padi3 hat geschrieben: ↑08.02.2018 20:18
Wenn seine Thesen nicht stimmen, warum baut man scheinbar darauf auf und warum nimmt es solche Ausmaße an. Doch nicht etwa, weil das Gegenteil von dem stimmt, was Freud sagt?
Von "stimmen" kann im Zusammenhang mit Freud nicht im Geringsten die Rede sein. Die freudsche Psychoanalyse begründet ihre Diagnosen mit hochspekulativen, nicht falsifizierbaren Theorien. Sie suggeriert ihren Patienten standardisierte oder auch willkürliche Interpretationen als gegebene Zustände und erklärt Widerspruch gegen solcherlei Deutungen als bloße Abwehrmechanismen im Sinne des eigenen Systems. Das ist schlicht zirkulär. Zudem bedient sie sich unredlicher Immunisierungsstrategien, um sich der Kritik ihrer unwissenschaftlichen Methoden zu entziehen: Vermeintliche Neigungen und Triebe werden in ein wie auch immer geartetes "Unterbewusstsein" ausgelagert, das sich einem empirischen Zugriff vollends entzieht, um sie im Zweifelsfall sogar in solchen Fällen bestätigt zu sehen, in denen eigentlich alles gegen ihre Annahme spricht.
Insgesamt ist die freudsche Psychoanalyse ein Welt- und Menschenbild, eine Ideologie, aber sicher keine Wissenschaft. Sie taugt vielleicht als faszinierende Inspirationsquelle für Literatur(-wissenschaft) und teilweise Philosophie, nicht aber als Alternative zu Psychologie, Psychiatrie oder Soziologie. Als Behandlungsmethode eingesetzt, ist sie nicht nur nicht wirksam, sondern für denjenigen, dessen Psyche analysiert wird, mitunter sogar gefährlich, da sie mitunter den Einsatz nachweislich wirksamer Methoden aus den Bereichen Psychologie und Psychiatrie blockiert.
Zum Weiterlesen empfehle ich den entsprechenden
Wikipediartikel (oder, wenn Du es detaillierter haben willst,
dieses Buch hier), insbesondere was dort unter "Wissenschaftstheorie" und "Psychologische Kritik" steht, wo sich unter anderem die Feststellung findet:
Wikipedia hat geschrieben:
Eine Charakterformung des Individuums nach Freuds Hypothese einer frühkindlichen Triebregulierung ist entweder nicht überprüfbar oder gilt heute als großteils widerlegt.