Natürlich wird dieser Kampf durch ein Nichterscheinen nicht gewonnen, er wird aber durch "Sacred 3" und seinen Humor auch nicht eben einfacher. DJ Bobo und Cindy aus Marzahn (oder wer auch immer) sind auch Kultur, aber dennoch müssen sich Musik und Kabarett trotz ihrer Trash-Auswüchse keine Sorgen um ihren Kunst/Kultur-Status machen, weil es eben auch Mozart, Loriot oder Hildebrandt (oder wenn auch immer) gibt und diese Tatsache allgegenwärtig und auch jedem bewusst ist. Bei Computerspielen ist eben genau das nicht der Fall, da hier das allgemeine Bewusstsein völlig anders aussieht. Schaut man in die (spieleferne) Presse oder spricht mit Leuten, die mit Computerspielen nicht oder nur am Rande zu tun haben, wird hier das generelle und eher oberflächliche Bild viel mehr von Trash, Killerspiel und Co. geprägt als das in anderen Teilen der Kulturlandschaft der Fall ist (natürlich auch wegen des Klischees "Spiele sind nur was für Kinder") und jegliche Art von Trash, die auf den Markt kommt, bestätigt dieses Bild auch noch. Das gilt auch im Vergleich mit Filmen, wo der Name Woody Allen den Leuten häufig genauso viel sagt wie Michael Bay, und das selbst dann, wenn jemand in seinem ganzen Leben noch keinen Woody Allen-Film gesehen hat.Kajetan hat geschrieben: Dieser Kampf wird nicht dadurch gewonnen, dass Spiele wie Sacred 3 nicht erscheinen. Es gab und gibt unglaublich schlechte, primitive und ärgerliche Filme und Bücher und Theaterstücke und dennoch sind diese Ausdrucksformen irgendwann grundsätzlich als "Kunst" anerkannt worden. Filmen wird der Status "Kunst" auch nicht aberkannt, nur weil Michael Bay Transformers-Filme aka hochnotpeinliche, kostenpflichtige Dauerwerbe-Clips dreht.
Der zentrale Unterschied ist eben, dass man als Kind bereits in der Schule lernt, dass Musik und Literatur wie Beethoven und Goethe Kunst sind (und dass, hat ein Medium erst einmal den Status "Kunst" erreicht, es diesen Status auch nicht mehr verlieren kann). Das Medium Computerspiel muss sich diesen Status erst noch verdienen und auf dem Weg dahin gibt es halt Spiele, die eher hilfreich sind, und andere, die eher kontraproduktiv wirken.
Aber ich schweife völlig ab. Eigentlich will ich nur sagen, dass man den Humor von "Sacred 3" natürlich als Geschmacksache abtun oder gar verteidigen kann, man kann ihn aber ebenso auch einfach nur dümmlich und hochnotpeinlich finden und sich erstens wünschen, dass so etwas niemals wieder seinen Weg in ein Computerspiel findet (genauso wenig wie die sächselnde Zwerge aus Baldur's Gate) und zweitens, dass es niemanden auf diesem Planeten geben wird, der als sein erstes (und womöglich einziges) Computerspiel "Sacred 3" zu Gesicht (oder besser zu Ohren) bekommt.