Insofern denke ich doch, dass man sich bei der Betrachtung der Fähigkeiten unterschiedlicher Lebewesen durchaus ein Stück weit auf die biologische Klassifizierung verlassen kann.
Kann man nicht, denn du isst nicht jede Klasse. Du isst nur einige willkürliche ausgewählte Sorten. Du kannst durch deine Argumentation nicht erklären, warum du Schweine isst aber keine Hunde. Warum du Kühe isst, aber keine Hamster. Warum du Thunfisch isst, aber keine Delfine usw.
Gerne doch, Fleisch schmeckt gut und enthält viele wichtige Nährstoffe, die aus Pflanzen nur unzureichend gewonnen werden können.
Das stimmt so auch nicht. 99% unseres Fleisches stammt aus Massentierhaltung und ist in Sachen Nährstoffgehalt äußerst fragwürdig zu betrachten. Es enthält keinerlei Nährstoffe, die nicht durch fleischfreie Ernährung gewonnen werden können. Aber darum ging es mir eigentlich nicht, ich will das nur nicht unkommentiert stehenlassen.
Nur möchte ich persönlich nicht darauf verzichten und bin auch bereit, diesen Anspruch argumentativ durchzusetzen.
Es gibt keine unwiderlegbaren Gründe für den Fleischverzehr, zumindest nicht in unseren Zivilisationsgraden. Von daher wird das schwer. Aber das muss man imho auch nicht, denn:
MMn kann man sich immer noch aussuchen, welche Ernährung man möchte.
Das sehe ich auch so, diese Entscheidung muss jeder selbst treffen.
Was mich anbelangt, sehe ich die kognitiven Fähigkeiten von Menschen denen unserer Nutztiere als dermaßen überlegen an, dass ich getrost davon sprechen kann, dass man sie nicht als menschenähnliche Persönlichkeiten überhöhen sollte
Das sehe ich auch so. Zwar ist in meiner Welt auch der Mensch nur ein Tier (das fällt uns allerdings nur ein wenn es die Frage zu klären gilt, ob Veganerinnen Sperma schlucken dürfen), und Tierversuche an Ratten sind deshalb hilfreich, weil siie mit uns genetisch zu 95% identisch sind, aber der Mensch ist allen anderen Tieren haushoch überlegen. Ich weiss auch nicht warum du überhaupt davon sprichst, dass Tiere nicht auf einer Stufe mit dem Menschen zu stellen sind? Was willst du damit ausdrücken? Warum ist das wichtig?
Ich hoffe, dass das nicht deine Rechtfertigung für den Fleischverzehr ist, für den du dich so gern rechtfertigst. Ich hoffe nicht, dass uns eine überlegene Spezies, die vielleicht mal auf uns trifft, mich mit dieser Begründung artgerecht hält und verspeist.
Meine Großeltern hatten einen Bauernhof. Zwar hatten die nur zwei Kühe, die auch nicht geschlachtet wurden, aber sie hatten Hühner und Schweine. Mein Opa war überdies auch noch Jäger und Angler.
Ich kann also mit Fug und Recht behaupten, dass ich zwar noch nie selbst geschlachtet hab (ich war aber dabei), allerdings kann ich sämtliche Wirbeltiere fachgerecht zerlegen. Daher weiß ich ,auch aus erster Hand, dass es anatomisch keinerlei nennenswerte Unterschiede zwischen Mensch, Giraffe oder Hase gibt. Ich bin mir sicher, ich könnte ein Schwein auch töten.
Du schreibst, dass es neben der Massentierhaltung auch Konzepte gibt, die die Rechte der Tiere einigermaßen wahren. Die gibt es allerdings idR nur theoretisch, denn bei den tatsächlich angewandten Methoden kommst du nicht mal in die Nähe eines Bereichs, in dem überhaupt auch nur die leiseste Überlegung ansteht, ob das irgendwie in Ordnung ist. Wir sind ja hier im Internet, bei Interesse dürfte Recherche nicht schwer sein. Ich schließe aber gleich noch mit ner Buchliste, möchte nur schnell meine kleine Bauernhofanekdote beenden. Schweine wehren sich wie verrückt gegen ihre Schlachtung, selbst wenn sie so human (human, also menschlich, witzig in diesem Zusammenhang) abläuft wie bei meinen Großeltern, die sich nie auf den Schlachttag gefreut haben oder denen das nicht auch Nahe gegangen wäre. Die waren halt nicht entfremdet von dem, was sie essen.
Nicht weit von der Stadt in der ich lebe gibt es einen Schweinebauern, der Biofleisch produziert. Und zwar nicht in Massentierhaltung und auch nicht diese hochgezüchteten Mastschweine, sondern eine alte Rasse, deren Fleisch nicht zu schnell wächst für ihren Knochenbau und die deshlab auch in der Lage sind über ne Wiese zu laufen. Da kostet das Pfund Hack 27€. 300g Biotofu kosten 2,29€. Also ich knalle nicht für 27€ Hackfleisch in meine Bolognese. Ich will auch ein Auto fahren können, meine Miete bezahlen und gelegentlich in den Urlaub. Außerdem kauf ich gern Kram wie Spiele, Blurays oder elktrische Küchengeräte und Kinderspielzeug.
Aber der eigentliche Aspekt ist doch der, meine Tofubolognese ist super (meine Grünkernbolognese zwar auch, aber die ist weiter weg von der Hackfleischbolognese) und Schlachten war auch damals unter humanen Bedingungen irgendwie nicht cool, um es mal vorsichtig zu formulieren. Wenn dich so ein Schwein anschaut, während du ihm den Bolzenschuss vor den Pläte hälst, dann kommt dir nicht der Gedanke ihm zu sagen: "Tja, hätteste mal ein Bild gemalt oder ein Gedicht geschrieben." Und finde ich halt, das muss doch nicht sein. Denn zu meinen überlegenen Fähigkeiten gehören auch Empathie und Mitgefühl und ich habe für mich keinen Grund und keine Rechtfertigung gefunden, warum ich Fleisch esse. Obwohl ich während der Lektüre der folgenden Bücher permanent damit beschäftigt war, einen zu finden, eine kleine Hintertür, irgendwas. Gab nur keine. Stattdessen hab ich rausgefunden, dass das, was ich über Milch und Milchgewinnung wusste, veraltet und falsch war.
Eine kleine Leselist, falls sich jemand näher damit beschäftigen will:
Richard Dawkins: Das egoistische Gen
Maria Rollinger: Milch besser nicht
Jonathan S. Foer: Tiere essen
Alexander Neubacher: Der Ökofimmel
Karen Duwe: Anständiig essen - Ein Selbstversuch
Marc Pierschel: Vegan!
Marsili Cronberg: Wie ich verlernte Tiere zu essen.
T.C. Campbell: China Study
Gábor Berzán: Maschinen der Fleischindustrie. EIn Lehrbuch für Aus- und Weiterbildung
Euro-Meat Handbuch der Fleischindustrie
Wincenty Pezacki: Die Fleischindustrie in prognostischer Sicht