gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

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Sharkie
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Sharkie »

Die Frage, ob jemand der Militärshooter spielt dennoch als Pazifist durchgehen kann, finde ich jetzt nicht so wichtig. Ronnys Feststellung, dass fiktionale Gewalt und fiktionales Militär eine gewisse (gerne ambivalente) Faszination ausüben, kann man aber ruhig mal diskutieren. Hier würde man es sich als Medienkonsument zu einfach machen, wenn man lediglich auf die Unterscheidung zwischen Fiktion und Realität verweist und sich anschließend glaubhaft von realer Gewalt distanziert. Wobei besagte Unterscheidung selbstverständlich relevant ist, aber eben meiner Meinung nach nicht ausreicht, um das Thema für erledigt zu erklären.

Starship Troopers etwa ist ein Film, der ein sehr hohes Maß an Militärkritik enthält - und trotzdem bewusst mit der Lust an der Gewalt spielt, Gewalt voyeuristisch darstellt und somit definitiv eine Faszination dafür bedient. Im Spielebereich haben wir Titel wie Jagged Alliance, Cannon Fodder oder Metal Gear Solid, welche die kulturelle Sicht auf Militär und Krieg kritisch thematisieren und hinterfragen und den militärischen Konflikt mit viel Begeisterung inszenieren. Wir haben ein Spec Ops: The Line, das bislang dem Ideal eines "Antikriegsspiels" von allen Spielen (This War of Mine mal ausgenommen) vermutlich am nächsten kommt und dennoch in seiner Spielmechanik feindliche Soldaten zu Schießbudenfiguren entmenschlicht. Hotline Miami hat zwar nichts mit Militär zu tun, zelebriert aber den virtuellen Gewaltexzess genüsslich und hinterfragt ihn doch gleichzeitig bzw. im Nachhinein. Diese Spiele (und der Film) trauen es sich, eine ambivalente Position bezüglich Gewalt und Militär einzunehmen - das finde ich spannend und interessant. Man sollte nicht so tun, als wäre die Gewaltdarstellung für derlei Spielerlebnisse letztlich egal oder nur Beiwerk. Die Gewaltdarstellung war für mich sicher nicht der ausschlaggebende Grund, beide Teile von Hotline Miami begeistert durchzuspielen - fasziniert hat sie mich allemal, und sie ist ein signifikanter Teil des Spielerlebnisses. Und wenn ich mich in The Phantom Pain gegen heimliche Infiltrierung und Betäubungsgeschoss und für explosiven Krawall und scharfe Munition entscheide, dann hat auch das seine Michael-Bay-eske Faszination. Da kann man ruhig mal zu stehen, zumal der gewaltkritische Subtext in den obengenannten Spielen ja gleichzeitig da ist, teilweise sogar dominiert.

In Szenarien, die der realen Welt nachempfunden sind, brauche ich besagten Subtext dann aber auch, denn wenn nur Gewaltfaszination unkritisch bedient wird, bereitet mir das speziell im militärischen Kontext dann doch ein eher mulmiges Gefühl (ganz im Gegensatz zu Doom, Duke Nukem und Konsorten, die dürfen ganz unmilitärisch so viel und unreflektiert herumsplattern, wie sie wollen). Auf der anderen Seite stehen ja immer noch all die Call of Dutys, Battlefields und Medal of Honors, die jegliche Doppelbödigkeit komplett vermissen lassen und Gewalt und Militär weitgehend unkritisch feiern. Kriegsgräuel kommen darin zwar vor, aber normalerweise eher als Motivations- und Pathosspritze für den Spieler, damit der es den bösen Buben danach mal so richtig zeigen will. In Verbindung mit ihrer (sowohl gameplaymäßigen als auch narrativen) Heroisierung der eigenen Spielfigur sowie den vom Marketing vielfach erhobenen (in Wirklichkeit natürlich komplett lächerlichen) Realismusansprüchen finde ich die letztgenannten Militärshooter dann durchaus gewalt- und kriegsverherrlichend und annährend propagandistisch.
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Imperator Palpatine
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Imperator Palpatine »

