Hahle hat geschrieben:adventureFAN hat geschrieben:Hahle hat geschrieben:Die Bücher sind ja doch eher Jugendliteratur.
Woran machst du das fest? oO
Na an der recht schlichten Ausdrucksweise. Viele Wiederholungen . Alle Charaktere haben den gleichen Duktus etc.
Kein Vergleich zu den Schmerzen, die beispielsweise ein Eragon-Buch bereitet, aber schon nicht ganz ohne.
@Makake:
Was die Modernismen betrifft, meinte ich natürlich auch die extreme Vülgärsprache, aber nicht nur.
"Genetische Mutationen" gehören in die moderne Medizin und nicht ins Fanatsy-Mittelalter, um mal ein Beispiel zu nennen. Und natürlich wurde auch schon im Mittelalter geflucht, aber extrem viel und gerne zu fluchen ist nun mal ein sehr moderner Trend aus dem 20. Jahrhundert.
Es wirkt einfach sehr unpassend und aufgesetzt. Aber ist wohl auch ein sehr subjektiver Eindruck meinerseits. (Vlt. kennt ja jemand den Film "Plunkett & McLeane". Auch so ein extrem anachronistischer Mittelalter-Streifen. Einige Darsteller laufen da mit Tattoos & Piercings durchs Bild und im Hintergrund bummert Rockmusik. Fand den Film dann aber trotzdem sehr unterhaltsam.)
Und ja, polit. Ränkespiele langweilen mich stets in Fantasy-Romanen und machen ein Buch für mich keineswegs "erwachsener". Ich bevorzuge aber auch eher die klassische Heroic-Fantasy, wo eher gehandelt, denn geredet wird.
(Hab es hier bst. schon mal erwähnt, aber ich nenne Game Of Thrones auch immer gerne GZSZ-Im-Mittelalter ... Und wenn es dort dann endlich mal zur Schlacht kommt ... wird spätestens nach 1 Minute abgeblendet)
Genau das meinte ich mit meinem Hinweis auf eine fiktive Welt. The Witcher spielt eben nicht in unserem Mittelalter, sondern in einer Epoche einer Welt, die dem Mittelalter gleicht. Die Wissenschaft ist hier durch den Einsatz von Magie in einigen Bereichen relativ weit fortgeschritten, auf jeden Fall was Anatomie etc. betrifft, jedenfalls klingt das immer wieder durch. Ich hätte es da dann eher seltsam gefunden, wenn Sapkowski Mutationen nicht als solche bezeichnet hätte. Wie hätte er sie denn nennen sollen? Alchemistische Veränderungen? Magische Verformungen? Klingt nicht so schön, oder? Was dann am Ende wohin "gehört" ist zwar seine Sache, aber in meinen Augen war die Welt komplett stimmig.
Ich fand den Witcher für Fantasy auch gar nicht so schlecht geschrieben, auch wenn gerade die Kurzgeschichten ihre Schwankungen haben. Das Kapitel um Duny ist für mich zum Beispiel damals rausgefallen und ich musste beim Lesen ein wenig auf die Zähne beißen. Trotzdem schafft er es auch mit seinem eher schlichten Stil, erinnerungswürdige Charaktere mit ganz eigenen Motivaitonen und eine Welt in zahlreichen Grauschattierungen zu zeichnen. Er hat da seine eigene Art, die trotzdem Sogwirkung entfalten kann - auch wenn er natürlich kein Rothfuss ist, um mal eine schriftstellerische Benchmark dieses Genres zu nennen.
Schlichter Stil ist für mich aber eh kein Kriterium, um irgendetwas als Jugend- oder Erwachsenenliteratur zu bezeichnen. Da geht es wohl eher um die Protagonisten und das Erzählmotiv. DIe Hauptcharaktere in Jugendbüchern sind meistens Jugendliche, die bestimmte Sozialpsychologische "Krisen" ihrer Altersgruppe durchleben und sich dadurch als Person entwickeln. The Witcher fällt allein deswegen hier nicht rein, weil Geralt - eh zu alt - eine im Kern extrem reaktive Figur ist, deren Motivation sich zum großen Teil aus seinen väterlichen Gefühlen bezieht. Ciri könnte man hier nennen, aber sie ist mMn zu jung für die typische Zielgruppe.
Wahrscheinlich ist es bei mir als Soziologe dann auch irgendwo persönliche Präferenz, aber mir gefällt, dass Autoren zuletzt anscheinend immer häufiger Wert darauf legen, eine Gesellschaft realistisch darzustellen. Der Einfluss von politischen Entscheidungen und die sozialen Begleitumstände, die zu diesen Entscheidungen führen, tragen da auf jeden Fall ihren Teil bei, obwohl man gesellschaftliche Prozesse natürlich auch etwa in einer Mikroansicht eindrucksvoll darstellen kann. Wahrscheinlich ist das sogar die größere Kunst.
Dieser ganze Aspekt ist für mich zum Beispiel neben den eindimensionalen und teilweise unfreiwillig komischen Charakteren der ganz große Downer des von dir angesprochenen Eragon: Paolini versteht nicht, wie eine Gesellschaft funktioniert. Dadurch entstehen so viele unglaublich lächerliche Situationen, dass ich mich dann erst gar nicht mehr durch das letzte Buch gequält habe.
Game of Thrones ist übrigens voll mit Kämpfen und Schlachten. Ich habe keine Ahnung, wie das in der Serie genau dargestellt wird, aber die Bücher haben eine Menge "heroischer" Momente, Duelle und große Kämpfe.
Viel zu langer Text. TL;DR: Meiner Meinung nach ist The Witcher keine Jugendliteratur, eine solche Einteilung ist unabhängig vom Stil, sondern eher von Charakteren, Motivationen und Erzählmotiv und The Witcher qualifiziert sich da nicht unbedingt als Jugendbuch
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