Oh ja, da habe ich auch noch grausige Erinnerungen dran. Besonders spaßig sind ja die sogenannten "Interpretationshilfen" (aka Lese-Krücken), die in kleinen Heftchen von den Verlagen parallel zu den jeweiligen Meisterwerken herausgegeben werden. Damit man bloß keinen einzigen Satz bei Kafka NICHT auf seinen ollen Vater oder seine fertige Beziehung zu Felice schieben kann. Oder gar (*schock*) frei denkt, oder (*schock²*) auch mal gar nüscht denkt. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Kinder nach anfänglicher Lesebegeisterung auf den weiterführenden Schulen dann in eine Art "Leseloch" fallen, weil das Lesen doch mitunter sehr verkopft und anstrengend wird.Nuracus hat geschrieben:Pfff, erzähl das mal allen Deutschlehrern Deutschlands.Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:Aber es sollte klar sein, dass es bei so einem puzzlehaften Werk, dass nur mit vagen Andeutungen, Allegorien und narrativen Fetzen usw. arbeitet, eine "richtige" oder "falsche" Interpretation kaum geben wird. Wie so häufig.
Gruah, ich glaub ich hab kaum etwas so sehr gehasst in der Schule wie Interpretationen.
Dear Esther - Test
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Re: Dear Esther - Test
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Re: Dear Esther - Test
Komisch, bei mir ist es immer ein Manngracjanski hat geschrieben:ich hatte ein "come back", wenn ich am meer zu weit weggeschwommen bin. Und es war eine Frau
der bericht bei krawall.de war echt gut
Re: Dear Esther - Test
Dann wart ihr auf der falschen Schule bzw. hattet Pech mit den Lehrern. Interpretationshilfen sind letztlich nur Lösungsvorschläge und wurden auch immer als solche behandelt. Solange die eigene Interpretation argumentativ nachvollziehbar war, hat die noch jeder Deutschlehrer, den ich kenne, durchgehen lassen.Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben:Damit man bloß keinen einzigen Satz bei Kafka NICHT auf seinen ollen Vater oder seine fertige Beziehung zu Felice schieben kann. Oder gar (*schock*) frei denkt, oder (*schock²*) auch mal gar nüscht denkt. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Kinder nach anfänglicher Lesebegeisterung auf den weiterführenden Schulen dann in eine Art "Leseloch" fallen, weil das Lesen doch mitunter sehr verkopft und anstrengend wird.
Das Problem ist da eher, dass viele Schüler das meist eben nicht tun und sich einfach nur irgend einen Quatsch ausdenken, den sie nicht begründen können. Das wird dann natürlich auch nicht akzeptiert.
"There are no choices. Nothing but a straight line. The illusion comes afterwards, when you ask "Why me?" and "What if?". If you had done something differently, it wouldn't be you, it would be someone else, asking different questions."
Re: Dear Esther - Test
Lustig, dass du gerade Kafka als Beispiel gewählt hast. Die Interpretationshilfe zur "Verwandlung" war ca. doppelt so umfangreich wie das Werk selber.Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben: Oh ja, da habe ich auch noch grausige Erinnerungen dran. Besonders spaßig sind ja die sogenannten "Interpretationshilfen" (aka Lese-Krücken), die in kleinen Heftchen von den Verlagen parallel zu den jeweiligen Meisterwerken herausgegeben werden. Damit man bloß keinen einzigen Satz bei Kafka NICHT auf seinen ollen Vater oder seine fertige Beziehung zu Felice schieben kann. Oder gar (*schock*) frei denkt, oder (*schock²*) auch mal gar nüscht denkt. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Kinder nach anfänglicher Lesebegeisterung auf den weiterführenden Schulen dann in eine Art "Leseloch" fallen, weil das Lesen doch mitunter sehr verkopft und anstrengend wird.