Doc Angelo hat geschrieben: 25.08.2018 16:55
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 15:36 Weiss du was das wirklich faszinierende war wenn ich auf Bundeswehr Truppen getroffen bin bzw. wenn wir mit jenen zusammen gearbeitet haben oder diese bei uns üben durften ?
Wie begeistert jene waren wenn sie endlich einmal ohne Erbsenzählerei ein Maschinengewehr bedienen durften ! Keine 100 Schuss und das war es. Oder wenn sie erlebt haben wie angeforderte Luftunterstützung auf der anderen Seite alles im wahrsten Sinne des Wortes ausgelöscht hat. Während es auf der deutschen Seite nicht einen kampffähigen Angriffshubschrauber gibt.

Ja da fielen Begriffe wie Neid und Sätze wie " Die bekommen volle Unterstützung und die beste Ausrüstung ! "
Das hier stößt mir wirklich sauer auf. Ich denke mal sich hier alle einig sind, das Krieg eine Sache ist, die unter allen Umständen zu vermeiden ist (oder vielleicht auch nicht?). Daraus sollte abgeleitet werden, das eigentlich niemand an der Durchführung eben jener Sache "Spaß" hat. Was Du hier allerdings beschreibst, klingt dann doch so als würden die Leute es genießen, wenn sie sehen, wie der gegnerische Stützpunkt zerfetzt wird.

Bekommt man weniger Leute, wenn man nur die nimmt, die eigentlich gar nicht wollen, aber wissen, das es manchmal nicht anders geht? Ja. Wäre diese Truppe möglicherweise sogar nicht genau so "schlagkräftig" wie eine Truppe, die aus denen besteht, die den Krieg als eine Art brutale Faszination ansehen? Vielleicht auch das. Maximale Zerstörungskraft sollte für einen Staat, der eigentlich gar keinen Krieg führen möchte allerdings auch nicht im Fokus liegen. Ich persönlich würde sagen, das man Leute aus der Bundeswehr werfen können sollte, wenn sich zeigt, das sie dem Kriegseinsatz etwas positives abgewinnen können. Wer sich beim Verteidigen seines Lebens darüber freut, ein anderes Leben beendet zu haben, der darf meiner Meinung kein Gewehr vom Staat in die Hand bekommen. Das ist ja echt widerlich so drauf zu sein. Da hab ich echt kein Verständnis für.

Ich vermute mal, das die Leute, die für das Zerfetzen von feindlichen Soldaten durch den Einsatz schwerer Waffen "Begeisterung" zeigten, noch nie bei einem gleichermaßen heftigen Angriff auf die eigene Seite dabei waren. Ich kann mir schwer vorstellen, das man dafür immer noch "Begeisterung" aufbringen kann, wenn man weiß was es am Menschen anrichten kann.

Oder gibt es solche Leute etwa doch bei der Bundeswehr? Und wenn ja - wie sagt das dann über diese Plakate aus?

In welchen Krieg verlieren weniger Menschen ihr Leben? In dem Krieg, wo beide Seite voll drauf stehen, wenn die andere Seite verblutet? Oder in dem Krieg, wo mindestens eine der Seiten versucht, das Leben aller Menschen so weit es möglich ist zu schützen?
Was glaubst du wohl wie du dich fühlst wenn du und deine Kameraden eine halbe Ewigkeit unter Feuer gestanden haben und dann endlich Ruhe ist weil auf der anderen Seite eine 250Kg Bombe alles auslöscht ? Oder eine Salve 30mm Geschosse aus einer A-10 mit entsprechendem charakteristischem " BRRRRRRRRRR " Geräusch einschlägt ?
Und ja du willst ganz besonders dass kein Widerstand mehr besteht wenn du auf der eigenen Seite gesehen hast wie Kameraden sterben oder verwundet werden.

Gib dich auch nicht dem Irrglauben hin man würde den Gegner quasi ritterlich als gleich gestellt sehen, insbesondere wenn deine Gegner Taliban, ISIS und Co heissen und dir Nachts Sprengsätze unter und neben der Strasse vergraben.

Für gewisse Berufe und Aufgabenfelder braucht man immer Personen mit einer gewissen Grundeinstellung so wie du bei Basejumpern eher selten Leute findest deren Idealvorstellung von einem Wochenende gemütliches rumsitzen auf der Couch ist.

