Cannabis - nach niederländischem Modell legalisieren?

[Wigggenz]

Hi zusammen,

ich melde mich mal wieder mit einer kontroversen Umfrage

Anlass: Grüne haben in Berlin beantragt, Deutschlands ersten Coffee-Shop genehmigt zu bekommen, Vorbild ist das in den Niederlanden gängige Modell des legalen Cannabisverkaufs.

Diese Form des Erwerbs soll als legale Alternative Dealern den Wind aus den Segeln nehmen und über strenge Regulation auch nicht Jugend- oder Gesundheitsschutzaspekten zuwider laufen.

Wie ist eure Meinung dazu? Sollte Cannabis auch in Deutschland -zumindest probeweise- nach niederländischem Modell legalisiert bzw. entkriminalisiert werden?

Ich werde meine Meinung (ja, ich finde das sinnvoll) wie immer erst argumentativ vertreten, wenn sich hier eine Diskussion entwickelt

[dx1]

Erzähl doch mal was zum "niederländischen Modell". Ohne Zeit für eine eigene Recherche habe ich gerade "nur geduldet, nicht legal" im Kopf.

Wie wär's mit dem Paraguaynischen Modell? Bis zu vier Pflanzen pro Person sollen da für den Eigenbedarf erlaubt werden/sein.

[Almalexian]

Wie ich schon bei irgendeinem Raucherthread geschrieben habe kann der Staat nur aufklären, nicht bevormunden.

[ShadyAV]

Wie ich schon bei irgendeinem Raucherthread geschrieben habe kann der Staat nur aufklären, nicht bevormunden.

Kann oder soll?

[Almalexian]

Sowohl als auch. Im philosophischen Sinne. Praktisch macht der Staat eh was seinen Steuermännern gefällt.

[King Rosi]

ich finde auch, das man es, zumindest probeweise legalisieren bzw. entkriminalisieren sollte. cannabis ist nun wirklich keine droge, die wirklich gefährlich ist. ich will sie damit nicht verharmlosen, es ist eine droge. aber alkohol ist insbesondere was das schadenspotenzial angeht, wesentlich gefährlicher.

[Ketjow]

Bin dafür, was man mit einer Prohibitionspolitik alles anrichten kann, hat das Beispeil Alkohol damals in den USA gezeigt, das die Politik aber nicht zu einer Transferleistung fähig ist, zeigt die Qualität unserer Politiker die nur dem schnönden Mammon fröhnen. Aber da die USA gerade selber zeigen, wie man damit unmengen an Steuergeld generieren kann, werden es auch unsere Poltiker irgendwann einsehen. Ob es in den nächsten 5-10 Jahren dazu kommt, ist wohl nur davon abhänig, wann die alten versoffenen Politiker der 1950 Jahre abtretten, oder der Lobbismuss pro Mariuhana sich irgendwann gegen den von Alkohol und oder Pharmazie durchsetzten kann, oder Bayern zu Österreich übertritt.

[Easy Lee]

Ich kiffe seit 1999 nicht mehr, halte mit Abstand betrachtet auch nicht viel von dem Wirkstoff, aber es ist pflanzlich und in seiner natürlichen Form vergleichsweise harmlos. Das Umfeld bei der Beschaffung und die Streckerei sind das schlechteste an der Sache. Mit einer Legalisierung würde man die Lage vieler Leute entspannen. Gerade kranke Menschen können u.U. von der sedierenden bis aufheiternden Wirkung profitieren, insofern keine wechselwirkende Medikation verabreicht wird.
Selbst bei harten Drogen halte ich eine kontrollierte Abgabe an Süchtige für sinnvoll. Aus so einer Lage heraus gibt man den Leuten überhaupt erst die Möglichkeit sich ohne Not ein weniger Sucht-bezogenes Lebensumfeld aufzubauen.

[Wigggenz]

Selbst bei harten Drogen halte ich eine kontrollierte Abgabe an Süchtige für sinnvoll. Aus so einer Lage heraus gibt man den Leuten überhaupt erst die Möglichkeit sich ohne Not ein weniger Sucht-bezogenes Lebensumfeld aufzubauen.

Gibt es soweit ich weiß doch im Therapieumfeld für wirklich schwerstsüchtige.

Ansonsten würde ich hier ja gerne diskutieren, aber es scheinen hier ja alle, die sich zu Wort gemeldet haben, meinen Standpunkt zu teilen

Noch Details zum niederländischem Modell:
Es ist dort möglich, in Coffe-Shops Cannabis zu kaufen, es ist eine feste Anzahl an Gramm pro Person erlaubt. Konsumieren darfst du es dann auch da und soweit ich weiß auch in Privaträumen.

Ob es jetzt komplett legal oder nur strafrechtlich nicht verfolgt ist kann ich leider nicht sagen. Aber alleine die nicht vorhandene Strafverfolgung hat ja schon entkriminalisierende Wirkung - das, worauf es eigentlich ankommt.