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Re: Dear Esther - Test
Und genau DAS war der Grund, aus dem ich kein Kafka mehr lesen kann. Dieses überinterpretieren vernichtet bei mir jegliche Lust.HanFred hat geschrieben:Lustig, dass du gerade Kafka als Beispiel gewählt hast. Die Interpretationshilfe zur "Verwandlung" war ca. doppelt so umfangreich wie das Werk selber.
Ich glaube, ich hätte Kafka sonst wenigstens interessant gefunden.
Immerhin reichte es, den Gag in Spaceballs zu verstehen, bei dem sich Brooks heute noch fragt, was ihn dabei geritten hat.
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Re: Dear Esther - Test
Habe gerade die erste Stunde beendet und bin enttäuscht.
Auch wenn mich nie die Müdigkeit überfallen hat, dass ich keinerlei Interaktion durchführen kann zerstört mir meinen Spielsinn. Laufen geht nicht, springen tut das Spiel nur an Stellen die es selber erlaubt, habe die ganze Zeit versucht auf das Schiff zu kommen, um es erkunden zu dürfen, vor allem die gegenüberliegende dem Meer-entgegen sehende Seite - aber nein.
Für mich ist es sehr störend, wenn man mir klare Grenzen in Spielen aufzeigt. Sei es eine unlogische unsichtbare Wand (CoD etc.) oder meinen Möglichkeiten als "Mensch" nachgehen zu können. (springen um jeden beliebigen Punkt erreichen zu können)
Auch wenn mich nie die Müdigkeit überfallen hat, dass ich keinerlei Interaktion durchführen kann zerstört mir meinen Spielsinn. Laufen geht nicht, springen tut das Spiel nur an Stellen die es selber erlaubt, habe die ganze Zeit versucht auf das Schiff zu kommen, um es erkunden zu dürfen, vor allem die gegenüberliegende dem Meer-entgegen sehende Seite - aber nein.
Für mich ist es sehr störend, wenn man mir klare Grenzen in Spielen aufzeigt. Sei es eine unlogische unsichtbare Wand (CoD etc.) oder meinen Möglichkeiten als "Mensch" nachgehen zu können. (springen um jeden beliebigen Punkt erreichen zu können)
Re: Dear Esther - Test
Danke, daß du meine Aussage bestätigst:otothegoglu hat geschrieben:Habe gerade die erste Stunde beendet und bin enttäuscht.
Auch wenn mich nie die Müdigkeit überfallen hat, dass ich keinerlei Interaktion durchführen kann zerstört mir meinen Spielsinn. Laufen geht nicht, springen tut das Spiel nur an Stellen die es selber erlaubt, habe die ganze Zeit versucht auf das Schiff zu kommen, um es erkunden zu dürfen, vor allem die gegenüberliegende dem Meer-entgegen sehende Seite - aber nein.
Für mich ist es sehr störend, wenn man mir klare Grenzen in Spielen aufzeigt. Sei es eine unlogische unsichtbare Wand (CoD etc.) oder meinen Möglichkeiten als "Mensch" nachgehen zu können. (springen um jeden beliebigen Punkt erreichen zu können)
"Richtig. Das ist kein Spiel, das ist Kunst.
Wer da nach "Spiel" Maßstäben rangeht, kann nur enttäuscht werden."
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Re: Dear Esther - Test
Nun habe ich mich endlich selbst mal diesem Titel gewidmet, der hier so sehr die Gemüter gespalten hat. Die ersten 10 Minuten war ich ob der großen Gebiete und der langsamen Gehgeschwindigkeit doch noch ziemlich genervt. Aber spätestens bei der Sichtung einer Gestalt, die sich dann hinter einem Felsen verbarg, hat mich mein Interesse gepackt. Mit der Höhle erreicht das Spiel seinen Höhepunkt. Ich fühlte mich wie damals in Riven. Als Entdecker einer Welt. Nur dass es auf den fünf Inseln von Riven Knöpfe und Schalter und logische Zusammenhänge gab. In Dear Esther interagiert man nicht, aber mich hat das kaum mehr gestört.
Ich habe das große Ganze noch nicht verstanden, aber einige Details sind aufgefallen, müssen nur noch irgendwo eingeordnet werden. Sehr schönes Spiel, definitiv.
