Deutsche Fahne am Auto = nationalismus?

[Oynox]

Wikipedia sagt

"Alltagssprachlich wird der Begriff Nationalismus heute häufig mit exklusivem Nationalismus oder Chauvinismus gleichgesetzt."

und das ist auch meine allgemeine Erfahrung, dass es in der Regel so gehandhabt wird.

Aber lassen wir's gut sein. Effektiv scheinen wir ja durch die unterschiedliche Interpretation des Begriffs "Nationalismus" aneinander vorbeigeredet zu haben, wo die Aussage letztlich die gleiche sein sollte.

Ja, die Aussage soll auch die gleiche sein. Aber schon alleine das, was da bei Wikipedia steht, ist schon der Grund dafür, dass es solche beknackten Plakate gibt. Das ist schon alleine das, was mich unglaublich stört an diesem Land (oder wie man es sonst nennen soll).

[PanzerGrenadiere]

Davon abgesehen isses imho auch einfach Diebstahl..

wollte ich auch grad schreiben. sowas zieht einfach nur 'ne anzeige nach sich. soll mal name und anschrift dazuschreiben.

[L'amore finisce mai]

Soll ja jeder denken, was er will, aber wer beim Abreißen der Fahne eines fremden Autos erwischt wird, gehört verhauen.

Die Aktion ist kein Diebstahl sondern Sachbeschädigung, da es nicht um Bereicherung geht. Jedenfalls ist es ein eindeutiger, rechtswidriger Angriff auf das Eigentum und kann mit Notwehr abgewendet werden.

Spoiler

Show

Ich habe mal 3 Leute verhauen, weil sie den Mercedesstern am Auto meines Vaters abreißen wollten. Idioten!

Edit:
Reißt dieser Idiot eigtl. auch alle anderen Fahnen ab? Etwa spanische oder italienische? Die bedeuten dann ja soviel wie fehlende Integrationsbereitschaft und das ist dem öffentlichen Zusammenleben auch schädlich.

[Worrelix]

- gut: daß damit auf die fliessende Grenze zwischen Patriotismus und Nationalismus (und/oder Rassismus) hingewiesen wird
- untragbar: daß man sich dafür an dem Eigentum anderer vergreift
- nachvollziehbar: daß man sich ausgerechnet die Zeit ausgesucht hat
- verständlich: daß zu dieser Zeit Fahnen draußen hängen (und das sage ich als an Fußball Desinteressierter, der noch kein einziges Spiel des diesjährigen Turniers gesehen hat)
- unverständlich: wenn nicht in gleichem Maße Aktionen gegen zB Aufführungen des Filmes "300" geplant wurden/werden

[Levi]

solange die Bild nicht wieder ein "Wir sind Deutschland" raushaut ... mir isses wayne ... mich nerven die Fähnchen, aber sollen die Leute doch machen ...

@Aktion ... peinlich .... da schämt man sich ja schon, selbst eher "links-orientiert" zu sein ..

[Wulgaru]

Ich lasse mir gerne Flaggen klauen, verpfeife auch keinen. Einzige Bedingung wäre für mich das mir der Dieb die Bedeutung der Flagge und ihrer Farben erklärt...man muss ja wissen was man hasst oder? :wink:

[Tigh]

Unterlasse bitte das verlinken voksverhetztenden Materials.
Danke. Verwarnung gibts trotzdem.
Scorcher24

[RVN0516]

Ich würd auch gern mal wissen ob die auch andere Flaggen abreissen oder nur Deutsche.
Oder ob diese auch gegen das hissen der Flaggen an öffentlichen Gebäuden sind, oder generell gegen Flaggen sind, schließlich sind diese das jeweiligen Symbol einer entsprechenden Nation.

[mr archer]

Genau so ist es. Aber wenn man Nationalismus schreibt, meint man doch nicht unbedingt den exklusiven Nationalismus, oder?

