Raskir hat geschrieben: ↑19.03.2018 17:12
Gut, ich hänge mich mal nicht an dem Wort auf. Du hast nicht auf den Rest des Beitrags geantwortet und hoffe du findest die anderen Verlinkungen passender. Wenn nicht, wüsste ich nicht was ich sonst machen soll.
Ich versuche mal zu verdeutlichen worin das Problem mit Artikeln wie diesen liegt. Beginnend mit dem
SZ Artikel:
Überschrift:
Warum Gewaltfilme und -spiele Gewalt verursachen
Hier wird also einerseits behauptet, es gäbe einen kausalen Zusammenhang zwischen Gewaltfilmen und Gewaltspielen und Gewalt also Kriminalität geben und andererseits suggeriert der Artikel er würde erklären, warum das so ist. Übrigens ist die Bezeichnung "Gewaltfilme" und "Gewaltfilme" so wie anderswo Killerspiele ungeklärt. Es könnte alles mögliche sein. Es ist kein allgemeingebräuchlicher Begriff, es ist auch kein neu definierter Begriff, er ist reißerisch.
Wenn wir uns jetzt den Text betrachten, erkennen wir dass der Autor eigentlich gar nichts geschrieben hat. Der Inhalt nahezu des gesamten Artikel zeigt sich in diesem Absatz:
"Der folgende Text basiert auf seiner Stellungnahme vor dem Handels- und Wissenschafts-Komitee des US-Senats im Mai 1999 im Rahmen der Anhörung: "Verkauf von Gewalt an Kinder":"
Also alles was wir hier lesen ist eine Stellungsnahme von Professor L. Rowell Huesmann von der University of Michigan in Ann Arbor, vor dem Handels- und Wissenschafts-Komitee des US-Senats aus dem Jahr 1999. Der Artikel aus dem Jahr 2010, zitiert eine Stellungnahme von 1999 und in diesem Text lesen wir Dinge wie:
"In den USA sehen Siebtklässer pro Tag etwa 4 Stunden TV, und 60 Prozent der Shows zeigen eine Form von Gewalt. Siebtklässler spielen in der Woche etwa 4 Stunden Spiele, und 50 Prozent der Spiele sind gewalttätig.
Dies sind nur Mittelwerte. Manche Kinder sind der Mediengewalt noch weit stärker ausgesetzt. Und wie demografische Studien uns zeigen, erfahren gerade viele derjenigen Kinder, die am stärksten der Mediengewalt ausgesetzt sind, auch in ihrer realen Umwelt besonders viel Gewalt."
Hier lesen wir nicht nur Daten aus dem Jahr 1999, nein wir lesen Daten ohne Quelle aus dem Jahr 1999 und verbunden mit der Behauptung, dass die Kinder am stärksten "Mediengewalt" ausgesetzt sind, die auch besonders viel Gewalt in ihrer realen Umwelt erfahren. Auch das ohne Quelle. Stattdessen wir deine Quelle suggeriert, nämlich "demografische studien", die nicht näher definiert sind.
Und genau das zieht sich durch die ganze Stellungnahme, Behauptungen über Behauptungen, keinerlei Quellen, nichts stichhaltiges und alles aus dem Jahr 1999.
Jetzt schauen wir uns den
zweiten Artikel an:
Überschrift:
Der Einfluss der Medien auf die Jugend
Die Überschrift ist noch ziemlich neutral aber der eigentliche Text sieht anders aus. Es wird über zwei Studien berichtet. In der ersten Studie geht es um das Sexualverhalten in Verbindung zu Musik mit "entwürdigenden Inhalt". Durch eine wiederholte Telefonumfrage kam man zum Resultat, dass Musik mit entwürdigendem Inhalt zu einer früheren sexuellen Aktivität führen würde und dass eine Reduzierung des Konsums die sexuelle Aktivität hinausschieben könnte.
Mal abgesehen davon, dass die Methodik bereits in der Beschreibung fragwürdig erscheint, gibt es auch hier keinerlei nähere Informationen darüber, was entwürdigens ist und es stellt sich natürlich auch die Frage, warum eine Studie eigentlich empfiehlt die sexuelle Aktivität von Jugendlichen hinauszuschieben. Das stellt wiederum die Frage nach Zweck der Untersuchung und denjenigen die sie in Auftrag geben. Das wäre eigentlich eine Aufgabe für Journalisten darüber zu informieren und vorher natürlich die Studie selbst zu analysieren. So wird dem Leser einfach kaum aufbereitetes hingeworfen und das ist unseriös.
Zweite Studie geht um den Konsum von Gewalt in verbindung mit Ringkämpfen im Fernsehen und der Teilnahme an verabredeten Zweikämpfen unter Oberstufenschülern. Die Studie zeigt, dass Schüler die sich zum Kämpfen verabreden auch Ringkämpfe sehen und auch an Schlägereien beteiligt sind und Waffen tragen. Man räumt "zahlreiche Faktoren ein", ist aber ganz schnell wieder dabei auf "viele Untersuchungen" zu verweisen. Auch hier wieder - keine Belege, keine Quellen, keine Fakten, keinerlei Aufbereitung durch den Autoren. Nichts.
Der Artikel geht noch weiter und bringt noch ein paar ähnliche Beispiele von Untersuchungen, Buchveröffentlichungen und so weiter, die ähnlich oberflächlich bearbeitet wurden.
Der Artikel endet schließlich mit Äußerungen des damaligen Papstes.
Nun haben wir noch einen
Focus Artikel. Im Grunde wie die anderen Artikel auch, gibt es hier keine näheren Informationen. Die Studie wird nicht genannt, nur das Ärztemagazin "Lancet" und dann eine Reihe von Behauptungen bis hin zur Unterstellung des Studienleiters, Eltern die nachlässig mit Medieninhalten umgehen, würden eine emotionale Misshandlung Schutzbefohlener begehen. Das ist schon ziemlich heftig. Positiver ist hier, dass immerhin jemand zitiert wird, der anderer Meinung ist. Quellentechnisch zeigen sich aber auch hier wieder Probleme. "BBC". Wahnsinn, nicht mal ein Link, geschweige denn konnte man das ganze einfach selbst bearbeiten und sich die Studie anschauen. Da vermute ich ja fast, man hat den BBC Artikel einfach übersetzt.
Zum Schluß kommen die
Arbeitsblätter:
Positiv sind hier teilweise die angegebenen Quellen. Die machen es definitiv leichter das ganze tatsächlich zu untersuchen und zu schauen ob das was man so alles schreibt auch seine Gültigkeit hat. Die Ausnahme ist dabei allerdings bspw. ganz am Anfang eine Untersuchung in Kanada über die vermeintlich negativen Folgen durch den Einzug des Fernsehens in eine Gemeinde die vorher keines hatte in den 70ern. Insgesamt definitiv wohl von allem was du verlinkt hast noch das gehaltvollste, zumindest in Hinsicht auf die Überprüfbarkeit.