Erstarrung hat geschrieben: ↑17.10.2018 16:03
muecke-the-lietz hat geschrieben: ↑16.10.2018 16:45
Erstarrung hat geschrieben: ↑16.10.2018 16:09
(...)
Insofern (da es ja entsprechende historische Vorbilder tatsächlich gab) wüsste ich nicht, warum die Möglichkeit, statt eines männlichen Hauptcharakters einen weiblichen Hauptcharakter auszuwählen, das Setting in irgendeiner Weise unglaubwürdig gemacht hätte...
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Die Macher haben sich entschieden und gut ist. Warum muss man da so ein Fass aufmachen. (...) Jetzt aber zu erwarten, man müsse 2 Geschlechter in jedem Spiel anbieten, ist einfach Unsinn. (...) Man kann eben nicht immer alles in jedem Spiel bekommen.
Da hast Du mich irgendwie vollkommen missverstanden. Mit ging es überhaupt nicht darum, meine Erwartungen an ein Computerspiel darzulegen, sondern um etwas ganz anderes:
Ich kann schlicht verstehen, dass manche gerne eine Frau spielen würden, und zwar einfach aus einer persönlichen Vorliebe heraus. Und da geht es mir schlicht und ergreifend auf den Sack, dass sich dann eigentlich in jedem Thread zum Thema dann jemand findet, der sofort irgendeine 'Agenda' unterstellt. Und zwar nur beim Thema "Ich spiele lieber einen Mann" / "Ich spiele lieber eine Frau". Wenn jemand z.B. schreibt "Ich spiele lieber Rollenspiele" / "Ich spiele lieber Adventures" o. ä. habe ich entsprechende Unterstellungen noch nie gehört...
Und hier wurde ja zuzüglich zum "Du willst ja bloß Deine Agenda umsetzen"-Vorwurf noch geschrieben, dass dann ja das Setting nicht mehr glaubwürdig wäre (und die Leute, die gerne eine Frau spielen würden, aber trotzdem lieber ihre Agenda umgesetzt sähen).
Und diesen doppelten Unsinn wollte ich einfach nicht so stehen lassen. Zum einen verfolgt jemand, der lieber eine Frau spielt (oder zumindest gerne die Auswahl hätte), deswegen noch lange keine 'Agenda', sondern bringt halt seine/ihre Vorlieben zum Ausdruck, und zum anderen wird ein Wildwest-Setting durch eine Frau, die Reiten, Schießen, Pokern, Sich Prügeln, etc. kann nicht unglaubwürdig, da es solche Frauen halt in der Realität tatsächlich gab.
Im übrigen 'erwarte' ich persönlich von Computerspielen, dass ich mir meinen Charakter selber erstellen kann (altes Rollenspielerleiden), und habe in letzter Zeit auch eigentlich nur solche Spiele gekauft (Ausnahme war der Witcher 3). Aber auch das heißt nun überhaupt nicht, dass ich der Meinung wäre, "man müsse 2 Geschlechter in jedem Spiel anbieten". Die Macher eines Computerspiels müssen überhaupt nichts. Die können ihr Spiel machen, wie auch immer sie wollen. Nur ich als Konsument muss auch überhaupt nichts. Ich kaufe ein Spiel, oder eben auch nicht, aus den Gründen, die
mir gerade passen. Und genauso, wie es für Rockstar völlig legitim ist, in ihrem Spiel einen männlichen Hauptcharakter fest vorzugeben, ist es für mich völlig legitim, es aus genau diesem Grunde nicht zu kaufen...
Du musst als Spieler gar nichts, das ist richtig. Und dass man als Spieler bestimmte Vorlieben hat, ist auch normal.