Das war Ethanol. Zumindest diese erste Formel direkt im ersten Haus. Und es ist wichtig, dass es gerade Ethanol ist. Ich glaube, in diesem Spiel wurde ziemlich wenig dem Zufall überlassen. Es strotzt nur so von Symbolik, dagegen wirkt selbst das symbolträchtige Silent Hill 2 nüchtern und wörtlich. In der Höhle sind sehr viel weitere Formeln. Überhaupt sind in diesem Spiel Unmengen an interessanter Details versteckt.Jörg hat geschrieben:Jemand hat mit blau leuchtender Farbe eine chemische Formel daran gepinselt.
Spoiler
Show
Zum Beispiel befinden sich in der Höhle Zeichnungen verschiedener Neurone, also Nervenzellen. Unipolare Nervenzellen, bipolare Nervenzellen, alles dabei. Daneben befinden sich Skizzen von elektrischen Schaltungen. Und dann sind da wieder die chemischen Formeln. Eine hab ich mir aufgezeichnet. Ist ein 1,2-Dihydroxybenzolderivat gewesen mit einem Amin am 5. Kohlenstoff. Hab noch nicht rausgefunden, was es ist, aber ich denke, die Höhle versinnbildlicht den Körper, vorallendingen den Kopf mit all den Sinnesorganen, den Neuronen (Biologie), die wie elektrische Schaltkreise (Physik) miteinander verbunden sind und Transmitter (Chemie) durch die Gegend jagen. Später beginnen die Grenzen zu verschmelzen und chemische Strukturformeln vermischen sich mit Teilen des Schaltkreises und andersrum.
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Re: Dear Esther - Test
Danke für diese Recherche, ich habe mich selber gefragt, was die ganzen Formeln in der Höhle darstellen sollten (ich wusste nur das mit dem Ethanol). Aber Hut ab, dass du dich noch weiter intensiv mit dem Spiel beschäftigt hast, ist nicht mehr selbstverständlich heutzutage, nicht nur bei Dear Esther, sondern allgemein.SpookyNooky hat geschrieben:Das war Ethanol. Zumindest diese erste Formel direkt im ersten Haus. Und es ist wichtig, dass es gerade Ethanol ist. Ich glaube, in diesem Spiel wurde ziemlich wenig dem Zufall überlassen. Es strotzt nur so von Symbolik, dagegen wirkt selbst das symbolträchtige Silent Hill 2 nüchtern und wörtlich. In der Höhle sind sehr viel weitere Formeln. Überhaupt sind in diesem Spiel Unmengen an interessanter Details versteckt.Ich habe das große Ganze noch nicht verstanden, aber einige Details sind aufgefallen, müssen nur noch irgendwo eingeordnet werden. Sehr schönes Spiel, definitiv.SpoilerShowZum Beispiel befinden sich in der Höhle Zeichnungen verschiedener Neurone, also Nervenzellen. Unipolare Nervenzellen, bipolare Nervenzellen, alles dabei. Daneben befinden sich Skizzen von elektrischen Schaltungen. Und dann sind da wieder die chemischen Formeln. Eine hab ich mir aufgezeichnet. Ist ein 1,2-Dihydroxybenzolderivat gewesen mit einem Amin am 5. Kohlenstoff. Hab noch nicht rausgefunden, was es ist, aber ich denke, die Höhle versinnbildlicht den Körper, vorallendingen den Kopf mit all den Sinnesorganen, den Neuronen (Biologie), die wie elektrische Schaltkreise (Physik) miteinander verbunden sind und Transmitter (Chemie) durch die Gegend jagen. Später beginnen die Grenzen zu verschmelzen und chemische Strukturformeln vermischen sich mit Teilen des Schaltkreises und andersrum.
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Re: Dear Esther - Test
Bei mir ist es schon etwas her dass ich es gespielt habe (Release) aber ergibt sich das nicht eh relativ sinnig aus der Geschichte, was das so ungefähr bedeuten soll?
