heretikeen hat geschrieben:Gesichtselfmeter hat geschrieben:Ich bin ziemlich ungehyped in das Spiel gegangen und bin von dem reinen Spielspaß schlichtweg überrascht, wohingegen beim Witcher es genau anders herum verlief - erst mal gehyped, Anfang sehr gut und nach 20 Stunden war die Luft raus, weil das "Spielen" keinen Spaß gemacht hat. Was mich am W3 am meisten gestört hat: Das ist so ein Spiel, dass dem Spieler suggeriert, dass er ein intelligentes und reifes Spiel spielt und entsprechend fühlt sich der Spieler auch reif und intelligent, weil er durch gedrückthalten einer Taste so tolle Detektivarbeit leistet, lol. Oder wie clever ist das bitte, bei ner Autopsie als Spieler die Entscheidung treffen zu können, in welcher Reihenfolge man die Körperteile untersuchen kann anstatt eine komplette Cutscene abzuspielen, WAHNSINN
! Das ist das Benchmark für RPGs 2015! Ich klinge jetzt vielleicht wie so ein W3 Hater und FO4 Fanboy, aber ich kann diese Beweihräucherung von einem Spiel, das eigentlich ein ganz großer Blender ist, nicht mehr ab - tatsächlich ist W3 aber nur in Bereichen sehr gut, die mit wirklichem "Spielen" nichts zu tun haben, sondern die Aspekte, die andere Medien schon viel besser betonen:
ich nenne es mal Audio-Visuelle Ästhetik. Die läßt nämlich sogar eine durchschnittliche Geschichte gleich viel besser da stehen.
Genau das, gut zusammengefasst. W3 wäre gern so viel mehr, als es eigentlich ist, würde dadurch aber die Casual-Kundschaft vergraulen. Also macht man ein grafisch beeindruckendes (ich habe nach den ersten 30 Stunden wohl nur noch gespielt, weil die Grafik echt eine Augenweide ist) Spiel, das aber an allen Ecken und Enden lachhaft stumpf und kindisch einfach ist, um ja niemanden zu vergraulen.
Bei W3 musste ich mich nach jeder Quest zwingen, nicht zu speichern und was anderes zu machen. F4 macht einfach Spaß, auch wenn Grafik, KI und Kampfsystem unterdurchschnittlich bis grottig sind, weil das Spiel einfach einen unglaublichen Charme hat und nicht auf Teufel komm raus designt und gestreamlinet ist wie W3.
Solche Sprüche höre ich ständig und nie liefert mir auch nur einer von euch mal ne Begründung warum sich the Witcher 3 angeblich so gezogen haben soll. Ich habe das nie so empfunden. Wenn mich ein Hauptquest in eine Gegend geführt hat habe ich die erstmal ausgiebig erkundet, geschaut ob es Händler gibt und wenn ja für was usw. dann habe ich geschaut was es denn so für Nebenquests gibt und die meistens erstmal gemacht und bin dann zur Hauptquest weiter. Die Nebenquests und deren design haben größten Teils so viel Spaß gemacht und waren so organisch ins Spiel eingebaut und auf das Setting zugeschnitten, dass es mir große Freude bereitet hat sie zu bestreiten und selbst die Zufallsquest auf der Karte waren echt spaßig.
Gesichtselfmeter, dann begreifst du das Setting nicht. Es ging darum die Witcher Sinne irgendwie sinnvoll ins Spiel einzubauen und das wurde meiner Ansicht nach gemacht. Wie willst du sie denn anderweitig darstellen? Indem sie immer aktiv sind? Die Spurensucheproblematik taucht bei jedem Spiel dessen Spielmechanik sie beeinhaltet auf, sei es CSI, sei es Law & Order von Telltale usw. Entweder liegt das Zeug zu offen rum oder es wird zu einfach gehighlighted oder oder oder. Schon der Versuch sie sinnvoll zu integrieren ist hoch anzurechnen da es eine vollkommen neue Mechanik in der Reihe ist, sie ist ordentlich umgesetzt wurden und baut zudem auf die Lore nicht nur der Franchise Reihe sondern auch der Bücher auf. Mal ganz davon abgesehen, dass du die Taste nicht mal benutzen mußt weil du, wenn du die Umwelt genau absuchst sowohl Spuren als auch Blut als auch Haarbüchel ohne diese Hilfe erkennen kannst und das finde ich ebenfalls vom Design her absolut top umgesetzt. Das einzige wofür du den Witcher Sense brauchst ist Geruch und Geräusche. Das einzige Spiel dass die Hinweis Suche bisher sinnvoll umgesetzt hat ist Sherlock Holmes Crime and Punishment und selbst da sind die Objekte zum großen Teil auf die beschränkt die Hinweise liefern.