Ich finde es intellektuell ehrlich gesagt eine ziemliche Leistung, in der Frage jetzt eine Unterscheidung konstruieren zu können. Was ist denn der grundlegende Gedanke unter der Idee von der Nation (und mehr als eine Idee, ein in Wirklichkeit und Gefühl übersetztes Konstrukt ist es nicht), wenn nicht der der Exklusivität, des Auschließens des Anderen, der eben nicht zur "eigenen Nation" gehört? Nation ist doch die Vokabel eines geistesgeschichtlich sehr erfolgreichen Zugehörigkeits - Nicht-Zugehörigkeits - Diskurses. Was wäre denn ein "Nicht-exklusiver Nationalismus"? Ist das nicht ein Widerspruch in sich?

[Wulgaru]

Ich finde es ist umgekehrt immer eine ziemliche Leistung aus Sportbegeisterung den Nationalismus zu konstruieren, den wir deutsche überwiegend negativ assoziieren. Die deutschen Fahnen sind wieder weg, war dann wohl doch ersteres, nicht wahr?

[mr archer]

Ich finde es ist umgekehrt immer eine ziemliche Leistung aus Sportbegeisterung den Nationalismus zu konstruieren, den wir deutsche überwiegend negativ assoziieren. Die deutschen Fahnen sind wieder weg, war dann wohl doch ersteres, nicht wahr?

Ich bin jetzt auch nicht der Typ, der Leuten ihre bunten Tücherchen vom vierrädrigen Familienjuwel herunterpflückt und dann rechthaberische Belehrungspamphlete im üblichen Flugi-Jargon linker Gruppen zurücklässt. Ist nicht mein Stil. Ich bin aber durchaus ein sich politisch links deffinierender Mensch und gebe unabhängig davon gerne zu, dass diese exzessiv alle zwei Jahre nach außen getragene Schwarz-Rot-Gold - eritis bei mir bestenfalls Spot auslöst. Wenn ich diesen National-Ramsch an der Discounter-Kasse kurz vor dem Turnier schon sehe, muss ich lachen. Ich stelle mir dann immer die schlecht klimatisierte Wellblechbude in China vor, wo das Zeug ein halbes Jahr zuvor zusammen mit dem Krams für die anderen stolzen Nationen zusammengetackert und in Container verpackt wird. Wenn es den Leuten Spaß macht - herrjeh. Von mir aus.

Was mich eigentlich interessieren würde: Gibt es nicht eigentlich nur den Nationalismus? Was soll denn aus der Perspektive des 21. Jahrhunderts mit all den Erfahrungen der letzten hundert Jahre mit diesem Konzept und seinen Implikationen und nicht aus der Perspektive der Paulskirchenversammlung des 19. Jahrhunderts heraus das irgendwie andere am Nationalismus sein?

[Levi]

"Wir sind Deutschland" - aber nur solange der Ball fliegt
Außerdem wollen die Leute halt dazu gehören. Fußball eben. Die Leute rennen doch auch mit Bayern-, Werder- oder BVB-Schals (jaja, Mitte der 90iger. Keine Ahnung mit was heutzutage so rumgerannt wird) durch die Gegend, ohne sich ernsthaft mit der Stadt oder dem Verein zu identifizieren.
Hauptsache dazu gehören, das ist Fußball.

Vom Prinzip her, sehe ich es so wie Archer ... jedoch habe ich komplett resigniert zu versuchen es weiter zu verstehen. ... Ich komm einfach nicht dahinter, was Leute immer wieder aufs neue dazu treibt, diesen Kitsch mit zu machen. Wiederum beruhigt zumindest die Erkenntnis, dass es keinen ernsthaften/offensichtlichen Grund für das alles gibt, dahingehend, dass man auch nicht befürchten muss, dass diese Art von "Nationalismus" irgendwelche ideologischen Bedeutungen/Folgen haben wird.


Eigentlich würde ich bei den Thema immer gerne schreiben: "Dumme Menschen tun dummes". Aber das wäre dann wohl doch etwas zu pauschal.

[Wulgaru]

@Levi
Nichts für ungut, aber warst du nicht einer derjenigen die sich nicht für Fußball interessieren? Lass es dann bleiben, du hast keinen Zugang dazu und dann bringt es nichts zu werten. Das klingt nämlich gegenüber einem Fan äußerst arrogant, auch wenn du es sicher nicht so meinst.

