Mixed feelings trifft es hier am Besten, glaub ich...
Ich hab nicht viel von BTS erwartet... es ist halt ein SpinOff, der nur aus Fanservice-Gründen überhaupt entstanden ist. Anderer Entwickler, anderer Voice Actor der Hauptdarstellerin, die Tatsache, dass es ein Prequel ist und sogar ein kompletter Wechsel der Engine haben jetzt in meinem Kopf nicht unbedingt dafür gesorgt, dass alle Zeichen auf "das wird was" standen. Schön zu wissen, dass fast all diese Punkte eigentlich am Ende trotz schlechter Vorzeichen super ausgingen... Rhianna DeVries steht nach einer kurzen Umgewöhnungszeit Ashly nicht wirklich in etwas nach, Unity als neue Engine sieht sogar noch ein Stück besser aus und das Ganze spielt sich einfach genau wie LiS. Die musikalische Untermalung erreicht zwar nicht ganz LiS (nicht, weil die Tracks per se schlechter sind, sondern weil sie einfach nicht ganz so gut auf die jeweilige Situation abgestimmt sind) - aber das war schon zu erwarten und ist eigentlich ebenfalls kein Problem.
Bis hier her ist das alles viel Positiver als im Vorfeld von mir erwartet (oder befürchtet), aber... der Teufel steckt im Detail. Und in dem Fall ist es ein wichtiges Detail, nämlich die Story und deren Fortschritt selbst.
Achtung, MAJOR SPOILER - nicht klicken, wenn ihr noch nicht durch seid mit der Episode, sonst dürfte es kaum einen Grund geben, sie überhaupt noch zu spielen.
Rachel und Chloe... das geht alles viel zu schnell... man rushed das Kennenlernen der beiden nur so durch. Bereits einen Tag nachdem sich die beiden erstmal wirklich kennengelernt haben (auch wenn Rachel Chloe ja vorher schon ein wenig gestalked hat... und Chloe Rachel aufgrund ihres Rufs ebenso "kannte") reden die beiden nicht nur locker flockig über ihre größten Familienprobleme, nein, sie hauen sogar herzzerreißende Dramaszenen über die Tiefe ihrer Freundschaft raus - oder auf Wunsch des Spielers sogar "mehr als nur Freundschaft". Wenn die beiden in diesem Tempo so weiter machen, bauen sie sich zu Beginn von Episode 3 ein gemeinsames Haus, lassen ihre Lebenspartnerschaft eintragen und adoptieren einen kleinen Jungen... Und während das mit den beiden VIEL zu schnell ging, kommt etwas anderes kaum voran... nämlich der
abseits von den Familiendramen von Chloe und Rachel, scheint es wohl in BTS um (von Menschen - vorsätzlich? - verursachte) Waldbrände zu gehen. "Scheinbar" deshalb, weil die Episode 1 das Thema eigentlich abgesehen vom Cliffhanger-Ende (das bei mir nicht wirklich gut funktioniert hat...) nur ganz am Rand angerissen hat und man es deshalb nicht einmal so wirklich genau weiß. Das Rachels Vater Anwalt ist, die Prescotts gerade (illegal?) sehr viele Leute entlassen haben dürfte seine Verbindung wohl in der "mysteriösen Fremden" finden, die sowohl offenbar Spaß an Feuer hat, als auch Spaß mit Rachels Dad. Das Problem hier ist... man hat sich in dieser Episode schlicht in dieser Hinsicht kein Stück bewegt. Bis auf die letzte Viertelstunde waren beide Themen bestenfalls Randbemerkungen. Und da man nur drei Episoden hat, hätte man da durchaus etwas mehr liefern müssen - insbesondere, wenn einige der Dinge "genretypisch" eher als Ablenkung erweisen sollen, um den Storyverlauf nicht gar zu vorhersehbar zu machen. Ich weiß echt nicht, wie die da noch wirklich eine gute Story aus den doch recht vagen Puzzleteilen in grob 2x 2-3 Stunden erzählen wollen, ohne sich dabei nicht dann auch zu überschlagen. Mal völlig davon ab, dass "Brände" jetzt nach einem Tornado im Quasi-Vorgänger jetzt auch nicht die kreativste Idee überhaupt sind.
Wirklich einigermaßen stimmig vom Fortschritt und auch deutlich besser nachvollziehbar ist hingegen
Das gesamte Verhältnis zwischen Chloe und David, Joyce, William und auch Max (in Form der Briefe). Das Spiel zeigt super auf, warum Chloe zu diesen Charakteren eben so ist, wie sie zu ihnen ist - auch später noch in LiS. In diese Richtung zeigt Deck 9, dass sie das, was sie meiner Meinung nach bei Rachel ziemlich vergeigt haben, doch eigentlich können. Auch alles was die Chloe und Blackwell angeht, wirkte bisher ganz gut passend erzählt.
Wie gesagt, meine ursprünglichen Befürchtungen sind nicht eingetroffen und BTS ist sicher besser als von vielen - auch mir - erwartet, hängt dafür aber für mich an einer wichtigen Stelle ziemlich weit durch, die ich so nicht erwartet hätte. Für ein Produkt, dass aber eben letztlich nur deshalb überhaupt das Licht der Welt erblickte, weil der Vorgänger erfolgreicher war, als geplant und die Fans dann nach "mehr Content" geschrien haben, ist das bisher gelieferte allerdings außergewöhnlich gut geworden - auch wenn es nicht an LiS heran reicht.