Leon-x hat geschrieben: ↑08.04.2018 10:19
Ich kann eben verstehen wenn die Welt und Aufgaben zu gewöhnlich rüber kommen.
Es ist halt darin etwas anders als frühere FFs. Meine Freundin hat es trotzdem geschafft 300 Stunden in XV zu versenken. Wobei sie Hauptstory auch erst schwach fand bis jetzt zur besseren Überarbeitung.
Das "gewöhnliche" ist nicht das Problem des Spiels... oder zumindest nicht meins. Ich hab nichts gegen ein bisschen mehr "down to earth"-Ansatz. Aber das Spiel ist in dieser Hinsicht einfach so unglaublich platt.
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Weshalb ich Final Fantasy XV nicht sonderlich mag, ist, weil alles was nicht die Hauptquest umfasst, wirklich erzählerisch und spielerisch einem MMO gleicht. Mehr noch als das in Final Fantasy XII der Fall war, mehr noch, als das in Dragon Age Inquisition der Fall war (welches genau dafür ja von Presse und noch mehr der Spielerschaft in der Luft zerfetzt wurde).
Dazu bietet es noch die schlechteste, logikfehlerreichste Hauptstory aller moderneren bisherigen Final Fantasy-Teile (und selbst wenn wir die alten noch mit dazu nehmen, war eigentlich nur Final Fantasy I und II ähnlich schwach) - es ist hinsichtlich Story quasi das, was The Phantom Pain für die Metal Gear Solid-Serie war. Und ähnlich wie in MGS V blitzen durchaus mal gute Storyelemente auf - insbesondere gegen Ende - aber es ist einfach schlicht und ergreifend für die Serie selbst viel zu selten und schafft es nur selten, Spannung aufzubauen oder gar aufrecht zu erhalten. Letzteres will es auch gar nicht... schließlich sind wir ja auf einem spaßigem Roadtrip... wen interessiert da schon eine Invasion oder ein ermordeter Vater... 40+ Spielstunden später vergisst man dann den Roadtrip und versucht, die Sache wieder "geradezubiegen" - aber die 40+ Stunden gibt dir halt niemand wieder und das Folgende entschädigt nur mäßig dafür.
Man kann die ganze Lightning-Saga mit allen XIII-Ablegern für alles mögliche kritisieren - für seine Klischees, für seine Schlauchlevels, für zu viele Sequenzen und zu wenig Gameplay. Aber wenigstens hatte dieser Vorgänger eben mit seinem durchgehendem Storyfokus eine Stärke - Final Fantasy XV hat die nicht. Nirgends. Es fängt überhaupt erst viel zu spät damit an, überhaupt wirklich etwas "rüber bringen" zu wollen.
Nun könnte man natürlich sagen... okay, da steht Final Fantasy dran, aber ignorieren wir mal die weitehend eher spärlich inszenierte Story und die Tatsache, dass schon ihr Einstieg inhaltlich nicht wirklich zum dann direkt folgend vermittelten Road-Trip-Feeling passt und freuen uns über die Freiheit. Nur... wie hier schon angemerkt, gibt es da ebenfalls wenig zu holen. Klar, das war bei anderen Final Fantasy-Games auch nicht anders... nur hatten die eben auch gar nicht diesen Fokus auf ihre Openworld gesetzt, sondern eben auf die Story. Das du davon rechts und links daneben was zu entdecken hast, ist super und ein Markenzeichen der Serie - das es in Form von solchem optionalen Content auch in Final Fantasy XV wieder gibt. Das du aber für über die Hälfte des Spiels als Faden quasi nur das Entdecken hast, weil die Story vorher in 80% des Spiels schlicht nicht "präsent" ist und es dann nicht einmal wirklich was übermäßig Tolles zu entdecken gibt, schießt dem neuen Ansatz halt selbst ins Knie. Also kloppst du dich mit einem Kampfsystem, dass an einen unterentwickelten Tales-Bruder erinnert in einer wunderschönen Welt durch Offline-MMO-Quests (sowohl was Anspruch als auch erzählerische Tiefe angeht) auf der Suche nach dem nächsten guten Story-Happen, der in den ersten 2/3 des gesamten Spiels nur irgendwann alle 5 Spielstunden mal kurz vorbei schaut - wenn du Glück hast. Das du vermutlich 40% deiner Spielzeit bis dahin damit zubringst, auf ein Auto zu starren, dass von allein fährt (weil die manuelle Steuerung nämlich ein Krampf ist und du nicht ständig Kohle locker machen willst, um dich direkt zum Ziel zu teleportieren) macht den Braten dann auch nicht mehr fett - wenigstens bekommst du so etwas vom quasi einzigem Highlight des Spiels, nämlich der wunderschönen Welt, mit. Kann man trotzdem Spaß aus dem Ding ziehen? Sicher... wenn man sich den "Final Fantasy"-Titel wegdenkt, kommt ein hübsches, durchschnittliches (J)RPG im OpenWorld-Gewand bei raus, dass aber vorwiegend eher wegen dem letzten Drittel brauchbar wird. Aber in Bezug zum Franchise? Nicht wirklich...
Ich persönlich bin ja jemand, der sagt, dass die Serie mit Teil 10-2 in den Brunnen gefallen ist. Aber in Teil 15 ist sie eindeutig knallhart auf dem Grund aufgeschlagen, während 12 noch ein erbittertes Klammern am Rand und 13 dagegen nur ein bisschen "freier Fall" war.
Das Ironische ist, dass ich mir die DLCs vermutlich dennoch kaufen werde. Niemand mag halb gelesen Bücher und der bisherige DLC-Content in XV hat mir im Schnitt deutlich besser gefallen als das abseits der Technik quasi in allen Punkten (für Final Fantasy-Verhältnisse) enttäuschende Hauptspiel. Trotzdem: wenn ich die Zeit zurück drehen könnte, hätte ich das Ding niemals in der Windows-Edition für 50 EUR gekauft, sondern in 3 Jahren mit dem "zweiten Contentschub" für zusammen 15. Technische Hochglanzpolitur hin oder her, aber inhaltlich ist das Ding meiner Meinung nach einfach nicht mehr wert. Und ich bereue eigentlich sehr selten Spielekäufe und bin an sich alles andere als ein typischer "Sale-Käufer".