Jondoan hat geschrieben: ↑07.02.2018 16:05
Wigggenz hat geschrieben: ↑07.02.2018 16:00
Doch.
Auf äußere Faktoren wird im Tweet kein Bezug genommen und außerdem wird behauptet, ein Mensch sei auf eine gewisse Weise programmiert (= veranlagt). Weiteres Beispiel aus diesem Thead:
Ändert aber nichts an der Tatsache, dass in diesen Drittländern die dort lebenden Menschen eben doch dahingehend krimineller sind
Es wird nicht gesagt, dass mehr Menschen Straftaten begehen (was die nachweisbare Aussage ist). Es wird gesagt, die Menschen "seien krimineller". Kriminell sein als intrinsische Eigenschaft des Menschen.
Auf Ethnie wird im Tweet auch kein Bezug genommen und programmiert kann man ebenso als Umschreibung für sozialisiert betrachten. Das zweite Quote ist schon ganz krasse Haarspalterei nach dem Motto "Es gibt keine Raucher, es gibt nur Menschen, die rauchen". Aber man liest eben das, was man lesen will, ich ja genauso. Im Zweifel allerdings für den Angeklagten, also solange da nicht explizit rassistisches Gedankengut geäußert wird, finde ich es vorschnell, jemandem so etwas zu unterstellen.
Die Umschreibung für sozialisiert ist sehr wohlwollend interpretiert. Das ist hier kein Strafverfahren, und die Gesamtschau aller Umstände zu diesem Typen, die uns bekannt sind, lassen meiner Meinung nach eher auf eine Umschreibung für veranlagt im Gegensatz zu sozialisiert schließen.
Und ich finde es interessant, dass du sowas als Haarspalterei abtun willst. Ist also ok, Menschen nach Typen einzuordnen, statt die konkreten Handlungen zu bewerten?
Aber ok, sowas ist wohl kontextabhängig. Ich hätte wohl auch kein Problem, Gäste etwa bei der Organisation einer Feier zu fragen, ob Raucher dabei sind. Wobei ich selbst da wohl die Wortwahl "rauchen" anstatt "Raucher" benutzen würde.
Aber im politischen Kontext ist das Feingefühl wichtig. In Bereichen von großer Tragweite im Allgemeinen. Wie z.B. im Strafrecht. Es ist schon seit Ewigkeiten ein Problem, dass unser StGB z.B. vom "Mörder" spricht und sich nicht auf die Strafformel für die Handlung beschränkt. Das nennt man Lehre von den Tätertypen und ist mit gutem Grund seit dem zweiten Weltkrieg ganz überwiegend abgelehnt und seit Ewigkeiten Anlass für die geplante Reform der Tötungsdelikte.
Manchmal sind es in der Tat sich auf den ersten Blick kaum unterscheidende Formulierungen, die für komplett andere Welt- und Menschenbilder stehen.