Das ist doch wirklich befremdlich, wenn man sich das Buch auf Englisch durchgelesen hat und sich dann darüber beschwert, dass Vertrautes fremd klingt. Triviale Erkenntnis, aber es stammt auch aus einer Fremdsprache? Wenn ihr das Buch bereits auf Englisch gelesen habt, seid ihr nunmal nicht mehr die Zielgruppe.

Wenn ich es mir auf Russisch anschaue: Джон Сноу - aha, im Norden dieses Fatasykontinents kriegen Bastarde das englische Wort für Schnee als Nachname - das kann nach Geschmack eben auch stören, weil es aus der (Sprach)welt herausreisst.

Das beim Copperfield okay - es spielt auch schließlich in England...

Edit: oh Howdie hat editiert, jetzt hätte ich mir das Posting sparen können :)
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Howdie
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Re: Game of Thrones - The Role Playing Game - Test

Beitrag von Howdie »

Es ist eben immer die Frage ob die Namen die Geschichte stützen oder einen herausreißen. Bei Murakami käme wohl niemand auf die Idee die Namen einzudeutschen, da die Geschichten nun mal in Tokyo oder sonst wo spielen. Und wenn ich Irving lese und die Handlung spielt in Maine, dann erwarte ich natürlich auch englische Namen. Nur in einer reinen Fantasiewelt kann das sehr störend sein. Man stelle sich nur mal Star Wars vor ohne sinnvolle Übersetzung: „Vergiss nicht, die Force wird mit dir sein, immer.“^^
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