Brakiri hat geschrieben:
Das FC3 seine Fehler hat, ist völlig klar. Ich würde es auch nicht wirklich zu den ausgezeichneten Spielen zählen, aber der Jahrmarkt-Vorwurf ist scheinheilig. Warum? Weil man das meiste nicht machen muss. Die Minispiele haben so gut wie keinen Einfluss auf das Spielgeschehen. [...] Ich könnte die Kritik nachvollziehen, wenn diese Sachen ein MUSS wären. Sind Sie aber nicht. Man kann das Game ohne Funktürme, ohne Jagdmissionen, ohne rote Steine und ohne Outposts befreien, lösen. Sogar die Fähigkeiten sind optional, da nur wenige wirklich das Spiel signifikant beeinflussen. [...]
Hm... ja und nein. Natürlich sind die ganzen Minigames und Quests kein Muss. Wenn ich ein Auge zuhalte und 90% der Symbole auf der Karte umfahre kann ich dem aus dem Weg gehen, ja. Aber, wie hier schon geschrieben wurde, ich brauche im Spiel Geld und Erfahrungspunkte, um mich zu versorgen und hochzuleveln. Vielleicht liegt es ja daran dass ich langsam alt werde und Sehkraft und Reflexe nachlassen, ich musste jedenfalls häufiger in eins der Dörfer latschen und meinen Munitionsbestand auffüllen. Ich kann natürlich auch jeden Korpus durchwühlen, den ich durchsiebt habe, oder jede Kiste umkippen, die ich finde. Aber im Ernst: Erstens ist das verdammt langweilig und zweitens dauert das, da man i. d. R. nur wertlosen Krempel (wer kauft eigentlich eine kaputte Spritze?) findet, eine Ewigkeit bis man mal ein paar Märker zusammengekratzt hat. Vielleicht
muss ich das erweiterte Magazin oder das Red Dot auch nicht haben, aber, wenn es mir im Laden schon so schön entgegenlacht,
möchte ich es vielleicht auch gerne haben...? Das ist ja letztlich (mitunter) das Prinzip solcher Spiele: geh da raus und tu was für dein Geld, dann kriegt du all die schönen Goodies, die dir dabei helfen im Kampf größer, stärker, mächtiger zu werden.
Mehr noch als für die Ausrüstung gilt das für die erlernbaren Fähigkeiten, die sind nämlich ein zentrales Element im Spiel. Vielleicht benötige ich sie nicht unbedingt so sehr wie in einem
Deus Ex: Human Revolution, aber auch hier gilt: ein großer Teil des Spielspaßes besteht in vielen Spielen darin, im Verlauf der Reise besondere Fähigkeiten zu entwickeln und damit, wenn ich mal pathetisch werden darf, zum Übermensch zu werden, Gott zu spielen in der kleinen Welt, in der ich mich bewege. Es gibt Spiele, die nahezu ausschliesslich davon leben,
Dishonored zum Beispiel, oder eben das genannte Deus Ex.
Was sagt das über ein Spiel aus, wenn ich mich dazu gezwungen fühle, zentrale Spielelemente zu ignorieren weil sie schlecht umgesetzt oder zumindest schlecht eingebunden sind? Und darüber hinaus, was bleibt dann noch? Die Hauptquest soll ja, wie so oft, ziemlich kurz sein. Warum sollte ich ein Spiel spielen, dass auf einer riesigen Insel spielt, auf der ich, lasse ich all das "Beiwerk" weg, ein paarmal von A nach B fahre und dann den Typ mit dem Iro abknalle und nach Hause fahre? Warum soll ich ein Spiel spielen, von dem ich nach Beendigung nur etwa 20, 30% des Contents gesehen habe? Sei mir nicht böse, aber der Vorschlag mit dem Buffet funktioniert nicht wirklich, zumindest nicht für mich. Ein Spiel wie FC3 ist kein "100-in-1" - Spielemodul, bei dem ich die Rennspiele ignorieren und mich ganz den Ballerspielen widmen kann, sondern ein Open World - Adventure das als Gesamtwerk funktionieren muss, weil es sonst seinem Konzept (Bereise die Welt, sammle Erfahrung, werde stärker) nicht gerecht werden kann.
Nicht falsch verstehen: ich will das Spiel nicht in Grund und Boden reden. Je nach persönlichem Geschmack kann man mit FC3 sicherlich eine Menge Spaß haben. Nur die um-die-90%-Wertungen die das Spiel ausserhalb dieser Seite bekommen hat, hat es meiner unmaßgeblichen Meinung nach nicht verdient. Denn mehr als eine nette Ballerei in einem netten Setting mit ein paar netten Features ist es wirklich nicht, weder spielerisch noch inhaltlich. Und für mich geht die Rechnung eben aus genannten Gründen nicht auf. But that´s just me.