Ich will jetzt nicht zu off topic werden, aber grundgenerell hast du natürlich recht. Die indianische Bevölkerung hat nunmal Naturgottheiten verehrt und hatte somit natürlich eine ganz andere Verbindung zur Natur. Dass daraus resultierende Fehlentscheidungen und seltsame Opferrituale entstanden sind, ändert natürlich nichts am grundsätzlichen Tenor.Usul hat geschrieben:Ich streite ja die eingeschleppten Krankheiten und auch die Umweltsünden der indianischen Völker nicht an. Allerdings finde ich es falsch, die "Naturverliebtheit", die ich in gewisser Weise angesprochen habe und die durch diese Umstände teilweise widerlegt werden soll, so einfach abzutun.muecke-the-lietz hat geschrieben:Die Theorie, dass die großen Stämme der Ureinwohner zum Teil durch eingeschleppte Krankheiten dahin gerafft wurden, ist weitläufig anerkannt.
Ebenfalls weitläufig anerkannt ist, dass es tatsächlich amerikanische Ureinwohner gab, die alles andere als naturlieb waren. Starke Waldrohdung für Maisanbau, Monokulturen, Überbevölkerung - all das hat zum Teil zu extremen Trockenperioden geführt, die am Ende zum Untergang der Maya geführt haben sollen, und zwar noch bevor die europäischen Entdecker auch nur einen Fuß auf den amerikanischen Kontinent gesetzt haben.
Und Hungersnöte, welche durch Umweltzerstörung verursacht wurden, findet man in der gesamten Geschichte der großen Kulturen Amerikas, wann man denn den Theorien glauben darf.
Die europäischen Eroberer haben also am Ende ein Volk unterworfen, dessen große Kulturen sich gerade in extremen Krisen befanden. Die eingeschleppten Krankheiten taten dann noch ihr übriges.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß wir hier in Europa schon seit sehr langer Zeit keine Naturvölker mehr sind. Spätestens in der Antike wurde die Religion so sehr vermenschlicht, daß der Bezug zur Natur einfach nicht mehr gegeben war. Besonders in der Hochzeit des Christentums dann im Mittelalter und den darauffolgenden Epochen war die Jenseitshinwendung (und paradoxerweise damit einhergehend auch die Gier nach Reichtum und Macht der Wenigen im Diesseits) der entscheidende Faktor in der Religion. Folglich ist es nachvollziehbar, daß es den Europäern nicht als falsch vorkam, (wieder das Klischee) Büffel nicht nur aus Notwendigkeit zu jagen, sondern eben weit darüber hinaus.
Schnitt zu den indianischen Völkern: Klar, es gab bisweilen riesige Städte und besonders im mittel- und südamerikanischen Raum auch recht unmenschliche Praktiken, die mit der Religion entschuldigt wurden und wohl auch teilweise in Nordamerika Einzug gehalten haben, wenn man sich die Parallelen anschaut. Ebenso gab es auch immer mehr Landwirtschaft, die größer und "schädlicher" wurde. Ich würde dies als Auswüchse menschlicher Natur von Naturreligionen betrachten. Dasselbe könnte man ja auch über die Gewalt der Eroberer und Siedler sagen - daß das nicht die Regel war und sie in Extremsituationen so gehandelt haben und daß im Gegenzug die indianischen Völker genauso gehandelt hätte, wenn sie in in derselben Lage gewesen wären.
Aber hier kommt die "Naturverliebtheit" ins Spiel, die meiner Meinung nach der große Unterschied zwischen den beiden Seiten war und ist. Es ist eine Sache, in falscher Interpration seiner Überzeugungen schädliche Überlandwirtschaft zu betreiben... aber es ist eine ganz andere Sache, ohne Not (wieder das Klischee, aber es ist halt ein schönes Beispiel) Massen an Büffeln abzuknallen, um damit Geld zu verdienen. Ersteres mag vergleichbar falsch sein, aber ich halte es für unwahrscheinlich, daß die indianischen Völker das mit voller Absicht und für den Profit so gemacht haben.
Zumal man natürlich auch einwenden muß, daß bei weitem nicht alle Stämme so gehandelt haben.
Die Europäer haben sich natürlich mit dem christlichen Glauben über die Natur gestellt und betrachten die Natur daher als etwas, was es zu unterwerfen gilt. Die daraus resultierenden Folgen sind natürlich wesentlich gravierender, was man ja gerade heutzutage wunderbar beobachten kann.
Ich wollte nur drauf hinweisen, dass es durchaus mächtige Imperien gab, mit Großstädten, Umweltverschmutzung und Zerstörung, Massenmorde, Überbevölkerung, Sklaverei, Rassismus, etc. Das mildert nicht die Taten der Europäer, aber man sollte sich bei all dem nicht in so eine positive Mystifizierung der Ureinwohner stürzen, denn das ist nicht viel mehr als positiver Rassismus und der ist in seinen Folgen genauso schlimm. Es ist halt die Faszination am Wilden, Exotischen - eine gleichberechtigte Betrachtung sieht anders aus.
Ich weiß, dass du das nicht wolltest, aber gerade bei dem Thema amerikanische Ureinwohner kommen doch zum Teil ziemlich seltsame und falsche Vorurteile hoch, die auch wenn sie positiv gemeint, falsch sind.