Dark Mind hat geschrieben:Mir gefällt Sarkasmus schon wenn er nicht das Ziel verfehlt. Jörg hat lediglich gefragt wie es kommt das ein hakenkreuz es schaft die Grenzen für ein Spiel zu schließen. Und der Kommentar spricht von Hakenkreuzen auf der Stirn, linke verprügeln usw. und zum letztem Abschnitt brauch ich wohl nichts sagen. Es wird eine Sache vernünftig und realistisch betrachtet und dann werdem dem Redner Wort und Dinge in den Mund gelegt, da seh ich den Humor nicht, nur jemanden der selber mal witzig seine wollte aber gar nicht aufs Thema geachtet hat.
Ich glaube Sie haben einigermaßen missverstanden um was es bei möchte-gern-Humor wirklich geht. Mir ging es darum zu überzeichnen und zu zeigen, dass viele der von Jörg Luibl angeführten Argumente lediglich rethorische Buschfeuer sind, die als nettes Ablenkungsmanöver dienen sollen, jedoch keineswegs wirklich stichhaltige Argumente, die für eine Abschaffung des Verbots von Hakenkreuzen sprechen.
Zum Beispiel das Argument, das Hakenkreuz sei kein ureigenes Symbol der Nazis. Das stimmt. Tatsache ist aber, dass der überwiegende Teil der Europäer und ein großer Teil der restlichen Welt direkt eine gedankliche Verknüpfung mit der Nazi-Diktatur herstellen. Oder wollen Sie mir etwa erzählen, dass sie als erstes an die Glückbringer-Bedeutung im Buddismus denken? Ähnliches dürfte auch für die Verwendung von Hakenkreuzen in Computerspielen gelten - wie viele Spiele kennen Sie, in denen das Hakenkreuz nicht im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus auftaucht? Mir würde spontan keines einfallen. Hier also mit irgendwelchen Hakenkreuzen auf den Gürtelschnallen römischer Legionäre zu argumentiern ist totaler Unsinn.
Gleiches gilt auch für den stetigen Ländervergleich. Amerika hat nicht Deutschlands Historie. Und das hat nix mit Büßertum oder Selbstgeisselung zu tun, sondern mit einer besonderen Verantwortung, die uns zukommt. Man erliegt heute schnell der Versuchung mit der Vergangenheit abzuschließen, da das Ganze natürlich nicht gerade schmeichelhaft für Deutschland war und nun auch schon eine ganze Weile zurückliegt. Tatsache ist aber, dass die Anzahl der rechtspolitisch motivierten Straftaten in Deutschland steigt - vor allem im Bereich der Verbreitung von rechtsradikalen Schriften, Musik und Symbolen. Keine Spinnerei von mir - jede kann Einblick in diverse Polizeiberichte nehmen, die entsprechende Statistiken enthalten. Ich will hier keineswegs ein Horrorszenario aufbauen, aber das beweißt eben, dass man wachsam sollte.
Ebenso unsinnig ist die Argumentation Hakenkreuze seien ja auch in Geschichtsbüchern erlaubt oder man kämpfe in den meisten Spielen ja auf Seiten der Alliierten gegen die Nazis. Das ist ein Prime-Time-Schwachsinn, der mir echt die Tränen in die Augen treibt. Computer- und Videospiele sind primär ein Unterhaltungsmedium - machen wir uns da doch nichts vor. Und selbst spiele wie Call of Duty & Konsorten sind Lichtjahre von einer reflektierten Darstellung des zweiten Weltkriegs entfernt. In der Regel wird ein Gut-Böse-Szenario aufgebaut, das die Alliierten als Retter der Menschheit darstellt und die Deutschen als die Truppen des Satans - das Ganze mit möglichst viel Kriegspathos. Ganz ehrlich, das hat recht wenig mit Kunst zu tun, aber eben recht viel mit Unterhaltung, wobei ich diese keineswegs abqualifizieren möchte.
Man kann denke ich, durchaus über ein solches Thema wie Abschaffung des Hakenkreuzverbots diskutieren, dann sollte man aber möglichst die Heuchelei beiseite lassen. Außerdem sollte man auch nicht so tun, als ob es gar keine Gründe mehr gäbe dieses Verbot aufrechtzuerhalten, sondern das Thema von beiden Seiten beleuchten. Es sollte doch klar sein, dass wenn man dieses Verbot im Bezug auf Videospiele aufhebt, man den Rechten einen neuen Spielraum eröffnet. Ob ein Spiel dann verboten werden kann oder nicht läge dann nur noch an der Einstufung, ob jugendgefährdent oder nicht und eine solche Einstufung ist unter Umständen wesentlich schwerer durchzuführen als ein allgemeines Verbot von Spielen die Hakenkreuze enthalten. Nur mal ein Beispiel - eine Produktionsfirma, die in dem Verdacht steht rechtspopulistisches Material zu veröffentlichen oder dies bereits getan hat (in Form von Musik, Schriften, Spielen, die bereits verboten wurden, etc.) bringt nun ein Spiel heraus, in dem Sie als deutscher Soldat, möglichst brutal, wie das heute ja in vielen Spielen Gang und Gäbe ist Alliierte Soldaten töten. In vielen Spielen, die wir heute kennen findet nichts anderes statt, außer, dass die Rollen vertauscht sind. Wäre das nun bereits jugendgefährdent oder nicht?
Es würde mit der Aufhebung des Hakenkreuzverbots ganz klar auch eine Einschränkung der Möglichkeiten einhergehen Spiele mit rechtspopulistischer Tendenz zu verbieten.
Auch hier wieder - man kann durchaus darüber diskutieren, ob man dieses Risiko zugunsten einer dadurch steigenden Freiheit des Bürgers eingehen möchte.
Aber man sollte all dies eben reflektiert und vor allem ohne den üblichen populistischen Schwachsinn tun. Man kann dem deutschen Staat nicht eine Hysterie in Sachen Hakenkreuzen vorwerfen und sich dann selbst hysterisch verhalten. Wenn man behauptet, von ein paar Hakenkreuzen in Spielen ginge die Demokratie nicht unter, dann sollte man eben auch dazu sagen, dass sie auch nicht untergeht, wenn Hakenkreuze in Spielen weiterhin verboten bleiben. Deutschland hat - und das ist wirklich mal etwas worauf man im Bezug auf Deutschland stolz sein kein - eine der wahrscheinlich effektivsten Demokratien weltweit... und sie hat bisher auch ganz gut mit dem Hakenkreuzverbot funktioniert.