Ansonsten gilt die - fiktive - Aussage des (Film ) Patton:

" I want you to remember that no bastard ever won a war by dying for his country. He won it by making the other poor, dumb bastard die for his country. "

Und Videospiele - insbesondere Shooter - sind dermassen weit von einer solchen Realität entfernt,abgesehen davon das Spieler Realität und Fiktion unterscheiden können. Ansonsten wäre jegliches jahrzehntealtes Sender - Empfänger Modell der Kommunikationswissenschaft ad absurdum geführt, insbesondere in der Film und Werbebranche.
Zuletzt geändert von Imperator Palpatine am 28.08.2018 14:23, insgesamt 7-mal geändert.
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Wigggenz
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Wigggenz »

ronny_83 hat geschrieben: 25.08.2018 14:06
Wigggenz hat geschrieben: 25.08.2018 13:57 Was für ein absoluter Schwachsinn. Ob etwas real passiert oder nicht ist das Entscheidende überhaupt.
Ich lese aus deinen Antworten nur "Ich bin zu faul, um wirklich mal in mich zu gehen und zu versuchen in Relation zu setzen, woher meine Faszination kommt, die mich in Videospielen antreibt und eigentlich hab ich auch deswegen keinen Bock drauf, weil ich Videospieler bin und ich will in keinem Fall, dass irgendwer daher kommt und irgendwas in Frage stellt, was mit meinem Hobby zu tun hat und mein Hobby darin stört, dass ich plötzlich über Hintergründe, Sinnhaftigkeiten und ähnliches nachdenken muss, die mich und mein Treiben stören. Ich schmeiß mit real vs fiktiv um mich. Das wird die schon vertreiben."
Tja, dass Menschen zwischen realen Vorgängen und fiktiven differenzieren können scheint dir nicht zu behagen, ist aber nunmal ein Fakt.
Pazifisten lehnen Gewalt ab.
Was in Videospielen passiert, ist aber keine Gewalt. Weil es nämlich überhaupt nicht passiert. Es. Ist. Nicht. Echt.
Nullen und Einsen im Code kann man nunmal keine Gewalt antun, sich wenn man noch so sehr auf den Feuerknopf auf der Maustaste hämmert.

Ziemlich vermessen und ganz schön frech von dir zu behaupten, wer Videospiele, die fiktive Gewalt enthalten, spielt könnte gleichzeitig kein Pazifist sein.
Unterstellst damit Leuten wie mir, der ich seitdem ich aus dem Alter raus bin wo ich mich gelegentlich mit meinen Geschwistern raufte, nie überhaupt an einer einzigen gewaltsamen Auseinandersetzung in irgend einer Form beteiligt war, mich unwohl in unmittelbarer Nähe zu echten Waffen fühle sowie seit jeher Parteien wähle, die am denkbar restriktivsten bezüglich Waffen und Militäreinsätzen auftreten, eine heimliche Gewalt- und Waffenaffinität, unterstellst Unglaubwürdigkeit und Verlogenheit, weil ich Videospiele mit fiktiver, irrealer Gewalt spiele?

Du behauptest zwar, natürlich gaaanz anders als die damaligen Akteure der Killerspiel-Hysterie, nicht ausdrücken zu wollen, dass Videospieler zu Gewalttätern werden würden, aber gleichzeitig sprichst du ihnen eiskalt ab, friedliebende Menschen sein zu können. Das Gleiche in Grün.
johndoe1904612
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von johndoe1904612 »

Versteh die Empörung nicht. Eigentlich ganz clevere Werbung. Die ganzen Militärshooter sind nun mal überaus erfolgreich. Und Y-Tours braucht auch Nachwuchs. Wehrpflicht ist nun mal nicht mehr.

