Nachbetrachtungen von Spielen

Was gefällt euch gut, was weniger gut an 4Players?

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Mauricius
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Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von Mauricius »

Hallo,

ich wollte mal nachfragen, was die Redaktion von Nachbesprechungen zu spielen hält und warum es diese (nicht nur hier) nicht gibt?
Mir geht es z.B. so, dass ich keine Tests mehr lese, wenn ich das Spiel ohnehin selbst spiele, denn ich hab durch Trailer etc. in der Regel ausreichend Informationen vor dem Kauf und kann abschätzen, ob das Spiel mir gefallen wird oder eher nicht. Und mir reicht dann auch meine Spielerfahrung, Tests, Threads und auch übermäßig viele Videos spare ich mir, weil ich idR. nicht die kleinste Kleinigkeit gespoilert haben will.
Was mir aber fehlt im Spielejornalismus sind Nachbesprechungen. Wie ist The Walking Dead rückblickend einzistufen im Hinblick auf die Wiederauferstehung des Adventures auf Konsolen? War L.A. Noire diesbezüglich auch wichtig oder kann es noch werden? Hat Assassins Creed die Klettermechaniken in heutigen Spielen richtungsweisend verändert? Wie gut war GTA 4 eigentlich wirklich? Kann man ein Spiel wie Alan Wake losgelöst von der Sehnsucht besprechen, die der Titel seit Ankündigung geweckt hat und letzlich nicht bediente?

Solche Themen bespreche ich ja letztlich auch mit meinen spielenden Freunden und das ist für mich wesentlich interessanter. Will sowas sonst niemand lesen oder gibt es keine Kapazitäten für nicht aktuelle Besprechungen?
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mr archer
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von mr archer »

Mauricius hat geschrieben: Will sowas sonst niemand lesen oder gibt es keine Kapazitäten für nicht aktuelle Besprechungen?
Ja! Hier! Her damit!

Das wäre nämlich journalistisches Arbeiten am Kanon. Vermisse ich schmerzlich.
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dx1
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von dx1 »

Ich würde so etwas auch gern lesen, aber die Frage ging ja nicht an mich, sondern an die Redaktion.
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Deuterium
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von Deuterium »

Hey Redaktion: Wichtige Frage! Das wäre arschgeil. Jörg hat sowas mal irgendwann angerissen. Ich glaube in einer RPG Diskussion...
Zuletzt geändert von Deuterium am 06.10.2013 21:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Chibiterasu
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von Chibiterasu »

Wäre für mich auf jeden Fall auch reizvoller als Tests, die dann doch immer noch viel auf die Technik etc. eingehen müssen.
Tests lese ich auch quasi kaum mehr.

Dafür Zeitschriften wie Retro Gamer (die sicher oft recht nostalgiegeblendet schreiben) und ich kann mir sowas auch gut für nicht ganz so alte Spiele vorstellen.
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Wulgaru
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von Wulgaru »

Solange das nicht in reine Retro-Tests ausartet (hey ich fand Day of the Tentacle und System Shock super...ach nein? Gut das das der 8888. nochmal sagt), die ihr hier ja eh schon habt, würde ich das auch gerne sehen. Gerne mal auch Spiele die ihr privat gerne zockt, gezockt habt.
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mr archer
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von mr archer »

Nein, keine Retro-Tests, so habe ich die Anregung nicht verstanden. Sondern mal einen etwas stärker die Synthese suchenden, zusammenfassenden Blick. Mal zwei Beispiele aus meiner Sicht:

1. Anlässlich Bioshock Infinite hätte ein Text zur Entwicklung von Ken Levines Verständnis von Entscheidungsfreiheit und Plotaufbau geschrieben werden können.
2. Das kommende Thief 4 wäre ein guter Anlass, über die Entwicklung von Stealth-Spielen und die Rolle des Leveldesigns in ihnen zu schreiben.

Fort von der sturen Einzelbetrachtung als "Test" als ausschließlichem Inhalt der Berichterstattung. Hin zu übergreifenderen Genre-Perspektiven. Es gab hier mit der Spielkultur in der Vergangenheit ja schon mal journalistische Versuche in die Richtung. Allerdings kostet das Schreiben solcher Artikel Zeit. Und ist deswegen für den Verlag (zu ?) teuer. Daher wird das im derzeitigen Format von 4players wohl eher ein Wunschtraum bleiben.