Aber alleine schon, dass du Computerspiele die Erwartung hast, die grundsätzlich einen Charakter erstellen zu können, zeigt schön das Problem, das wir hier in der Diskussion haben. Es gibt Spiele, mit Story, die haben eben ihren Charakter. Der steht, und muss auch da sein, weil die ganze Story um ihn herum gestrickt ist. Und es ist gut, dass es solche Spiele gibt, denn gerade in diesen sind richtig gute und persönliche Geschichten erst möglich. Gerade ein TW3 profitiert ungemein von seinem Hauptcharakter. Auch ein RDR oder ein Horizon: Zero Dawn, oder Uncharted 4 + LL, oder God of War, oder, oder, oder. Diese Spiele haben feste Charaktere, punkt.
Dann gibt es eben andere Spiele, wo man sich seinen Charakter erstellen kann, die Figur aber viel mehr als Avatar für die eigenen Handlungen und für die persönliche Entfaltung in dieser Welt funktioniert. Hier wirst du aber ganz selten tolle und persönliche Geschichten erleben, dafür aber andere Vorzüge genießen.
Aber es werden niemals alle Spiele diese Möglichkeit anbieten. Das wäre grauenhaft, weil diesem Medium damit auf Dauer etwas verloren ginge. AssCreed Odyssee zeigt auf beeindruckende Art, wie gut sowas funktionieren kann, in einem charakterbezogenem, storygetriebenen Spiel, zeigt aber auch auf erschreckende Art, wo die Grenzen liegen, und da kann man nur zwischen Frau und Mann unterscheiden.
Ich fände eine weibliche Figur von Rockstar mal richtig geil, und auch im Wilden Westen wäre das möglich gewesen, ohne da gleich ne reine Frauengeschichte draus zu machen. Aber was du hier erwartest, ist ein Avatar, eine Hülle, statt eines festen Charakters. Sowas hat Rockstar aber nicht im Sinn gehabt. Von daher würde so ein Feature anderen Spielern durchaus etwas wegnehmen - nämlich Charaktertiefe. Denn es wäre ein unglaublich bis unmöglicher Aufwand so eine Möglichkeit anzubieten, mit zwei gleichberechtigt tiefen Charakteren. Das fängt im Kleinen an, wie, dass jeder NPC zweimal eingesprochen werden muss, einmal für Frau, einmal für Mann, bis hin zu großen Problemen, dass Frauen einfach anders in so einer rauen Umgebung behandelt wurden, und man das mindestens zum Thema machen müssten, wenn auch nicht zum Hauptthema.
Die haben an dem Spiel schon 8 Jahre gesessen, mit Crunchtimes und allem drum und dran. Da jetzt um die Ecke zu kommen, und salopp einfach zu erwarten, dass man wählen kann, zwischen Mann und Frau, finde ich schon irgendwie drollig.
Das wäre, als wenn ich von TW3 erarten würde, mir die Möglichkeit zu geben, Geralt oder Ciri zu spielen, beide aber dann gleichberechtigt, mit ihrem jeweiligen Storyverlauf. Das wäre unfassbar cool, aber auch so dermaßen unmöglich für ein Studio das sinnvoll und kostendeckend umzusetzen.
In CP2077 wird es möglich sein seinen Charakter zu erstellen, weil man auf bestimmte Elemente, welche für die Charaktertiefe notwendig sind, verzichtet, dem Spieler dadurch aber mehr Freiheiten gibt, seinen Charakter zu spielen, ohne, dass das am Ende aber ein vollkommen hohler Charakter wird, wie in Skyrim, den man als Spieler komplett füllen muss. Das Feature fand ich schon bei Mass Effect geil, aber auch da hat man eben mit Shepard auf einen allzu tiefen Charakter verzichtet, aber ihm trotzdem noch genug Charakter zu geben, dass er nicht komplett austauschbar wird.
Aber RDR2 ist kein Rollenspiel, sondern ein Action Adventure, mit einer Story, die genau um eine Figur herum geschrieben wurde. Das funktioniert halt anders. Ein Charaktereditor jeder Art würde grundsätzlich dem Storytelling widersprechen, auch wenn ich auch lieber die Geschichte einer weiblichen Hauptfigur gesehen hätte.