Da steckt natürlich noch weit mehr drinnen aber so ungefähr hab ich mir das zusammengereimt und für mich ergibt es Sinn.
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es geht doch um einen Autounfall bei dem anscheinend Esther gestorben/ins Koma gefallen ist.
Und man selbst spielt den Ehemann der in tiefer Depression quasi traumatisiert und alleingelassen über die Insel seiner Traurigkeit wandert.
Wahrscheinlich versucht(e) er sich selbst mit Alkohol (= Ethanol) bzw. anderen Substanzen oder Antidepressiva (= die anderen Formeln? - habe die nicht überprüft) zu betäuben.
All diese Substanzen besetzen ja diverse Rezeptoren von Neuronen.
Parallel gibt es ja noch viele religiöse Symboliken. Vermutlich hat er sich in seiner Trauer an Gott gewandt.
"The road to damascus" steht auch für ein einschneidendes Erlebnis im Leben.
Diese Schatten die man sieht waren für mich die Visualisierung seiner Wut, Trauer, vielleicht Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Hass auf den Unfallverursacher (war das er selbst?).
Am Ende gelangt er zum Sendemast (er möchte sich jemandem mitteilen) und stürzt sich runter (ob das symbolisch so gemeint ist dass er nur durch den Suizid frei wie ein Vogel wird...keine Ahnung)
Und man selbst spielt den Ehemann der in tiefer Depression quasi traumatisiert und alleingelassen über die Insel seiner Traurigkeit wandert.
Wahrscheinlich versucht(e) er sich selbst mit Alkohol (= Ethanol) bzw. anderen Substanzen oder Antidepressiva (= die anderen Formeln? - habe die nicht überprüft) zu betäuben.
All diese Substanzen besetzen ja diverse Rezeptoren von Neuronen.
Parallel gibt es ja noch viele religiöse Symboliken. Vermutlich hat er sich in seiner Trauer an Gott gewandt.
"The road to damascus" steht auch für ein einschneidendes Erlebnis im Leben.
Diese Schatten die man sieht waren für mich die Visualisierung seiner Wut, Trauer, vielleicht Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Hass auf den Unfallverursacher (war das er selbst?).
Am Ende gelangt er zum Sendemast (er möchte sich jemandem mitteilen) und stürzt sich runter (ob das symbolisch so gemeint ist dass er nur durch den Suizid frei wie ein Vogel wird...keine Ahnung)
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Re: Dear Esther - Test
Bitte. Macht halt Spaß.Anesthetize hat geschrieben:Danke für diese Recherche, ich habe mich selber gefragt, was die ganzen Formeln in der Höhle darstellen sollten (ich wusste nur das mit dem Ethanol). Aber Hut ab, dass du dich noch weiter intensiv mit dem Spiel beschäftigt hast, ist nicht mehr selbstverständlich heutzutage, nicht nur bei Dear Esther, sondern allgemein.
Dass die Formeln genau das bedeuten und genau aus dem Grund dastehen, muss auch nicht wirklich stimmen. Aber das ist das, was ich mir dazu überlegt habe. Das Tolle an so interpretationswürdigen Spielen ist natürlich auch, dass jeder seine eigene Bedeutung finden kann. Das macht es auch persönlicher.
@ Chibiterasu: So im groben habe ich das auch verstanden. Nur:
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Das mit dem Autounfall und dass es um Schuld geht wurde mir klar als es in der Höhle beim Aufprall im Wasser den sehr plakativen Traum gibt. Sehr schön fand ich das Detail, dass man auftauchen muss, um weiterzukommen. Weg vom Ort des Schreckens hin zur Oberfläche, um überhaupt erst wieder atmen zu können.
Das nächste mal werde ich danach Ausschau halten.
Mit den religiösen Aspekten habe ich mich noch gar nicht befasst, es ist aber sehr sicher, dass Religion eine Rolle spielt, ja. Was er da erlebt, ist ja eigentlich nichts anderes als eine Passion, ein Leidensweg.