Kein Pixel ist illegal.
Doc Angelo
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Doc Angelo »

Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:23 Was glaubst du wohl wie du dich fühlst wenn du eine deine Kameraden eine halbe Ewigkeit unter Feuer gestanden haben und dann endlich Ruhe ist weil auf der anderen Seite eine 250Kg Bombe alles auslöscht ? Oder eine Salve 30mm Geschosse auf seiner A-10 mit entsprechendem charakteristischem " BRRRRRRRRRR " Geräusch einschlägt ?
Und ja du willst ganz besonders dass kein Widerstand mehr besteht wenn du auf der eigenen Seite gesehen hast wie Kameraden sterben oder verwundet werden.
Ich kann diese Frage meiner Meinung nach nicht ausreichend akkurat beantworten, zumindest würde ich nicht behaupten, das eine Antwort der wahrscheinlichen Realität entsprechen würde. Ich hoffe allerdings sehr, das ich keine Freude empfinde, weil Menschen gestorben sind. Freude darüber, endlich mal nicht in akuter Lebensangst zu sein? Auf jeden Fall. Freude darüber, das meine Kameraden nicht tot sind? Ich denke doch schon. Aber Freude das mein Kriegsgegner mit dem Schießen aufgehört hat, weil er gerade damit beschäftigt ist seine letzten Atemzüge zu machen - ich hoffe wirklich nicht, das ich mich über sowas jemals freuen würde.
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:23 Gib dich auch nicht dem Irrglauben hin man würde den Gegner quasi ritterlich als gleich gestellt sehen, insbesondere wenn deine Gegner Taliban, ISIS und Co heissen.
Ich werde ganz sicher nicht davon ausgehen, das andere Menschen immer fair sind und das sich niemand übers Töten freut. Es gibt ja leider solche Menschen - deswegen überhaupt erst die Benötigung einer Verteidigungs-Einrichtung. Aber das heißt nicht, das man selbst auch so werden sollte.
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:23 Ansonsten gilt die - fiktive - Aussage des (Film ) Patton: "I want you to remember that no bastard ever won a war by dying for his country. He won it by making the other poor, dumb bastard die for his country."
Die Frage hier wäre dann: Möchte man durch das Töten von so vielen Menschen wie möglich "gewinnen"? Oder möchte man lieber doch das Kriegsende so schnell wie möglich herbei führen, während man gleichzeitig so wenige Menschen wie möglich verletzt oder tötet?
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
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Imperator Palpatine
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Imperator Palpatine »

Doc Angelo hat geschrieben: 25.08.2018 17:37
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:23 Was glaubst du wohl wie du dich fühlst wenn du eine deine Kameraden eine halbe Ewigkeit unter Feuer gestanden haben und dann endlich Ruhe ist weil auf der anderen Seite eine 250Kg Bombe alles auslöscht ? Oder eine Salve 30mm Geschosse auf seiner A-10 mit entsprechendem charakteristischem " BRRRRRRRRRR " Geräusch einschlägt ?
Und ja du willst ganz besonders dass kein Widerstand mehr besteht wenn du auf der eigenen Seite gesehen hast wie Kameraden sterben oder verwundet werden.
Ich kann diese Frage meiner Meinung nach nicht ausreichend akkurat beantworten, zumindest würde ich nicht behaupten, das eine Antwort der wahrscheinlichen Realität entsprechen würde. Ich hoffe allerdings sehr, das ich keine Freude empfinde, weil Menschen gestorben sind. Freude darüber, endlich mal nicht in akuter Lebensangst zu sein? Auf jeden Fall. Freude darüber, das meine Kameraden nicht tot sind? Ich denke doch schon. Aber Freude das mein Kriegsgegner mit dem Schießen aufgehört hat, weil er gerade damit beschäftigt ist seine letzten Atemzüge zu machen - ich hoffe wirklich nicht, das ich mich über sowas jemals freuen würde.
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:23 Gib dich auch nicht dem Irrglauben hin man würde den Gegner quasi ritterlich als gleich gestellt sehen, insbesondere wenn deine Gegner Taliban, ISIS und Co heissen.
Ich werde ganz sicher nicht davon ausgehen, das andere Menschen immer fair sind und das sich niemand übers Töten freut. Es gibt ja leider solche Menschen - deswegen überhaupt erst die Benötigung einer Verteidigungs-Einrichtung. Aber das heißt nicht, das man selbst auch so werden sollte.
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:23 Ansonsten gilt die - fiktive - Aussage des (Film ) Patton: "I want you to remember that no bastard ever won a war by dying for his country. He won it by making the other poor, dumb bastard die for his country."
Die Frage hier wäre dann: Möchte man durch das Töten von so vielen Menschen wie möglich "gewinnen"? Oder möchte man lieber doch das Kriegsende so schnell wie möglich herbei führen, während man gleichzeitig so wenige Menschen wie möglich verletzt oder tötet?
Die Frage ist immer was das Kriegsziel ist und mit welchem Gegner du es zu tun hast. Die entsprechenden Strategien haben sich beim Wandel von " Kabinettskriegen " hin zu Kriegen zwischen Nationalstaaten nun einmal gewandelt.
Wenn du es schaffst einen Krieg so schnell wie möglich zu gewinnen und dabei so wenig Tote wie möglich auf beiden Seiten hast umso besser. Aber die andere Seite tut dir unter Umständen diesen Gefallen nicht.