Allerdings frage ich mich manchmal, ob der Redaktion der derzeitige Status quo wirklich genügt. Hier kann der eine oder andere (eine die gibt's ja nicht) ja erwiesenermaßen wirklich schreiben. Wenn man sich das Tagesgeschäft hier anschaut - das kann es doch nicht wirklich gewesen sein, oder?
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Wulgaru
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von Wulgaru »

Also so wird das sicher nicht passieren, weil der Shitstorm vorprogrammiert ist. Ich bin der Meinung das Game xy dies und jenes für das Genre getan hat, ganz im Gegensatz zu Spiel vw...ob man darauf dann Bock hat als Redakteur?
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mr archer
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von mr archer »

Wulgaru hat geschrieben:Also so wird das sicher nicht passieren, weil der Shitstorm vorprogrammiert ist. Ich bin der Meinung das Game xy dies und jenes für das Genre getan hat, ganz im Gegensatz zu Spiel vw...ob man darauf dann Bock hat als Redakteur?
Also wenn ich mich wirklich als Spielejournalisten und Kritiker ernst nehmen würde, dann hätte ich genau darauf Bock, ja. Deswegen arbeitet man sich doch mit Leidenschaft über Jahre hinweg in eine Kulturgattung ein und erwirbt sich dort Kenntnisse, die über die des "einfachen Konsumenten" hinaus gehen. Das ist doch schließlich das symbolische Kapital, auf dem meine Autorität als Kritiker fußt. Wenn ich kein Reich-Ranicki meines Faches werden will - dann kann ich es auch gleich lassen und das Geschäft den Kundenrezensenten bei Amazon überlassen. Wer keine Lust auf Kanonpflege und Streit über diesen hat, der ist im Kritikerfeuilleton eigentlich fehl am Platz.
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IEP
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von IEP »

Als von Tests losgelöst könnte ich mir solche Sachen als Reportagen gut vorstellen. Es bringt ja nichts, alte Wertungen zu ändern, aber Spiele und Hintergründe nochmal zu beleuchten und den Fortschritt (oder Rückschritt) der einzelnen Entwickler und Entwicklungen aufzuzeigen könnte interessant sein.
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Jörg Luibl
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von Jörg Luibl »

Hallo,

danke für die Anregung; so etwas spukt tatsächlich schon länger in meiner Schublade. Ich glaube, ich hab das auch schonmal erwähnt und diskutiert. Diese Nachbesprechungen wären ein Format, das quasi einem wertenden Rückblick gleich - keine nostalgische Zeitreise, sondern eine Art relativchronologische Einschätzung, die den Vergleich mit aktueller Qualität sowie vielleicht eine Wirkungsdebatte einschließt. Das würde diese Analyse sehr interessant und aufwändig machen.

Das ebenso Spannende wie Streitbare wäre natürlich auch der potenzielle Widerspruch zum eigenen Archiv, vielleicht sogar zur eigenen Einschätzung. Und die meisten Spiele würden vermutlich wesentlich schlechter wegkommen. Allerdings muss man da verflixt aufpassen, in welchem Zeitfenster man soetwas anbietet, damit man nicht noch vom x-ten Patch überholt wird. :wink:

Man darf nur nicht vergessen: Das Tagesgeschäft ist hier ja nicht nur der "schnöde" Test. Hier sagen zwar einige, dass dieser gar nicht so interessiert, aber Leute: das ist für die meisten einfach das Wichtigste an dieser Seite. So ein Arbeitstag besteht noch aus vielen anderen Dingen, die Zeit fressen und jedes neue Format muss zumindest eine zweiwöchige Regelmäßigkeit besitzen, damit es überhaupt etabliert werden kann. Wir sind froh, dass wir mit diesem kleinen Team die Klassiker, die Soundtrack-Kritiken und Brettspiel-Empfehlungen nebenbei anbieten können. Aber wie gesagt: Nachbesprechungen sind ein interessantes Thema. Und noch spukt es.

Aber mal konkrete Antworten zu den Fragen von Mauricius:

Wie ist The Walking Dead rückblickend einzistufen im Hinblick auf die Wiederauferstehung des Adventures auf Konsolen?

Ist noch zu früh, zu frisch. Interessant ist ja, dass sich das Genre des Adventures plattformübergreifend immer weiter gedehnt hat und endlich neue Ufer erreicht. Walking Dead hat sicher die Tür zu einer Art von Adventure geöffnet, in der Charaktere und deren emotionale Entwicklung, Storytelling und Entscheidungen im Vordergrund stehen. Ich erinnere mich, dass viele das Episodenformat vor ein paar Jahren noch als Abzocke und Stückelei verflucht haben - hab ich nicht mal selbst eine Kolumne geschrieben und das mit Sarotti durch den Kakao gezogen? So kann man sich irren! Walking Dead hat dazu beigetragen, das Prinzip der Story in Etappen zu etablieren. Vielleicht finden Spiele irgendwann mal den Anschluss an TV-Serien.

War L.A. Noire diesbezüglich auch wichtig oder kann es noch werden?

