Der Abspann läuft.
Mir fällt es jetzt, so kurz nach dem Finale, wo es eigentlich so viel über das Ending... über die definitiv vorhandene Pointe... nachzudenken gibt, etwas schwer, einen fertigen Eindruck zu schreiben. Aber ich will es versuchen.
Hellblade ist, zweifelsohne, ein audiovisuelles, erzählerischeres Meisterwerk. In dieses Spiel floss eine solch enorme Feinfühligkeit und Kompetenz in Bezug auf die Hauptthematik - einer Psychose - ein, dass man nicht anders kann, als vor den Entwicklern den Hut zu ziehen. Sie haben ihr unverkennbares Ziel, den Spielern die tiefen Abgründe einer solchen Psychose bestmöglich zu vermitteln, aber auch deren Entstehung zu beleuchten und --- hier muss ich glaube ich leider einen Spoiler setzen
allen Betroffenen eine Botschaft zu senden
, mit allerhöchster Bravour erreicht.
Ich kann jedoch nahezu jede, noch so unterschiedliche Wertung zu diesem Spiel nachvollziehen. Ich verstehe Benjamin seine 90%, habe aber sogar (zumindest leichtes) Verständnis für die 4/10 von... weiß ich gerade nicht. Einfach deshalb, weil das Gameplay... anders ist. Lässt man die Kämpfe mal außen vor, möchte ich beinahe sagen, dass es sich subtil anfühlt. Der Fokus liegt klar auf dem audiovisuellen Erlebnis, welches vom Gameplay nicht "gestört" werden soll. Man lässt es stattdessen auf sehr sanfte Weise mit der immersiven Atmosphäre verschmelzen und garantiert so ein nur selten unterbrochenes Vorankommen. Das soll aber nicht heißen, dass man nicht hier und da doch mal kurz nachdenken muss, wie man denn nun weiterkommt. Aber man steht auch nicht tombraiderlike vor irgendwelchen groß herausfordernden Physikrätseln. Überhaupt ist Tomb Raider ein gutes Stichwort. Denn auch wenn man es vom Namen Hellblade vielleicht erwartet, so erlebt man hier so gut wie nie irgendwelche überdrehten Actionsequenzen, wo der Protagonist über eine vom Heli ins Feuer genommene Klippenbrücke stürmt und sich mit einem 15 Meter weiten Sprung durch das nächste Hausdach stürzend rettet.
Nein. Hellblade schlägt in eine andere, sehr viel ruhigere, langsamere, bedrückendere, oft horrorartige Kerbe (ohne dabei groß auf Jumpscares zu setzen). Überhaupt ist das sehr langsame Spieltempo wahrscheinlich der Scheidepunkt bei vielen. Auch ich bin solche Spiele nicht gewohnt und habe mich in den ersten 2 Stunden sehr schwer damit getan, mich darauf einzulassen. Irgendwann hatte ich dann aber beschlossen es einfach zu akzeptieren und den Entwicklern die Chance zu geben, mich auf die von ihnen gewollte Weise zu erreichen - was mit jeder weiteren Stunde immer besser geklappt hat.
Dann wären da noch die Kämpfe. Ich finde sie solide bishin zu mehr. Ich möchte nämlich erkannt haben, dass sie ungeheures Potential als Basis für eine Weiterentwicklung haben, mit der man sich für ein Gameplay fokussierteres Projekt befassen sollte. Ja, es ist simpel gehalten, und doch bietet es einen gewissen Raum für Finessen. Wenn man das ausbauen würde, könnte da ein sehr intuitives, tolles Kampfsystem draus werden, welches künfige Spiele revolutionieren könnte.
Nun denn, es ist schon sehr spät, der Kopf gibt nicht mehr viel her, Zeit, einen Abschluss zu finden.
Auch wenn diese Art von "Low-Gameplay"-Spielen grundsätzlich nichts für mich ist und wohl auch in Zukunft nichts sein werden, konnte mich Hellblade überaus faszinieren. Grafik, Sound, Atmosphäre, Animationen, Regie - all das und mehr bewegen sich auf absoluten Topniveau. Lediglich das (für mich) doch etwas
zu dezente Gameplay und langsame Pacing sorgt dafür, dass ich zwar immernoch begeistert, aber nicht ganz so hin und weg wie manch anderer bin. Daher eine Wertung, die sehr hoch angesiedelt ist, aber immernoch Raum für mehr spielerischen Anspruch bereithält.