Prominentes Beispiel hierfür ist meiner Meinung nach die Entscheidungsfindung zum Abwurf der Atombomben auf Japan. Ein entscheidender Punkt im Vorfeld waren die Erfahrungen der US Truppen beim sogenannten Inselspringen. Pelileu, Guam Iwo Jima, Okinawa zeigten dass die Japaner heftigsten Widerstand leisteten und auch bereit waren die eigene Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft zu ziehen. Demenstprechend waren die Befürchtungen über Verluste bei einer Invasion der japanischen Hauptinseln. Und wenn man sich die Pläne unter dem Codenamen " Ketsu-Go " ansieht bei dem unter anderem 15 Million Zivilisten mit Bambusstöcken! die US Truppen angreifen sollten, kann man schon fragen was - so zynisch es klingt - der bessere Weg ist um den Krieg zu beenden.
Warum z.B ist in der öffentlichen ( auch amerikanischen ) Diskussion der Atombenabwurf auf Hiroshima mit 80.000 Toten als derart verwerflich angesehen aber die konventionelle Bombardierung Tokios bei der am 9. März 1945 manche Schätzungen von über 180.000 Toten ausgehen so gut wie unbekannt ?

Aber nichts davon wirst du in Videospielen wieder finden.
Diese haben selbst in ihrer klasssichen Shooterdarstellung nur sehr wenig mit realen Konflikten zu tun und die wenigen Nischentitel wie z.B. Americas Army oder in gewissen Teilen auch die Arma Reihe bleiben eben Nischentitel für eine kleine Fangemeinde die im Falle des ersteren sogar meist aus Armeeangehörigen besteht.

Der Rest - und dazu zähle ich mich auch - hat einfach keine Lust auf ellenlange Tutorials oder dreifache Tastenbelegung.
In einem realistischen Shooter würde nämlich über 90 % der Zeit absolut nichts passieren.....
Das Gegenteil von " You push a Button and something awesome has to happen"....

So auch im Fall der Gamescom Besucher. Die Sieben Stunden Warteschlange ist nun einmal nicht beim Bundeswehrcockpitsimulator sondern bei Battlefield 5......
Zuletzt geändert von Imperator Palpatine am 25.08.2018 18:07, insgesamt 3-mal geändert.
Phelian
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Phelian »

Die Lappenwehr mal wieder an forderster Front im Einsatz.
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the curie-ous
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von the curie-ous »

Doc Angelo hat geschrieben: 25.08.2018 16:55
Machnmal ist das so ein Ding mit vertextlicher Ironie. Vorallem kann ich mit dem Hasen am Ende nix anfangen.


Zum Thema Bundeswehrwerbung gilt allgemein:
"Egal wie mans macht, man macht es verkehrt"

Erinnert sich noch jemand daran als man ein "actionlastigeren" Werbespot gedreht hat, untermalt mit Rockmusik? Der war nach nicht mal einen Tag wieder vom Netz genommen, weil diese Darstellung einen Shitstorm in Monsungröße ausgelöst hat.

Aber man muss bei der Werbung besonders darauf achten, wen man erreichen möchte.
"Wenn ich Werbung für Fernmeldetechniker mache, darf ich mich nicht wundern, wenn ich nur Fernmeldtechniker in der Bundeswehr habe."

