Wie bei jedem anderen Hobby sollte man halt aufhören, wenn man keinen Bock mehr hat und sich ehrlich eingestehen muss, der Sache mit den Jahren irgendwie entwachsen zu sein. Da sich dieses Gefühl irgendwann bei mir tatsächlich einstellte, habe ich z.B. zwischen 18 und 22 eine gut 4-jährige Pause eingelegt, und dabei eigentlich auch nichts vermisst. War nicht mal wirklich absichtsvoll, es kam eben so. Anderes war wichtiger. (Mit Musik, Filmen und Büchern hätte ich das btw. nie geschafft, soviel auch mal zum Stellenwert.) Danach juckte es mich wieder in den Fingern, und ich fing das Spielen mit reduziertem Zeitbudget und nur wenigen Titeln pro Jahr wieder an. Bis heute (zarte 38) fahre ich damit ganz gut. Wenn ich nochmal die Lust verlieren sollte, lasse ich Mouse und Pad eben wieder für unbestimmte Zeit ruhen. Sehe das sehr pragmatisch und definiere mich in dieser Hinsicht auch nicht als "Gamer for life" mit 4-Sterne-Coregamer-Abzeichen und irgendeiner dazugehörigen Attitüde, irgendeiner verpflichtenden Nibelungentreue zum Hobby, oder whatever.
Allerdings glaube ich mittlerweile schon, dass Videospiele auch in 10, 20, 30 Jahren noch eine gewisse Rolle in meinem Leben spielen werden, und dass der Zugang sowie eine grundsätzliche Begeisterungsfähigkeit und Aufgeschlossenheit diesem Medium gegenüber immer bestehen bleiben. Das "verlernt" man nicht. Spiele müssen ja auch die Möglichkeit haben, zusammen mit ihrem Publikum reifen zu können, zumindest partiell. Und das ginge nicht, wenn alle plötzlich mit Mitte 30 abspringen und jedes Interesse verlieren würden, weil es sich in solch einem Alter angeblich nicht mehr schickt. Ohnehin kommen die Unkenrufe ja meist von denjenigen, die die Tätigkeit des Spielens als etwas exklusiv Kindliches idealisieren, was dann später im harten Erwachsenenleben keinen Platz mehr hat und wie eine alte Haut abgestreift wird. Was als Kind noch natürlich und wahrhaftig war, wird später dann zur unangemessenen Zeitvergeudung und albernen Realitätsflucht. Hinzu kommt meist noch ein fehlendes Verständnis für das ganz spezielle Faszinosum des Erlebens von Virtualität ("Wenn's denn wenigstens nur gesellige Brettspiele oder Fußball wären statt dieser bedeutungslosen Pixel").
Klar: Wenn jemand mit Mitte 30 noch 8 Stunden jeden Tag zockt und sein Leben dabei kaum auf die Reihe kriegt, dann sind die "Grow-the-fuck-up"-Rufe ja vollauf berechtigt. Oder die Empfehlung einer guten Suchtberatungsstelle. Aber allgemein geht es doch darum, sein Hobby - solange man Spaß dran hat - mit dem Älterwerden irgendwie in Einklang zu bringen, d.h. sinnvoll in seinen Alltag und die Verpflichtungen zu integrieren, so dass v.a. Familie, Beziehung, Beruf und andere Interessen nicht zu kurz kommen. Nicht immer ganz einfach, zugegeben. Aber machbar. Und andersrum: auch allemal tolerierbar (durch Partner, Freunde, Familie).
Aber mir von außen einreden lassen, ich wäre pauschal für's Videospielen zu alt? Nö. Juckt mich nicht. Dafür ist die über die Jahre angeeignete Teflonschicht mittlerweile auch zu robust. Für solche billigen Ratschläge bin ich wohl...nun ja, dann eben doch zu alt. Altersstarrsinn kann manchmal ja auch was Schönes sein. Von daher: Man sieht (bzw. riecht) sich beim Wii-Bowling im Haus Aurora!
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