Natürlich hätte man die Autopsie wie Sherlock Holmes machen können aber das passt auf der anderen Seite weder in die Lore des Spiels noch in die Zeit. Geralt ist kein Mediziner, er nimmt Verletzungen war die am Körper sind nicht im im Körper. Wie hätten sie es denn anders regeln sollen? Du guckst dir den Körper genau an und schaltest dann den Witcher Sense ein? Da hättest du dich auch drüber echauffiert. Oder wie wärs wie in Sherlock Holmes Crime and Punishment du siehst die Leiche und kannst nur mit denen Teilen interagieren die dir irgendwelche Hinweise bringen? Da finde ich es so noch besser umgesetzt.
Ich kann auch nicht nachvollziehen wie da von einem Blender gesprochen werden kann. Die Welt ist riesig und kommt mehr als organisch daher. Von den eher Flachebenen mit nem netten Flußlauf in White Orchard zu den dichten Wäldern und sümpfen von Velen zur riesigen und pulsierenden Stadt Novigrad und ihrem kleinen Bruder Oxenfurt der ähnlich dicht bestückt ist. Dazu das riesige Skellige mit kleinen Inselstaaten die sich alle in mehren Aspekten vom Festland entscheiden, jeder NPC hat einen glaubwürdigen Tagesablauf, jede Kneipe fühlt sich an wie ein richtiger Pub. Zig Charaktermodelle, überall fühlt man sich als ob egal ob man dort ist oder nicht die Leute ihrem Leben nachgehen und nicht drauf warten, dass Geralt angeritten kommt.
Es gibt viele tolle Quest an jeder Ecke und viele sind humorig (besoffener Vampir, Geralt kriegt die Kleider geklaut, "Zed is dead", Geralt hilft Dandelion ein Bordell in ein Cabaret umzuwandeln usw. usf. andere veranlassen einen selbst über den eigenen moralischen Kompass nachzudenken (Was mache ich mit dem Witcher der ein ganzes Dorf abgeschlachtet hat? Greife ich ein wenn ein Mob von Elfen einen angeblichen Fisstech Dealer umbringen will? Lüge ich um einen Zwerg zu beschützen der sich gegen einen Rassisten gewehrt hat? Verrate ich der Stadtwache wo sich die Squiatel aufhalten? Helfe ich einer Bande von von armen die Leichen der Gefallenen auf dem Schlachtfeld zu plündern? Befreie ich einen Nilfgaardier der dessertiert ist obwohl ich dafür 10 einfache Dorfbewohner abschlachten muss?) Und das sind Alles nur Nebenquests und alle nur in Novigrad/Velen... es gibt noch sehr viel mehr in Skellige und viele der Haupquests haben eine ähnliche Tiefe. Das hat nix mit Blendwerk zu tun und das ist sowohl reif als auch intelligent inszeniert.