Das Problem liegt aber definitiv nicht an der falschen Werbung für Leute die eh keinen Bock auf Bund haben. Die Probleme weswegen es zu dem Personal-, Motivationsmangel kam liegen wesentlich tiefer und in der Vergangenheit begründet. Und ich meine damit nicht die Geschehnisse um den 2. WK. Aber das hat Imperator im Ansatz schon trefflich dargestellt.

Und zu all jenen, auch zu Dir Doc, die einfach kein Verständnis von dem haben, was z.B. Imperator versucht zu erklären - bezüglich des inneren Vorgangs und Erlebens eines Soldaten im Krieg, möchte ich ein Zitat aus einem Film wiedergeben:

"When I go home people'll ask me,
"Hey Hoot, why do you do it man? What, you some kinda war junkie?"
You know what I'll say? I won't say a goddamn word.
Why?
They won't understand. They won't understand that it's abaout the men next to you, and that's it.
That's all it is" - Black Hawk Down

Klar, ziemlich platt ausgedrückt. Aber es ist so. Man kann es einfach nicht beschreiben, ohne sich für die Gegenseite als merkwürdiger Kauz anzuhören.
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von danke15jahre4p »

the curie-ous hat geschrieben: 25.08.2018 18:37 Zum Thema Bundeswehrwerbung gilt allgemein:
"Egal wie mans macht, man macht es verkehrt"
ne, es lässt sich ganz gut für die bundeswehr werben, einfach sagen wie es ist und die grundaufgaben benennen, sicherheit, humanitäre hilfe, vermittlung, ausbildung und klar auf die gefahren hinweisen die bei auslandseinsätzen besteht.

dazu lässt sich ganz einfach ein werbespot basteln, und ich meine so schlimm waren die werbespots die ich im tv sah garnicht.

aber der open world quatsch ist mehr als peinlich.

greetingz
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the curie-ous
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von the curie-ous »

Der Chris hat geschrieben: 25.08.2018 18:49 Ob die Leute im Dienst vom Alltag eingeholt werden ist mir ehrlich gesagt dabei erstmal relativ egal, im Zweifel hast du da dann aber auch trotzdem Leute sitzen, die gekommen sind weil sie durch eine Kampagne getriggert wurden, die gesagt hat: "Bei uns kannst du mal CoD in echt spielen. Geil wa?!".


Glaub mir, diese verdrehten Vorstellungen werden besonders bei den "Neuen" sehr schnell ausgetrieben.
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Doc Angelo »

Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:55 Aber nichts davon wirst du in Videospielen wieder finden.
Doch, das tut man schon. Natürlich nicht in AAA-Ballerorgien, aber es gibt schon Computerspiele, die sich kritisch und angebracht mit dem Thema auseinander setzen. Die meisten kennen bestimmt "This War of Mine".
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:55 Die Frage ist immer was das Kriegsziel ist und mit welchem Gegner du es zu tun hast. Die entsprechenden Strategien haben sich beim Wandel von " Kabinettskriegen " hin zu Kriegen zwischen Nationalstaaten nun einmal gewandelt.
Ich frage mich welches anderes Ziel es geben kann, außer den Krieg in den man gezwungen wurde zu beenden? Wir reden hier über eine Bundeswehr, die als Verteidigungs-Apparat dient. Zumindest wird das immer wieder betont, also geh ich davon aus, das es nicht nur leeres Gerede ist um die ganze Sache positiv zu schmücken. Ich nehm das schon ernst, und ich seh das selber auch so. Für meine Begriffe sollte die Bundeswehr nicht zum Angriff auf andere Länder dienen, sondern zur Verteidigung der eigenen (europäischen) Sicherheit.