Das mit dem Sendemast verstehe ich auch noch nicht. Auch wenn ganz am Ende, wenn der Protagonist über die Briefe (Boote) fliegt, Stimmen zu hören sind. Erst vermischen sie sich mit der Musik und dann fangen sie an, dissonant zu klingen, als gehören sie nicht zum Chor dazu. Ich glaube sie rufen 'Donelly'. Donelly wird häufiger vom Protagonist erwähnt. Der Protagonist hat ihm das Buch geklaut und er sagt öfter den Namen "Esther Donelly". Ich bin mir nicht sicher, aber das würde zum Splitten der Persönlichkeiten passen. Er selbst heißt Donelly. Das ist sein Familienname. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber so reime ich mir das jetzt zu diesem Zeitpunkt zusammen. Was, wenn er seine Schuld in einem komatösen Delirium durchlebt und die Stimmen ihm zurufen. Das letzte, was man hört ist "Wake up" bevor der Bildschirm schwarz wird und schwarz bleibt.
Das mit den Antidepressiva ist auch nicht schlecht. Das mit dem Ethanol habe ich so verstanden, dass dieser überhaupt erst zum Unfall führte, deswegen auch die größere Bedeutung. Könnte aber auch sein, dass er sich erst nach dem Unfall mit Alkohol betäubte. Er splittet ja ein bisschen seine Persönlichkeit und redet von einem Teil, der immer betrunken ist (Name vergessen). Quasi der resignierte, destruktive Teil in ihm. Noch mal zurück zu den Antidepressiva. Gegen Ende wurde bei mir erwähnt, dass er Diazepam in sich reinstopfte, so wie er früher Chemie gebüffelt hat (im englischen wurde für reinstopfen und büffeln das gleiche Wort verwendet: "to cram"). Diazepam ist gegen Angstzustände, die er wohl wegen des Unfalls hat (Posttraumatische Belastungsstörung). Ich habe die Formel für Diazepam noch nicht im Spiel gefunden:Chibiteramisu hat geschrieben:Wahrscheinlich versucht(e) er sich selbst mit Alkohol (= Ethanol) bzw. anderen Substanzen oder Antidepressiva (= die anderen Formeln? - habe die nicht überprüft) zu betäuben.
All diese Substanzen besetzen ja diverse Rezeptoren von Neuronen.
Das nächste mal werde ich danach Ausschau halten.
Mit den religiösen Aspekten habe ich mich noch gar nicht befasst, es ist aber sehr sicher, dass Religion eine Rolle spielt, ja. Was er da erlebt, ist ja eigentlich nichts anderes als eine Passion, ein Leidensweg.
Da bin ich ratlos. Ich habe es so verstanden, dass er selbst der Unfallverursacher war, da bin ich irgendwie sofort von ausgegangen (auch weil ich dachte: ist tragischer, ist bestimmt so xD).Chibi hat geschrieben:Diese Schatten die man sieht waren für mich die Visualisierung seiner Wut, Trauer, vielleicht Schuldgefühle, Hilflosigkeit, Hass auf den Unfallverursacher (war das er selbst?).
Das mit dem Sendemast verstehe ich auch noch nicht. Auch wenn ganz am Ende, wenn der Protagonist über die Briefe (Boote) fliegt, Stimmen zu hören sind. Erst vermischen sie sich mit der Musik und dann fangen sie an, dissonant zu klingen, als gehören sie nicht zum Chor dazu. Ich glaube sie rufen 'Donelly'. Donelly wird häufiger vom Protagonist erwähnt. Der Protagonist hat ihm das Buch geklaut und er sagt öfter den Namen "Esther Donelly". Ich bin mir nicht sicher, aber das würde zum Splitten der Persönlichkeiten passen. Er selbst heißt Donelly. Das ist sein Familienname. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber so reime ich mir das jetzt zu diesem Zeitpunkt zusammen. Was, wenn er seine Schuld in einem komatösen Delirium durchlebt und die Stimmen ihm zurufen. Das letzte, was man hört ist "Wake up" bevor der Bildschirm schwarz wird und schwarz bleibt.