Auch immer das abgetue von Geralt selbst. Natürlich ist es ein Rollenspiel. Ich schlüpfe in die Rolle von Geralt dem Witcher und entscheide wie dieser sich verhält und habe natürlich bestimmte Begrenzungen und Regeln denen ich zu folgen habe. Auch das Skillsystem ist durchdacht. Ja es gibt etwa 4-5 Builds die unter bestimmten Voraussetzungen tödlich sind, aber komm erstmal auf Level 25 um den letzten Slot freizuspielen. Zusätzlich gibt es zig Mixbuilds die ebenfalls gut funktionieren und Spaß machen. Es gibt Kampf, Signs, Bombs&Oils und Allgemein. Kampf hat 5 verschiedene Skills mit jeweils 4 Ausbaustufen die jeweils 3 bis 5 Ausbaustufen haben. Alleine Kampf bietet 91 Skills bzw. Skillstufen. Signs kommt auf 81, Bombs&Oils auf 90, plus nochmal 10 Skills auf Allgemein. Selbst mit 2 NG+ würdest du nicht alle freischalten könnnen. Das sind 272 mögliche Skillpoints die man in verschiedenste Skills und Stufen investieren kann plus hunderte von craftbaren Rüstungen, Hosen, Stiefeln, Schwertern, Silberschwertern, Bomben, Ölen, Tränken usw. Jedes Item kann bis auf seinen kleinsten Nenner aufgespaltet werden. Selbst Leder kann nochmal aufgespaltet werden in seine Bestandteile. Federn können aufgespaltet werden usw. Dazu kommt die Möglichkeit zig Runen für Schwerter und Rüstungen zu craften und anzubringen oder ganze Runensprüche seit der neuesten DLC. Wenn das nicht komplex ist und einem erlaubt einen Charakter und Kampfstil so zu gestalten wie man will und einen vollkommen individuellen Geralt zu gestalten weiß ichs auch nicht. Wem das nicht reich der kann Geralt noch 10 Frisuren und Bärte verpassen, ihm Masken aufsetzen, Brillen usw. Auf hohen Schwierigkeitsstufen heilt Geralt nicht mehr von selbst sondern muss Nahrung zu sich nehmen, Geld ist extrem selten weil die Idee war dem Spieler zu zeigen, dass die meisten Witcher von der Hand in den Mund leben und selbst mit nem arschvoll wertvollem Loot war man nicht reich weil Niemand genug Geld hatte um es auf einen Schlag abzukaufen.
Zu all dem und all dem Umfang kommt dann eben noch die großartige Inszenierung, die tolle Vertonung, die gute Grafik. Alleine, wenn du dir anschaust wieviel realistischer Geralt's Roach aussieht und sich bewegt... also wer da nicht davon ausgeht, dass er gerade einem echten Pferd zusieht dem kann ich auch nicht helfen. All das im Gesamtpaket, all die Einzelzeiten machen the Witcher 3 zu der Perle die es ist. Und für die, die gerne rumwandern wollen und hardcore sind bietet the Witcher 3 sogar die Möglichkeit den HUD ganz individuell einzustellen. Keine Questmarker, keine Levelgrenzen für Quest eingebildet, keine Fasttravel punkte auf der Karte vermerkt, keine Shops, keine Lebensanzeige, keine Adrenalinanzeige, keine Vergiftungsanzeige, keine Schadenspunkte, keine Gegner Lebens- oder Levelanzeige usw. Dazu kommt noch das kleine Details, dass die Steuerung vollkommen reibungslos zwischen Tastatur und Gamepad wechselt ohne irgend etwas umzustellen, einfach in dem ich einmal eine Taste des entsprechenden Geräts betätige. Sogar auf sowas wurde geachtet. Dazu kommen Sachen die ebenfalls immer gerne ausgeblendet werden. The Witcher 3 kam mit so gut wie keinerlei Bugs für ein so großes Spiel auf dem Markt, der aktuelle Stand der Patchentwicklung wurde immer offen kommuniziert, das Forum bei CDPR brummt weil in fast jedem Thread ein Community Manager sich äußerst, selbst CDPR selbst hat in Form mehrerer leitender Angestellter zig mal gesagt: kauf nicht den Season Pass. Wartet bis die DLC kommt, schaut sie euch an, lest die Reviews und spielt The Witcher 3 durch. Wenn euch das Alles zusagt kauft sie. Solche Offenheit und Ehrlichkeit begeistert schon in der heutigen Zeit in der Bethesda Modder bescheißt oder Mods kostenpflichtig machen will. Vor Allem, wenn man dann sieht was man für die 8 Euro kriegt die Hearts of Stone ohne DRM über Gog kostet... 10-20 Stunden die alle DLC der letzten 5 Jahre weit in den Schatten stellt.
Genau deswegen ist das Spiel eine Perle und kein Blender.