Schon interessant, was hier so an Sachen angeführt wird, um über den "Zorn" über das "zum Schweigen Bringen" diese Hexenjagd "verständlich" zu machen. Welches Schweigen ist denn da gemeint. Also die letzten 30 Jahr können es wohl kaum gewesen sein, denn man kann nun wirklich nicht behaupten, dass das Thema sexueller Übergriffe oder auch nur plump belästigenden Verhaltens nicht behandelt wurde. Interessant dabei ist vielmehr, dass es dabei beständig nur um Frauen als Opfern geht. Das obwohl...
http://www.wiwo.de/erfolg/beruf/sexuell ... 50472.html
Lustig: es gab schon mehrere Studien mit immer wieder denselben Resultaten, aber immer wieder ist man über diese Resultate aufs Neue überrascht. Genau so wie bei der weitgehend gleich verteilten häuslichen Gewalt.
Soviel zum Thema Pendel und so. Metoo ist, wie alle diese Aktionen, auf Frauen als Opfer zugeschnitten. Männer, die sich zu Wort melden, werden in der Regel weggebissen, weil ihre Anliegen natürlich von den viel wichtigeren Belangen von Frauen ablenken. Wenn man hier von einem Pendel reden will, dann wurde das längst mit einem Fußtritt so heftig in Gang gesetzt, dass es fest in einer Wand steckt. Und Männer trauen sich in solch einer Atmosphäre erst recht, noch weniger das Maul aufzumachen, als ohnehin schon. Das ist, neben einem wohl prinzipiell etwas souveränerem Umgang mit Unannehmlichkeiten, einer der Gründe für die Schieflage in der Wahrnehmung: Männern wird nämich wirklich oft nicht geglaubt oder sie werden lächerlich gemacht (von Männern wie Frauen). Darum sind es eher die Männer, die schweigen.
Überhaupt... Die ganze Nummer mit Zorn und dubiosen Linien von der "Frauenrechtsbewegung" des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart... Das ist schon haarsträubend. Dieser ganze Zorn entsteht nicht zuletzt auf Basis einseitiger Darstellungen und Desinformationen, die permanente Opfernarrative transportieren.
Nur so als Beispiele zu Dingen, die hier im Thread so angebracht wurden:
Frauenwahlrecht: Frauen erhielten in Deutschland 1918 das Wahlrecht. Wer im Geschichtsunterricht aufgepasst hat, weiß, dass das Jahr der Gründung der Weimarer Republik war. Frauen erhielten, im Zuge der Gründung der ersten Demokratie auf deutschem Boden das Wahlrecht zusammen mit der Mehrheit der Männer, die zu großen Teilen ebenso von Wahlen ausgeschlossen waren, weil die der Reichswahlordnung vorgestellten Länderwahlordnungen solche Nettigkeiten wie Zensuswahlrecht enthielten, wodurch nur die Männer des gehobenen Bürgertums wahlberechtigt sein konnten. Hier nur eine Unterdrückung von Frauen zu sehen, blendet gekonnt die realen sozialen Bedingungen dieser Zeit aus.
Trümmerfrauen: Hier lasse ich einfach mal ein Interview für mich sprechen:
http://www.deutschlandfunk.de/truemmerf ... _id=311180
Ist im Übrigen sowieso ein ganz schön zynisches Narrativ, davon zu sprechen, dass die Frauen in dieser Zeit merkten, dass sie zu mehr Wert waren, als sie dann etwa in Fabriken arbeiten MUSSTEN oder es an ihnen lag, den Schutt wegzuräumen. Denn warum mussten sie das denn? Weil ihre Männer, Väter und Söhne mehrheitlich tot oder in Kriegsgefangenschaft waren. Aber die haben das natürlich alle freiwillig getan. Denn unterdrückt waren ja immer nur die Frauen.
In seinem Buch "The Myth of Male Power" geht Warren Farrell auf die "Verfügbarkeit" männlichen Lebens ein, die wohl in frühen Zeiten unserer Evolution zum Verhaltensrepertoir geworden ist, aber sich bis in die Moderne erhalten hat. Er spricht dort vom "disposable male". Es ist völlig selbstverständlich, dass Staaten beständig nur Männer zu Zwangsdiensten heranziehen, selbst und gerade, wenn diese mit Lebensgefahr verbunden ist. Es ist so selbstverständlich, dass man in derlei Diskursen nicht einmal über so etwas stolpert, wenn man in Opferfrauennarrativen zerfließt.
Gleichberechtigung: Immer wieder wird auf Geschlechter gemünzt, ebenfalls wie selbstverständlich, nur von der immer noch nicht vollendeten Gleichberechtigung von Frauen gegenüber Männern geredet. Gleichberechtigung heißt, dieselben Rechte zu haben.
Nun: welche Rechte haben Männer, die Frauen nicht haben?
Vielleicht müsste ich, um dass zu verstehen, erst einmal Gleichstellungsbeauftragter werden oder den fragen, den ich zuletzt gewählt habe. Aber, da fällt mir grad auf: beides darf ich ja nach den meisten Ländergleichstellungsgesetzen gar nicht. Weil ich ein Mann bin. Ooops! Und das obwohl Gleichstellungsbeauftragte in Behörden und im öffentlichen Dienst, gerade bei personellen Einzelmaßnahmen, mit erheblichen Befugnissen ausgestattet sind, sich ihr Tun also klar auf Frauen wie Männer auswirkt.
Und wir wissen ja alle, dass Frauenrechte Menschenrechte sind. Die letzte Klatsche vom EuGH für Menschenrechte hat sich die Bundesregierung 2009 eingefangen. Dabei wurde das deutsche Sorgerecht im Umgang mit unehelichen Vätern als eine Verletzung von deren Menschenrechten festgestellt. Fünf Jahre zuvor hatte das Bundesverfassungsgericht dasselbe Gesetz noch als Verfassungskonform eingeschätzt. Ooops! Die damalige Regierung ließ sich übrigens die kurze Zeit bis 2013, um darauf zu reagieren. Die eher moderaten Gesetzesnovellen wurden von zahlreichen feministischen Verbänden aber auch von vielen Schreiberlingen in unseren "Qualitätsmedien" mit teils grotesken Logikverrenkungen kritisiert. Bei der Abstimmung im Bundestag enthielten sich die Grünen mehrheitlich, die SPD stimmte fast geschlossen dagegen. Aber sie wollen doch alle nur Gleichberechtigung... :wink:
Um den Post hier nicht noch länger werden zu lassen, höre ich hier mal auf... Es ist nun mal so, wie schon festgestellt: Es ist kompliziert. Ja, da habt ihr Recht! Aber dann macht es euch in eurer Betrachtung dieser Themen doch bitte nicht immer so verdammt einfach!