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Re: Dear Esther - Test
Ja, jetzt packt mich sogar auch wieder die Neugierde.
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Auf jeden Fall alles interessant was du schreibst. Beim Unfall bin ich mir auch nicht sicher ob eben nicht er selbst auch der Verursacher war (nach ner Party auf Alkohol) und Esther eben als Beifahrerin gestorben ist, im Koma liegt - würde dem ganzen natürlich noch ne ordentliche Portion Tragik mitgeben und Schuldgefühle sind auch plausibler.
Der plakative Traum war natürlich die Schlüsselszene. Das "unter Wasser" macht die Sache ja entrückt, vage und fremd, als habe er versucht es zu verdrängen.
Auch fühlen sich viele depressive Menschen wie unter Wasser. Irgendwie dumpf und leiser.
Bei den Schatten bin ich mir auch sehr unsicher. Teil seiner Persönlichkeit oder doch andere Personen. Es gibt ja den Schäfer der vor ewig langer Zeit gelebt hat (vielleicht ist das er lange vor dem Unfall - wo er quasi noch ein sanftmütiger Beschützer war), dann
den eher zerstörerischen Paul (?) der den Unfall verursacht hat (seine Sünde - Paul steht glaub ich für den Apostel Paulus, der quasi als begründer der Sündenlehre im Christentum gilt. Ich weiss nur dass irgendwo im Spiel stand "Paul on the road to damascus", Paulus soll auch als Missionar nach Damaskus gereist sein)... naja.
Was den Kartographen representiert weiß ich noch nicht so genau. Teilweise habe ich einmal an einen Psychater gedacht, der sich ein Bild vom geisteszustand des Protagonisten machen will...
Naja, mehr fällt mir nicht mehr ein.
Schönes Spiel!
Der plakative Traum war natürlich die Schlüsselszene. Das "unter Wasser" macht die Sache ja entrückt, vage und fremd, als habe er versucht es zu verdrängen.
Auch fühlen sich viele depressive Menschen wie unter Wasser. Irgendwie dumpf und leiser.
Bei den Schatten bin ich mir auch sehr unsicher. Teil seiner Persönlichkeit oder doch andere Personen. Es gibt ja den Schäfer der vor ewig langer Zeit gelebt hat (vielleicht ist das er lange vor dem Unfall - wo er quasi noch ein sanftmütiger Beschützer war), dann
den eher zerstörerischen Paul (?) der den Unfall verursacht hat (seine Sünde - Paul steht glaub ich für den Apostel Paulus, der quasi als begründer der Sündenlehre im Christentum gilt. Ich weiss nur dass irgendwo im Spiel stand "Paul on the road to damascus", Paulus soll auch als Missionar nach Damaskus gereist sein)... naja.
Was den Kartographen representiert weiß ich noch nicht so genau. Teilweise habe ich einmal an einen Psychater gedacht, der sich ein Bild vom geisteszustand des Protagonisten machen will...
Naja, mehr fällt mir nicht mehr ein.
Schönes Spiel!
Re: Dear Esther - Test
Die Literaturzeit in der Schule fand ich auch immer "lustig". Manche "richtige" Interpretationen (meine damit nicht nur Werke von Kef...äh Kafka) fand ich stellenweise ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Kommt da eigentlich niemand auf die Idee, dass sich der Verfasser vielleicht auch mal garnichts dabei gedacht hat? Immer muss jedes noch so kleine Wort eine Bedeutung haben. Ich lese sehr gerne, aber dank diesen Interpretationsgeschichten, hatte ich an den eigentlich tollen Werken kaum Spaß.Lord Hesketh-Fortescue hat geschrieben: Oh ja, da habe ich auch noch grausige Erinnerungen dran. Besonders spaßig sind ja die sogenannten "Interpretationshilfen" (aka Lese-Krücken), die in kleinen Heftchen von den Verlagen parallel zu den jeweiligen Meisterwerken herausgegeben werden. Damit man bloß keinen einzigen Satz bei Kafka NICHT auf seinen ollen Vater oder seine fertige Beziehung zu Felice schieben kann. Oder gar (*schock*) frei denkt, oder (*schock²*) auch mal gar nüscht denkt. Es kommt nicht von ungefähr, dass viele Kinder nach anfänglicher Lesebegeisterung auf den weiterführenden Schulen dann in eine Art "Leseloch" fallen, weil das Lesen doch mitunter sehr verkopft und anstrengend wird.