Wenn man das mal als gegeben ansieht - dann kann es doch gar kein anderes Ziel geben. Oder hab ich dich da falsch verstanden? Bin nicht unbedingt so der Profi was das Vokabular dieser Branche angeht, vielleicht hab ich da ja was missverstanden.
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:55 Wenn du es schaffst einen Krieg so schnell wie möglich zu gewinnen und dabei so wenig Tote wie möglich auf beiden Seiten hast umso besser. Aber die andere Seite tut dir unter Umständen diesen Gefallen nicht.
Die andere Seite tut das möglicherweise nicht. Aber das ist die das Handeln der eigenen Seite irrelevant, denn ich würde das kaum begrüßen, wenn die Bundeswehr beim Verteidigen meiner Werte und Freiheit Dinge tut, die nicht meinen Werten entspräche. Meine Werte beinhalten auch, das man sein Handeln nicht mit dem Handeln anderer Leute relativieren kann. Wenn ich mich gegen jemanden verteidige, der das Ziel hat mich schlimm zu verletzen, dann muss die Verteidigung nicht aus gleichartigen Angriffen bestehen. Und erst recht nicht kann ich - wenn ich dennoch zu ähnlichen Mittel greife - diese Mittel nicht damit relativieren, das jemand anderes auch diese Mittel angewandt hat. "Wie Du mir, so ich dir" hat im Krieg nichts zu suchen, wenns nach mir geht. Das wird richtigerweise schon unseren Kleinsten beigebracht, das auf diese Weise keine Deeskalation stattfinden kann.
Imperator Palpatine hat geschrieben: 25.08.2018 17:55 Warum z.B ist in der öffentlichen ( auch amerikanischen ) Diskussion der Atombenabwurf auf Hiroshima mit 80.000 Toten als derart verwerflich angesehen aber die konventionelle Bombardierung Tokios bei der am 9. März 1945 manche Schätzungen von über 180.000 Toten ausgehen so gut wie unbekannt ?
Bin zwar kein Experte über den 2. Weltkrieg, aber wenn Du mich fragst: Zum einen weil hier eine vollkommen neue Kampftechnik verwendet wurde, die so noch nie aktiv eingesetzt (und zum Glück auch bisher nie wieder) wurde. Zum anderen bestimmt auch, weil hier mit nur 4 Tonnen Nutzlast aus einem Bomber 80.000 Menschen getötet wurden, während bei der konventionellen Bombardierung von Tokio am 9. März 1600 Tonnen Nutzlast aus 279 Bombern für 80.000 - 185.000 getötete Menschen am Werke waren.

Nebenbei: Es war ein Angriff auf die Wohngebiete von Tokio. Bis zu 185.000 Zivilopfer in einer einzigen Nacht, über 40.000 verwundete und über 1.000.000 Menschen die von einem Tag auf den anderen ohne Obdach waren. Hatte diese Aktion das Ziel, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden? Wie stehst Du dieser Taktik gegenüber? Würdest Du das unterstützen? Und haben sich die Bomberpiloten und Kommandanten dieser Aktion wohl "begeistert gefreut", als sie erfuhren, wie verheerend ihr Angriff war?
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von winkekatze »

Einseitige und realitätsferne Militärwerbung bei Minderjährigen ist nicht nur ethisch fragwürdig – sie ist auch nicht mit den völkerrechtlichen Verpflichtungen der UN-Kinderrechtskonvention vereinbar. Entsprechend fordert der UN-Ausschuss für die Rechte des Kindes Deutschland auf, „alle Formen von Werbekampagnen für die deutschen Streitkräfte, die auf Kinder abzielen, zu verbieten.“
https://www.tdh.de/fileadmin/user_uploa ... ten_EE.pdf

Hier mal ein interessantes PDF. Defacto stellt diese Werbekampagne nämlich einen Verstoß gegen einen völkerrechtlich verbindlichen Menschenrechtsvertrag dar.


Edit: mal was zu den kolportierten 80.000 Toten von Hiroshima:
Die Explosion in 600 Meter Höhe zerstörte um 8:15 Uhr Ortszeit ungefähr 80 % der bis dahin unbeschädigten Stadt. Bei diesem ersten Einsatz einer Kernwaffe in einem Krieg wurden schätzungsweise 90.000 Personen sofort getötet; an den Spätfolgen starben weitere 90.000 bis 166.000 Menschen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hiroshima
Zuletzt geändert von winkekatze am 25.08.2018 19:43, insgesamt 2-mal geändert.

