casanoffi hat geschrieben: ↑21.01.2018 19:51
Was wird da wie wodurch geschürft, warum benötigt man dafür diese Art von Grafikkarten und warum wird dabei so viel Strom verbraucht
Grafikkarten sind besonders gut geeignet um viele, parallelisierbare, sich immer wiederholende Berechnungen auszuführen.
Deswegen haben Grafikkarten auch aktuell gerne mal 2000-3000 "Kerne" (vgl. CPUs haben aktuell 4-8). Das dient für Grafik dazu, weil jeder dieser Kerne gleichzeitig einen einzelnen Pixel berechnen kann und davon müssen ja viele auf den Bildschirm. Allerdings sind diese Kerne verhältnismäßig einfach gebaut und sind eben nur dann wirklich schnell, wenn wirklich alle Kerne gleichzeitig rechnen können und immerwieder die gleiche Berechnung nur mit anderen Eingabewerten ausführen.
Der Artikel ist da etwas allgemein formuliert. Bitcoins hat man anfangs auf GPUs berechnet, das ist aber schon seit ein paar Jahren viel zu ineffizient für Bitcoins. Ineffizient heist in dem Fall, viel zu langsam und verbraucht viel zu viel Strom für das was man rausbekommt. Viel schneller und mit weniger Strom macht man das bei Bitcoins aktuell mit ASICS. Das sind noch höher spezialisiertere Prozessoren, die das eben schneller bei weniger Stromverbrauch hinkriegen. Aber die können halt wirklich gar nichts anderes ausser Bitcoins zu berechnen. Deswegen ist Bitcoin Mining mittlerweile für Privatanwender völlig uninteressant. Man müsste sich spezielle Hardware zulegen um es überhaupt rentabel machen zu können und hat dann insgesamt immernoch einen hohen Stromverbrauch, der sich ganz speziell mit deutschen Strompreisen absolut nicht mehr lohnt.
Damit hat Bitcoin schon seit 1-3 Jahren praktisch keinen Einfluss mehr auf den Grafikkartenmarkt.
Was den Grafikkartenmarkt aktuell belastet, ist das Ethereum-Mining. Das verwendet andere Berechnungen und funktioniert deswegen auf GPUs deutlich besser als Bitcoin. Afaik wurde Ethereum sogar speziell daraufhin entwickelt, dass es auf GPUs optimal funktioniert.
casanoffi hat geschrieben: ↑21.01.2018 20:19
Auch wenn ich es immer noch ein wenig suspekt finde, dass man sich digitales Geld tatsächlich "schürfen" kann...
Das ist halt Kryptographie.
Ganz einfach erklärt, stell es dir vor wie Primzahlen. Es gibt unendlich viele Zahlen und nur wenige davon sind Primzahlen. Ob eine Zahl eine Primzahl ist, kann man berechnen. Jetzt sucht man Primzahlen im 10, 20 stelligen Zahlenbereich. Wenn du eine Primzahl findest, kriegst du einen Coin.
Nur muss man halt Millionen oder Milliarden von Zahlen durchrechnen, bis man eine findet.
Deswegen nennt man es "schürfen", du gräbst den ganzen Boden um, guckst dir Millionen Steinchen an und dann ist vielleicht doch mal ein Nugget dabei.
Doc Angelo hat geschrieben: ↑21.01.2018 20:51
Das System passt die Schwierigkeit dynamisch an, mit dem Ziel das durchschnittlich nur 1 Block alle 10 Minuten gefunden werden kann. Doof gesagt: Kommt ne neue GPU raus und alle holen sie sich, dann wird die Schwierigkeit erhöht und es dauert wieder 10 Minuten bis weltweit ein Block gefunden wird.
Nein, die Schwierigkeit passt niemand an und die passt sich auch nicht selbst dynamisch an. Die Schwierigkeit steigt grundsätzlich exponentiell. Siehe obiges Beispiel mit den Primzahlen. Je größer die Zahlen werden, desto schwieriger wird es die nächste Primzahl zu finden, zum einen weil die Primzahlen immer seltener in einem Zahlenbereich werden und man deswegen viel mehr Zahlen ausprobieren muss um eine Primzahl finden zu können und zusätzlich der Nachweis, dass es eine Primzahl ist mit größeren Zahlen immer rechenaufwändiger wird.
Doc Angelo hat geschrieben: ↑21.01.2018 20:51
Wenn ich mich richtig erinnere, war das Mining nicht als Möglichkeit Geld zu bekommen gedacht, sondern als Entschädigung für Bereitstellen der nötigen Leistung für die Transaktionen. Wenn ich das richtig verstehe, macht das Mining nur deswegen finanziellen Sinn, weil der Kurs (Wechselkurs in andere Währung) für die Bitcoins dermaßen in die Höhe ging.
Richtig, die Miningleistung braucht das System um die Transaktionen abzusichern. Wer diese Leistung bereitstellt, kriegt dafür Bitcoins. Und da ist gerade auch das Problem bei Bitcoin. Weil man soviel Rechenleistung benötigt um Transaktionen machen zu können, sind bei Bitcoin nicht wirklich viele Transaktionen pro Zeit möglich. Wo anders hab ich kürzlich gelesen, dass wegen diesem Flaschenhals die Transaktionsgebühren so hoch sind. Eine Transaktion kostet (praktisch wie Überweisungsgebühren von Banken) wohl aktuell mindestens 6-7€, dann kann die Transaktion aktuell aber durchaus mal 3 Wochen dauern. Wer schneller will, muss mehr bezahlen. Wenns in 1-2 Tagen sein soll, kommen da schonmal 50, 60€ Transaktionsgebühr zusammen.
Doc Angelo hat geschrieben: ↑21.01.2018 20:51
Macht das einen Sinn? Also für mich nicht. Das ist irgendwie schon ziemlich wahnsinnig was da stattfindet.
Sinn macht das schon, wenn man beim eigentlichen Zweck geblieben wäre, für den Bitcoin mal gedacht war: Ein dezentrales Währungssystem das zudem noch (relativ) sicher vor Manipulationen ist. Sprich, da redet keine Bank oder so mit, es sollte von aussen nicht nachvollziehbar sein, also die Privatssphäre schützen und obendrein eben sicher sein.
Praktisch ist es aktuell eher ein reines Spekulationsobjekt.