L.A. Noire war, gerade was die bleibende Wirkung oder Impulse hinsichtlich des "Adventures" im weitesten Sinne angeht, vollkommen unwichtig. Ich wüsste nicht, warum sich das ändern sollte.

Hat Assassins Creed die Klettermechaniken in heutigen Spielen richtungsweisend verändert?

Ja, denn das Klettern wurde zu einem Flow ohne Ecken und Kanten - schick, einfach, cool. Was will man nach Feierabend mehr? Die Antithese: Mirror's Edge - schicker, schwerer und natürlich viel cooler. Gewirkt hat letztlich leider nur Assassins Creed. Obwohl ja auch eine Gegenbewegung hin zu mehr Schwierigkeit und Anspruch spürbar ist, vor allem im Indy-Bereich.

Wie gut war GTA 4 eigentlich wirklich?

Okay, jetzt die "Wahrheit": Es war schon immer nur befriedigend - das geht bei uns runter auf die 60%. :wink: Im Ernst: Für mich bleibt GTA der Inbegriff des dramaturgischen Plattens. Sieht prall aus, fährt sich auf den ersten Metern klasse und dann macht es zu früh Pwwwwffffffwff. War mit Nico so, geht mir mit Michael & Co so. Ändert nix daran, dass man das Baby ganz anders erleben kann. Es gibt quasi kein "wirklich".

Kann man ein Spiel wie Alan Wake losgelöst von der Sehnsucht besprechen, die der Titel seit Ankündigung geweckt hat und letzlich nicht bediente?

Statt Sehnsucht würde ich Versprechungen einsetzen und dann lautet die Antwort für damals: Nein. Würde ich es heute nachbesprechen, wäre das möglich. Aber das wäre für Alan Wake eher ein Nachteil, wenn man bedenkt, was Amnesia & Co geleistet haben.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Nachbesprechungen für alle Beteiligten sehr schmerzhaft wären.
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mr archer
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von mr archer »

Danke, alles sehr nachvollziehbar. Teamgröße und Aufwand sind eben bei der Sache wirklich nicht zu vernachlässigen. Ich drücke Euch die Daumen, dass die Kraft dafür zukünftig mal reichen wird.

Meine bescheidene Meinung zu Alan Wake, das ich vor ein paar Wochen mal nachgeholt habe: Wenn man einfach mal vergisst, was da irgendwann mal gesagt wurde und das Spiel einfach als das sieht, was es meiner Meinung nach zu sein versucht, nämlich eine ziemlich liebevoll geschriebene Hommage des Autors Sam Lake an Twin Peaks, Silent Hill 2, das Gesamtwerk von Stephen King sowie an David Bowie - dann ist das ein großartiges Erlebnis. Klar ist es als Actiontitel mäh - aber erzählerisch bietet es auf sehr vielen Ebenen wirklich eine Menge. Und dann der Soundtrack! Ich mag Alan Wake. Es mag nicht das sein, was es mal hätte werden können. Aber das, was es ist, hat mich sehr gut unterhalten.
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NotSo_Sunny
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von NotSo_Sunny »

mr archer hat geschrieben:Klar ist es als Actiontitel mäh - ...
Das wäre z.B so ein Zündstoff mit dem ich bei einer Nachbesprechung gerne 1-2 Seiten gefüllt sehen würde (also in den Kommentaren). Für mich war AlanWake als Actiontitel herausragend. Das ganze Spiel mit Licht u. Schatten und dieses getimte Wegducken, was einen erlaubt noch richtig an den Feind ranzugehen, haben das Spiel mMn deutlich von anderen 3rd-Person-Shootern abgehoben.
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mr archer
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von mr archer »

D_Radical hat geschrieben:
mr archer hat geschrieben:Klar ist es als Actiontitel mäh - ...
Das wäre z.B so ein Zündstoff mit dem ich bei einer Nachbesprechung gerne 1-2 Seiten gefüllt sehen würde (also in den Kommentaren). Für mich war AlanWake als Actiontitel herausragend. Das ganze Spiel mit Licht u. Schatten und dieses getimte Wegducken, was einen erlaubt noch richtig an den Feind ranzugehen, haben das Spiel mMn deutlich von anderen 3rd-Person-Shootern abgehoben.
Timing? Give me a break. Max Payne 1 + 2, DAS war Timing. So fühlt sich punktgenaue Steuerung an. Bei aller Liebe, aber präzise ist nun das allerletzte, was mir bei der Wegduckmechanik von Alan Wake einfällt.
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Jörg Luibl
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Re: Nachbetrachtungen von Spielen

Beitrag von Jörg Luibl »

Man muss ja auch zur Ehrenrettung von Alan Wake sagen, dass es trotz einiger nicht erfüllter Versprechungen als Horror-Action richtig gut funktionierte - hat damals volle 80% bekommen.
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