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Peter__Piper
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Peter__Piper »

the curie-ous hat geschrieben: 25.08.2018 19:18
Der Chris hat geschrieben: 25.08.2018 18:49 Ob die Leute im Dienst vom Alltag eingeholt werden ist mir ehrlich gesagt dabei erstmal relativ egal, im Zweifel hast du da dann aber auch trotzdem Leute sitzen, die gekommen sind weil sie durch eine Kampagne getriggert wurden, die gesagt hat: "Bei uns kannst du mal CoD in echt spielen. Geil wa?!".


Glaub mir, diese verdrehten Vorstellungen werden besonders bei den "Neuen" sehr schnell ausgetrieben.
Daran habe ich so meine Zweifel.
Zumindest kenne ich auch andere Geschichten...aber typische Bundeswehrangehörigenantwort :wink:
Aber egal, warum sollte ich dann eine Werbung schalten die genau diese Typen anzieht ?
Warum Leute holen denen man erstmal etwas austreiben muss ? Und warum nicht gleich die Leute ansprechen die sich der Sache bewusst sind, und die man eigentlich auch haben will ?
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Doc Angelo »

Peter__Piper hat geschrieben: 25.08.2018 19:42
the curie-ous hat geschrieben: 25.08.2018 19:18 Glaub mir, diese verdrehten Vorstellungen werden besonders bei den "Neuen" sehr schnell ausgetrieben.
Daran habe ich so meine Zweifel.
Es ist ja auch so, das hier von den gleichen Personen, die sagen, das es nicht so ist, dann aber trotzdem erzählt wird, das es im Grunde doch so ist. So versteh ich zumindest die Aussagen über "Begeisterung über eine Bombardierung" und das "Staunen über teure Ausstattung". Das ist für mich erstmal Information, die sich gegenläufig ist. Vielleicht hab ich das auch falsch verstanden.
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Re: gamescom 2018: Werbeplakate der Bundeswehr sorgen für Empörung im Netz

Beitrag von Doc Angelo »

the curie-ous hat geschrieben: 25.08.2018 18:37 Aber man muss bei der Werbung besonders darauf achten, wen man erreichen möchte.
"Wenn ich Werbung für Fernmeldetechniker mache, darf ich mich nicht wundern, wenn ich nur Fernmeldtechniker in der Bundeswehr habe."
Und wenn man Werbung für CoD-Kiddies macht, dann darf man sich nicht wundern, wenn man CoD-Kiddies in der Bundeswehr hat. Diese Logik funktioniert so auch. (Damit will ich nicht sagen, das der Stand es zum Ziel hatte, die CoD-Kiddies abzugreifen. Das war ja offensichtlich nicht so. Den Plakaten werf ich das allerdings vor.)

the curie-ous hat geschrieben: 25.08.2018 18:37 Und zu all jenen, auch zu Dir Doc, die einfach kein Verständnis von dem haben, was z.B. Imperator versucht zu erklären - bezüglich des inneren Vorgangs und Erlebens eines Soldaten im Krieg, möchte ich ein Zitat aus einem Film wiedergeben:

"When I go home people'll ask me,
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That's all it is" - Black Hawk Down

Klar, ziemlich platt ausgedrückt. Aber es ist so. Man kann es einfach nicht beschreiben, ohne sich für die Gegenseite als merkwürdiger Kauz anzuhören.
Mit diesem Zitat kann ich ehrlicherweise nichts anfangen. Wortwörtlich wirds ja kaum gemeint sein. Aber wie ist es dann gemeint? Das man gerne in den Krieg zieht, weil die Kameradschaft zwischen aktiven Soldaten in Lebensgefahr eine ganz andere Qualität hat als eine "normale" Kameradschaft? Das macht für mich irgendwie auch wenig Sinn. Da würde mich mal interessieren, welche Botschaft für Dich hinter diesem Zitat steckt.

Es ist wirklich so, das ich keine Ahnung habe, wie es ist ein Soldat an der Waffe im Krieg zu sein. Aber das muss ich auch nicht um darüber eine Meinung zu haben. Ich wurde auch noch nie gefoltert - und trotzdem wird man mir wohl kaum absprechen, eine Meinung über den legalen Status und die Moral von Folter zu haben.
Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, sollte man nicht den Kopf hängen lassen.
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