Wurmjunge hat geschrieben:
Ich sehe das anders, mehr (Möglichkeiten) ist nicht automatisch besser. Viele der modernen Gadgets sind nur das, Spielzeuge ohne echte Relevanz oder sind Teil von Automatismen und spielaushebelnden Mechaniken wie dem Spotten. Das Einschränken mancher Möglichkeiten kann hier durchaus neue spielerische Optionen an anderer Stelle eröffnen.
Ich halte ja den ersten Weltkrieg für die vielversprechendste Szenerie, Sprengmittel sind in vielfältigster Form vorhanden, Schalldämpfer und die ersten automatischen Handfeuerwaffen z.B. auch schon. Panzer und Flugzeug sind gerade erfunden und haben dementsprechend noch deutliche Schwachstellen und relativ kleine, eng umrissene Einsatzbereiche und das ganze Thema Grabenkampf bietet überhaupt sehr interessante Möglichkeiten für entschleunigte und komplexere Spielmodi mit größerem Focus auf microstrategischer Entwicklung.
In dem Zusammenhang halte ich das bisherige Klassensystem auch für überholt, warum eigentlich kein squadbasiertes System, bei dem die Anzahl der Gruppen und ihre Zusammensetzung mehr oder weniger fest vorschrieben ist, und jeder Spieler individuell für einen bestimmten Teil der Ausrüstung seiner Einheit verantwortlich ist (Einer schleppt das Dreibein vom MG, Einer die Munition usw.)? Ein gewisses Maß an mehr Realismus ist hier mMn ein funktionaler Weg unterschiedlich ausgeprägte Spielstärken und effektives Zusammenspiel zu fördern ohne auf künstliche Forcierungen zurückgreifen zu müssen.
Ich will ja nicht jeden Zeh einzeln bewegen können (nur das freie Umsehen unabhängig von der Bewegungsrichtung wie in Arma könnte sich mittlerweile als FPS-Standard durchgesetzt haben), ich will aber auch nicht, daß mein Bildschirm "blitzt und glänzt wie ne verdammte Bordelltür".
Deshalb kann ich mir auch etwas so "extremes" vorstellen, wie jegliche Kommunikation nur noch akustisch stattfinden zu lassen und überhaupt alle Bildschirmtexte auf das kleinstmögliche Maß zu reduzieren. Ich drücke die entsprechende Taste während ich grob auf Jemanden ziele und meine Figur ruft laut: "Feindlicher Schütze Südost 100 Meter !", das kann man dann nur über eine begrenzte Entfernung hören und bei Kampflärm eben noch schlechter. Truppführer signalisieren Angriff und Rückzug mit Trillerpfeifen und der Commander trötet mit nem Jagdhorn seine Befehle übers Schlachtfeld. Nur so als Denkbeispiel dafür wie eine realismusbezogene Reduzierung auf der einen Seite möglicherweise ganz neue spielerische Ebenen auf der anderen Seite eröffnen könnte.
Du erklärst es dir doch im mittleren Absatz selbst. Gruppenspiel ist für Leute die in der Gruppe spielen wollen. Dafür gibt es bereits Spiele. Battlefield muss sich nicht in diese Riege einreihen, auch wenn ich mir in Arma schon manchmal die Frostbyte 3 Engine wünschte.
In Battlefield wollen Spieler Kills und Action. Einzigartige Momente erleben. Jede Runde in Battlefield ist einzigartig und Actiongeladen, weil viele Leute, viele Möglichkeiten haben, viele lustige, effektive, sinnlose oder skurile Aktionen zu bringen. Das ist der Kern der Reihe.
Dabei ist es völlig egal ob du dies allein oder im Team erlebst. Alternativ dazu kannst du bei Bedarf das Spielgefühl intensivieren, wenn du dich mit anderen im TS absprichst, Routen von Punkt A nach B bestimmst und jeder im Team (2-5 Spieler) genau weiß, welche Richtung er abzudecken hat oder wie sich jeder einzelne verhält, wenn man Räume flutet oder sich innerhalb eines Gebiets aufteilt.
Die Möglichkeit dafür ist gegeben, aber es ist nicht der Kern. Genauso sind freischaltbare Waffen und Gerätschaften nicht der Kern. Kern ist die Action, das hat sich Battlefield auf die Fahne geschrieben. Einloggen, Karte wählen, Action oder zusammen einloggen, Karte wählen, "Tactical" Action.
Vorschläge die du machst sind alle ganz cool und werden von Einzelnen sicher immer wieder gewünscht, aber genau das sind ja einige Gründe, warum man eben nicht Arma 3, sondern Battlefield oder Call of Duty spielt.
Und unweigerlich kommt man dann schlussendlich zur Frage des Anspuchs. Natürlich ist BF auf der einen Seite anspruchslos - sowie meist die anspruchslosen Actionknaller zur Kinokrachern werden - auf der anderen Seite zählen hier Reaktion, Präzision und das Bewusstsein der Umgebung eine entscheidende Rolle.
Ich habe kein Problem damit, in einer Multiplayer Mission in Arma 3 Stunden keinen Gegner zu sehen oder an einer Position die Umgebung zu überblicken. Ein Kumpel von mir spielt Es eben deshalb nicht. Ich käme nicht auf die Idee ihn deshalb anpruchslos zu nennen, er hat einfach keinen Spaß daran. Er mag halt die Action die ein Battlefield im Ist-Zustand bringt, gepaart mit einem bischen Teamplay.
Sindri hat geschrieben:
Hast du das mit der Karotte als Beleidigung empfunden? Ich spiele selber gerne RPG oder MMOs, wo dieses Prinzip greift. Sprich in diesem Genre finde ich die Karotte angenehm aber nicht in MP-Shootern.
Das hat absolut nichts mit "Anno 1990" zu tun.
Mir ist es wichtig, daß zu Rundenbeginn alle die gleichen Bedingungen haben. Das macht den Wettbewerb unter den Spielern spannend. Aber wenn der Content des MP-Shooters unterschiedlich zugänglich ist, versagt in meinen Augn dieser Shooter.
Nicht die Karotte hat mich "beleidigt", sondern die Wortwahl "brauchst". Ich brauche keine Karotte, ich habe nur gern eine. Ich spiele gelegentlich Battlefield weil es Spaß macht, nicht um einer Karotte zu folgen, die ich bräuchte.
Wenn ich jedoch Spaß habe und mir jemand eine Karotte zur Ablenkung schenkt, dann nehme ich dankend an. Das ist ein Unterschied.