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Re: Dear Esther - Test
Ist schon lange her, dass ich mal im Netz nach Interpretationen und damit andere Eindrücken gesucht habe. Ich glaube bei Krawall.de gab es ien Interview mit einem der Mache und da haben sie verraten, dass sie das Spiel so konzipiert haben, dass man bei einem mal durchspielen sich die Story selber im Kopf zusammenreimt, obwohl das Spiel selber alle informationen nicht preisgibt. Die Verknüpfungen zwischen den Informationen macht unser Gehirn selbst, da wir veranlagt sind Informationen zu einer Geschichte zu verknüpfen um sie besser zu speichern oder zu verstehen. Spielt man es ein anderes mal, kommen andere Infos, das Hirn macht daraus eine andere Geschichte. Ob es wirklich eine gesamte Geschichte gibt, hat er nicht verraten, es kann also gut sein, dass es keine eine Wahrheit gibt und es darum auch gar nicht geht.
Der Ansatz mit mehreren Persönlichkeiten ist interessant, kann aber auch falsch sein. Es können auch Freunde sein und einer davon war der Unfallverursacher.
Der Ansatz mit mehreren Persönlichkeiten ist interessant, kann aber auch falsch sein. Es können auch Freunde sein und einer davon war der Unfallverursacher.
aktuell am spielen: Baldurs Gate 2,
Noch vor mir: Arcanum ?, Astebreed ?, Civilization V, Company of Heroes, Crysis, Dark Souls, Day of the Tentacle, Dead Space 1 2 ?, Europa Universalis 4, Final Fantasy 7, Gone Home ?, Gothic 2, GTR 2, Half-Life/ Black Mesa, Homeworld, Heroes of Might & Magic 3, Ikaruga, Medal of Honor - Pacific Assault, Mafia 1, Neverwinter Nights 2, Oblivion, Path of Exile, Rayman Legends, Skyrim, South Park ?, System Shock 2, Total War - Shogun 2
Noch vor mir: Arcanum ?, Astebreed ?, Civilization V, Company of Heroes, Crysis, Dark Souls, Day of the Tentacle, Dead Space 1 2 ?, Europa Universalis 4, Final Fantasy 7, Gone Home ?, Gothic 2, GTR 2, Half-Life/ Black Mesa, Homeworld, Heroes of Might & Magic 3, Ikaruga, Medal of Honor - Pacific Assault, Mafia 1, Neverwinter Nights 2, Oblivion, Path of Exile, Rayman Legends, Skyrim, South Park ?, System Shock 2, Total War - Shogun 2
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Re: Dear Esther - Test
Das Ding lässt mich einfach nicht los. Hab mich noch mehrmals auf die Insel begeben, bin fasziniert auf Erkundungstour gegangen und habe weiter den Kommentaren des Erzähler gelauscht, Theorien verworfen und Theorien erstellt. Den Test der Gamestar fand ich übrigens auch sehr bezaubernd zu lesen. Besonders löblich fand ich: "Da Dear Esther quasi keinerlei Gameplay-Elemente besitzt und sich durch seinen experimentellen Ansatz auch keinem Genre zuordnen lässt, haben wir bewusst auf eine Wertung verzichtet." - Fand ich passend, sehr gut.
Hat was Empirisches.
Spoiler folgen!
Wie auch immer, ich hab mich ja in die naturwissenschaftlichen Themen des Spieles eingeschossen. Die chemische Formel für Ethanol hat ja jeder bemerkt. Paul war Chemiker, das war auch klar.