@Archer
Wie gesagt, beim Sport geht es um Begeisterung die an nichts weiter als das Zugehörigkeitsgefühl zur Mannschaft oder zum Athleten geknüpft ist. Das was wir alle 2 Jahre erleben, ist lediglich das in größer, was für Sport immer gilt. Es ist nicht politisch.

@Nationalismus
Es gibt inklusiven und exklusiven Nationalismus. Das kam hier ja schon auf. Dir dürften beide Begriffe geläufig sein. Beides ist aber in meinen Augen nicht auf so etwas wie die Fußball-Em anzuwenden. Das was sich dort in den letzten Jahren in Deutschland zeigt, ist völlig normal und hat zuvor auch hier schon stattgefunden. Der Unterschied ist, dass es sich vom Wohnzimmer und Männlichkeit auf die Straße und alle Bürger verlegt hat. Wie gesagt....wer so etwas mit Nationalismus definieren will, kann dies gerne tun, aber darf sich dann auch gerne von mir Heuchelei vorwerfen lassen. :wink:

[crewmate]

Ich hab letztens jemanden mit ner kleinen Europaflagge rumfahren gesehen. Auch ein nettes Statement, wobei das von vielen wahrscheinlich wegen der Krise falsch verstanden wurde. Ich habe selbst eine Deutschlandfahne aus dem Fenster hängen. Ohne wirkliche Hintergedanken.

Soll ja jeder denken, was er will, aber wer beim Abreißen der Fahne eines fremden Autos erwischt wird, gehört verhauen. Die Aktion ist kein Diebstahl sondern Sachbeschädigung, da es nicht um Bereicherung geht. Jedenfalls ist es ein eindeutiger, rechtswidriger Angriff auf das Eigentum und kann mit Notwehr abgewendet werden.

Spoiler

Show

Ich habe mal 3 Leute verhauen, weil sie den Mercedesstern am Auto meines Vaters abreißen wollten. Idioten!

Edit: Reißt dieser Idiot eigtl. auch alle anderen Fahnen ab? Etwa spanische oder italienische? Die bedeuten dann ja soviel wie fehlende Integrationsbereitschaft und das ist dem öffentlichen Zusammenleben auch schädlich.

nice. Ich hab beim Egotronic Konzert auch "Raven gegen Deutschland" gebrüllt und bei Prinz Pi "Zum Lackkratzen am Edelschlitten" gesungen, aber tun würde ich sowas nicht. Sich so am Eigentum anderer zu vergreifen ist scheiße.

Die politische Gesinnung sagt noch lange nichts über die Intelligenz und Vernunft aus.

[mr archer]

Es gibt inklusiven und exklusiven Nationalismus. Das kam hier ja schon auf. Dir dürften beide Begriffe geläufig sein.

Sind mir geläufig. Und ich halte das Festhalten aus heutiger Perspektive an dieser Trennung für falsch. Inklusiver Nationalismus führt über kurz oder lang zu exklusivem Nationalismus. Nationalismus ohne etwas exklusives, also von ihm nicht eingeschlossenes macht ungefähr soviel Sinn wie Fleischkonsumierender Vegetarismus. Inklusiver und Exklusivere Nationalismus sind zwei Seiten der selben Medaille.

Ich persönlich habe dieses Konzept zur Einteilung meiner Welt soweit ich es selbst beeinflussen kann zu den Akten gelegt. Lässt mich emotional völlig kalt und taugt mir persönlich allenfalls noch für ironische Distanzierung.

Klar kann ich innerhalb eines dreiwöchigen Turniers auch mal für "Deutschland" sein. Das ist dann für mich aber nichts weiter als ein zeitlich begrenztes Theaterspiel an dem ich mich wissentlich und in einer selbstbestimmten Form beteilige. Wenn der Vorhang fällt ist es vorbei. Und wenn sich die D´land-Spieler während des Spiels plötzlich T-Shirts mit "Tika-Tuka-Land" als Länderbezeichnung überziehen würden, wäre es für mich auch kein Problem.