[Silver]

Ich bin dagegen aus rein persönlichen Gründen: Mir hängen jetzt schon zu viele Leute einfach nur ab und kiffen anstatt irgendwas zu machen, sich um irgendwelche deutlich wichtigeren Sachen etc. zu kümmern. Wie soll das erst werden wenn man es an jeder Ecke kaufen kann?
Weitere Nebenaspekte: Ganz schnell wird dann auch nach härteren Drogen geschrien; wollen wir wirklich Cannabis-Tourismus?
Alkohol ist Kulturgut und das sage ich, obwohl ich nicht trinke. Es heißt ja auch nicht Wasser predigen und Gras rauchen.

MÖGLICHERWEISE ist, vor allem der letzte Satz, etwas überspitzt...

[Wigggenz]

Ich bin dagegen aus rein persönlichen Gründen: Mir hängen jetzt schon zu viele Leute einfach nur ab und kiffen anstatt irgendwas zu machen, sich um irgendwelche deutlich wichtigeren Sachen etc. zu kümmern. Wie soll das erst werden wenn man es an jeder Ecke kaufen kann?
Weitere Nebenaspekte: Ganz schnell wird dann auch nach härteren Drogen geschrien; wollen wir wirklich Cannabis-Tourismus?
Alkohol ist Kulturgut und das sage ich, obwohl ich nicht trinke. Es heißt ja auch nicht Wasser predigen und Gras rauchen.

MÖGLICHERWEISE ist, vor allem der letzte Satz, etwas überspitzt...

Was macht Alk zum schützenswerten Kulturgut?

Was ist schlimmer daran, zu kiffen als sich um deutlich wichtigere Sachen zu kümmern, als zu saufen anstatt sich um deutlich wichtigere Sachen zu kümmern?

Woher nimmst du die Schlussfolgerung, dass dann auch nach härteren Drogen geschrien wird, wo doch Cannabis nicht schädlicher als Alkohol ist?

[Wulgaru]

Diese Debatte wird glaube ich auch in zwanzig Jahren noch geführt werden, mir ist der Enthusiasmus der Befürworter nie ganz klar geworden, auch wenn mir die Legalisierung im Grunde egal wäre. Die Vorteile scheinen mir nicht der Rede wert und Cannabis ist nun einmal eine Einstiegsdroge so harmlos sie auch sein mag oder gemacht wird.

[Wigggenz]

Die Vorteile scheinen mir nicht der Rede wert und Cannabis ist nun einmal eine Einstiegsdroge so harmlos sie auch sein mag oder gemacht wird.

Das stellst du so beiläufig in den Raum, aber hinter diesem Satz stecken schon viel mehr Vorurteile, Prämissen und Scheinschlussfolgerungen als du dir vielleicht vorstellst.

Denk vielleicht einmal drüber nach, weshalb genau es als "Einstiegsdroge" gilt, obwohl es weder für den Einzelnen noch für die Gesellschaft schädlicher als z.B. Alkohol ist.

[Wulgaru]

Na, da unterstellst du mir aber so manches was das Wort Vorurteil irgendwie recht ironisch wirken lässt. Die Debatte über Einstiegsdrogen und Alkohol vs. Cannabis ist eine sehr alte, die mir bestens bekannt ist. Ob ich großartig drüber nachdenken muss weiß ich nicht. Was mir über die Jahre aber auch klar wird, weil ich auch mal den Standpunkt "Cannabis legalisieren" vertreten habe...so eindeutig ist das ganze doch nicht. Man kann auch den gegenteiligen Standpunkt vertreten und für mich ist Alkohol im Grunde auch kein Gegenargument sondern eine parallele Baustelle an der man meinetwegen durchaus schrauben kann wenn man Lust hat.

[Wigggenz]

Bevor du den Streit relativierst und deine Positionsgeschichte darlegst, würde ich doch gerne wissen, was dich so sicher sein lässt, gerade Cannabis wäre eine Einstiegsdroge

Was Vorurteile angeht: die Überzeugung was die relativierte Gesundheitsschädlichkeit angeht, habe ich mir nicht einfach so zugelegt, das lässt sich nachweisen.. nur weiß ich leider nicht mehr wo ich die Folien der Vorlesung, die das beiläufig mal erwähnte, finden kann, ganz abgesehen davon, dass ich da wohl massiv Urheberrechte verletzen würde, wenn ich hier Material direkt poste.

Über Alkohol und dessen Folgen brauchen wir hier gar nicht anfangen zu streiten, wenn ich ehrlich bin, finde ich das hier noch etwas zu liberal, obwohl ich durchaus gerne mal was trinke. Ich würde da nur gerne die rechtliche Behandlung angleichen, weil die Konsumenten der einen Droge kriminalisiert werden, die anderen nicht.