Es gibt aber im Spiel eine weitere Formel, die jedoch unvollständig ist, weil die Stelle, an denen eigentlich die Atome zu sehen sein sollten, irgendwie verwaschen ist. Am Ende jedoch sieht man die komplette Formel, kurz vor dem Sendeturm. Es ist Ranitidin, ein Antihistaminikum, das gegen Magensäureüberproduktion hilft. Also wenn Menschen Sodbrennen beispielsweise haben, ist das ein Mittel, um das ein bisschen einzudämmen.
Jetzt fragt man sich: Was hat das mit dem Spiel zu tun? Dann hab ich mich an etwas anderes erinnert. Relativ am Anfang sagt der Erzähler über Paul (ich weiß nicht, ob er das immer sagt, aber ich hab's schon gehört), dass dieser mit "antacid yoghurt" handelte. Ich habe "antacid" immer fälschlicherweise mit "Ameisensäure" übersetzt. -.- Das wäre aber "formic acid" (wegen Formica - die Ameise). Egal, auf jeden Fall ist "antacid" ein Arzneimittel (Antazida auf deutsch), das zur - tadaaa - Neutralisierung der Magensäure genutzt wird.
Das Benzoderivat, von dem ich oben sprach, hab ich auch rausgefunden. Das ist Dopamin, ein Transmitter, der im Gehirn eine wichtige Rolle spielt, vorallendingen was Steuerung des Antriebs und der Motivation angeht. Bei Patienten mit Parkinson fehlt oft Dopamin in den Basalganglien, weil die substantia nigra abstirbt. Ein Dopaminüberschuss jedoch kann Psychosen auslösen. Der genaue Zusammenhang zum Spiel muss ich mir noch erschließen, vielleicht hat auch die Syphilis von Donnelly was damit zu tun.
Muss glaube ich noch ein paar mal durchspielen, dann entdecke ich wieder neue Sachen.
Das trifft es ziemlich gut. Man füllt Lücken mit Phantasie aus, die das, was man schon weiß, nicht irgendwie schadet. Kommt eine neue Information hinzu, muss jede Theorie noch mal abgeklopft werden, um Widersprüche zu vermeiden. Man baut um, so lange, bis es wieder passt.gracjanski hat geschrieben:[...]dass man bei einem mal durchspielen sich die Story selber im Kopf zusammenreimt, obwohl das Spiel selber alle informationen nicht preisgibt.
Hat was Empirisches.
Spoiler folgen!
Wie auch immer, ich hab mich ja in die naturwissenschaftlichen Themen des Spieles eingeschossen. Die chemische Formel für Ethanol hat ja jeder bemerkt. Paul war Chemiker, das war auch klar.
Es gibt aber im Spiel eine weitere Formel, die jedoch unvollständig ist, weil die Stelle, an denen eigentlich die Atome zu sehen sein sollten, irgendwie verwaschen ist. Am Ende jedoch sieht man die komplette Formel, kurz vor dem Sendeturm. Es ist Ranitidin, ein Antihistaminikum, das gegen Magensäureüberproduktion hilft. Also wenn Menschen Sodbrennen beispielsweise haben, ist das ein Mittel, um das ein bisschen einzudämmen.
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Das Benzoderivat, von dem ich oben sprach, hab ich auch rausgefunden. Das ist Dopamin, ein Transmitter, der im Gehirn eine wichtige Rolle spielt, vorallendingen was Steuerung des Antriebs und der Motivation angeht. Bei Patienten mit Parkinson fehlt oft Dopamin in den Basalganglien, weil die substantia nigra abstirbt. Ein Dopaminüberschuss jedoch kann Psychosen auslösen. Der genaue Zusammenhang zum Spiel muss ich mir noch erschließen, vielleicht hat auch die Syphilis von Donnelly was damit zu tun.
Muss glaube ich noch ein paar mal durchspielen, dann entdecke ich wieder neue Sachen.